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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-11-05
- Erscheinungsdatum
- 05.11.1919
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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.Vs 243. 5. November 1319. NebaMoneller Teil. dafür. Was noch letztes J-ahr für Fr. 70.— auf Lager- gelegt wurde, muß heute für Fr. 20.— verkauft werden. Welche ungeheure Meugcn deutscher Bücher heute direkt vom deutschen Verleger bezogen werden, weil dieser offenbar noch billiger liefert, erfährt man, wenn man in timere Beziehungen zu einem Bankinstitut hat. Angesichts solcher un würdigen Konkurrenz besitzt ein Verleger die Kühnheit, zu behaupten, der um seine Existenz ringende SSrtimenter im Ausland schwimme in einem Goldstrom. Während in jeder anderen Branche in den verflossenen Kriegs- jahren tatsächlich große Gewinne gemacht wurden, trifft das beim Buchhändler gewiß nicht zu. Das wäre vielleicht möglich gewesen, wenn die aus der ganzen Welt verhaßte deutsche Konkurrenz nicht wäre. Wegen dieser hat sich der Schweizerische Buchhäudlcrverein entschließen müssen, bei Bestellungen von 100.— zum Tageskurs zu liefern, und in einer recht fatalen Lage befindet mau sich, wenn man dem Kunden sagen muß: auf dieses Buch erhebt der Verleger 100°/, Auslandzu- schlag. Ein deutscher Verleger sollte sich jetzt einmal in ein schweize risches Sortiment stellen und sich von jedem Schüler sagen lassen, wie viel er für ein deutsches Buch zu zahlen bereit ist, da der Herr Ver leger natürlich auch in seinen Inseraten in der Auslaudspresse rück sichtslos nur seine» Markprcis angibt. Was Herr Lehmann für sich geltend macht, trifft bei dem schweize rischen Verleger zu, der seine Bücher jetzt mit großem Verlust nach Deutschland liefern muß. Daß je schweizerische Verleger für Fr. 10 — .// 50.— verlangt haben, gehört in das Gebiet der Fabel. Gewiß glaubt die größere Hälfte der deutschen Auslandzuschlag- verlcger selbst nicht an eine Valuta-Verbesserung, sondern nur an den eigenen Vorteil. Der Direktor eines der ersten schweizerischen Bank institute hat es als Irrtum bezeichnet, wenn die deutschen Verleger glauben, die deutsche Valuta durch Aufschläge verbessern zu können, und hat an die vergangenen Fahre erinnert. Wie der Zwangskurs und die früheren Maßnahmen doch deutlich bewiesen, hatten solche Ärgernis erregende Bestimmungen genau den gegenteiligen Erfolg. Die Aus fuhr wurde immer geringer, die Nachfrage nach deutschem Geld ging zurück and die Valuta sank weiter. Dagegen wird der Schleichhandel durch die Auslandzuschläge erst recht rentabel. Einige Beispiele aus der Praxis: Dierauer, Geschichte der schweize rischen Eidgenossenschaft. 5 Bde. (Perthes), wird uns nur durch das Vereinssortiment in Olten geliefert zu einem Frankenpreitz, den kein Mensch bezahlt. Der Käufer läßt sich das Werk zur Ansicht vorlegen oder senden, bezieht es aber stets aus Deutschland. Die Jubiläums ausgabe von Gottfried .Keller durfte nicht nach der Schweiz geliefert werden, trotzdem überschwemmten deutsche Firmen die Schweiz mit Prospekten und lieferten wenigstens die Hälfte der Auflage hierher. Mit C. F. Meyers Werken ist es ebenso. Das gleiche ist mit Spit- telers Schriften zu gewärtigen.