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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.05.1930
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- 1930-05-17
- Erscheinungsdatum
- 17.05.1930
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14 X-I >3, 17. Mai 193». Kantate-Nummer Börsenblatt f. i>. Dtschn Buchhandel zünden und der während eines halben Jahrhunderts ganz Europa in seinen Bann zog«, zu entwerfen, das zugleich eine Festschrift zur zwcihundcrtjährigeu Wiederkehr vou Geßners Geburtstag (1. April 1730) sein soll. Und dies ist ihm, um es vorweg zu nehmen, in glänzender Weise gelungen. Geßners Vorfahren hatten bereits eine Druckerei, welche auch auf unseres Geßners Eltern überging. Diese Eltern hatten mit dem Jungen zuerst sehr ihre Sorgen. Der damalige Schulrat empfahl, den »hoffnungslosen Knaben« für eine praktische Lebensbeschäftigung zu bestimmen, weshalb die Eltern Salomon zu einem Landpfarrer zwecks weiterer Erziehung in Pension gaben. Nach zweijährigem Aufenthalte kehrte Salomon zurück, um in das väterliche Geschäft als Lehrling einzutreteu. Allein der Salomon verbrachte seine Zeit wenig hinter dem Ladentische, und wie Leemann - van Elck schreibt, verkehrte er mit lustigen Freunden, aber auch mit aufgeweckten Köpfen. Dieser anregende Umgang vermehrte seine Kenntnisse. Salomon las, zeichnete und dichtete mehr, als seinem Vater lieb gewesen war. Dieser sah, daß es an Eifer und Ehrgeiz für den buchhändlerischen Beruf sehr haperte, weshalb er seinen Sohn zur weiteren Ausbildung nach Berlin in die Spenersche Buchhandlung schickte. Lange hielt es indessen Geßner nicht aus, denn die klein liche, untergeordnete Arbeit war nicht sein Geschmack, und er ging, oder wie die Fama geht, wurde ihm der Abschied gegeben. Er lebte in Berlin mit gleichgesinnten Freunden, und da die Unter stützungsgelder seitens der Eltern verweigert wurden, suchte er durch Zeichnen sein Brot zu verdienen. Doch die gutmütigen Eltern söhnten sich bald wieder mit ihm aus und unterstützten ihn auch fernerhin. Salomon benutzte seinen Berliner Aufenthalt zur wei teren Ausbildung seiner Kunst. Er kam mit einer großen Reihe hervorragender Männer in nähere Verbindung. Nach einem Auf enthalte von knapp einem Jahre trat er die Heimreise an, auf dem allerdings nicht gerade direktesten Wege, sondern über Hamburg, woselbst er mit Hagedorn Verbindungen anknüpfte, und über Halber stadt, wo er Gleim besuchte. In Zürich arbeitete Geßner zwar im väterlichen Geschäft weiter, doch schwärmte er lieber mit seinen Freunden herum. Damals ver öffentlichte er seinen ersten Aufsatz in der Zeitschrift »Crito«, 1751, Stück V. Kurz darauf trat er mit Wieland, der zu dieser Zeit in Zürich lebte, in nähere Beziehungen, die sein ganzes Leben hindurch ungetrübt geblieben sind. (Später nach Geßners Tode heiratete die Tochter Wielands Geßners Sohn Heinrich.) Inzwischen schuf der Dichter die Werke, die seinen Ruhm in alle Welt tragen sollten; seine Idyllen und die biblische Epopöe »Der Tod Abels«, Werke, die er alle mit selbstgezcichneten Vignetten und Titelblättern schmückte. Uber die Idyllen hat seinerzeit Lessing im 14. Literaturbriefe und später Goethe in den Frankfurter Nach richten günstig geurteilt. Die Idylle »Die Gegend im Gras« druckt Leemann-van Elck S. 44 ff. ab, und eine vergleichende Studie mit dem berühmten Wertherbriefe vom 10. Mai wäre von ganz be sonderem Reize. Im Jahre 1761 heiratete Geßner Fräulein Judith Heidegger. Die Ehe war äußerst glücklich. Um eine sichere Grund lage für sein ferneres Leben zu haben, trat Geßner zu jener Zeit der Buchdruckerei Conrad Orell L Co. bei, an welcher sein Schwager- Heinrich Heidegger beteiligt war. Die Firma hieß von da ab Orell, Geßner L Co. 1770 wurde noch die Druckerei Füßli L Co. hinzugenoinmeu und die Firmenbezeichnung änderte sich in Orell, Geßner, Füßli L Co., aus welcher Firma sich die noch heute blühende Verlagshandlung Orell Füßli Verlag entwickelte. Während Geßners Schwager die Aufsicht über die Druckerei führte, besorgte Geßner das Verlagsgeschäft, dem er sich angesichts der wachsenden Bedürf nisse seiner Familie mit mehr Eifer widmete. Geßner hatte den Verkehr mit den Autoren und Leemann-van Elck teilt uns manche schöne Briefstelle mit, wie z. B. »Doch .... wir, Orell, Geßner L Co., sind, in allem Ernst geredet, die ehrlichsten Buchhändler des ganzen Erdbodens. Merken Sie sich das, Herr Doktor!!« Oder aus eiuei» Briefe Wielands an Geßner: »Alles, meine Herren, nur keinen Brief vou Herrn Salomon Wolfen (Korrektor der Druckerei) mehr; ich bin kützlicht und habe eine abscheuliche Antipathie gegen Flohstiche. Weil wir von nun an keinen debat über das meum und tuum mehr haben werden, sondern ich mich geduldig wie ein frommes Schaf dem 3uri kortioris unterwerfe, so kan künftig Herr Weber (ein Angestellter der Firma) gar wohl der Jnterpröte Ihrer Willens meinung gegen mich seyn«. Andererseits weiß Wieland die Vor teile, die Orell, Geßner L Co. bieten, wohl zu würdigen, denn er schreibt (28. April 1763): »Ich hoffe, Sie werden sich in der Hoff nung des guten Successes Ihres dermaligen Verlages nicht betrogen finden: ohne Ihnen oder mir selbst wegen des Autheils so wir dabei haben, zu schmeicheln, ist schwerlich eine Buchhandlung in Deutschland, die in Absicht der Güte ihrer Verlags-Werke ihnen den Vorzug streitig machen könnte«. Ein Zeitgenosse, schreibt Leemann - van Elck, bezeichnet Geßner als tätigen, wenn auch geräuschlosen Ge schäftsmann. Besonders einträglich war das Unternehmen wohl kaum, wie aus der Bemerkung Hottingers geschlossen werden kann: »In Frankreich oder England würde er bey eigenem Verlage seiner- wenigen Schriften sich ohne Zweifel sein Glück gemacht haben«. In den Jahren 1773—78 entstanden Geßners Hauptwerk, die deutschen und französischen Quartausgaben seiner Schriften. Als Buchschmuck dieser Werke schuf er 22 ganzseitige Radierungen und 42 meist größere Vignetten. Diese in Geßners Verlage erschienenen Prachtausgaben sind auch bezüglich des gewählten Papiers und der Schrifttype sowie der Anordnung des Druckes und der Radierun gen vorbildlich und ein Zeugnis des feinen Geschmacks ihres Ur hebers. Dichter, Illustrator, Drucker und Verleger vereinigten sich hier in einer Person, um ein Ganzes zu schaffen. Geßner zeigt sich als warmer Freund und Verfechter des schönen Buches, ein Bibliophile im strengsten Sinne (S. 74/75). Ausführlich behandelt Leemann-van Elck die Geßuerscheu Ra dierungen usw. Uber letztere teilt er eine Stelle aus einem Briese von Conrad Ferdinand Mener an H. Haessel in Leipzig mit, die auch hier erwähnt sein soll: » . . . . Heute früh erhielt ich den Geßner (l'ableaux eu ^ouaeke .... 0- O. Kolbe), den ich mit großem Wohlgefallen betrachtet habe. Sie haben Recht; das gibt einen Begriff der Jdyllenzeit, kürzer und angenehmer als die Lektüre. Sehr freuen mich die Claude-Lorrain'schen Anklänge in der Landschaft, und — wie seltsam, daß auch der phantastisch ironische Böcklin hier zu wurzeln scheint«. Das große Ansehen, das Geßner nicht nur in seiner engeren Heimat, sondern auch weit in aller Welt genoß, brachte es mit sich, daß sein Haus von einer Unmenge Fremder ausgesucht wurde, und kaum ein bedeutender Name dürfte unter der langen Reihe der Besucher fehlen. Die Stadt Zürich selbst wußte auch, was sie au Geßner hatte. Er kam in Ehrenstellen, wurde Obervogt von Erlenbach, ferner noch Oberaufseher der Hoch- und Frohuwalduugeu der Republik Zürich, ein Amt, welches neben freier Wohnung im Forsthaus Sihlwald noch mit einem Jahresgehalt von etwa 5000 Ir. verbunden war. So lebte Geßner im Winter in Zürich, während des Sommers jedoch zog er sich in die Wälder zurück. Er hielt ein offenes Haus, empfing Gäste aus aller Welt, lebte glücklich und sehr bescheiden. Geßner starb am 2. März 1788. Dies in kurzen Zügen das Lebensbild, das uns in so anziehender Form, in kleinen Kapiteln — man möchte diese fast Idyllen nennen — gezeichnet wurde. Der zweite Teil des Werkes umfaßt eine Bibliographie der Schriften, Vignetten, Radierungen und Gemälde. Eine genaue oder- kritische Würdigung dieser Abteilung liefern, hieße die geleistete Arbeit selbst nochmals schreiben. Da ich mich über vierzig Jahre lang mit bibliographischen Arbeiten beschäftigt habe, glaube ich, einen Blick für so etwas zu haben, um sofort feststelleu zu können, ob die gebotene Arbeit eine achtunggebietende ist. Nach kleinen Stichproben, die ich bei Herrn vr. Stumme-Leipzig und an der Hand zufällig in meinem Besitz befindlicher Bücher gemacht habe, kann ich sagen, daß die an sich Vertrauen erweckende Arbeit auch Vertrauen heischt. Immerhin hätte auf Seite 185 neben anderen Nachdrucken auch der Maklotsche von 1823 Erwähnung verdient. Bei den Radierun gen muß ich bemerken, daß eine frühe Arbeit Geßners vollkommen unberücksichtigt geblieben ist. Es handelt sich um die Titelvignette zu Wielands Lobgesang auf die Liebe, wovon die zweite Auflage bei Geßner erschien und mit bessern vollen Namen signiert ist. Die erste Auflage dieses Buches erschien 1751 in Halle, kommt also hier nicht in Betracht. Weiterhin ist anzuführcn, daß das gezeichnete Titelblatt zu Wielands prosaischen Schriften 1763 (als Band 1 nicht bezeichnet) in dem neuen Abdruck vom Jahre 1764 (mit dem Zusatz Erster Baud) identisch ist mit dem für den zweiten Band gezeichneten Titel. Sonst bekenne ich mit Freuden, daß diese Bibliographie mit peinlicher Gewissenhaftigkeit nnd großer Sorgfalt durchgeführt ist. Auffallend ist die große Zahl der Übersetzungen Geßnerscher Werke in fremde Sprachen. Nicht weniger als 21 Sprachen und Dialekte werden vermerkt. In der Zählung stellt der Verfasser die Radie rungen und Gemälde an erster Stelle, in dem gedruckten Werke jedoch an zweiter, wodurch das Kuriosum entsteht, daß diese Biblio graphie mit Nr. 501 beginnt. Die auf Seite 175 mitgeteilten »Bei träge zu anderen Werken« sind in der Zählung überhaupt nicht ein begriffen. Schade! Die Ausstattung des ganzen Werkes ist über alles Lob erhaben. Die Schweizer Bibliophilen-Gesellschaft hat ihre Unterstützung sreund- lichst gewährt nnd das Werk erscheint gleichzeitig als Jahresgabe 1020 dieser Gesellschaft, während 650 numerierte Exemplare für den Handel bestimmt find. Möchte das Werk auch iu Kreisen des Buchhandels, besonders des Antiquariats, die verdiente Aufnahme finden und bei Katalog- Aufnahmen Geßnerscher Werke stets zitiert werden. Leipzig. Friedrich Meyer.
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