örsenverem und Deutsche Bücherei Von Hofrnl Dr. plül. h.c., Or. mcd. b.c. Arlkur Meiner Lbrcnmilglicd des Gcfchäftsführcndcn Ausschusses der Deutschen Bücherei Der Plan einer RcichSbibliothek ist schon lange vor der Grün dung der Deutschen Bücherei erwogen worden. Der Buch händler Heinrich Wilhelm Hahn der Jüngere, Inhaber der Hahnschcn Hofbuchhandlung in Hannover (1795-187^), war wohl der erste, der daran dachte und praktisch zu seiner Ver wirklichung beitrug. Beschwingt von den Ideen des Jahres 1848 schenkte er die in seinem Verlag erscheinenden Nonumenka 6eimunius Historiou der Nationalversammlung in der Frank furter Paulskirche und legte damit den Grundstock zu einer deutschen RcichSbibliothek. Andere Verleger folgten seinem Beispiel, so daß die Bibliothek bis i8;i auf 4500 Bände an- wuchü. Betreut wurde sie von dem vom Frankfurter Parla ment zum Reichöbibliothekar ernannten Joh. Hcinr. Plath (1810-1874), der auch nach der Auflösung der Nationalver sammlung sich für ihre Erhaltung unermüdlich beim Bundes tag cinsctztc und 18;; die Überführung ihrer Bestände in daü Germanische Museum in Nürnberg erreichte. Der Gedanke wurde fast sechzig Jahre später von dem preußischen Ministerialdirektor Friedrich Althoff wieder aufgcgriffcn, und durch ihn kam der Börscnvcrcin, der sich immer für die großdcutschen Interessen eingesetzt hatte, zum erstenmal in Verbindung mit dem ganzen schwierigen Fragenbcreich einer RcichSbibliothek. Der damalige Erste Schriftführer des Börscn- vcreinS, Karl SicgiSmund, wurde 1906 von Althoff inü Vertrauen gezogen, und auf der Brunncnpromcnadc in Aissin gen haben die beiden die Gründung und Durchführung gründ lich erwogen. Althoff hielt eine Lösung der Frage in der Rich tung für möglich, daß die Mitglieder des Börsenvereins ihre Vcrlagserzeugniffe der damaligen Königlichen Bibliothek in Berlin zur Verfügung stellen sollten. Dagegen wehrten sich die Verleger, namentlich die süddeutschen, aber auch die säch sischen - ich selbst als Mitglied des Vorstandes dcS Deutschen Verlegervereins -, weil sic einer zu großen Zentralisierung deS Buchhandels in Berlin Vorbeugen wollten. So schien es, als könnte der Plan nie verwirklicht werden. Aber Erich Ehlermann, Verleger in Dresden, ließen die Gedanken nicht loS, und er setzte sich mit dem Oberbürgermeister von Leipzig, Geh. Rat Dr. Rud. Dittrich, in Verbindung, der den Gedanken aufgriff und der Sächsischen Regierung, ver treten durch Ministerialdirektor Dr. Max Otto Sehr 0 cd er, die in der Zwischenzeit von Ehlcrmann verfaßte Denkschrift ver legte. Gegenüber den früheren Vorschlägen plante Ehler mann, die neue Bibliothek in Leipzig zu errichten, da ja Leipzig der Sitz der Organisationen des Buchhandels war und man wohl hoffen dürfte, daß einem solchen Plan alle Verleger zu stimmen würden. Auch der Börsenverein, dessen Erster Vorsteher inzwischen Siegismund geworden war, stimmte dem Gedanken, den Ehlermann nunmehr vortrug, vorbehaltlos zu. Neben ihm trat der frühere Vorsteher deS Börsenvercins, Albert Brock- hauS, lebhaft für die Durchführung des Gedankens ein; er baute die Ehlermannsche Denkschrift weiter aus und begrün dete sie noch tiefer. Die Bemühungen, die RcichSrcgicrung für den Plan zu ge winnen, schlugen damals noch fehl, aber bei den sächsischen und Leipziger Stellen hatte er so viel Anklang gefunden, daß am 19. September 1912 im Vorstandszimmer des Börscn- vercins in Leipzig eine allseitige Einigung über die Satzung, wie den Vertrag zwischen Börsenverein, d. h. SicgiSmund, der Sächsischen Regierung und der Stadt Leipzig erzielt wurde, dem am g. Oktober 1912 die Unterzeichnung der Urkunde folgte. Daß der Börsenverein Träger des Unternehmens und ihm Bauplatz und Gebäude als Eigentum übergeben wurden, be gründete der damalige Ministerialdirektor Roscher so: es sei besser, wenn eine Berufsorganisation, die unmittelbar am 5