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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.11.1935
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- 1935-11-30
- Erscheinungsdatum
- 30.11.1935
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s>L 278, 30. November 193S. Redaktioneller Teil. man festgestcllt hat, welche Volksgenossen, nach Alter, Beruf und nach Geschlechtern geordnet, diese oder jene Bücher entliehen haben. Es konnte bis heute die Frage noch nicht weiter und ein dringlicher gestellt werden, weil Orte volksgemeinschaftlichcr Art fehlten, die für die Erfüllung dieser Ausgaben geeignet waren. Heute haben wir Lager, Schulungsheime, Kameradschaftshäuser, Werkbüchereien, die wohl eine Grundlage für diese Kleinarbeit sein können, uni Material zu gewinnen für ein Werk großer und weiter kulturpolitischer Planung, das wiederum am besten nur von der Wissenschaft vorbereitet werden kann. Es darf nicht dabei bleiben, daß, wie bisher, festgestellt wird, dieses oder jenes Buch wurde gelesen oder mit diesen oder jenen Begründungen nicht gelesen, sondern aus der Arbeit im Sinne der angedeuteten Aufgabe kann ein Werk entstehen, das die Beziehungen zwischen Volksgeist und Volkskörpcr echt und leibhaftig herausarbeitet. Diese Aufgaben verweisen die Literaturwissenschaft an eine fruchtbare Arbeit. Fruchtbar! — damit soll nicht gesagt sein, daß eine solche Arbeit unmittelbar sichtbare Erfolge nach sich ziehen wird. Das kann sie nicht, da sie als wissenschaftliche Arbeit nicht unmittelbar handelnd in das Volksleben eingreift. Die Anwen dung der gewonnenen Erkenntnisse liegt bei der Staatsführung, die sie z. B. für die Schulung der Lektoren der Berlage und der Buchhändler einsetzen kann. Wie wir heute nach Geschichtsschrei bern verlangen, die Geschichte so schreiben, daß ihr Werk über die Gegenwart hinaus dem politischen Deutschen auch noch bis in die nächsten Jahrzehnte hinein eine mahnende Verpflichtung ist, so müssen wir auch eine Arbeit von der Literaturwissenschaft ver langen, die über den bisherigen engen wissenschaftlichen Rahmen hinausreicht und teilnimmt an der großen Arbeit der Planung für das Werden des deutschen Volkes und der deutschen Menschen, damit beide Teile, das Ganze und der einzelne, durch eine leben dige Wechselbeziehung die echte Gestalt gewinnen. Für diese Auf gaben müßte die Literaturwissenschaft sich zugleich beschränken und erweitern. Sie muß den Volksraum in den Mittelpunkt aller Arbeit stellen; das bedeutet eine Einschränkung des Arbeitsfeldes. Die Welt des Nur-Schönen ist weiter, -menschheitlicher-, aber die Welt des Volkes ist weniger abstrakt, voller und erfüllter. Sie muß ihr Arbeitsfeld erweitern, da sie dann nicht mehr nur den einzelnen und sein ästhetisches Interesse untersuchen muß, sondern die gesamte Volksgenossenschaft in ihrer Vielheit und die ver schiedenartigsten Bedürfnisse dieser Vielheit. Es sei hier noch von der vorbereitenden Kleinarbeit ge sprochen, die in den Lagern, Schulungsheimen, Kameradschafts häusern und Werkbüchereien geleistet werden muß. Nach der großen grundsätzlichen Bedeutung der Dichtung für das Bolks- ganze ist cs selbstverständlich, daß diese Aufgaben kulturpolitischer Planung nur in den besten Zellen der Volksgemeinschaft erfüllt Vierden können. Weil diese Arbeit eine große und wichtige Arbeit fürs Ganze ist, muß auch in diesen genannten Zellen die Mög lichkeit einer solchen Bearbeitung geschaffen werden. In einem Schulungslager z. B. erscheint der einzelne Volksgenosse ja nicht nur als Mensch, der, um ein Beispiel für unsere Aufgaben zu entwickeln, während der Zeit im Lager ein Buch von Jünger, Blunck oder anderen Dichtern liest, dann seine Meinung darüber abgibt und aus den Augen der Forschenden verschwindet. Viel mehr ist er durch seine Teilnahme am Lager zugleich als Kamerad, als Führernatur, auch nach dem Grad seines Wissens und seiner politischen Einsicht zu beurteilen. Er kann nach seinem Wert als Volksgenosse beurteilt werden; seine persönlichen Interessen wer den klar. Aus alledem, aus diesem weiteren Untergrund seiner menschlichen und persönlichen Qualitäten kann sein Urteil über eine Dichtung als für die gesamte Volksgemeinschaft von größerer Bedeutung betrachtet werden, als dies bei den bisherigen Ver suchen möglich war, bei denen dem Forscher kaum mehr