Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1935
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19350518
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193505189
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19350518
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1935
- Monat1935-05
- Tag1935-05-18
- Monat1935-05
- Jahr1935
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
was an und für sich zu begrüßen war, solange diese Reihen nur Wertvolles boten und die Herstellung durchaus im Bewußt sein der Verantwortung vor sich ging. Die Maschine gewann darüber hinaus aber an Macht, weil sie als kapitalistischer Faktor laufen mußte, um ihre Rentabilität zu beweisen, und so entstand schon damals eine Unmenge an Büchern, die völlig zu entbehren gewesen wären. Diese Maschinenkraft ergab von selbst das Bedürfnis nach einer Erweiterung der Verkaufsmög lichkeiten. Irgendwelche Hemmschuhe waren nicht vorhanden. Diese ungesunde Entwicklung wurde damals deswegen nicht richtig gewertet, weil das immer reicher werdende Reich durch seine Exportausdehnungen und durch seine Kolonien immer neue Absatzmöglichkeiten schuf. ES war die Zeit, wo daS Buch mehr und mehr zur Ware im handelsüblichen Sinne herabsank, und cS ist heute noch zu bedauern, daß die damalige Regierung diese große Gefahr, die in dieser Wandlung für unser Volk lag, nicht erkannte. Es muß aber auch gesagt werden, daß innerhalb des Buchhandels immer wieder Männer aufstanden, die war nend ihre Stimme erhoben. Es sei an Männer wie JustuS Pape und Hermann Seippel erinnert. Diese Hamburger Buch händler erstrebten eine Neubildung des Buchhandels dadurch, daß sie die Einführung der Gehilfenprüfung verlangten. In folge der immer mehr um sich greifenden rein händlerischen Einstellung der Buchhändler kamen ihre Pläne aber nicht zur Ausführung. Es ging dem damaligen Buchhandel in wirt schaftlicher Hinsicht gut, und damit begnügte man sich. Dann kam der Krieg, der sehr große Anforderungen auch an unseren Beruf stellte, die im ganzen gesehen erfüllt wurden. Die Anstrengungen wurden wieder durch gute Verdienste be lohnt, waö man heute beim Rückblick auf die Geschehnisse fast bedauern möchte, denn diese wirklich recht guten GeschäftS- möglichkeitcn lenkten den Buchhändler wiederum von seiner größeren Aufgabe, die „Bedingung deS DaseynS einer deut schen Literatur" zu schaffen bzw. zu erhalten, ab. Nicht einmal die Inflationszeit brachte ein Erwachen. Diese Ausführungen zeigen, wie das rein händlerische Denken überhandnahm, und wenn die Entwicklung in unserem Buch handel von diesem Gesichtspunkt auS betrachtet wird, dann wird man auch verstehen können, wie nach dem Kriege und in der Inflationszeit auf einmal mit Hilfe der Gewerbefreiheit eine Häufung von Firmengründungen einsctzen konnte. Da neben entstand eine sehr große Anzahl sogenannter Auchbuch- händlcr, denen es zum größten Teil nur darauf ankam, eine Erweiterung ihrer sonstigen Handelsumsätze zu schaffen, und die zum Buch kaum ein tieferes Verhältnis hatten. Viele dieser Auchbuchhändler entstanden durch die Geschäftstüchtigkeit der Grossisten, denen meistens nur daran gelegen war, neue Ab satzmöglichkeiten für ihre „Ware" zu schaffen. So wurde das Buch immer mehr nur Handelsobjekt. Lm Verlag machte sich die Ausweitung insbesondere in der verlegerischen Tätigkeit der öffentlichen Hand und ähnlichen Organisationen sehr stark bemerkbar, und zwar nicht nur durch die Neugründungen von Verlagsfirmen, sondern von dieser Seite her begann auch eine starke Beeinflussung der Kalku lationen, was sich naturgemäß in der Preisbildung auswirken mußte. Diese Auswirkung bekam der gesamte Buchhandel durch eine Verringerung der Verdienstspanne zu spüren. Im Sortiment wirkten sich diese Eingriffe weiter aus im zen tralen Einkauf von Behörde», Instituten, Schulen usw. Mit diesem zentralen Einkauf waren noch große Rabattforderun gen verbunden. Hierdurch wurden besonders dem Provinz sortiment ganz erhebliche Aufträge entzogen. Diese Methoden hatten mit einer staatlichen Überwachung der Preisbildung, die in mittel- oder unmittelbarer Form stets vorhanden sein wird, nichts zu tun. Es durfte nicht dahin kom men, daß fiskalische Interessen die freie Entfaltung und Preis bildung der Verleger in ungesundem Ausmaß beeinflußten, wodurch wieder die Lebensbedingungen der Sortimenter sich ungünstig entwickelten. Für daS rein händlerische Denken der damaligen Zeit war z. B. auch bezeichnend, daß mit einem Male eine Flut von Übersetzungen aller Art den deutschen Buchhandel überschwemmen konnte, denn cS galt Geld zu verdienen und die Druckerpreffe durfte unter keinen Um ständen stillstehen. Gefördert wurde diese Entwicklung durch die immer mehr um sich greifende Unsicherheit im Volk bei der Begriffsbildung von sittlichen, politischen und wirtschaftlichen Werten. Die Führung einer starken Regierung fehlte ganz. Wenn diese wirtschaftlich ungesunden Erscheinungen schon sehr bedauerlich waren, so ist das Versagen des Buchhandels in der Erkenntnis seiner eigentlichen Aufgabe in diesen Jahren deS Niederganges ganz besonders schmerzlich. Die Folge hier von war die beschämende Tatsache, daß es beim Ausbruch der nationalsozialistischen Revolution nur sehr wenige national sozialistische Buchhändler gab. Wohl versuchte man in diesen Jahren der politischen und wirtschaftlichen Stürme immer wieder einen Gesamtstand deS Buchhandels zu bilden, aber alle diese Versuche mußten fehlschlagcn, da die richtige Erkenntnis der eigentlichen Aufgabe verlorengegangen war bzw. die ma terielle Frage deS Gcldvcrdienens in einem viel zu großen Aus maße alle Geschehnisse beherrschte. Ein Gemeinschaftsgefühl konnte damals nur dann an Bedeutung gewinnen, wenn cS sich darum handelte, Schutz vor einer größeren Konkurrenz und vor einem Rückgang der Verdienstmöglichkeiten zu er halten. Hier liegen die tieferen Gründe, weswegen eS soweit kommen konnte, daß die Behauptung aufgestellt wurde, Bücher, insbesondere Fachbücher kaufe man besser in anderen Geschäften wie Waffen- und Blumenhandlungen, Handlungen mit photographischen Artikeln usw., wenn man es nicht über haupt vorzog, unmittelbar vom Verlag zu bestellen. Mit dieser Auffassung ist man wohl am weitesten abgerückt von dem Begriff eines geschloffenen Buchhandels, indem Fachbücher zu Ne- bcnartikeln anderer Geschäfte gemacht wurden. 32
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder