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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.05.1930
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- 1930-05-17
- Erscheinungsdatum
- 17.05.1930
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- Deutsch
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4 M 113, 17. Mai 1930. Kantate-Nummer Börsenblatt f. d. Dtschn Bnchhanbcl. malige Ehrengabe oder eine dauernde Rente zuerkannt. In einem scharfen Kampf zwischen dem damaligen Generalsekretär vr. -Bulle und dem Schriftsteller Hans Kyser wurde kurz vor dem Kriege dieses Prinzip diskutiert. Man stellte fest, daß eine Fülle äußerst mittelmäßiger Schriftsteller auf Grund sehr zweifelhafter Voten ständige Renten bezogen und man bemerkte weiter, daß Witwen, Waisen, ja sogar Enkelkinder deutscher Dichter aus dem Fonds der Schiller-Stiftung dauernd Beträge erhielten. Damals ging es ganz scharf um das Problem: Ehren gabe oder Nnterstützungsverein, und schon daraus ist zu sehen, wie sehr ein jeder literarischer Preis, der die Bedürftigkeit des Preisträgers zur Voraussetzung hat, stets in Gefahr ist, den tatsächlichen Charakter des Preises zu verlieren. Heute machen die wenigsten unter den literarischen Stiftungen Bedürftigkeit des Bewerbers zur Bedingung. Eine der wenigen dieser Art ist die Fastenrath-Stiftung in Köln. Für das Statut der Fastenrath-Stiftung ist es gleichgültig, ob >der Name des Bewerbers bereits bekannt ist oder nicht. Nur die Bedürftigkeit muß in einem Gesuch nachgewiesen werden. Es wäre unzart, bei solchen Bedingungen die Namen der Männer zu nennen, die als Preisträger der Stiftung in den letzten Jahren erschienen sind. Jedoch ist es notwendig, darauf hinzuweisen, daß allein unter den zehn Preisträgern des Jahres 1929 mindestens fünf find, die einen in ganz Deutschland geachteten Namen haben. Neben diesen Preisen, die wesentlich bedürftigen Künstlern ihren Lebensunterhalt erleichtern oder sichern wollen, gibt es noch eine zweite Zwischengattung, die kaum den Namen des Preises verdient, die aber doch öffentlich unter diesem Namen bekannt gemacht wird und das Recht hierzu daraus herleitet, daß die Preisverleihung neben allem anderen eine Ehrung darstcllt. Wir haben eine solche Preisverteilung kürzlich während der Heidelberger Festspiele erlebt, als dort gelegentlich der sommer lichen dramatischen Festwoche die Dichter Rens Schickele, Her mann Burte und Karl Zuckmayer mit den Heidelberger Festspiel-Preisen bedacht wurden unter dem Gesichts punkte, daß sie für künftige Festspiele der Stadt Heidelberg dra matische Werke schaffen sollten. Hier handelt es sich insofern um eine Zwischengattung, als der Auftrag zwar eine Ehrung und Anerkennung, die Preisvertei-lung aber fast eine Bevor schussung noch ungeschriebener Dichtungen darstellt. Es ist also gewiß nicht unbedingt sicher, ob hier von einem literarischen Preis im engen Sinne des Wortes gesprochen werden darf. Die eigentlichen Preise, deren Sinn zuerst und vor allem eine Ehrung des Gekrönten ist, sind unter den heutigen Formen am häufigsten vertreten. Wir kennen eine Reihe privater und halbprivater Stiftungen, unterscheiden von ihnen die lokal begrenzten Preise der Städte, und von diesen wiederum die ganz offiziellen Preise. Unter den rein privaten Stiftungen hat sich der dem Andenken Walther Rathenaus gewidmete Walt her-Rathenau- Preis dadurch aufs höchste geehrt, daß er als ersten Preis träger einen Freund des Verstorbenen und einen mehr in die Tiese als in die Breite wirkenden Mann wie Hermann Stehr be stimmt hat. Ebenso hat der zur Erinnerung an Gerhart Haupt manns sechzigste Geburtstagsfeier von dem Dichter -in Gemein schaft mit vier andern Männern gestiftete Gerhart-Haupt- manu-Preis seinem Preisrichterkollegium wohl un geteilte Anerkennung gebracht. Als erster wurde dort Moritz Heimann gekrönt; auf den feinsinnigen Essayisten, der Deutschland viel zu früh entrissen wurde, folgten drei außenseiterische Lyriker ganz verschiedener Artung: Jacob Haringer, Theodor Däubler und Max Herrmann-Neisse. Auf andere Weise und enger begrenzt als diese privaten sind eine Reihe offizieller, von Städten, Provinzen oder Ländern ver walteter Stiftungen, die größtenteils lokal gebunden sind. So gibt die Gesellschaft der Bücherfreunde zu Chem nitz Jahr um Jahr Ehrengaben, die bisher Arno Holz und Otto zur Linde, Alfred Brust, Wilhelm Schmidtbonn, Rudolf Pannwitz, Agnes Miegel und anderen zugute gekommen sind. Die plattdeutsche Arbeitsgemeinschaft in Rostock hat den nicht ganz unbeträchtlichen John-Brinkmann-Preis ge stiftet, der der Förderung niederdeutscher Dichtung gilt. Ähnlich lokal gebunden sind zwei ostdeutsche Preise: derEichendorsf- Preis verteilt alle zwei Jahre an oberschlesische Dichter eine Ehrengabe und hat durch die Krönung Bruno Arndts, Max Herrmann-Neisses und Bruno-Hans Mittels sicheres Urteil be wiesen; der Adalbert-Stifter-Pr-eis, der alle zwei Jahre die sudetsudeutsche Dichtkunst zu fördern sich bemüht, hat Erwin Guido Kolbenheyer und Robert Michel ausgezeichnet. In letzter Zeit sind auch Städte dazu übergegangen, aus ihren Fonds einheimische Dichter und damit sich selbst ehrenvoll herwuszustellen. München hat, getreu dem Statut, daß ein deutschsprachiger Dichter zu erwählen fei, »der seit mindestens fünf Jahren in München tätig ist und durch seine bisherigen Leistungen die Gewähr für ein fortschreitendes dichterisches Schaffen bietet«, einem unserer Besten, dem stillen Hans Carossa, dann Willy Seidel den Preis zuerkannt. Wien hat seit 1924 bereits eine Fülle von Dichtern gekrönt, darunter zwei der zukunftsreichsten jungen Lyriker, Richard Billinger und Max Mell, den abseitigen Dichter Theodor Kramer, den großen Epiker Robert Musil und den bedeutenden Dramatiker, Romancier und Kritiker Oskar Maurus Fontana. In einer besonders günstigen Situation ist Frank furt«. M. Die Stadt ehrt nicht den jeweils in ihren Mauern lebenden Dichter (sie hat ja durch Zuweisung von Ehren wohnungen an Fritz von Unruh und Paul Hindemith bewiesen, wie sie ihre Gäste achtet), sie ehrt einen Mann, der durch sein Lebenswerk dem Andenken des größten Frankfurters, Goethes, würdig ist. Damit ist dem Frankfurter Preiskollegium eine von allen anderen Literaturpreisen wesensverschiedene und schwie rigere Aufgabe zugefallen. Nicht ein gegenwärtiger literarischer Standard ist für die Preisverteilung maßgebend, sondern der Gedanke der Tradition und der Gedanke der Nähe Goethes. Ausdrücklich bestimmt das Statut des Frankfurter Goethepreises, daß kein unbekannter Mann, sondern einer, der durch sein Lebenswerk im Sinns Goethes seine Bedeutung erwiesen habe, den Preis erhalten solle. Mit bewundernswerter Sicherheit fällte das Kollegium seine erste Entscheidung, als es Stefan George krönte. Mit ebensolcher Bewunderung erfüllt es, zu vernehmen, daß Albert Schweitzer, einer der wenigen Männer, die in Goethes Sinn universell leben, Preisträger wurde. Als dritten hat das Frankfurter Kuratorium Leopold Ziegler er wählt, den Philosophen, der aus einer stets im Widerspruch zur Schulphilosophie erwachsenen Anschauung heraus «in für viele Denker der Gegenwart bindendes Weltbild geschaffen hat. Nach anderen Gesichtspunkten als diese mehr oder weniger lokal begrenzten Preise gehen die an bestimmte Formen der Werke gebundenen Stiftungen vor. Der V o l k sf ch i l l e c - Preis der deutschen Goethebünde wollte dem deutschen Drama dienen. Er hat vor dem Kriege Gerhart Hauptmann, Richard Beer-Hofmann, Carl Hauptmann, Ernst Hardt und Herbert Eulenberg gekrönt, seither müht man sich, das durch die In flation verlorene Vermögen zum Wiedereintreten in den Wett bewerb der Preise erneut zu sammeln. Der BremerSchau- spielpreis, vom Bremer Goethebund mitbestimmt, ver sucht indes die Lücke auszufüllen: Lernet-Holenia und Gina Kauß sind neben anderen im Lause der letzten Jahre Preis träger gewesen. Sehr wichtig ist in letzter Zeit der Jugend- preis Deutscher Erzähler geworden, der vom Ver bände Deutscher Erzähler und der Deutschen Buchgemeinschaft gestiftet, schon durch seine außerordentliche Höhe (19 000 RM. und das Honorar einer garantierten Erstauflage von zehntausend Exemplaren) a-uffällt. Das mißlich« an diesem Preis ist freilich wieder, daß er Bewerbungen verlangt, daß also nur Autoren, die ihr Werk zur Prüfung einschicken, überhaupt berücksichtigt werden können. Aus einer Reihe anonymer Eingänge wählt ein Preisrichterkollegium das beste Werk. Die Preise fielen bisher auf Juliane Key, Walther Meckauer und Lilly Hohen stein. Die besondere Eigenart der Verkuppelung von Erzähler- Verband und Buchgemeinschaft bringt es mit sich, daß die Preis träger durch den höchst wichtigen Ehrenpreis nicht so bekannt werden können, wie sie es sollten: Denn die garantierte Erst auslage von 10 000 Stück erscheint ja nicht im freien Buchhandel, sondern in der Gemeinschaft mit ihrem festen Abnehmerkreise. Österreich und Deutschland kennen sodann je einen Preis zur
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