262. 29. Oktober 1929. Fertige Bücher. BörsenblaU s. d. Dtschn. Buchhandel. 8771 Leo Tolstoj I^ach vierzig Jahren Volkserzählung Übersetzt von Rahel bin Gorion i44 Seiten Groß-8°. Geheftet M 2.40, in Ganzleinen M. 4 — Schutzunischlag von Waller Sieberl-LemLn nter den Volkserzählungen Tolstojs gibt es eine, von der die vorhandenen ^^Gesamtausgaben — die russischen und die deutschen — nur den Schluß, das iH. Kapitel, bringen. Vorangestellt wird eine summarische Inhalts angabe und die Bemerkung, daß es sich um eine ukrainische Volkslegende handelt, die von dem Historiker MJ.Kostomarow herausgegeben und von Tolstoj mit einem anderen Schluß versehen worden sei. Wenig bekannt ist aber die Tatsache, daß Tolsioj, nachdem er jenen Schluß einmal separat veröffentlicht hatte, einige Jahre später eine eigene Umgestaltung der ganzen Erzählung vorgenommen und in einer literarischen Zeitschrift publiziert hat; in dieser vollendeten Fassungstellt die Erzählung eine als Ganzes absolut eigene Schöpfung Tolstojs dar, die hier in einer neuen Übersetzung vorgelegt wird. Das Thema ist eines der wenigen originalen der Weltliteratur: die Ge schichte eines Bauernjungen, der einen Mord begeht und ungestraft bleibt, weil alle Spuren sich verwischen; und doch stellt sich nach vierzig Jahren großen Reichtums und Erfolges etwas Seltsames ein, das schlimmer als alle irdische Strafe wirkt. Das Buch ist eine Ergänzung jeder Tolstojbibliothek und interessant für jeden Tolstojkenner und-Leser. Darüber hinaus aber ist es eines jener ver hältnismäßig wenigen Werke, die gleichermaßen für die sogen, anspruchs vollen Leser wie für jedermann gelten, weil in ihm primitives Menschentum sich dokumentiert und die Urverwandtschaft mit aller einmaligen Dichtung der Welt spürbar wird. Bedingungen: 35 A und n/io