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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.03.1930
- Strukturtyp
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- 1930-03-20
- Erscheinungsdatum
- 20.03.1930
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Nr. 67 (N. 33). Leipzig, Donnerstag den 20. März 1930. 87. Jahrgang. Redaktioneller TA Zum Tag des Buches. Von Prof. vr. G. Mcnz. Morgen, Freitag abend wird in der Buchstadt Leipzig mit der Rcichskundgebung im Festsaal des Neuen Rathauses der diesjährige Tag des Buches, der zweite seiner Art, eröffnet. Mit der bestimmten Abstellung auf das Thema -Jugend und Buch hat die Entwicklung des ganzen Gedankens einen nicht unwich tigen Schritt weiter getan. Nicht mehr die Unendlichkeit der Be ziehungen des Buches schlechthin soll im Augenblick berücksichtigt und zur Erkenntnis gebracht werden; nur in einem einzelnen, klar umgrenzten Bezirk soll vielmehr Stellung und Bedeutung der dafür in erster Linie oder allein in Frage kommenden Art Buch zur Erörterung stehen, aufgesucht und anerkannt werden. Das erleichtert die Aufgabe der Durchführung, verspricht zu gleich aber auch stärkere Wirkung, und zwar nicht nur in die sen, engeren Bereich, sondern letzten Endes ganz im allgemeinen weit darüber hinaus. Wird überhaupt einmal in einem be stimmten Zusammenhang wirklich intensiv erlebt, was denn eigentlich ivahre Buchkultur, Pflege oder Verkümmerung des Bildungselementcs Buch tatsächlich bedeuten und was dabei auf den, Spiel steht, so ist dabei viel mehr gewonnen als nur eine beschränkte Einsicht in einer Spczialsragc. Letzten Endes ist davon eine grundsätzliche Wiedcrbckchrung zum Buch als Kulturwcrt an sich zu erhoffen, die unserer Zeit so bitter not tut. Daß dies mal gerade die Beziehung zwischen Jugend und Buch angcfaßt ist, braucht nicht nur unter dem üblichen und Nächstliegenden Ge sichtspunkt, daß, wer die Jugend habe, die Zukunft habe, betrach tet und in dem erwähnten Sinne geivertet zu «werden. Es geht wirklich um das methodisch Grundsätzliche des Fortschrittes vom Besonderen zum Allgemeinen. Jenes Erlebnis aber und die Be richtigung der Stellungnahme unserer Zeit zum Buch überhaupt ist in der Tat dabei das letzte Ziel, nicht etwa eine augenblick liche Hebung des Buchabsatzes, die zweifelsohne selbst im besten Fall nur Episode sein würde. Insofern ist auch der Tag des Buches allen Ernstes alles andere als nur eine Angelegenheit des Buchhandels, sondern im wahrsten Sinne «des Wortes eine Volkssache. Allerdings wird der Buchhandel gerade gut daran tun, doch auch auf alle Äußerungen recht sorgfältig zu lauschen, die seine Stellung am Tag des Buches und die Rückwirkungen der hier auftauchcnden Probleme auf seine eigene Bewertung betreffen. Es wird in den Zusammenhängen des Tages «des Buches ja immer sehr gern auch von dem gesprochen, was man sonst leicht hin die Krise des Buches zu nennen pflegt. Wer etwa die Vorträge anläßlich des vorjährigen Tages «des Buches aufmerksam verfolgt hat, dem kann nicht entgangen sein, daß diese sogenannte Krise des Buches in Wirklichkeit nichts anderes ist als Me Manifestie- rung einer schilleren Allgemeinkrisis, sei es unserer Kultur, sei es unseres gesamten Lebens, und zwar nicht nur auf Deutschland beschränkt, sondern nnitatis niutanäis «in allen Ländern abend ländischer Kultur vorhanden. Geistiges und Materielles, Wirt schaftliches, Soziologisches, Ideologisches greifen dabei inein ander, bedingen und bewirken sich gegenseitig. Offensichtlich findet man überall hier den Kern aber in erster Linie in einer Krise der Literatur, und beachtlich ist weiter vor