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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1935
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- Deutsch
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- Saxonica
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Ich wiederhole, daß die Kammer die Arbeit des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler und seine alte Organisation möglichst wenig durch Verwaltungseingriffc gestört hat. Sie hat das Hauptgewicht in die zusätzliche Arbeit gelegt, sie wie derholt unaufhörlich und neuerdings mit erfreulichen Erfolgen ihr Andringcn auf die Verbesserung des Buchbestandes des Arbeitsdienstes, der Militärbüchereien, der Krankenhäuser und der Werkbibliotheken. Ihr Wunsch ist eS, daß auch in Deutsch land, wie es in den Nachbarstaaten längst geschah, jedes Dorf eine kleine Bücherei der besten Werke deutschen Geistes habe. Sie hat sich des weiteren - vorläufig allerdings noch ohne Er folg - um die Auffüllung ausländischer UnivcrsitätSbüchcreien bemüht, die von Franzosen und Engländern mit freundlichen Geschenken verwöhnt, sich nicht zum Kauf deutscher Lektüre entschließen können. Die Kammer hat endlich den Behörden gegenüber des öfteren ihrer großen Sorge Ausdruck gegeben, daß durch die Zerstörung der Kulturhaushalte in Staat und Städten zwischen 1927 und iygz in den öffentlichen Büchereien Lücken entstanden sind, die ohne baldige großzügige Hilfe des Reiches nicht mehr aufgcfüllt werden können. Sie meint, daß auch heute noch der Haushalt der Büchereien sehr ungleichmäßig bedacht ist, und daß manche deutschen Städte sich in tief bedauer licher Weise noch nicht zu einer Neuauffüllung ihrer Buchmit tel haben verstehen können. Sie weiß, daß sie mit ihrer Kritik an diesen Zuständen im Sinne des Führers handelt, der will, daß das kommende Geschlecht nicht nur in der Schule, sondern in freiwilliger Sclbstcrzichung sich in die Werte deutschen We sens, deutscher Geschichte und deutscher Dichtung einfühle. Einer der wenigen unmittelbaren Eingriffe in die Organisation des Buchhandels ist die Errichtung der ReichSschulc des Deut schen Buchhandels gewesen, die - darf ich es sagen - von Beginn an mein Herzenswunsch war. Ab 1. April d. I. fassen wir in Leipzig regelmäßig die der Lehre entwachsenen Jung- buchhändlcr zu einem vorläufig cinmonatlichen - später drei monatlichen - Kursus zusammen, um ihnen Einblick zu geben in die Büchereien, in die großen Werkstätten und Vermittlungs stellen dcS deutschen Buchwesens. Mir kam eS darauf an, jeden Jungbuchhändler einmal in seinem Leben - eS sind ja zuweilen junge Menschen, die ihre Heimatstadt nicht wieder verlassen -, mir kam eS darauf an, sie alle einmal mit dem gesamtdeutschen Wirken und Schaffen zusammenzubringcn, einmal jeden Jungbuchhändlcr mit Deutschen aus allen Gebieten des Rei ches zusammcnzuführen, damit ihm die Gesamtschast lebendig werde, mir kam eS darauf an, zu jedem von ihnen einmal den Staat sprechen zu lassen über das, was er vom einzelnen an Dienst und Bekenntnis verlangt. Ich möchte noch einige kurze Worte über die kleineren Ver bände sagen, bei denen sehr fruchtbares Werk geleistet werden konnte. Auch hier war die Verpflichtung zu einer neuen Stan desehre von einem erzieherischen Wert, den man doch lange unterschätzt hatte. Da sind die Werbcfachleute, die bei den zu nächst erzwungenen Zusammenkünften - fast möchte ich sagen - in freundschaftlicher Übereinkunft ihre Arbeit und die Formen des Wettbewerbs berieten. Da sind die Werkbüchereien, die der Kammer eingcordnct werden konnten und durch die Beratung und Unterstützung, die sie finden, aus ihrer Vereinsamung, oft auch aus ihrer Ratlosigkeit heraustraten. Da sind die Leih büchereien - 4500 Leihbüchereien in Deutschland -, die durch selbstgewählte Vertrauensleute die Bücherlisten prüfen und auf eigenen Wunsch den eigentlichen Schund entfernen, ja oft zum erstenmal wesentliche Bücher einstelltcn. Durch die Hebung der Mindestlcihgebühren, durch die vorübergehende Einschrän kung jener Neugründungen, die oft nur die Zweigstellen von Ramschbuchhandlungen waren, haben wir mit gutem An fangserfolg versucht, die Leihbüchereien auf eine andere Ebene zu heben. Da ist die große Zahl der der Kammer unterstellten Vortragsverbändc, der Stiftungen, die zu überwachen sind und vieles mehr. Viel, sehr viel ist in diesem einen Jahr an unfreiwilliger und freiwilliger Mithilfe geleistet worden, und mehr noch wird in den kommenden Jahren geschehen. Der Gedanke kluger stän discher Gliederung treibt uns, er treibt voran, er wird sich be währen und auch den Nachbarn das größere Recht des besseren Gedankens erweisen. Er hat mich in diesen einundeinhalb Jahren so sehr gefesselt, daß die eigene Arbeit für eine Weile davor zurücktrat, ein für den Schaffenden sonst schwer erträg licher Zustand. Ich glaube aber, daß wir, die seit dreißig Jahren über Jugendbewegung, über KriegSzcit und Schrifttum der Nachkriegszeit den neuen volkhaften Staat forderten, nicht das Recht haben, uns ihm zu entziehen, wenn er uns ruft. So wie wir einst bei Kriegsbeginn nicht den Tag bestimmen konn ten, so sind wir alle in dieser Zeit des Umbruchs als Sol daten berufen und haben dem Staat unser Werk zu schenken, bis er unS wieder zur Stille des Hofes entläßt. An einem kleinen Teil dieses neuen Geschehens arbeiten wir ja alle, schlingen die Fäden, schürzen die Knoten, bauen ein neues HauS, pflanzen einen Garten und warten auf die Stunde, wo der Sommer über den Wegen liegt und unsere Bäume den ersten Schatten werfen. Ich bin Ihnen noch einige Worte schuldig über die Wandlung in der Schau des Schrifttums auf das schaffende Volksleben, auf das BolkSerlebniS, auf den Staat. Schwer ist eS, Wahrheiten, die oft ausgesprochen wurden, noch einmal zu sagen, und dennoch muß ich auf Ihre Frage antworten: Es geht eine tiefe Änderung auch in der inneren Einstellung unseres Schrifttums zum Staat vor sich. Eine Wandlung zur Kampffrcude ist'S, die nach Jahrzehnten der Entfremdung etwas von der alten Gemeinsamkeit des Mittel alters zwischen Sänger und König, zwischen Sänger und Volk sucht. Ich weiß wohl, daß solche Forderung nach Anteil der Dich tung an der Führung des Volkes nicht erst auS diesen Jahren 12
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