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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1934
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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iX: I, 2. Januar 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn Buchhandel. Börries Freiherr von Münchhausen: „Gerechtigkeit!" Ich kann ln das häufig gehörte Lied über die verständnislosen und geldgierigen Verleger nicht einstimmcn, denn mich hat seit einem Menschenalter mit allen meinen Verlegern eine auf richtige Freundschaft verbunden. Mein lieber eigcnwüchsiger Luder Horstmann in Göttingen, der gütige Lattmann in Goslar, Fritz Cohn vom Verlage Egon Fleische! und nunmehr seit langem der kluge vr. Kilpper von der Deutschen Verlags-Anstalt in Stutt gart — alle (und mehr als diese!) sind mir immer nicht nur als überaus gefällige Geschäftsleute, sondern auch als Berater, ja, als echte Freunde auch in vielen Persönlichen Angelegenheiten von höchstem Werte gewesen. Wie oft bin ich nicht zu ihnen ge kommen in allerhand schwierigen Fragen, — und ich habe immer offene Herzen und weltkluge, lebenskluge Köpfe gefunden! Meine L a d e n b u ch h a n d l u n g ist seit dreißig Jahren die Hinrichs'schc Buchhandlung in Leipzig. Hier verbindet mich mit den Herren Rost und Zimmermann ein außerordentlich angenehmes Verhältnis. Früher, als ich ein guter Kunde sein konnte, war das leicht erklärlich, aber ich kann versichern, daß unsere Beziehungen seither um kein bißchen kühler geworden sind, obgleich ich sehr häufig mit meinen Wünschen durchaus kein leicht zu befriedigender Kunde bin. Wenn Sic mich also fragen, wie ein Buchhändler sein soll, so kann i ch darauf nur antworten: Sowieerbisherwar. Für den Ladenbuchhäudler besteht in erhöhtem Maße die Schwierigkeit, die für jeden Leser im Volke besteht: Er kann nicht alles selber lesen, was ec verkauft, muß sich also auf die Bespre chungen verlassen, und das ist ja bei uns eines der trübsten Kapi tel. Eigentlich sind 95°/° Buchbesprechungen wilde Lobeshymnen und stellen sich nach zehn Jahren 95°/« aller Bücher als über flüssig, ja minderwertig heraus! Wie selten sind verantwortungs bewußte Urteiler, die unter ihrem vollen Namen, ja, mit dem vollen Gewicht ihres Namens urteilen, die auch einmal einem anerkannten Verfasser unbequeme Wahrheiten sagen, die un bestechlich auch das Werk eines Parteigenossen, eines Persönlich befreundeten Schriftstellers schlecht nennen, wenn es schlecht ist! Man soll nichts Unmögliches vom Buchhändler verlangen. Bei dem unglaublich niedrigen Stand unserer Buchbesprechungen kann er vielfach gar nicht das Wertvolle und das Wertlose in seinem Laden kennen. Dazu kommt aber auch dies: Der Buchhändler hat ein dop peltes Gesicht wie der alte Janus am Gemüscmarkt vorm Car- mcntalischcn Tore: Eines blickt auf das Schrifttum und seine ewigen Werte, das andere aber zur Ladenkasse. Der Buchhändler ist ein Kaufmann und will Geld verdienen. Man erweist ihm einen schlechten Dienst, wenn man ihn verantwortlich machen will für den Geschmack der Käufcrschast. Der Verleger ui u ß sür den Geschmack der Kleinen Leute mäßiges Zeug verlegen, — wenn es nur kein schlechtes, gefälschtes, verlogenes, verführendes Zeug ist, — damit er sür die wenigen im Lande gute Bücher überhaupt geldlich ermöglichen kann. Und der Ladenbuchhäudler m u ß mit der Mittclware und der Untcrmittclware seinen Laden und sein Leben erhalten, damit er für uns die guten Bücher daliegcn hat. Der kleine Mann hat auch ein Recht aus seinen Geschmack so gut wie wir, und es ist ein sehr verhängnisvoller Irrtum zu glauben, man könne ihm mit dem ihm aufgedrängten wertvollen Buche auch immer gleich die Freude und das Verständnis zu diesem Buche verkaufen! Die Möglichkeit einer Erziehung zu echter Kuust ist nur in schmerzlich geringen, Maße vorhanden. Frau Courths-Mahler, die viclverlästcrte, hat einmal ge schrieben, daß sic in Millionen Menschen überhaupt erst das Be dürfnis zum Buche geweckt, sie überhaupt erst Bücher kaufen ge lehrt habe. Das ist sicher richtig, und dies Bedürfnis zum Buche ist doch gewiß die erste, wenn auch niedrigste Stuse aus der Treppe literarischer Bildung. Die Großen des Schrifttums sollten sich immer bewußt sein, daß, rein rechnerisch, rein äußerlich gespro chen, Hedwig Courths-Mahler den Verlag und den Vertrieb der wertvollen Bücher sozusagen erst möglich macht. Ich glaube, wir sollten voller Güte und Mitleid und voll herzenswarmcn Verstehens der Kleinen im Lande und der Kleinen im Schrifttum gedenken und sollten immer wissen, daß sie mit ihrer Masse auch die Gipfel tragen. Dann muß man aber auch den Buchhändler verstehen, der sie vertreibt, damit große Kunst überhaupt leben kann! Ein Praktischer Rat zum Schluß: Jeder Buchhändler sollte sich zwingen, grundsätzlich nie auf die Frage nach dem Neuen und Neuesten zu antworten, soll nie sagen: »Das ist eben er schienen, das ist dasLetzte von diesem Dichter », soll nie nur die Neuerscheinungen aus seinem Tisch und in seinem Laden liegen haben. Die Käuferschaft kann nur so allmählich lernen, daß im Buchladen die Worte Neu und Alt unsinnig sind und nur die Worte Gut und Schlecht gelten. Wenn wir nicht aus dieser elen den Anschauung der Blusenläden am Hausvogteiplatz hcraus- kommen, werden wir nie den Geschmack haben. Wer Kellers und Meyers Novellen, Fontanes und Raabes Hauptwerke noch nicht kennt, hat gar kein Recht auf die Neueren, ja, er hat eigentlich auch gar kein Verständnis für sie. Also, meine Herren: Drängen Sie die Käufer ab von dem Unterschiede Alt und Neu, gebrauchen Sic selber diese Worte nie von Ihren Büchern, das ist das Beste, was Sie zunächst tun können! Zunächst! Jubiläen. 5V Jahre Vertan Georg D. W. Callwey, München. Der Verlag Georg D. W. Callwey in München wnrde am 1. Ja- nnar 1884 von Georg Dietrich Wilhelm Callwey, geboren 1866 zn Hamm (Westfalen), gegründet. Georg Callwey begann seine Ver lagstätigkeit mit Werken des schönen Schrifttums. Später wandte er lich dem Zeitschriftcn-Verlag zu, ohne die erste Verlagsrichtung ganz anfzugeben. Im Jahre 1886 wurde die Zeitschrift fiir das Maler handwerk »Die Mappe« erworben, die, ebenso wie die »Deutsche Lackierer-Zeitung«, heute noch im Besitze des Verlages ist und als die bedeutendste Maler-Fachzeitschrift der Welt gelten darf. Im Jahre 1894 erwarb der Verlag den »Kunstwart«, eine damals noch recht unbedeutende »Rundschau über alle Gebiete des Schönen«, und 1906 den »Baumeister«. Die Übernahme des »Knnstwarts«, den Ferdinand Avenarins leitete, bestimmte nun zum großen Teil die geistig-künstlerische Richtung des Verlages und, so Wertvolles der Verlag auch ans den verschiedenen anderen Gebieten leistete, waren es doch in erster Linie der »Kunstwart« und die im Anschluß an ihn hcrvorgebrachten mannigfachen Unternehmungen, die Callwey in die erste Linie der deutschen kulturellen Verleger einreihten. Fer dinand Avenarins fand in seinem Münchner Verleger einen Gleich gesinnten, der in unbeirrbarem Glauben an die ästhetisch-erziehe rischen Ideen des Knnstwart-Herausgebers sich durch Jahre des Mißerfolges nicht entmutigen ließ, sondern Opfer über Opfer brachte, 6 Avenarins die materiellen Grundlagen zur Verwirklichung seiner weitgreifenden publizistischen Pläne bot und damit als die Zeit der Reife gekommen war — den beispiellosen Erfolg der Knnstwart- Arbeit einleitete. Die Heransgebertätigkeit des Knnstwartkreises bildete in der deutschen Bucherzengnng eine einzigartige Erscheinung insofern, als hier dem Leiter einer Zeitschrift und seinem Stabe die Möglichkeit geboten wurde, die mit dieser Zeitschrift verfolgten, ans die Pflege einer innerlich wahrhaftigen »Ansdrncksknltnr« gerich teten Bestrebungen in praktische Anreger- und Erzieherarbeit nm- zusetzen. So wurden mit den »Meisterbildern fürs deutsche Hans«, den »Vorzugsdrncken«, Kiinstlermappen zu seinerzeit erstaunlich niedri gen Preisen, die Meisterwerke der bildenden Kunst in vorzüglichen Wiedergaben den breitesten Volksschichten zugänglich gemacht. Die drei Anthologien von Avenarins: »Hausbuch deutscher Lyrik«, »Bal ladenbuch« und »Fröhliches Buch« schufen eine neue Gattung von Gedichtauslesen. Es entstand die »Hausmusik des Knnstwarts« und die erfolgreiche »Bunte Bühne«. Ferner erschienen die »Kultur arbeiten« von Prof. Schnltze-Naumburg, die das gesamte Bild der deutschen Heimatlandschaft vor einem Absinken in Häßlichkeit er retten sollten und den Gedanken des Heimatschntzes in weiteste Kreise trugen. Neben der Knnstwartarbeit ging die Tätigkeit des Dürer- bnndes einher, den Avenarins ins Leben gernfen hatte und dessen Veröffentlichungen durch den Verlag Callwey Förderung und Ver breitung fanden. Nach Avenarins' Tode traten im^Kunstwart kultur politische Fragen und in den letzten Jahren, seit Übernahme der
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