allem, daß man letzten Endes doch vom Buchhandel erwartet und verlangt, er möge diese Krise überwinden und beseitigen helfen, ja schlecht hin durch eigene Maßnahmen, die nur ihn selbst «betreffen, tat sächlich aufhcben und unschädlich machen. Worauf es dabei an- kämc, darüber sind «sich freilich die verschiedenen Kritiker und Ratgeber keineswegs einig. Rudolf Borchavdt, dessen zuerst am 8. Februar 1929 in Bremen gehaltene und damals viel Auf sehen erregende Rede inzwischen unter «dem Titel -Die Auf gaben «der Zeit gegenüber der Literatur- als Broschüre erschie nen ist, sieht die Wurzel des tlbels in >der Überproduktion immer neuerer und neuester Neuigkeiten, «Me zwangsläufig auf eine Massenproduktion des Mittelmäßigen hinauskommc. Er möchte sie, «da ein Feierjahr wahrscheinlich wenig Aussicht auf Annahme und Durchhaltcn hätte, durch die Eisenbart-Kur eines Käufer streiks bekämpfen. Außerdem aber fordert er «die Rückbildung des inzwischen entstandenen Spezialvcrlags zum Universalvcrlag der guten alten Zeit, genau so übrigens wie auch «die Erhaltung «der alten buch- und Papicrhändlerischen Gemischtwarenhandlung gegenüber der Tendenz zur reinen Buchhandlung. Mag er in manchem auch recht haben, im ganzen übersieht er wohl doch die Zwangsläufigkeiten namentlich der wirtschaftlichen Zu sammenhänge. Das erkennt auch Bcrnard von Brentano in einer Besprechung der Borchardtschcn Schrift in der Frankfurter Zeitung an. Er verlangt in erster Linie von den Schriftstellern eine Wandlung ihrer Einstellung und Haltung. In den Münchner Neuesten Nachrichten hat sich Anfang Februar Joses Hofmiller unter «dem Eindruck des Weihnachtsgeschäftes sehr temperament voll vor allem «gegen «die Ncuigkeitenhctze gewandt, zumal da sie dem Buchhandel zu einem ungesunden einseitigen Saisongeschäft mache. Er wandte sich deshalb — doch wohl mehr scherzhaft, satirisch-zugespitzt — auch gegen einen »Tag- «des Buches, es dürfe nur ein »Jahr- des Buches geben. Prüft man freilich genau und vorurteilslos, so findet man nur, daß Hofmillcr «die Schäden des bestehenden Zustandes zwar sehr treffend gekenn zeichnet und scharf herausgestcllt hat, man vermißt aber einen Wink, wie es nun wirklich anders gemacht werden sollte oder könnte. Hofmiller kommt nur auf den Rat hinaus, der Buch handel solle sich von «der Neuigkeitenhctzc abkehrcn und das Pu blikum solle grundsätzlich niemals Neuigkeiten bevorzugen und keine Einkäufe nicht nur am Erscheinungsdatum orientieren. In sofern «berührt er sich weitgehend mitBorchardts Gedanken. Robert Federn in einer eben herauskommenden Schrift «»Das geistige Kapital und «der Buchhandel- plädiert einerseits für Zusammen legung der übersetzten Sortimente in den Groß- und Mittel städten (nicht in den Kleinstädten), um mit Verminderung ihrer Zahl ihre Rentabilität zu erhöhen, damit ihre Leistungsfähig keit zu steigern und in weiterer Auswirkung dessen auch ein mal eine Preissenkung mit Hilfe eines Rabattabbaues möglich zu machen, andererseits für den Übergang der Autören zum Selbstverlag aus genossenschaftlicher Grundlage, zum mindesten für die Heranziehung der Autoren bei der Leitung «des Vcrlags- geschäftes, um gegenüber einer Überproduktion des Minder wertigen «der wirklichen Qualitätsliteratur «die Zukunft zu sichern. Daß er im Ganzen eine erfreulich maßvolle Haltung «innehält, die von manchen Einseitigkeiten «der von ihm «sorgfältig «durch forschten und umfassend Herangezogencn älteren Literatur zum Thema frei bleibt, muß anerkannt werden. Ob aber von einer Durchführung seiner Vorschläge wirklich grundlegende Ände- 2t>S
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