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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1934
- Strukturtyp
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- 1934-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1934
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- Deutsch
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1, 2. Januar 1034. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. L. Dtschn Buchhandel. bezahlt inachen, denn jetzt ist unsere Zeit, wie eben noch die Zeit anderer Leute war. Konjunktur! Konjunktur? Ist es nicht doch ein ganz klein wenig anders? Ist es nicht ein ganz klein wenig so, daß wir wohl uns herzeigen dürfen auf den Vorlegctischen, daß man uns aber nicht sieht, nicht kennt? Auf der einen Seite steht sehr viel guter Wille: der deutsche Buchhandel hat die Aufgabe übernommen, die ihn, das Ver trauen des Führers unseres neuen Staates gestellt hat: Mittler zu sein unseres Schaffens zum Buchkäufer, Diener zu sein, wenn der Deutsche ehrlich seinen Weg sucht zu sich selbst im deutschen Buch. Es ist eine so große Vertrauensausgabe, daß man den Glau ben an die Erfüllung allein schon in der Betrauung mit dieser großen Mission sehen darf. Bon der Seite der Führung her fin den wir hier dieses Vertrauen, diese eine Seite ist klar. Nun fällt das üble Wort »Konjunktur« in sich zusammen, denn die andere Seite des Problems fordert von uns ein hartes Dienen in klarer Bejahung, ein Dienen, das in sich selbst die Be friedigung trägt und heute wirklich nicht fragen kann nach dem baren Entgelt. Wenn seit langem nicht mehr der Buchhändler die Werke vorgelegt hat, sondern die Konjunktur jedem Kunden mit einer unklaren Begründung zugeschobcn hat, was man eben zur Zeit kaufte, dann müssen wir uns heute mit der klaren Wirk lichkeit zurechtfindcn und endgültig damit fertig werden, daß Deutsch-Sein und Vermittler-Sein im deutschen Sinne gar nichts, aber auch gar nichts mit Konjunktur zu tun hat. Sonst müßten jetzt die wirklich deutschen Bücher in hohen Auflagen wegvcrkauft werden — freilich nur für kurze Zeit, für die gewohnte Schlagdaucr einer Konjunkturwelle, lind hernach müßte wieder etwas anderes kommen, irgend etwas, was man sich jetzt noch nicht vorstellen könnte. So aber muß der Buch handel für das deutsche Buch erst eine Auslauf-Ebene schassen, das deutsche Buch muß als Begriff erst dem Leser nohegebracht werden, der vielleicht immer in gutem Glauben gekauft hat, der vielleicht keine üblen Bücher gekauft hat, keine bewußt volks fremden Bücher, der aber stets die Wellenkämme oben abgetastet hat nach allem, was sich bei hohen Wellen eben gewöhnlich an trägt. Daß man uns deswegen schon in naher Zeit ausraufen wird oder daß man nun Bücher, die wirklich aus deutscher Seele kommen, so herumzeigen wird bei jeder geselligen Möglichkeit, wie man früher andere Bücher im Herzeigcn bewußt empfohlen hat, das dürfen wir uns nie erwarten. Wir wollen sonst gar nichts, als daß man im Fragen der Unentschlossenheit auch uns manchmal einem Käufer nennt, daß der Buchhändler den Mut hat, einen deutschen Dichter bei allem Risiko wirklich einmal anzunehmcn und ihn nicht gleich nach den ersten drei Fehlschlägen zu den Remittenden zu packen, die nie mand sonst als vielleicht die Post beschäftigen. Bon zwei Arten Käufern scheidet hier die eine Art vorneweg aus, die ganz klar und bestimmt kaust, denn hier ist der Spielraum der Beeinflus sung nicht mehr sehr groß, hier darf man ja annchmeu, daß die Absicht, wenn nicht vom Käufer selbst, so doch durch einen ganz bestimmten Kaufzwcck bestimmt ist. Anders ist cs bei den unschlüs sigen Kunden, die schon mit dem bescheidenen Vorspruch beginnen, sie bräuchtcn etwas für den oder den Zweck, für einen Menschen von der oder der Art. Diese Menschen wollen — das weiß jeder Buchhändler viel besser als ich — beraten sein, und ich habe mich selbst oft schon gerne so in einen Kauf Hineinspielen lassen, dessen Richtung nun fast völlig dem Buchhändler anvertraut ist. Da gab es sich nun früher meistens, daß das volle Dutzend Bücher, die eben obenauf waren, angeboten wurde. Ganz selbst verständlich, denn damit schuf man sich meist zufriedene Kunden, man konnte vor dem Hintergrund von vielleicht zweihundert tausend oder sechzigtausend Lesern mit allerhand Nachdruck für ein Buch eintreten. Nun wird es schwerer sein, nun wird man dem Käufer etwas nahebringen müssen, was in der gleichen Linie des Dienstes am deutschen Geist steht, wie der gesamte Beruf, man wird vielleicht ebenso schwer diese Überzeugung einem Käufer bcibringen können, wie man schließlich auch