Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1934
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19340505
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193405058
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19340505
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
- Monat1934-05
- Tag1934-05-05
- Monat1934-05
- Jahr1934
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
104, 5. Mai 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. Ü.Dtschn. Buchhandel. lichung der von uns ersehnten Entwicklung sein wird. Um so mehr, als Euringer eben keiner von denen gewesen ist, die am Schreibtisch ihre Zeit versessen haben, allenfalls konziliante Briefe an einige einflußreiche Politiker schreibend, um bedarfsweise rechts oder links gedeckt zu sein. Nie hat er auch für sich in Anspruch genommen, das Dritte Reich erfunden zu haben, wohl aber hat er es zu unser aller Freude als seine Heimat erkannt, eine Heimat, von der er frühzeitig wußte, das; sie ihm Adolf Hitler geschaffen hat. Er hat sich in die Kolonnen eingereiht, die auf die fernen Türme dieser Heimat zu marschiert sind, er ist in den Kolonnen zum Volksgenossen gewor den, als sie zum Volke wurden. Ein Dichter, der nicht nur von der Mannschaft schrieb, sondern den Gedanken der Mannschaft auch lebte, als Soldat zunächst, als Feldpilot an der Westfront und Führer der Fliegerschule 4, als Student der Kunstgeschichte und Volkswirtschaft in den gemeinschaftsfrohen Jahren der trüben ersten Nachkriegszeit, als Holzknecht sodann und Flößer, Sägemerksarbeiter, Herstellungs leiter in einem Kunstverlag und Bankvolontür während des Jnfla- tionstaumels, und als Schriftsteller schließlich in den Tagen des deutschen Morgens. Man sieht, daß sein Leben bisher so vielgestaltig war wie seine Werke. Er ist ein Dichter so, wie wir ihn uns vorstel len, einer, der sich an jeden Volksgenossen wenden kann und zu ihm sagen: Bruder Soldat und Bruder Zimmermann und Bruder Stu dent, ich bin, was ihr seid; ich tat, was ihr tut; ich denke und fühle wie ihr. Ich belächle euch nicht uüd ich beschäme euch nicht, sondern für euch alle bin ich der Mund, der ausspricht, was ihr wollt. Festsitzung der Reichskulturkammer. Verleihung des Stefan-Gcorge-Preises durch Neichsminister vr. Goebbrls. Zu den Berliner Veranstaltungen am Nationalen Feiertage der Arbeit des Deutschen Volkes gehörte auch eine Festsitzung der Neichskulturkammer in der Staatsoper. Im Beisein des Führers hielt dort der Präsident der Neichskulturkammer, Neichsminister vr. Goebbels, eine weiter unten vollständig wiedergegebene Rede über das Verhältnis des neuen Deutschland zum geistig Schaffenden. Am Schluß seiner Rede verkündete Neichsminister vr. Goebbels die Verleihung des nationalen Buchpreises an Richard Euringer für sein Werk »Deutsche Passion 1933« sowie des Filmpreises für den Film »Flüchtlinge«. — Die Sitzung nahm einen äußerst eindrucks vollen Verlauf. Die Staatsoper Unter den Linden war voll besetzt. In den ersten Parkettreihen hatten die Minister und Staatssekretäre Platz genommen, im ersten Rang die Botschafter und Gesandten fast aller in Berlin vertretenen auswärtigen Mächte mit ihren Damen. Erschienen waren ferner die Präsidenten und Präsidialmitglieder der Einzelkainmern der Neichskulturkammer, Vertreter der Reichswehr, der Neichsmarine und der Polizei, der SA. und SS., die Führer der politischen Organisationen der NSDAP, sowie Vertreter der in- und ausländischen Presse. Punkt 14 Uhr erschien der Führer in Begleitung des Präsidenten der Neichskulturkammer, Neichsminister I)r. Goebbels, und des Vizepräsidenten, Staatssekretär Funk. Weiter waren anwesend der Stellvertreter des Führers, Reichs minister Rudolf Heß, Vizekanzler v. Papen, Ministerpräsident Göring, die Neichsminister vr. Fr ick, vr. Rust, Eltz- Nübenach und Seldte, der preußische Justizminister Kerrl, Neichsbischof Müller und zahlreiche andere Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens. Nach dem einleitenden Vortrag des Staatsopernorchesters bestieg Neichsminister vr. Goebbels das Rednerpult: Mein Führer! Meine Volksgenossen und Volksgenossinnen! Über dem großen Aufbauwerk des nationalsozialistischen Staates steht das Wort des Führers: »Sie müssen sich gegenseitig wieder achten lernen, der Arbeiter der Stirn den Arbeiter der Faust und umgekehrt. Denn keiner bestünde ohne den anderen. Aus ihnen beiden wird sich einmal wieder herauskristallisieren der neue deutsche Mensch«. Dieses Wort, vor Jahren allerschärfster Opposition gegen das vergangene liberal-marxistische Regime gesprochen, mutet heute fast prophetisch an in seiner wegweisenden Bedeutung, denn was damals noch Ahnung nnd Wunsch war, das ist heute bereits Wirklichkeit ge worden. Das schaffende Deutschland hat sich in einem Männerbund, der seinesgleichen in der Geschichte sucht, zusammengeschlossen und ist eben im Begriff, die ungeheuren geistigen und seelischen Kräfte, die in ihm schlummernd verborgen lagen, voll zur Entfaltung zu bringen. Die volksausspaltenden Gegensätze zwischen Faust und Stirn, zwischen Hand und Kopf sind überwunden, und eine neue Wertung des Menschen nach