Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1936
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19360620
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193606200
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19360620
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1936
- Monat1936-06
- Tag1936-06-20
- Monat1936-06
- Jahr1936
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nummer 141, 2V. Junt 19SS Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel ihm verlangt wirb. Allerdings soll dieses in Zukunft nicht erst gegen Schluß der Lehrzeit sein, wir gehen vielmehr in unserer Anregung nach dieser Seite weiter und sagen: Zu Beginn der Lehrzeit ist der richtige Augenblick, Chef wie Lehrling zu sagen, was sich letzterer im Laufe seiner Lehrzeit anzueignen hat und worin er geprüft wird. Wir find der Überzeugung, daß hierdurch eine starke Leistungssteige rung beim gesamten Nachwuchs erzielt werden wirb, und letztlich sind ja alle Feststellungen und Prüfungen Dinge zweiter Ordnung gegen über der Hauptsache — der Leistung. Bei der Beurteilung der Leistungen der Prüflinge wandten wir zum ersten Male ausschließlich unser »Bremer Punktsystem» an, nach dem unsere Versuche in dieser Richtung im vorigen Jahre uns sehr befriedigt hatten. Dies Punktsystem sieht so aus: 7 Punkte gleich sehr gut li „ „ gut bis sehr gut ^ „ ,, gut 4 „ „ genügend bis gut 8 „ „ genügend 2 „ „ genügend bis mangelhaft 1 „ „ mangelhaft g „ „ ungenügend. Die Anwendung ist denkbar einfach und ergibt vor allen Dingen bei der Schlußzusammenftellung am Ende der Prüfung für jeden Prüfling rein rechnerisch ein absolut zuverlässiges Bild, zu dem doch jeder Prüfer durch seine Note in dem von ihm geprüften Fach sein Teil beigetrage» hat. Außerdem bietet das System die Gewähr, daß jeder Prüfling auch in allen vom Prüfungsausschuß zusammen gestellten Fächern geprüft wirb. Vermieden wird dabei auch, daß der Prüsungsausschuß sich erst nach der Prüfung aus den Meinungen der einzelne» Prüfer ein Gesamtbild des Prüflings rekonstruiert, hier wird der Prüfer gezwungen, unter dem frischen Eindruck des vom Prüfling eben Gesagten sein Urteil abzugcben, das dann durch seine Punktzahl wieder Teil wirb des Gesamturtsils. sGesamtzahl der Punkte durch Anzahl der geprllsten Fächer gleich Gesamtnote.) Der schriftlichen Hausarbeit haben wir auch aus den Ersahrungen der letzten Jahre eine nicht zu große Bedeutung beigelegt, wir gaben allen Prüflingen gleichmäßig das Thema: Aus meiner Lehrzeit und was ich in dieser erlernte. Die Ausarbeitungen gaben uns zunächst nicht viel mehr als die Möglichkeit, jeden Prüfling einmal rennen zulernen, zu erfahren, was er während seiner Lehrzeit getan hat und auch, ob er sich auszubrücken versteht, und eine solche Arbeit sauber ablicfern kann. Für wichtiger als diese Hausarbeit hielten wir zwei den Prüflingen gegebene schriftliche Klausurarbeiten jdercn Themen natürlich vorher nicht bekannt waren). Zunächst eine literarische: Uber gelesene Bücher, dann drei aus dem Schrift verkehr und der Werbung: 1. Prüfen Sie den beiliegenden Prospekt »Die großen Deutschen« und verfassen Sie einen kurzen, etwa zwanzigzciligen Werbebries, mit dem Sic das Werk Ihrem Kunden empfehlen. In acht Tagen läuft der Subskriptionspreis ab. 2. Verfassen Sie einen höchstens zwanzigzciligen Bries, um einem schön- wissenschaftlichen Verlage die Zweckmäßigkeit einer reichlichen Bedingt sendung mit seinen älteren Unterhaltungsromanen sllr die Sommer zeit klarzumachen, da in Ihrem Orte dann lebhafter Reiseverkehr herrsche. 3. Entwerfen Sie eine Zeitungsanzeige 8X12 ein groß in der Zeitung Ihres Heimatortes zur Bekanntgabe -Die großen Deutschen«. Die Arbeit »Über gelesene Bücher« war außerordentlich aufschluß reich, einige sehr gute, auch von selbständigem Denken zeugende Aus arbeitungen waren darunter. Schon bei diesen Arbeiten zeigten sich die Unterschiede der Vorbildung und aus welchen Firmen die Prüf linge kamen. So konnten sich die Prllser, da diese Arbeiten am Vor tage der Hauptprüsung geschrieben wurden, bereits ein gutes Bild von allen Prüslingen machen. Die drei Klausurthemen aus dem Schriftverkehr fielen im allge meinen nicht so gut aus, es ist, von Ausnahmen abgesehen, doch wohl so, daß in den meisten Firmen der Lehrling selten oder nie vor der artige Ausgaben gestellt wird, jedenfalls aber sollte er sich aus dem täglichen Umgang mit diesen Dingen auch hier zu Helsen wissen. Unsere Prüsung begann mit einer Vorprüfung in Buchführung für die Bremer Lehrlinge, die an unserem Vorbercitungskursus, den Herr Carl Otto-Delmenhorst abgehaltc» hatte, teilgenommen hatten. Das Gesamtrcsultat war sehr befriedigend. Aus der Lösung der ge stellten schriftlichen