seinen innersten Glauben nur schwer herauspredigen kann. Freilich, wenn einem Buch erst nachgesagt werden muß, daß es deutsch ist und daß es hundertprozentig national ist, dann ist es nicht Dienst am deut schen Ausbau, was mit solcher Anpreisung vielleicht erreicht wird. Denn dort, wo wir den Weg über die Seele und das Geistige gehen wollen zu deutschen Menschen, so, daß das Innerste im Menschen an seelischen Regungen angcspielt wird bis zum Mit- vibriercn, können — sagen wir einmal — technische Festlegungen seelischer Begriffe nicht in, tiefsten das auslösen, was wir zum Mitklingen bringen wollen. Wir stehen aus einem eigenen Weg, auf dem wir die Menschen führen wollen, die sich ganz langsam, aber mit bestem Willen zurcchtfinden zum gleichen deutschen Wol len. Mancher muß erst langsam wieder an sich selbst glauben lernen, an das, was er im deutschen Volk ist und sein kann, und da können wir Diener an der deutschen Seele werden. --Nationale Kunst ist niemals Kunst, aber jede wirkliche Kunst ist national« — dieser Ausspruch, darin begründet, daß es ohne die tiefste Ver wurzelung im Volkstum und im Nationalen eben keine Kunst gibt, darf keineswegs Freibrief sein für alles, was sich unter dem Mantel von Kunst überall heraniuacht, um das von wirklicher deutscher Kunst Gewonnene wieder zu zerstören. Die grundsätz liche Richtigkeit jedoch kann wegweisend sein für den deutschen Buchhändler, daß er nicht in einer schnell aufwogcnden Kon junktur sich den Weg verbaut und dann zusammenbricht, wenn der Charakter des Aktuellen sich verloren hat. Wenn der deutsche Dichter keine Augeublickskonjunktur er lebt und wenn ^er deutsche Buchhändler so zu einem langsamen Vorwärtsgehen gezwungen wird ohne große Erfolge von heute auf morgen, dann wollen wir darin ein gutes Zeichen sehen. Wir sind nun einmal aus alten ausgetretenen Geleisen herausgefallen und wir wollen lieber mit dem ganzen alten Zeug brechen, wenn wir nicht wieder enttäuschen und enttäuscht werden wollen. Aber: es gehört viel Mut dazu. Es ist keine große Ver kaufskunst und cs ist Verdienstlos an der Nation, wenn vielleicht der Buchhandel sich weiter tragen läßt vom Neuigkeitsrummel: jedes neue Werk wird ein Vierteljahr lang groß ausgelegt, es ver schwindet dann, wenn es sich nicht inzwischen zum Reißer ent wickelt hat, und macht bloß in seelenloser Folge der nächsten Neuigkeits-Serie Platz. Nein! Das schafft keinem Teil, dem Dich ter so wenig wie dem Buchhändler, eine Grundlage, das ist bloß ein verwegenes Springen von Scholle zu Scholle, und einmal bricht ein Ende ab. Mehr Mut gehört zur Behauptung, zur Treue gegenüber einem älteren, wertvollen Buch. Mehr Mut gehört dazu, ein Buch, das man selbst mit Genugtuung gelesen hat, auf Lager zu halten, weil man sich persönlich dazu hingefun den hat. Was wirklich wertvoll ist — und jeder kann sich vom Wert des einen oder anderen Buches selbst überzeugen —, darf nicht nach der Rummelzeit vom Tisch und vom Lager verschwin den, um einer Belanglosigkeit Platz zu machen, bloß weil diese neu ist und gerade besser zieht. Das Vertrauen birgt in sich die Pflicht, verantwortungs bewußt Träger deutscher Kultur zu sein, und das bedeutet bei diesem Vertrauen und zu dieser Zeit mehr als sonst. Wenn einerseits das Volk so sehr der Treue dieses Dienenden anvertraut ist, daß er initzubestimmcn hat mit seiner tragenden Aufgabe zum künftigen Schicksal des Volkes, dann darf solches Schicksal nicht Fatum werden, willenlos hiugenommen, sondern unter dieser Führung selbst gebaut zur vollen Klarheit und Bestimmtheit. Und wenn andererseits der deutsche Dichter sich heute neu in die Hände des treuen Mittlers begibt, dann will es geschehen, uni aus dem Fatum des Vergcssenscius in, eigenen Volk herauszu kommen und nicht mehr bloß ein Schicksal zu haben, sondern Schicksal zu sein. Das sagt mit anderen Worten: klarer als früher wissen, was unser beider Aufgabe ist, bewußter als früher an der Verantwor tung tragen, die uns vor der Nation auferlcgt ist, unabhängiger als früher von Schwankungen mit dem Willen zum Volk durch- haltcn bis an das Ziel, das uns gewiesen ist! Vielleicht haben wir nie um den baren Dank arbeiten können, aber dienen können und dabei getragen sein durch das Vertrauen von oben und so Ver trauen schaffen können nach unten, daß daraus wirklich Glaube werden kann, das ist vielleicht eine Aufgabe, die nicht gelohnt werden kann nach abgenützten Maßen. klubent sua kutu libelli — unser Geschick tragen sie auch, wenn wir nur verstehen wollen, das Wort im Wappsnspruch umzudeuten. S
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