*) Eine größere Universitätsbibliothek erklärte, daß sie kein deutsches Buch kaufe, wenn ein allgemeiner Valutazuschlag erhoben werde. Die wissenschaftlichen Kreise, unter denen sich viele Reichsdeutsche befinden, waren früher die entschiedensten Gegner eines Obigen Spesenanfschlags und werden heute keine 100°/, mehr zahlen als ihre deutschen Kollegen. Feder hat seinen Buchhändler oder Freund im Reiche, der ihm die gewünschten Werke gern besorgt. Ten Schaden hat einzig der schweize rische Sortimenter. Schließlich braucht der Bücherkäufer, der jetzt den Wunsch nach einer eigenen Bibliothek gefaßt hat, nur Mark zu kaufen und zu warten, bis der 100°/.ige Zuschlagswahn vorüber ist. Mit ganz besonderem Nachdruck muß ferner darauf aufmerksam gemacht werden, daß in den verflossenen Jahren ganze Vermögen in deutscher Währung zu einem weit höheren Kurs angelegt wurden, die heute mit großen Verlusten auf den Markt gebracht werden. Der ver trauensvolle Schweizer hat mit seinem guten Golde während des Krie ges den Deutschen helfen können und erhält heute 1°/, Zins infolge der Valuta. Nicht der deutsche Lieferant kommt zu kurz, sondern der jenige, der im Ausland jetzt seine deutschen Werte verkaufen muß. Wie anders unsere westlichen Nachbari,, die mit staatlicher Unter stützung überall in der Schweiz Buchhandlungen eröffne». Die mit reichen Mitteln versehene Gesellschaft: »I^os amm de Irr k'rnnoo« in Paris ist bestrebt, durch Gratislieseruug guter französischer und schwei zerischer Literatur, besonders an Bibliotheken, sich Freunde zu werben, die VolkSstimmung in der Schweiz systematisch zu bearbeiten und für sich zu gewinnen, wie früher in Belgien usw. Als vor etwa zwei Jahren eine starke Nachfrage nach fremdspra chiger Literatur einsetzte, der Boykott deutscher Ware auf der ganzen Welt gepredigt wurde, konnte es gewiß noch jedem vaterländisch fühlen den Auslanddeutschen bange werden. Heute sind diese Befürchtungen *) Eine Firma Sparig in Leipzig hat mehr als 100 000 Prospekte nach der Schweiz gesandt, gerade über alle diese im schweizerischen Sortiment nicht erhältlichen Werke, sie sogar ohne Sortimenter-Zuschlag offeriert und einen Riesenerfolg gehabt verschwunden, die fremdsprachige Konkurrenz vorläufig ohne Bedeu tung, wenigstens so lange, als ein gutes deutsches Buch zu billigem Preise gekauft und das Interesse für dieses in weiteste Kreise gebracht werden kann. Ta der französische Kurs auch nicht viel über 60 steht, wird sich das Interesse weitester Kreise zweifelsohne dem französischen Buche wieder zuwenden, sollten die deutschen Verleger auf ihrem kurz sichtigen Standpunkt verharren und glauben, durch Preiserhöhung die Valuta verbessern zu können. In handelspolitischen Kreisen wird die Bücherpreisfrage auch als l,uontitü uesliseablt' aufgcfaßt, da Bücher nur den 60. Teil der deut schen Einfuhr ausmachen, und ausschließlich der deutschen Industrie Aufmertsamkeit geschenkt, die an der Arbeit ist, den verlorenen Markt zurückzuerobern. »Warum sind wir Deutschen so verhaßt«, oder unter ähnlichen Titeln sind verschiedene Broschüren erschienen. Deutscher und 25 Jahre im Auslande, darf ich wohl sagen: vielfach wegen der Schmutzkonkur- reuz, die durch die Auslandzuschläge schon mit Rücksicht auf das deutsche Ethos im Buchhandel nicht großgezogen werden sollte. Was deutsche Vereine und Handelskammern im Ausland gearbeitet und erstrebt, wird durch kurzsichtige Beschlüsse der Daheimgcbliebenen zerstört. Und wenn ein sonst sehr sympathischer erster Verleger glauben machen will, die Schweiz liefere für Bücher (die ctiva noch in der Schweiz geschrieben worden sind) nnr Schokolade und Zigaretten, so erfaßt mich als