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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.05.1930
- Strukturtyp
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- 1930-05-17
- Erscheinungsdatum
- 17.05.1930
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- Deutsch
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MMMflwdmDaMM ViMoM Nr. 113 (N. 58). Leipzig, Kantate 1930. 87. Jahrgang. Redaktioneller Teil» Schlagworte. Von vr. A. Heß. Der Buchhandel, seine Organisation und seine Ware sind ein besonders beliebter Gegenstand der Kritik. Sie ertönt nicht nur aus den Spalten der Tageszeitungen und der literarischen Fachpresse, sondern beherrscht auch in weit stärkerem Maße als in anderen Gewerbezweigen die eigenen fachlichen Zeitschriften. Diese Tatsache ist erfreulich und keineswegs beklagenswerk. Sie beweist, daß die Erzeugnisse des Buchhandels nicht nur Ware tm üblichen Sinne, sondern inehr sind und darüber hinaus ragen, und daß das Interesse an ihnen, an ihrem Werdegang, an ihrer Verwertung und an ihrer Auswirkung weit über die un mittelbar wirtschaftlich an der Buchware als solcher beteiligten Kreise hinausgeht. Ist nicht schon in dieser Ausdehnung der Kritik, in diesen Versuchen einer Klärung der Stellungnahme zum Buch in den verschiedensten Bevölkerungskreisen, wenn nicht der Beweis, so doch ein Anhaltspunkt dafür zu erblicken, daß die immer wicderkehrende Behauptung, es werde zu wenig gelesen, nicht zutrifst? Die Bevorzugung des Buchhandels in der Kritik ist also zu begrüßen, jedoch dürfen deren Mängel nicht übersehen werden, umsomehr, als sich aus ihnen Folgen ergeben können und auch schon ergeben haben, die sich nicht nur lästig, sondern schädigend auswirken. Dieser Kritik ist, wie der aufmerksame Beobachter feststellen muß, eine gewisse gedankliche Gleichförmigkeit, um nicht zu sagen Starrheit eigen. Die Form, in der sie auftritt, ist na türlich verschiedenartig, sei es, daß sie in leidenschaftlichem Pro phetenton vorgetragen wird wie Borchardts Rede in Bremen über »Die Aufgaben der Zeit gegenüber der Literatur», oder sei es, daß sie in Broschürenform mit viel Zahlen durchsetzt den Ein druck der Sachlichkeit und nüchternster Darstellung zu erwecken versucht wie Federn mit seiner Schrift »Das geistige Kapital und der Buchhandel«. Die Beweisthemen, Behauptung und Beweisführung, blei ben immer die gleichen; zumeist auch die Schlußfolgerungen aus Ursache und Wirkung und die Ratschläge zur Besserung. Federns Ausführungen über Autorengenossenschasten z. B. sind nichts Neues; man braucht nicht einmal bis Lessing zurückzugehen. Und nur selten findet man einen so temperamentvollen Vorschlag wie den von Borchardt, den Teufel mit Beelzebub auszutreiben und einfach ein halbes, ein ganzes, ja, wenn es sein muß, zwei Jahre kein neues und neuestes Buch zu lesen. »Lesen Sie nichts Heutiges und erwerben Sie sich zuerst die Kriterien. Und wenn dieser Rat, den ich Ihnen gebe, verhunderttausendsacht befolgt dazu führte, daß das deutsche belletristische Buch, die General unterhaltungsware mit der Marke 1929 unverkäuflich würde für ein, zwei Jahre — gesegnet das Schicksal!« Nur ist die Frage, ob mit Befolgung dieses Rates wirklich erreicht würde, was Borchardt wünscht, nämlich die Wiederbelebung der älteren Lite ratur, und ob nicht dieser Rat, wie vieles in Borchardts Rede, mehr dichterisch als wirtschaftlich gesehen ist. Womit keines wegs für die literarisch verheerende Schlagersucht eingetreten werden soll! Den Schematismus der Kritik sucht man zu beleben durch Schlagworte. Sie beginnen stets mit »Uber« und lassen sich an den fünf Fingern der Hand herzählen: Überorganisation, Überproduktion, Übersetzung, Überteuerung und Überfremdung. Börsenblatt s. d. Deutschen Buchhandel. 97. Jahrgang. Wohl nur eines davon ist neueren Datums, das von derüber- sremdung; die anderen stammen bereits aus der Vorkriegszeit. Zwei lassen sich in der buchhändlerischen Literatur weit zurück verfolgen. Man war schon der Meinung, daß zu viel verlegt würde, als der Gesamtumfang der deutschen Verlagsproduktion noch nicht die Hälfte der heutigen betrug. Und über die zu große Zahl der Buchhandelsfirmen im Verlag sowohl wie im Sortiment ist stets geklagt worden, am meisten aus den Kreisen des Buch handels selbst. Sehr selten aber hat man es unternommen, diese Schlag worte auf ihre Zuverlässigkeit hin zu untersuchen. Meist wer den sie als feststehend betrachtet und benutzt, um daraus die für die Abhandlung erforderlichen und erwünschten Schlußfolgerun gen zu ziehen. Dabei halten sie aber bei genauer Nachprüfung in mancher Hinsicht gar nicht stand. Wie sollten es dann erst die aus ihnen gezogenen Schlüsse? Zum Beweise dasür sei in möglich ster Kürze folgendes dargetan: Der Nachweis sür die »Überproduktion» wird stets zahlen mäßig versucht. Man vergleicht die Zahlen der Bücherstatistik aus der Nachkriegszeit mit denen der Vorkriegszeit, stellt fest, daß sie höher geworden sind und folgert, daß zuviel Bücher er scheinen, zumal sich der Absatzmarkt aus sattsam bekannten Kriegssolgen geographisch und wirtschaftlich verkleinert habe. Oder man vergleicht die deutschen Zahlen mit englischen, ameri kanischen und französischen und folgert auch hieraus, daß in Deutschland auf verlegerischem Gebiet zuviel des Guten geschähe und daß in den anderen Ländern die Verhältnisse viel gesünder lägen. Diese Folgerungen verdichten sich dann zu Artikeln, in denen von einem »Wolkenbruch« von Büchern geschrieben wird. Man macht sogar das E;empel auf, daß man die Minuten eines Jahres ausrechnet und diese Zahl mit der aus der Bibliographie entnommenen Gesamtziffer dividiert. Das Ergebnis sind dann Artikelüberschristen wie beispielsweise: »Alle 20 Minuten ein neues Buch«. Wie sehen dagegen die Zahlen in Wirklichkeit aus? Die amtliche Bibliographie führt für 1913 rund 35 000 Nummern, für 1925, das Jahr mit der höchsten Produktions- zisfer in der Nachkriegszeit, 37 700 Nummern auf. 1928 weist einen Rückgang auf 35 000 Nummern aus. Vor- und Nach kriegszeit lassen sich aber nicht ohne weiteres miteinander ver gleichen, weil die für die Ausnahme angewandten Grundsätze verschieden waren; sie müssen also erst auf einen gleichen Nenner gebracht werden. Abgezogen werden müssen die Zeitschriften; um diese handelt es sich nicht. Mit 6000 für den Frieden und 7000 für die Nachkriegszeit ist die Zahl nicht zu hoch angesetzt. Während aber jetzt jedes Werk, gleich welcher Art und welchen Umfanges, ausgenommen wird, spielten in der Vorkriegszeit für die Bibliographie nur diejenigen Werke eine Rolle, welche für den Vertrieb durch den Buchhandel in Betracht kamen. Die Bibliographie war rein buchhändlerisch eingestellt, während sie jetzt buchhändlerischen und bibliothekarischen Gesichtspunkten Rechnung trägt. Eine Differenz von etwa 2000 Nummern ist nicht zu hoch berechnet. Das ergibt folgende Vergleichszahlen: 1913: 35 000 — 6000 -1- 2000 ^ 31 000 1925: 37 700 — 7000 --- 30 700 1928: 35 000 — 7000 ^ 28 000. I
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