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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.05.1930
- Strukturtyp
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- 1930-05-17
- Erscheinungsdatum
- 17.05.1930
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- Deutsch
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8 113, 17. Mai 1930. Kantate-Nummer Börscnblalt f. d. Dtschn BAchhandcl. Übersendung eines Buches vom Verlag an einen Kritiker von diesem so aufgefaßt wird, als ob er nunmehr die Verpflich tung habe, eine Würdigung jenes Buches zu veröffentlichen, sei sic günstig oder ablehnend, und noch viel weniger, einen Beleg einzusenden. Die Kritiker, dis ich darüber habe hören können, sind sich völlig einig in «der Ablehnung einer solchen Idee. Sie sagen: »Der Gedanke ist vor allen Dingen in der Praxis ganz undurchführbar, wir haben nirgends den Platz, der dazu nötig wäre; die Idee entspricht auch nicht dem Interesse des Publi kums, das gerade wünscht, daß wir ihm die große Mühe abneh men, unter der riesigen heutigen Produktion das auszuwählen, was es lesen soll und sich in dieser Frage ganz auf uns ver läßt. Für unsere Zeitungen wäre sie auch unvorteilhaft, denn es würde damit eine Quell« bezahlter Reklame verstopft, mit deren Ertrag diese mit Recht rechnen müssen, außerdem wäre es für uns selbst eine Herabsetzung — wir würden zu einer Art Bürokratie ohne Standesbewußtsein erniedrigt.« Dagegen sind alle Kritiker der Überzeugung, daß die jetzige Handhabung des Versands der Besprechungsexemplare ganz leicht und sehr wesentlich verbessert werden kann. Me Schaffung einer buchhändlerischen Zentralstelle, die für den in Frage kommenden Zweck besonders auszurüsten wäre, mit sorg sam geführten Zettelkartcien, nach Gebieten geordnet, würde sehr viel dazu beitragen, einer Verschleuderung vorzubeugen, die für keinen der Beteiligten nutzbringend ist. Sehr viel mehr ist zweifellos auf internationalem Gebiete zu tun. Dort wäre diese Art Vergeudung von Material gerade zu verheerend im Hinblick auf die geopferten Exemplare und das Vielfache an Portokosten. Ohne ein wirklich durchführbares Kontrollmittel zur Prüfung des tatsächlichen Nutzeffekts der auf- gewandten Bemühungen wird jeder praktische Versuch der Ver teilung von Verlagsprodukten eines Landes über seine Grenzen hinaus (vermittelst der Presserezensionen der in Frage kommen den Fremdländer) unvorstellbar bleiben. Ich glaube nicht an die Möglichkeit einer »Berner Kon vention« auf dem Gebiete der Zeitungskritik, da, wenigstens in Frankreich, die allgemeine Anschauung dahin geht, daß die frei willige Übersendung eines Besprechungs-Exemplares von Seiten des Verlegers kein Recht zu feinen Gunsten schafft, und daß sinn gemäß eine internationale Regelung eben dieses Rechtes nicht in Frage kommt. Jedoch glaube ich eher an die Möglichkeit, ein »Internationales Amt für Zeitungsbesprechungswesen« ins Leben zu rufen. Dieses hätte dann Karteien zu führen, in denen eine jede Kritik (aus allen Ländern) ihren Platz finden würde. Die Produktion würde genau verzeichnet, die Wirksamkeit be urteilt, die Besonderheiten festgelegt. Ein spanischer Buchhänd ler, der den Versuch beabsichtigen würde, den Absatz einer seiner Neuerscheinungen in den Niederlanden zu foroieren und dafür 50 Exemplare zu riskieren, hätte nur diese 50 dem Amte zu übersenden, das sie dann an die 50 geeignetsten holländischen Kritiker weiterleiten würde. Die Ausbeute wäre durch ein Kon trollorgan bei diesem Amte zu überwachen, einmal um den interessierten Verleger zu orientieren und dann um die Kartei der Besprechungen stets auf dem laufenden zu halten. Eine anders Möglichkeit, die auch Wohl mit der eben behan delten zu verbinden wäre, bestünde darin, durch Übersendung eines Prospekts ein vorläufiges Angebot zu machen. Wenn man auch, wenigstens soweit die Anschauungen in Frankreich in Frage kom men, keine Verpflichtung des Kritikers zur Besprechung eines ihm »unverlangt« zugcsandten Buches wird anerkennen können, so ist das durchaus nicht derselbe Fall, wenn der Kritiker selbst den Wunsch geäußert hat, das Werk zu erhalten, auch lwenn der Entschluß durch ein ihm zugegangenes Angebot ausgelöst worden ist. Der Kritiker muß sich aber ein genaues Bild darüber machen können, ob das Buch für ihn und seinen Leserkreis von wirk lichem Interesse ist. Die versandten Prospekte müssen also so genau und eindeutig wie möglich den Charakter des Werkes wiedergeben. Me für die direkte Publikumswirkung bestimmten können für diesen Zweck keine Verwendung finden. Der Rezen sent muß cs unter diesen Umständen als eine Gewissenspflicht empfinden, eine Besprechung zu bringen und sogar einen Beleg darüber zu schicken. Er wirb es auch kaum daran fehlen lassen, besonders wenn das Werk von gewissem Wert ist. Jedoch würde wohl das einzige Druckmittel des oben genannten Amtes für den Fall, daß der Kritiker sich doch seiner Pflicht entziehen sollte, darin bestehen können, daß man, klug geworden, in der Folge davon absehen würde, ihm auf Kosten der Verleger über flüssigerweise Buchgeschonke zugehen zu lassen. Das läßt sich alles verhältnismäßig leicht verwirklichen, und der Börsenverein der Deutschen Buchhändler hat schon etwas Ähnliches in vorteilhafter Weise durch seine Ausland abteilung organisiert. Die hier angestellte Erhebung wird ihr sicherlich gestatten, die Einrichtung zu verbessern und zur vollen Wirkung zu bringen. Ich möchte jedoch abschließend darauf Hinweisen, daß die Verbreitung eines Werkes in fremder Sprache für ein bestimm tes Land mir in starkem Maße begrenzt erscheint. Wir haben in Frankreich eine kleine Anzahl regelmäßiger Berichterstattungs- Rubriken mit literarischen »Briefen aus dem Auslände«, z. B. die des »dtercuro ck6 Kranes« oder der »Ilouvelles litterairos«. Diese dienen vor allem dazu, ein Publikum mit guter Allgemein bildung, das aber in den meisten Fällen die besprochenen Werke nicht in der Originalsprache lesen kann, »auf dem lausenden« zu halten und ihm die Lektüre fremdsprachiger Zeitschriften zu er setzen. Tatsächlich ist die Verbreitung eines ausländischen Werkes ja fast nur durch die Übersetzung möglich. Die Hauptsache ist, diejenigen Werke in Übersetzung, und vor allem in guter Über setzung darzubieten, von denen sicher anzunehmen ist, daß sie auch ein anderes Volk zu interessieren vermögen als jenes, für das sie ursprünglich geschrieben wurden. Das aber ist nicht mehr Sache der Kritiker, sondern der Spezialisten mit be sonderem Einfühlungsvermögen aus dem angedeuteten Ge biete und wirklicher Kenntnis der erforderlichen Maß nahmen. So ist bei uns z. B. Kipling durch Herrn Fabulet bekannt geworden, Wells durch Herrn Davray und noch in letzter Zeit Stefan Zweig und Remarque durch Herrn Alzir-Hella. Derartige Mittler leisten den Literaturen der Völker den aller größten Menst, sie setzen sich für gegenseitige friedliche Durch dringung ein und tragen zur Ausdehnung des internationalen Buchhandels bei. Die Wichtigkeit der Rolle, die sie spielen, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Stephen Balot, Paris*). II. Das Besprechungswesen in Italien. Daß man nur zögernd an die Aufgabe Herangehen mag, einem ausländischen Leserkreis vom italienischen Besprechungs wesen und seinen Gepflogenheiten einen Begriff zu geben, das kommt vor allem daher, daß es zurzeit noch recht schwierig ist, Disziplin und Methode auf diesem zugleich wissenschaftlichen und literarisch-journalistischen Gebiet zu erkennen, das zwar in Italien nicht mit geringerer Liebe und Gewissenhaftigkeit ge pflegt wird als in anderen Ländern, das aber noch ganz der festen Organisation und sicheren Handhabung ermangelt. Ich nehme an, daß es der deutschen Berlagswelt begreif licherweise mehr um das Schicksal zu tun ist, welches das fremd sprachige Buch in Italien erlebt, als um das der heimischen Produktion Vorbehalten«. Und hier wird es denn gut sein, gleich die wesentliche Unterscheidung zwischen Tageszeitung und Zeit schrift zu machen. Was die erste betrifft, sei festgehalten, daß die italienische Tageszeitung keine kritische literarische Beilage hat wie einige große deutsche oder englische Blätter (Literatur blatt der Frankfurter Zeitung, latsiarx 8upplomsnt der limss), daß sie also anscheinend noch heute, wie vor dreißig Jahren, diesen Teil des Geisteslebens der Welt unberücksichtigt läßt. Wer aber darum den Einfluß der Tageszeitung auf das kommerzielle Schicksal eines Buches in Italien geringschätzcn wollte, würde einen verhängnisvollen Irrtum begehen. Denn auch die gelegentliche Information, sei sie auch noch so zufällig und unorganisch, wie sie in den Rubriken »I-idri« oder »Ura ladri s Uivisto« (Aus Büchern und Zeitschriften) erfolgt — Sparten, über die jede italienische Tageszeitung verfügt —, hat entschei- ") übersetzt von I. Döhlert.
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