als die Daten der Geburt, des Berufes und des Geschlechts zur Verfügung standen. Zuletzt seien hier noch einige praktische Hinweise für diese Arbeit gegeben. In jedem Schulungslager jeder Organisation kann an einem Abend an Stelle anderer Freizeitgestaltung eine Erzählung alter oder neuerer Dichtung gelesen werden. Dann kann der Lagerführcr darauf Hinweisen, daß jeder einzelne seine Meinung über diese Erzählung auf einem Zettel niederschreibcn soll. Und zwar so, wie er die Erzählung als Ganzes oder in den Einzelheiten empfunden hat. Der gute oder schlechte Erfolg eines solchen Unternehmens wird davon abhängcn, wie der betreffende Lagerleiter diese Dinge anregt. Es werden größtenteils ungefüge Urteile sein, die dabei Zusammenkommen, aber es werden Urteile sein, die ursprünglich, echt und frisch sind. So würde die Wissen schaft wirklich ausgeführte Urteile erhallen — im Gegensatz zu den Statistiken der Büchereien —, die gründlich bearbeitet und auch nach den verschiedensten unterschiedlichen Gesichtspunkten, wie Alter, Geschlecht, Beruf, Landschaft usw. untersucht werden können. Eine sehr wesentliche Ergänzung würde es bedeuten, wenn der Lagerleiter über jeden einzelnen Teilnehmer im Lager noch eine Beurteilung über sein Verhalten und über seine Eig nung im Lager abgeben würde. Dieser letzte Punkt sei nur an geführt; ob er durchzuführen ist, wird in vielen Fällen wohl fraglich erscheinen. Eine andere Möglichkeit für eine solche literaturwissenschaft liche Urarbeit, im Gegensatz zu den mehr oder weniger nurästheti schen Arbeiten über Dichter und Dichtungen, wie sie heute fast ausschließlich noch von der Literaturwissenschaft betrieben werden, besteht in der Zusammenarbeit mit den Werkbüchereien. Hierzu kann ich über eine schon begonnene Arbeit in einem Kreis der NS.-Gemeinschaft Kraft durch Freude in Hamburg berichten. Dort ist jedem Buch der Werkbüchereien des Kreises, das aus geliehen wird, ein Schriftsatz bcigelegt, in dem daraus hingewiesen wird, daß der betreffende Leser ohne Angabe seines Namens, aber mit der des Alters, des Geschlechtes und des besonderen Berufs, auf der unteren Hälfte entwickeln möchte, was ihm an dem betreffenden Buch gefallen oder mißfallen hat. Einige solche Urteile liegen schon vor, die beweisen, daß mit dieser Arbeits methode sehr wohl greifbare Ergebnisse erzielt werden können, um für die Verlage und den Buchhandel einen umfassenden Einblick in das Wesen der Zusammenhänge zwischen Buch und Volks gemeinschaft im weitesten Sinne zu schaffen. Diese eben ange fangene Arbeit ist jedoch noch zu jung, um jetzt schon Schlüsse daraus ziehen zu können. Einige Urteile, zehn oder zwanzig, über ebensoviel verschiedene Bücher von je einem anderen Menschen genügen ja nicht, um auch nur ein Urteil wagen zu können. Die einzelnen Urteile selbst sind jedoch in ihrer Art ungeheuer auf schlußreich, sodaß es berechtigt erscheint — und deshalb sei auf diese Arbeit verwiesen —, sie zugleich in den verschiedensten Land schaften zu beginnen. Heinz Riecke. . . So kam ich zum Buch" Kleine Indiskretionen eines Preisrichters Jeden Morgen, jeden Nachmittag bringt die Post viele hundert Antworten auf das Preisausschreiben zur »Woche des Deutschen Buches«, das die Reichsarbeitsgemeinschaft für Deutsche Buchwerbung veranstaltet, und das Hunderte von wertvollen Preisen vorsieht. Es sind seit den Tagen, in denen die erste Notiz darüber in die Öffentlichkeit ging und seit dem Erscheinen der Sondernummer -Buch und Volk«, die die Vordrucke für das Preisausschreiben enthält, viele viele Tausende von Antworten eingegangen, die vom Prüfungsausschuß einer sorgfältigen Sichtung unterzogen werden. Wer Gelegenheit hat, 1024 Einblick zu nehmen in die Einsendungen, dem wird so recht klar, wie ein ganzes Volk hlneingewachsen ist in das deutsche Schrifttum und teilhat an allem, was hier geschaffen wird, dem wird klar, wie aus den wenigen -Kennern« ein Heer von Lesern und Buch freunden geworden ist, denen das Buch Erholung, Hilfe, Kamerad und treuer Begleiter bedeutet. Die Antworten auf die beiden Fra gen »Wie kam ich zum Buch« und -Warum bringt mich das Buch im Leben vorwärts« sind ausnahmslos ehrliche Bekenntnisse von vielen Menschen, denen Buch und Lesen zum Erlebnis wurden, das sie nicht mehr missen möchten.
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