Charakter und Leistung hat allenthalben im privaten und öffentlichen Leben Platz gegriffen. Die unermeßlichen Aufbaureserven, die dem deutschen Volk seit je zur Verfügung standen, in den unseligen Jahren nach dem Kriege jedoch nicht zum Einsatz kamen, finden heute wieder ihre ausgiebige und volle Verwertung. Lebendiger Ausdruck dieses beglückenden neuen Zeitgefühls ist die Tatsache eines Aufmarsches von 40 Mil lionen schaffender Menschen, der sich in dieser Stunde, da wir eben hier versammelt sitzen, überall in Deutschland, in Stadt und Dorf, vollzieht. Welcher andere Tag wäre eher dazu geeignet, diese Tat einer erwachenden Nation zu zeigen, als gerade der 1. Mai. In der Ver gangenheit von marxistischen Parteien und Verbänden für ihre Inter essen okkupiert und zu internationalen Ideologien und Zielsetzungen mißbraucht, ist er von der Führung des nationalsozialistischen Staates seiner eigentlichen Bedeutung wieder.zurückgegeben worden. So, wie sich heute die Natur in verschwenderischer Blütenfülle zu neuem Werden und Gebären rüstet, so besinnt sich ein ganzes Volk auf die ihm innewohnenden schöpferischen Kräfte mit dem Entschluß, sie voll und ungeteilt in den Dienst des Ganzen zu stellen. Keiner nimmt sich davon aus, denn das neue Gefühl unserer Zeit hat uns über alles, was ehedem Menschen deutschen Schicksals trennen konnte, hin aus gelehrt, daß nur im sinnvollen und zweckbestimmten Zusammen wirken aller nationalen Kräfte unseres Volkes die furchtbare Krise, die über Deutschland und die ganze Welt hereingebrochen ist, ge wendet werden kann. Denn diese Krise findet zwar ihren sichtbaren Ausdruck in materiellen Dingen, sie wird in ihren wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen vor allem als unerträglich empfunden, ihre Ursachen aber liegen tiefer und sind im G e i st i g e n und Seelischen zu suchen. Die Heilungsmethoden, die dagegen an gewandt werden müssen, haben deshalb auch hier einzusetzen. In der Tat war das Unglück, das Deutschland betraf, vornehmlich eine Krise des Charakters und die Vorbereitung einer neuen charakterlichen Haltung wird somit auch erste und entschei dendste Aufgabe der neuen Staatsführung sein. Es ist deshalb kein Zufall, daß gerade am 1. Mai in einer Feierstunde, die mitten zwi schen den großen Volksdemonstrationen liegt, das geistige Deutschland Zusammentritt, um seiner Verbun denheit mit dem Nationalsozialismus, seiner An führer und Gestalter Ausdruck zu geben und in seinem Beisein die künstlerischen Werke des vergangenen Jahres zu ehren, die über die Produktion des Tages hinaus amstärkstendemGeistderneuenZeitFormundGe- stalt geben. Denn künstlerisches Schaffen bedeutet nichts anderes als dies. Goethe hat es einmal am sinnfälligsten dargestellt mit den Worten: »Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt, gab mir ein Gott zu sagen, was ich leide«. Auch unsere Zeit hat dieses Leiden durchgemacht. Sie ist durch alle Tiefen menschlicher Zerrissenheit, materieller Not und seelischer Bedrängnis hindurchgegangen. Wenn sie zuerst auf politischem Ge biete geformt und gestaltet wurde, so ist das kein Beweis dafür, daß es ihr am künstlerischen Ausdrucksvermögen fehlt. Die geschichtliche Erfahrung lehrt, daß politische Bliiteperioden nicht immer geistige und künstlerische Hoch-Zeiten in ihrem Gefolge mit heraufführten. Wenn unser Jahrzehnt der deutschen Wiederbesinnung noch nicht diesen letzten Ausdruck künstlerischer Formung gefunden hat, so mag das daran liegen, daß es von einer ungeheuren weltanschaulichen Umwälzung bestimmt wurde, die sich in ihrem explosiven Überschwang vorläufig noch jeder gebundenen Strenge entzieht. Aber diese Zeit hat, wie jede Revolution, ihre großen g e i st i g e n Fragen, die das Herz des Menschen auf das Tiefste bewegen und sein Gehirn in unnachsichtigem Drängen Tag und Nacht beschäftigen. Es sind nicht die Probleme, die das Deutschland des November ausfüllten, es sind die Probleme, die unsere Zeit mit ihren aufwühlenden Ereignissen politischer, sozialer und wirtschaftlicher Natur gestellt hat. Auch das künstlerische Schaffen der lebenden Generation wird nicht teilnahmslos an ihnen Vorbeigehen können. Denn so wahr und richtig es sein mag, daß die Kunst ihre Stoffe souverän aus allen Zeiten nimmt, so wahr und richtig ist es, daß sie in der Formgebung und geistigen Durchdringung ihrer Stoffe an die Zeit und an die von ich r gegebenen Wertmesser gebunden i st. Und das gerade unterscheidet den künstlerisch schaffenden Menschen vom unkünstlerischen, daß er die Gnade besitzt, Stoff, Geist und Form in einen Guß hineinzugießen und in dieser Dreiheit der Ge staltung dem Genius der Zeit nahezurücken oder ihn in genialem Wurf vollendet zur Darstellung zu bringen. Darum soll eine Zeit, die aussieht wie die unsere, sich hüten vor jenen falschen Propheten, die da glauben, in der Zuchtlosigkeit der Form und der ausschweifen den Überspanntheit der Jdeenbildung einem Jahrzehnt am ehesten gerecht zu werden, das zwar wild, aber nicht anarchisch, und zwar mitreißend, aber nicht zügellos ist. Denn Kunst ohne Gesetzlichkeit 411
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder