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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1931-07-28
- Erscheinungsdatum
- 28.07.1931
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- Deutsch
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VMMjMck-wDeMlMMälluuM Nr. 172 (N. 87). Leipzig, Dienstag den 28. Juli 1931, 88. Jahrgang. ReÄMLoueller TA Zur Zukunft des deutschen Duchmarktes.*) Bon Horst Kliemann, Die ungeheuren Schwierigkeiten, in die die kapitalistische Wirtschaftsform in allen Teilen der Welt geraten ist, die Welt wirtschaftskrise, bei der noch nicht klar zum Ausdruck kommt, ob es sich nur um eine Konjunktur- oder um eine Strukturkrise handelt, lassen es ratsam erscheinen, die Abhängigkeit des Buch handels und seine Aussichten in einigen Punkten zu betrachten. Zunächst verschiedene Zahlen: Vom Gesamtumsatz des deut schen Buchhandels dürften etwa 8?? smanche Schätzungen gehen bis 10^) ausgesührt werden. Von dieser Ausfuhrmenge gehen nach Österreich, Schweiz, Danzig etwa 10??, den übrigen Oststaaten etwa 27??, den nordischen Staaten einschließl. Niederlande und Saargcbiet etwa 13??, den restl, curop, Staaten u, Ubersee etwa 10??. Bereits vor acht Jahren habe ich eindringlich darauf hin- gewiescn, daß die Weltgeltung des deutschen Buches stark zurück gehen wird bzw. muß. Dabei müssen wir aber verschiedene Gruppen unterscheiden. I. Lehrbücher. Hier emanzipiert sich die ausländische Wissenschaft immer mehr durch eigene Lehrbücher, verfaßt von Professoren, die ihre Ausbildung in Deutschland genossen haben. Das zeigt sich besonders stark auch in den neugcbildeten Staaten, überall ein Streben nach Autarkie der Buchwirtschaft. Das ist eine Entwicklung, gegen die der Buchhandel fast machtlos ist. Gegenwirkungen können nur in beschränktem Umfang von Seiten der staatlichen Kulturpolitik erfolgen**). So sehr aber einige Wissenschaften, besonders wieder einige Verleger und das deutsche Ansehen im Ausland davon getroffen werden, spielt dieser Rückgang für die gesamte deutsche Buch Wirtschaft nur eine verhältnismäßig geringe Rolle. II. Die übrige wissenschaftliche Literatur. Ihre Weltgeltung und damit ihre Ausfuhrmöglichleit hängt im wesentlichen von ihrer wissenschaftlichen Brauchbarkeit, Quali tät und Besitznotwendigkeit ab***). III. Die schön wissenschaftliche und populär wissenschaftliche Literatur. Bei ihr richtet sich die Ausfuhr nach dem Umfang der Erhaltung des Deutschtums in den nicht geschlossenen deutschen Sprachgebieten und nach der Auswanderung. Dazu kommt in den östlichen Ländern die all gemeine wirtschaftliche Verbundenheit piit Deutschland. Betrachten wir die obigen Zahlen näher, so zeigt sich, daß allein etwa 40^ der gesamten Ausfuhr nach Deutsch-Österreich, Schweiz und Danzig geht, also in angrenzende, geschlossene deutsche Sprachgebiete, in denen unsere Stellung so stark ist, daß diese Länder hier nicht weiter berücksichtigt zu werden brauchen. *> Im Sinne des Verfassers veröffentlichen wir diese Ausfüh rungen in erster Linie, um eine Aussprache über diese Dinge zu eröffnen, nicht daß wir die Sache schon für erledigt hielten und uns mit alle» Einzelheiten identifizieren möchten. Die Schrift!. **) Vgl. meine» Aussatz: »Außenpolitik des Buchhandels« in Der neue Stand. Zeitschrift des deutschen Jungbuchhandels, Heft 2. ***) Vgl. vr. Friedrich Oldenbourg: Zur Weltgeltung des deut schen wissenschaftlichen Buches. Börsenblatt ISA, Nr. 81. Nun gehen aber 27?? in die Oststaaten und I3N nach den Nord staaten (einschließlich Niederlande und Saargcbiet), nach Län dern also, mit denen wir seit Jahrhunderten zwar wirtschaft lich und kulturell umfangreiche Verbindungen haben, die aber Kampfgebiet zwischen deutschem und andersländifchem Einfluß sind. Somit bleiben für das übrige Europa und für die über seeischen Länder je 10?? der Buchaussuhr. Daraus zeigt sich aber eindeutig, daß das Streben nach diesem Teil des Ex ports gewachsen ist aus und mit der imperialistischen Wirt- schaftsexpansion des Deutschen Reiches und der teilweise damit zusammenhängenden Auswanderung. Die Periode des Wirtschastsimperialismus und der dazu gehörigen Auswanderung dürfte aber ganz allgemein, minde stens aber für Deutschland, abgeschlossen sein. Die Pflege der in diesen Jahrzehnten gewonnenen Verbindungen und die mög lichste Erhaltung dieser Einflußsphären wird uns immer am Herzen liegen; für die Zukunft des deutschen Buchmarktes spielt aber eine etwa denkbare Erweiterung doch nur eine untergeord nete Rolle. Überall wachsen für das Buch die Sprachmauern, für alle übrigen Waren die Zollmauern. Es scheint, daß sich in der ganzen Welt neue Wirtschaftsräume mit möglichster Autar kie bilden. Die Hochzollfchutzwelle, die auch sreihändlerifche Länder wie England immer mehr erfaßt, weist m. E. eindeutig in diese Richtung. Damit ist aber auch für den Buchhandel der Zeitpunkt gekommen, seine Lage neu zu überprüfen. Zur inter nationalen Zollpolitik fei dabei angemerkt, daß bisher Bücher (von Einbänden abgesehen) fast durchwegs überall zollfrei sind und es bleibt nur zu hoffen, daß es dabei bleiben wird. Im allgemeinen wird man auch auf alle Zollpolitik gegenüber Bücher verzichten können, da allein schon die verschiedene Sprache als Zollschutz wirkt (daher Zollschutz zwischen U.S.A. und Eng land, zwei konkurrierenden Wirtschaftsgebieten mit gleicher Sprache). Wir haben demnach für die buchhändlerische Außenpolitik folgende Gebiete zu unterscheiden: 1. Österreich, Schweiz, Danzig (40A der Ausfuhr). Diese Gebiete gehören infolge ihrer engen kulturellen und sprachlichen Verbundenheit fast in das Gebiet buchhändlerischer Innenpolitik. 2. Die übrigen Oststaaten (27?? der Ausfuhr): Hier be stehen m. E. die größten Aussichten, unsere Buchausfuhr noch wesentlich zu steigern. Die Steigerung wird naturgemäß be einflußt sein von der zukünftigen allgemeinen deutschen Handels politik (Agrarabkommen, Zollunionen, Handelsverträge ufw.). Aber auch der deutsche Buchhandel selbst kann viel durch enge Zusammenarbeit mit den nationalen Buchhandelsorgauisationen, Förderung des deutschen Sprachunterrichts, Anpassung seiner Produktion an die dortigen Bedürfnisse usw. dazu beitragen. Der bisherige Anschluß der deutschen Buchhandelsorgauisationen als »Auslandvereine« an den Börfenverein in Österreich, Schweiz, Tschechoslooakei, Polen, Ungarn, Lettland (63^ der ge samten Buchaussuhr) geht schon in dieser Richtung. Es scheint sich in wirtschaftlicher Hinsicht das Bild von 100 Jahren zurück zu wiederholen, als auch der deutsche Buchhandel in seiner Or ganisation eine kommende größere Einheit vorwegnahm. 3. Die nordischen Staaten einschl. Niederlande: Hier gilt es, den alten kulturellen Einfluß zu erhalten und zu stärken, wobei allerdings mit einer nennenswerten Erhöhung der Aus fuhr nicht zu rechnen ist. 701
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