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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1934
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- 1934-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1934
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- Deutsch
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104, 5. Mai 1834. Rrdaktwnollkr T?il. ^Börsenblatt f. b.Dtschn. Buchhandel. der Form ist nicht denkbar. Und es sieht nicht an, das; heute mangels schlechter Gestaltungskraft zum Ersatz die Schreier uud Nichtskönner auf den Märkten und Plätzen das Wort ergreifen, um einer großen Zeit das künstlerische Banner voranzutragen, die sie nicht gerufen hat, und an deren Werden sie keinen Anteil besitzen. So sehr wir uns gegen den Dilettantismus des nationalen Kitsches und der öden Verballhornisierung der großen Ideen und Symbole unseres Auf bruchs zur Wehr setzen, so energisch machen wir Front gegen die überheblichen Versuche einer unkünstlerischcn Experimentierwut etwelcher Klüngel von Übermodernen, die nichts gelernt haben und ihren Mangel an Können unter lautem Geschrei und einer meistens scheinheiligen Anrufung des Zeitgeistes zu verbergen suchen. Nur der hat das Recht, auch in der künstlerischen Formgebung revolutionär vorzustoßcn, der die Form, die er überwinden will, souverän be herrscht. Ist das nicht der Fall, dann gerät er in den Verdacht, daß er Sturm läuft gegen eine Form, deren Gestaltung ihm versagt blieb, gerade weil sie ihm versagt blieb. Denn die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gebührt vor allem der künstlerischen Leistung, nicht der Abnormität des Experiments und nur Zeiten, denen es an Ideen fehlt, die der Gestaltung dnrch das künstlerische Genie wert gewesen wären, werden am Ende ihr Interesse artistischen Spielereien und snobistischen Launen zuwenden. Demgegenüber muß darauf verwiesen werden, daß auch heute noch die Kunst der edel st e, geistige Ausdruck einer Zeit ist, daß sie die wunderbare Aufgabe hat, die einer Zeit innewohnenden Gedanken, Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen in über die Zeit hinauswirkende Form zu bringen und damit nachkommenden Geschlechtern einen lebendigen und plastischen Ausdruck vergangener großer Epochen zu übermitteln. Auch unsere Zeit gibt der Kunst diese Aufgabe. Wie keine andere zuvor hat sie die Herzen erwärmt und die Gehirne gespannt, hat sie aus dem Urgrund aller menschlichen Problemstellungen die Schick salsfragen unseres sozialen und nationalen Daseins emporgehoben und sie den führenden Köpfen unserer Generation zur Lösung über geben. Klage niemand darüber, daß es ihr vorläufig noch an den letz ten künstlerischen Ausdrucksformen fehlt. Alles Große will Zeit znm Reifen haben, und es bedarf der Geduld im Warten, um des Großen wirklich teilhaftig zu werden. Schon Bismarck sagte einmal, daß man nicht glauben dürfe, die Zeit zur Ernte dadurch zu verkürzen, daß man eine Lampe unter die Frucht stellt. Was hier für das organische Werden im Politischen gemeint ist, das gilt auch für das organische Werden im Geistigen und Künstlerischen. Die jungen Männer, die unserer Zeit einmal das letzte geistige und künstlerische Gesicht geben werden, leben gewiß schon unter uns. Die kommenden Dichter, Mu siker, Bildhauer und Baumeister marschieren vielleicht unbekannt und ungenannt in irgendeinem Glied des Jungvolkes oder der Hit lerjugend. Eines Tages werden sie vor die Nation treten und herrisch ihren Anspruch auf die geistige und künstlerische Gestaltung der nationalsozialistischen Revolution geltend machen. Sie