Deutschen ob dieser Unkenntnis der die Valuta bestimmenden Anssuhr und Einfuhr gerechter Zorn. Zuletzt die rechtliche Frage: Als ein dem Börsenverein angc- schlossener Kreisverein muß den Mitgliedern des Schweizerische» Buch- händlervcreins zu den gleichen Preisen geliefert werden wie rcichs- deutschcn Firmen, und es darf nicht zweierlei Recht geschaffen werden. Die Nichtachtung, die der Deutsche gegenüber dem Ausland besitzt, die Nichtbeachtung der Lebensintcresscn anderer Menschen ist die einzige Ursache am ganzen deutschen Zusammenbruch. Und wenn Mittel und Wege gefunden werde», die deutsche Schmutzkonkurrenz auszuschalteu, der allein wir die miserablen Preise des deutschen Buches zu verdanken haben, dann finden Sie uns gewiß bereit, den Friedenspreis zu zahle». Aarau (Schweiz), den 28. Oktober 1010. A. Meißne r Zur Dalutafrage. Der mehr gefühlvolle als sachliche Beitrag des Herrn Or. Ruprecht in Nr. 234 des Börsenblattes zeigt eine merkwürdige Verkennung des Ken:s der Streitfrage. Wir Auslandsbuchhändler haben natürlich nichts gegen eine allgemeine, im ganzen durchgeführtc Erhöhung der Bücherpreise und wünschen uns auch nicht auf Kosten des deutschen Nationalvermögens zu bereichern. Es ist auch irrig, zu glauben, der »Auslandanfschlag« könne eine Erhöhung des deutschen Geldwertes herbeiführen. Aber gegen einen Aufschlag n u r für das Ausland müssen wir entschieden protestieren, solange es in Deutschland Sorti menter gibt, die sich durch Inserate, Prospekte und Rundschreiben an unsere Kunden heranmachen und sich anbieten, ohne Auslandaufschlag dieselben Bücher zu liefern. So etwas nennt man bei uns unlauteren Wettbewerb. Wir haben früher durch die Rabattierung der sogenannten Export- und Persandbuchhandlungen Deutschlands genügend zu leiden gehabt. Jetzt sollen wir vielleicht vom Verkauf deutscher Bücher gänz lich abgeschnittcn werden'? Herrn vr. Ruprechts Wort vom »saoro eAoismo« gilt auch bei uns. Aber auch wenn diese Exporteure ge zwungen würden^ mit »Anslaudaufschlag« ins Ausland zu liefern, wäre damit wenig erreicht. Wie sollten sie übrigens kontrolliert werden? Es würden sich dann bansende Vermittler aubicten, die Bücher in Buchhandlungen in Deutschland zum regulären Jnlandpreis gegen eine kleine Vergütung zu besorge». Und die Verleger würden immer weniger durch die Auslandssortimentcr verkaufen. Würden Herr Or. Ruprecht und andere gleichgesinnte Verleger einen solchen Zustand erfreulich finden? Nein, es liegt kein Grund vor, über ein »Herumtrampeln« zu lamentieren. Nur sachliche Diskussion kann hier nützen. Es ist keine Gefühls-, sondern eine ernste Geschäftsangelegcn- heit, die eine einsichtsvolle, kluge Regelung fordert. Glauben denn die deutschen (oder vielleicht richtiger alldeutschen) Verleger, daß der Aus landsbuchhändler einen so gewaltigen Gewinn bei dem niedrigen Kurs und den großen Frachtspesen hat? Dann irren sie sich entschieden. Vielmehr ist der Gewinn so gering, daß eS sich kaum lohnt, sich für deutsche Bücher besonders zu verwenden. Eine Erhöhung der Bücher preise kann nur erwünscht sein, aber nicht für das Ausland, sondern auch für das Inland. Sonst werden ohne Ziveifel die Auslands- sortimenter einfach gezwungen, entweder alle Abstellungen auf deutsche Bücher abznlehnen oder sich ihren Bedarf auf Umwegen zu verschaffen. Und das letztere geht sehr, sehr leicht! Stockholm, den 28 Oktober 1010 E. P E n c m a ' d 987
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