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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1929
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- 1929-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1929
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X 252, 29. Oktober 1029. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. L-Dtschn.Buchhandel. händlerischen Betriebe. Bei seiner Aufbau- und Ausbauarbeit kam Fritz Cohen sein angeborener psychologischer Scharsblick zu gute, der die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter und Angestellten bis herab zum jüngsten Lehrling, ohne daß er mit dem einzelnen lange Gespräche zu führen brauchte, geradezu im Vorbeigehen erkannte und jeden auf den rechten Platz stellte. Die größten Erfolge aber verdankte er, wie auch sein Vater und Großvater, seinem ganz persönlichen Verhältnis zum Buch, zum Publikum und zu seiner Arbeit. Fritz Cohen besaß ein erstaunliches Feingefühl und ein sicheres Urteil allen geistigen Dingen gegenüber. Zahlreiche Künstler, Dichter, Musiker, Maler, hochberühmt oder am Anfang einer hoffnungsvollen Laufbahn stehend, sind in seinem gast freien Hause ein- und ausgegangen und fühlten sich in ihm heimisch. Aber ebenso freundschaftlich verkehrten führende Ge lehrte und Forscher mit dem Verleger und »Beherrscher der Bü cher«, dessen wahrhaft vornehme Persönlichkeit jedem aufging, der mit ihm in Berührung kam. Innere Verbundenheit mit Vergangenheit und Gegenwart, Aufgeschlossenheit für alle Pro bleme in Literatur und Wissenschaft und feinstes Einfühlungs vermögen lassen Fritz Cohen als den im höchsten Sinne universal gebildeten Menschen in unserer Erinnerung dastehen, als den wissenschaftlichen und schöngeistigen Buchhändler, lden unsere Zeit nötig hat. Mn Herzleiden, das er sich im Heeresdienst gugezogen hatte, raffte den unermüdlich Schaffenden am 1. April 1927 dahin, nachdem er die alte Firma noch durch die Fährnisse der Kriegs und Nachkriegszeit, die auf dem Rheinlande besonders schwer lasteten, hatte Hindurchsteuern können. Inhaberin der Firma ist jetzt Frau Hedwig Cohen geborene Bouvier, die nach dem Tode ihres Mannes mit bewunderungswürdiger Energie und großem Geschick die Gesamtleitung der Firma in die Hand nahm. Von den drei Kindern arbeitet die Tochter seit 1927 im elterlichen Geschäft, während sich der jüngste Sohn in Heidelberg auf den Beruf seiner Väter -vorbereitet. Zum hundertjährigen Jubiläum steht die Firma in allen ihren Abteilungen blühend und lebenskräftig da. Der Verlag hat seit Kriegsende die medizinisch-naturwissenschaftliche Rich tung mehr und mehr aufgsgeben und sich vorwiegend den Geisteswisscnschasten zugewandt, die mit Uscner, Justi und Wen delin Förster begonnene Entwicklung fortsetzend. Eduard Schwartz, Karl Reinhardt, Walter F. Otto, Ernst Robert Cur- tius, Ernst Bertram, Paul Hankamer, Hanns W. Eppclsheimer seien als Vertreter der Philologischen und literarhistorischen, Max Schcler, Martin Heidegger, Karl Mannheim, Siegfried Behn, Paul Ludwig Landsberg als Vertreter der philosophi schen Verlagsrichtung genannt. Seit 1924 erscheint, von Hell muth Pleßner herausgegeben, der Philosophische Anzeiger, Zeit schrift für Zusammenarbeit von Philosophie und Einzelmissen schaft. Die von Dr. Walter Cohen, dem Bruder von Fritz Cohen, herausgegebene Sammlung Kunstbücher Deutscher Landschaften fand mit ihren 9 verschiedenen Bänden in 150 000 Exemplaren Verbreitung. Verdientermaßen beachtet wurden ferner die welt anschaulichen und wirtschaftspolitischen Werke Friedrich Des sauers. Ein soeben erfchienener Katalog faßt die Publikationen der letzten Periode zusammen und spricht auch schon von künf tigen Verlagsplänen. Das Sortiment ist seit seiner Gründung mit besonderem Nachdruck auf die Bedürfnisse der Bonner Universitätskreise ein gestellt und verfügt über ausgezeichnete Beziehungen zu Biblio theken, Instituten, Professoren und Studenten. Auch die nicht- wissenschaftliche Abteilung wendet sich hauptsächlich an ein sehr anspruchsvolles, feingebildetes Publikum. Seit Anfang -des zwanzigsten Jahrhunderts hat sich das Sortiment einen großen auswärtigen Kundenkreis errungen, darunter zahlreiche Biblio theken und Privatpersonen im europäischen und außereuropäi schen Ausland. Der vom Sortiment herausgegebene Bonner Litcraturkalender bringt kurze Biographien sämtlicher Bonner Dozenten der Universität, der Landwirtschaftlichen Hochschule und Pädagogischen Akademie sowie deren vollständige Biblio graphie mit heute maßgebenden Preisen. Er ist also ein buch- händlerisches Werbemittel von besonderem Gepräge und erfreut sich bei Dozenten und Studenten großer Beliebtheit. Im Jubi läumsjahr erschien eine zweite, verbesserte und ergänzte Auflage. Eine Art Vorläufer des Bonner Literaturkalcnders war der vor dem Kriege von der Firma alljährlich herausgegebene Bonner Universitätskalender, dessen weniger der Buchwerbung dienende Aufgaben heute von dem offiziellen Studcntenführer übernom men wurden. Dem 1861 gegründeten Antiquariat war nach der Eröff nungsanzeige mit feinem »Auctionsinstitut« unter anderm der Vertrieb von Restauflagen nach englischem Muster zugedacht. Da sich diese Vertriebsweise offenbar in Deutschland nicht be währte, wurde sie bald fallen gelassen. Der erste Lagerkatalog erschien bereits im Jahre 1861; der letzte aus dem Jahre 1929 trägt die Nummer 170. Mn denkwürdiges Ereignis in der Geschichte des Antiquariats war die Versteigerung der ebenso umfangreichen wie gehaltvollen Bibliothek des Mozartbiogra phen Otto Jahn, die gemeinsam mit Matthias Lempertz und Joseph Baer veranstaltet wurde. Fast noch bedeutungsvoller war die Erwerbung des berühmten Handschriftenarchivs von Alexan der Posonyi in Wien im Jahre 1899. Diese Sammlung bestand aus nicht weniger als 66 000 Stücken und war von einer gerade zu einzigartigen, universellen Reichhaltigkeit. Fast alle be rühmten Persönlichkeiten aller Länder seit dem 15. Jahrhundert waren in interessanten, teilweise noch ungedruckten Manuskrip ten vertreten. Der Katalog weist allein über 80 Handschriften von Goethe auf. Seit einer Reihe von Jahren hat sich das Anti quariat auf deutsche Literatur und Philosophie spezialisiert. Aber auch Inkunabeln und alte Drucke werden gepflegt. Im Rheini schen Buchanzeiger besitzt das Antiquariat eine eigene Hauszeit schrift. So darf -die Firma, Verlag, Sortiment und Antiquariat, an ihrem Ehrentage sich ihrer Vergangenheit freuen und hoffnungs voll in die Zukunft blicken, schmerzlich bewegt nur in der Er innerung an den vor 2Vr Jahren verstorbenen Chef, -dessen Ge danken sich schon gern vorausschauend mit dem Jubiläum be schäftigt hatten. Hans Ferdinand Schulz. Druckfchriftreform. Unter diesem Titel wendet sich in Nr. 238 des Bbl. Professor Maximilian Schlegl gegen die von der Deutschen Ilkaöemie heraus gegebene Sonöerschrift von vr. von Recklinghausen. Sofern hier das allgemeine Problem »Antiqua—Fraktur« berührt wurde, kann man in vielen Punkten den Schleglschen Ausführungen zustimmen. Sie fordern aber Widerspruch heraus, wenn man glaubt, bezüglich der Bevorzugung der lateinischen Schreibschrift die Schreibunter- richtsrcsorm verantwortlich machen zu müssen. Prof. M. Schlcgl stellt fest, daß die deutschen Schulen sich die vorwaltende Pflege der deutschen Schrist als Lese- und Schreib schrift angelegen sein ließen und sich so den größten Dank des deut schen Volkes verdienten. Läßt sich heute die deutsche Lehrerschaft die Pflege der deutschen Schrist weniger angelegen sein? Gilt nicht, von wenigen Städten abgesehen, überall im Reiche die deutsche Schrift als das eigentliche Ziel, das schon in der Grundschule erreicht wer den muß? In Bayern, Württemberg und Baden ist die neuzeitliche von der Antiqua ausgehende Schriftancignung über praktische Ver suche noch nicht hinausgekommen. Es blieb alles so ziemlich beim Alten. Auch in de» norddeutschen Städten scheint mau der Pslege der deutschen Schrift wohl größere Beachtung zu schenken als jener der lateinischen; es würde sich sonst der Erlaß des preußischen Mi nisters für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung vom 11. März 1925 erübrigen, wonach vom Provinzialschulkollegium darüber Klage geführt wurde, daß die lateinische Schrist von den Kindern nur mangelhaft beherrscht werde. Wenn gegenwärtig, wie M. Fleck berichtet, »ein sehr erheb licher Teil, wenn nicht der größte der Volksschuljugend nur noch lateinisch schreibt«, obwohl nach Brandstetter »in der überwiegend größeren Zahl der Volksschulen noch die deutschen Fibel» in Gebrauch find«, so kann hierfür kaum die Antiqua als Ausgangsschrist ver antwortlich gemacht werden. Man glaubt zum Beleg einen Aus spruch von vr. Baumgartner anführcn zu können. Sein Ur teil aber gründet sich auf Erfahrungen, die man in der Schweiz vor ungefähr 40 Jahre» machte. Dort pflegte man volle vier Jahre hindurch (mitunter auch noch länger) nur die Lateinschrift. Bet uns jedoch wird schon im zweiten Schuljahre durch Brechung der 1159
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