brauchen nicht gerufen zu werden, sie kommen von selbst, und so wie wir einmal mit harter Hand an die Tore der Macht klopften, um uns zur Verant wortung zu melden, so werden sie mit harter Hand an die Tore des Geistes klopfen, um der tiefen Sehnsucht unserer Zeit lebendigen und unsterblichen Ausdruck zu geben. Darum wollen wir in Demnt warten und den Weg bereiten. Darum wehren wir ab die überspannten Nichtigkeiten einer Herde von Nichtskönnern, die weder gerufen und berufen sind und verwah ren uns andererseits gegen Versuchungen des geistigen Rückschritts, der aus dem Mangel an Talenten unserer Zeit für seine eigene Ta- lentlosigkeit Vorteile zu schlagen sucht. Im Nahmen der Reich skulturkammer haben wir — und das mar die dringendste Au'gabe — die organisatorische Vereinheit lichung der künstlerisch und kulturell schöpferischen Menschen in Deutschland vollzogen. Schon bei der Gründung des Standes geistig Schaffender waren mir uns klar, daß eine Organisation nichts be deutet, wenn sie nicht von lebendigen Menschen mit lebendigem Leben erfüllt wird. Wir wußten auch, daß es nicht Ziel und Aufgabe einer Organisation sein kann, Kunst zu schaffen und es noch viel weniger in ihrem Bestreben gelegen sein darf, wirkliche Kunst zu behindern oder gar in der Enthaltung verkümmern zu lassen. Wir haben diese Gefahr nach besten Kräften zu vermeiden gesucht. Wir sahen unsere Pflicht immer und zuerst darin, dem Genius wirklich schöpferischen Gestaltens die Wege zu ebnen und ihm die Bahn frei zu machen. Wir haben uns fern gehalten von allen künstlichen Experimenten und Richtungen und unser Augenmerk vor allem darauf gewandt, was kommt und im Kommen der Förderung und weisen Pflege be darf. Auch eine autoritäre Negierung kann keine Kunst machen: sic kann nur die Voraussetzungen zum schöpferischen Gestalten schaffen. Sie gibt der Zeit ihren Ideengehalt und ruft die Künstler der Zeit auf, sich seiner zu bemächtigen. Und wo das geschieht, da greift sie 4l2 mit vorsichtiger Mäßigung ein, um dem geistigen Werdeprozeß, so weit das möglich ist oder tunlich erscheint, jene materiellen Hemmun gen zu nehmen, die ihn im ersten Aufkeimen ersticken könnten. Das ist nicht, wie es uns manchmal, vor allem im Auslande, unterstellt wurde, eine Diktatur über die Kunst. Der Führer und all seine Mitarbeiter denken viel zu künstlerisch, als daß sie glaub ten, mit Zwangsmaßnahmen geistige Prozesse kommandieren zu können. Wie tief und ehrlich die Sorge ist, die das neue Deutschland dem geistig Schaffenden entgegenbringt, das beweisen kulturelle Großtaten, wie die Gründung der Neichskulturkammer, der Bau des Hauses der Deutschen Kunst, die umfassenden Baupläne für Berlin nnd München, die großzügige Übernahme einer Reihe repräsentativer Theater in die Hand des Reiches, das neue Schriftleitergesetz, die Fürsorge, die die Negierung dem Film angedeihen läßt, um nur eini ges zu nenuen. Das alles sind Beweise einer Vergeistigung a u ch u n s e r e s p o l i t i s ch e n L e b e n s, die in der deutschen Ver gangenheit sowohl vor als auch uach dem Kriege ihresgleichen suchen. Wir können also mit gutem Recht auf das geistige Arbeitsjahr, das hinter uns liegt, stolz sein. Denn es war ein Jahr zielbewussten nnd organischen Aufbaues. Es hat manches noch in den Anfängen stecken lassen müssen; aber wir haben doch angefangen nnd sind nicht vor den manchmal unüberwindlich scheinenden Hindernissen zurück geschreckt. Es war das erste Jahr im Umbruch. In seiner kurzen Spanne mußten all die Abfälle, die die von uns überwundene Zeit zurückgelassen hatte, weggeräumt werden, und cs blieb uns dabei viel fach nicht genug Zeit, um Neues zu schaffen. Gestehen wir es ruhig ein: dieses Jahr zeigte viel ehrlichen Willen, aber im Können und Gestalten vermochte es noch nicht auszureichen. Vielleicht war es nur das Jahr der Saat. Mag sein, daß wir zu der Hoffnung berechtigt sind, einem Jahr der Ernte entgegenzugehen. Wissen und bestimmen können wir das nicht. Uns bleibt es nur Vorbehalten, unser Werk zu tun und den Weg, den wir im Politischen gebahnt haben, freizuhal ten für den Zug des Geistes, der einmal hinter uns folgen wird. Im Mai des vergangenen Jahres hat die Ncichsregierung durch mich eineu Nationalpreis für dasjenige Buch- und F i l m w e r k geschaffen, das dem aufrüttelnden Erlebnis unserer Tage den packendsten und künstlerisch reifsten Ausdruck gibt. Dieser Nationalpreis soll in Zukunft in jedem Jahr am 1. Mai zur Verteilung gelangen. Am heutigen Tage wird er zum ersten Male in einer Festsitzung der Neichskulturkammer feier lich übergeben. Er soll die tiefe und herzliche Verbundenheit des Führers und seiner Negierung mit den geistig schassenden Menschen in Deutschland zum Ausdruck bringen. Er soll Zeugnis ablegen für die warme und fördernde Teilnahme, die der nationalsozialistische Staat der Kunst und den Künstlern zuteil werden läßt. Er soll das geistig schaffende Deutschland auf das engste den Aufgaben, die uns unsere Zeit gestellt hat, verpflichten. Er soll ein Zeichen der Bewun derung sein, die der Führer und seine Mitarbeiter der deutschen Kunst und ihren Ewigkeitswerten entgegenbringen. Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, zum ersten Male diesen Preis zu verteilen. Das von mir eingesetzte Preisgericht hat den Buch- preis, der als Stefan-George-Preis im Wert von 12 OOO RM ausgeschrieben worden ist, dem Werk »Deutsche Passion 1933« von Richard Euringer zugesprochen. Der Filmpreis wurde dem Film »Flüchtlinge« der Universum Film A.G. (Spiel leiter Gustav Ucicky) verliehen. Er ist ein Wanderpreis in Gestalt einer Schöpfung des deutschen Kunsthandwerks, in welchem das Wesen der Filmkunst in künstlerischer Form versinnbildlicht wird. Die beiden preisgekrönten Arbeiten ragen sichtbar über die künst lerische Produktion des vergangenen Jahres. Sie tragen in sich Geist und Wesen unserer Zeit. Sie halten sich fern von aufdringlicher und darum verstimmender Absicht, ohne indes die Nähe zu dem dramati schen G"schehen unserer Tage zu verlieren. Sie suchen sich nicht mit einer billigen oder sentimentalen Verkitschung der Ideen und Sym bole der großen deutschen Revolution über die geistige Beklemmung hinwegzuretten. Sie fassen hinein ins volle Menschenleben und wo sie es packen, da ist es interessant. Sie haben zwar nicht das Pro gramm des Nationalsozialismus dialogisiert, aber in ihnen ist Geist von unserem Geist, Kraft von unserer Kraft und Wille von unserem Willen. Darum verleiht der nationalsozialistische Staat ihnen auch äußerlich die Ehre, die ihnen gebührt. Ein neues Jahr geistigen Ringens beginnt in dieser Stunde. In edlem Wetteifer werden die Künstler unserer Generation ihre Kräfte miteinander messen, junges Blut wird in ihre Reihen strömen, um neue Formen und Symbole in unsere wildbewegten Tage hineinzu tragen. Das geistige Deutschland hat sich Rechenschaft abgelegt und rüstet nun zu neuem Werk. Aus den Feldern und Plätzen des ganzen Landes sind nun die Millionenmassen aufmarschiert, um dem Führer und seinem Werk zu huldigen. Niemand weiß das besser als wir, die wir hier versammelt sitzen, daß der Mensch nicht vom Brote allein
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