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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1935
- Strukturtyp
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- 1935-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1935
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Bedeutung des Buchhandels für Deutschland" und „Perthes' Bemerkungen über den literarischen Verkehr während seiner Reise durch Deutschland". Es soll nun gezeigt werden, daß dieses Heftchen auch heute noch inhaltlich voll gültig ist, wenn man die ganze Bedeutung unseres BerufSstandcs für unser Volk erkannt hat. Perthes erkannte in einer außerordentlichen Klarheit die Bedeutung des wahren und echten Buchhandels in seiner ganzen Tiefe und auch in seiner ganzen Problematik. Das Schriftchen aus dem Jahre 1816 ist deswegen so wertvoll, weil in ihm die Berufs erfahrungen eines großen Buchhändlers niedergelcgt wurden, der ähnlich wie wir die bittersten politischen und wirtschaft lichen Sorgen in den Zusammenhängen und der Auswirkung der damaligen Zeitereignisse erlebte. Es berührt eigenartig, wenn man beim Lesen fcststcllt, daß unser Beruf heute vor denselben Problemen steht wie damals, wenn auch das, was Perthes während seines ganzen Berufslebens bekämpfte - nämlich den Auchbuchhandel -, zur Hauptsache sich in eine andere Sparte unseres Gesamtstandes verschoben hat. Ehe dieses Kernstück der PcrtheSschen Berufserfahrungen be handelt wird, muß gezeigt werden, welche Anforderungen er an unseren Beruf stellte. Der Titel der Schrift sagt cS: „Der deutsche Buchhandel als Bedingung des Daseyns einer deut schen Literatur". Der §2 der Abhandlung sagt dann, was Perthes unter der „deutschen Literatur" verstanden haben will. Die nachfolgenden Absätze zeigen weiter die rein prakti schen Aufgaben deS Buchhandels und eS wird gesagt, wie der Buchhandel „Die Bedingung des DaseynS einer deutschen Literatur" erfüllt bzw. erfüllen kann, und zwar durch ein „auf sich selbst beruhendes, aus dem Eigensten deutscher Geschichte und Verfassung hervorgcgangenes Institut" (§4). Mit be sonderem Bedacht lese jeder Buchhändler den Absatz 5, der sagt, inwieweit der Buchhandel seine Aufgabe erfüllt, und zwar: 1. Durch das Aufbringen der Kosten zum Druck der Schrif ten. 2. Durch die Entschädigung der Autoren für Bekanntmachung und Herausgabe ihrer Schriften. g. Durch die Verbreitung „über alle Länder, wo das Deutsche Muttersprache ist, daß allenthalben möglichst gleichzeitig lebhafter Anteil an Sprache, Wissenschaft und Literatur er regt und erhalten werde". Daß der Buchhandel diese Bedingungen für das „Daseyn einer deutschen Literatur" im großen gesehen erfüllt, muß ihm als bedeutendes Verdienst angerechnet werden. Der § 7 zeigt dann in kostbaren Worten den „eigentlichen Be ruf des deutschen Buchhandels", nämlich die „Einheit der deutschen Literatur zu erhalten und zu befördern, und alles zu beseitigen, was diese stören und gefährden könnte." Dies alles kann aber nur durchgeführt werden, wenn die Forderung, die im Absatz 9 geschildert wird, vom gesamten Volk und den Regierungen gewissenhaft beachtet wird. Dieser Absatz lautet: „Wollen die Deutschen an ihren Buchhandel solche Ansprüche machen, so muß derselbe als ein National-Gut und -Institut geachtet und, soweit der deutsche Bund sich erstreckt, gehegt, geschirmt und beschützt werden". Mit diesen Worten sind wir an das Kernstück der Schrift und an die Problematik unseres Berufes damals wie heute heran gekommen. Jetzt können Sätze von Perthes wiederholt werden, die für unsere Zeit buchstäblich noch zutreffcn und verwendbar sind. Perthes hatte das Doppelwcsen unseres Standes in seiner ganzen Tiefe erkannt und bringt es zum Ausdruck, in dem er sagte, es sei nötig: „den führenden Staatsmännern bestimmte und deutliche Einsicht in das ihnen fremde halb kauf männische und halb literarische Verhältnis zu verschaffen." Also hier zeigt sich die klarste Erkenntnis vom Doppelwesen unseres Standes und wie unmöglich eS ist, das Buch als eine Ware im handelsüblichen Sinne hinzustellen und zu behan deln. Und weil nun diese Tatsache der Sonderstellung be steht und bestehen bleiben wird und muß, es sei denn, daß ein entsetzliches Maschinenzeitalter unser Denken verflache, was aber im Dritten Reich undenkbar ist, - deswegen der Kampf damals wie heute gegen den Auchbuchhandcl! Der Auchbuchhändler zur Zeit Perthes' bestand in dem so genannten Nachdruckcr,den er einmal in verächtlicher Weise den „Laurer" nannte, der seinen sicheren Gewinn einzuheimscn versteht. Damals wie heute gab es Stimmen, die für den Auch buchhandel glaubten sprechen zu müssen. Perthes lehnte den Auchbuchhandel ab, auch dann, wenn er sogar gute Werke nachdruckte. Die Erfahrungen seines Berufslebens führten ihn eben zu der Erkenntnis, daß der Buchhändler nur seinen Beruf wirklich erfüllen könnte, wenn ihm seine materielle Grundlage erhalten bliebe. Diese wurde damals durch den Nachdrucker ständig bedroht. Der Nachdrucker sah in der Her stellung und dem Vertrieb desBucheS nur ein geschäftliches Unternehmen. Wenn nun für unsere Zeit der Nachdrucker nicht mehr besteht, so bedeutete die nach dem Kriege einsctzende Ausweitung deS gesamten Buchhandels, die mit Hilfe der Gewerbcfrciheit ohne weiteres durchführbar war, eine ungeheure Gefahr für den ordentlichen Buchhandel. Diese Gefahr richtig erkannt und den Mut zum Umbau aufgebracht zu haben, ist das nicht hoch ge nug cinzuschätzende Verdienst unserer Bewegung. Hierin liegt der ganze Sinn und die ganze Aufgabe unseres Neubaues, und aus diesem Blickfeld heraus mußte erneut die Forderung nach dem geschloffenen deutschen Buchhandel entstehen. Was ging denn in den letzten zz Jahren im Buchhandel vor? Schon um 1900 herum wurden Stimmen laut, die schwere Bedenken gegen die damalige Entwicklung äußerten. Es war die Zeit, wo auch im Buchhandel, wie in vielen anderen freien Berufen, die Maschine anfing, einen viel zu großen Einfluß zu gewinnen. Es erschienen die ersten billigen Bücherserien, 31
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