und mündlichen Aufgaben ging hervor, daß die Prüflinge die Grundlagen der einfachen Buchführung beherrschten. Gerade was die Buchführung aubetrisft, sind Kurse besonders wichtig, es ist fast unmöglich, Nichtkursusteilnehmer in Buchführung zu prüfen; die Kenntnisse sind, von seltenen Ausnahmen abgesehen, meist ganz minimal, trotzdem sind sie für seine kaufmännische Ausbildung un erläßlich. Am Sonnabend ließen wir zunächst die erwähnten beiden Klausur arbeiten schreiben, außerdem wurde aus Grund Freiwilliger Meldung geprüft in den als -wahlfrei- angegebenen Fächern: Plakatschrift, Stenographie, Schreibmaschine, Englisch, Kunstgeschichte, dazu kamen für die Auswärtigen Buchführung und für alle kaufmännisches Rech nen. Der Abend vereinigte die Prllser zur Durchsicht und Feststellung der Resultate der Klausurarbeiten und des bisher Geleisteten. Fanden die schriftlichen Vorprüfungen in einem uns überlassenen Schulraum statt, so hatten wir sür die Hauptprüfung in Anwesenheit des Gauobmannes am Sonntag die großen und schönen Räume der Firma Johs. Storm zur Verfügung. Rach einer kurzen Einführung durch den ersten Vorsitzenden und einem Rundgang mit Erklärung des Buchlagers wurde in nachstehen den Fachern eingehend geprüft: Buchhändlerische Betricbskunbe: praktisch „ „ mündlich Verlagskunde — Warenkunde Katalogtechnik: praktisch Deutsche Literaturgeschichte: mündlich Bücherkunde mündlich: u) allgemein „ „ d> Bücher der Bewegung Verkausskunde: mündlich. Die Kenntnisse waren im allgemeinen gut, einige sehr gut, aber auch einige schwächere Leistungen, die jedoch immerhin nicht so waren, baß man das »Bestanden« mit Bedenken hätte geben müssen. Eines muß hier noch besonders hervorgehoben werden, das ist der segensreiche Einsluß der Reichsschule. Da wir in diesem Jahre noch eine Reihe von Prüflingen hatten, die sie noch nicht besucht hatten, sprang uns der Unterschied besonders in die Augen. Sie gibt dem jungen Menschen namentlich in allgemeinen Standesfragen eine Auf geschlossenheit, die bei den ersten Prüfungen vor drei Jahren eigent lich überhaupt nicht zu finden war. Manche Gebiete kann man, nament lich bei Prüflingen aus kleineren Plätzen, denen nicht die Bildungs möglichkeiten der Großstadt zur Verfügung stehen, überhaupt nur dann mit einigem Erfolg berühren, wenn der Besuch der Reichsschule vorher gegangen ist. Die Prüfung schloß pünktlich nach unserem Plan. Aus Grund unserer Punktbewertung war die Zusammenstellung der Endresultate sehr einfach zu bewerkstelligen. Die von allen Prüfern gesührten doppelten Kontrollisten machten einen Fehler unmöglich, eine kurze Aussprache über die Leistungen und die Ersahrungen brachte eine Reihe neuer Anregungen aus dem Kreis der Prüfer. Zum Schluß erfolgte die Zusammenstellung und Ausarbeitung des Protokolls. Am Nachmittag vereinigte eine vom Bremer Buchhandel gegebene Kaffeetafel geladene Gäste, Prüfer und Prüslinge. Hier gab der Gauobmann die Prllfungsergebnisse bekannt und führte die jungen Gehilfen in unseren Stand ein. Zusammensassend sei noch einmal gesagt: Unser Prüsungs- versahren beruht aus zwei grundlegenden Tatsachen: 1. es ist eine ausgesprochene Einzelprüfung; 2. es bewertet jede einzelne Leistung mit einer bestimmten Punkt zahl, die zusammengczählt das Gesamturteil ergeben, wobei wir, das sei hier noch angemerkt, fcststellen konnten, daß die so rein rechnerisch znsammengestellten Resultate auch genau dem Gesamtcindruck ent sprachen, den die Prüfer von den einzelnen Prüslingen hatten. Mit unserem Prüsungsversahren erstreben wir aber auch neben anderen nicht so wichtigen vor allem zwei Dinge: 1. Durch den genau aufgestellten Prllfungsplan mit seinen jeweils genau eingeleilten Fächern ergibt sich eine wesentlich größere Gleich mäßigkeit und Gesetzmäßigkeit der Prüsung. Alle Prüslinge werben auch wirklich in allen Fächern gleichmäßig geprüft, snatllrlich dllrch jeweils verschiedene Kragen), es kann sich also niemand benachteiligt oder bevorzugt sühlcn. 2. Wir erstreben durch unsere Prüfungen eine Steigerung der Leistungen des buchhändlerischen Nachwuchses. Der Lehrling und ebenso der Lehrchef sollen vorher rechtzeitig wissen, was i» der Prüfung verlangt werden wird, Vorbereitung auf die Prüfung soll die ganze Lehrzeit sein, nicht ein in den letzten Wochen vorher eingepauktes Wissen. Dabei soll selbstverständlich die Prüsung selbst getragen sein von kameradschaftlichem Geiste, aber sie soll auch von dem Prüfling de» Nachweis verlangen, daß er in den zwei oder drei Jahren seiner Lehrzeit sich die Kenntnisse angeeignet hat, die man von einem guten Buchhändler erwarten kann. Kurt Boettcher, 1. Vorsitzender des Prüfungsausschusses 1S3S. 55S
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder