Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1929
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19291029
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192910297
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19291029
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1929
- Monat1929-10
- Tag1929-10-29
- Monat1929-10
- Jahr1929
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X- 252, 29. Oktober 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. Pflanzen Deutschlands (1836) eine Vorrede beisteuerte. Uber die erste Periode der Firma weiß die von Frau Hedwig Cohen- Bouvier verfaßte Jubiläumsschrift ansprechende Einzelheiten zu erzählen: »Während Aims Henry meist für den Verlag mit dem Zeichnen der Tafeln und der Herstellung der Bücher beschäftigt war, führte Max Cohen die Geschäfte. Er saß vom frühen Mor gen bis spät abends an einem hohen Pulte, das mitten im Laden stand, die lange Pfeife immer im Mund, und arbeitete unbe kümmert um die Kunden, die aus- und eingingcn, an seinen Plänen und Kalkulationen. Den Ladenverkehr besorgten zwei Gehilfen, von denen einer bei Cohen und einer bei Henry in Kost und Logis war. Der Laden durfte tagsüber nicht verlassen werden. In einem Nebcnstübchen mußten daher die Gehilfen das Mittagessen einnchmen, das ebenso wie eine große Kanne Nachmittagskaffee von den beiden Hausfrauen abwechselnd in das Geschäft geschickt wurde. Außer den Gehilfen war noch ein Lehrling vorhanden, der seine Tätigkeit damit begann, daß er frühmorgens den Kanoncnofcn anheizen und die Fensterläden aushängen mußte. Um auf diese Weise den Buchhandel von Grund auf zu erlernen, bedurfte es einer durchschnittlichen Lehr zeit von fünf bis sechs Jahren.« Der immer mehr an Bedeutung gewinnende Sortiments buchhandel speziell wissenschaftlicher Richtung ließ das ursprüng lich mitbctricbene Schreib- und Zeichenwarengcschäft zurück treten und schließlich ganz verschwinden. Mit den Jahren, als beiden Inhabern Söhne heranwuchsen, die in das Geschäft ein traten, erwies sich das gemeinsame Unternehmen als zu eng für soviel Schaffenskraft. So wurde am 31. Dezember 1861 das bis herige »Societätsgeschäft«, wie es in dem Rundschreiben heißt, »in freundschaftlicher Übereinkunft« aufgelöst. Max Cohen übernahm die bisherige Firma und firmierte künftig unter Teil haberschaft seines Sohnes Friedrich »Max Cohen L Sohn«. Aims Henry erhielt das Gesamtinventar der Lithographischen Anstalt, die er unter eigenem Namen weiterführte unter Einglie derung einer Buch- und Kunsthandlung. Friedrich Cohen, der nunmehr seinem Vater in der Ge schäftsführung zur Seite stand, war am 5. Juli 1836 geboren. Er hatte nach Absolvierung des Gymnasiums im väterlichen Ge schäft den Buchhandel erlernt und dann als Gehilfe in Prag und Oldenburg weitere Erfahrungen gesammelt. Nach seiner Rück kehr war seine erste Tat die Angliederung eines »Auctionsinsti- tutes und Antiquariats« an die alte Firma. Im übrigen wid mete er sich vorwiegend dem Ausbau des Verlages. Das Archiv für mikroskopische Anatomie, von dem der Verlag seit 1865 95 Bände herausbrachte, das 1868 gegründete Archiv für die ge samte Physiologie des Menschen und der Tiere und das Zentral blatt für klinische Medizin (1880) zeugen neben zahlreichen wissenschaftlichen Monographien und Lehrbüchern von seinem verlegerischen Unternehmungsgeist. Lag der Schwerpunkt des Verlages zu jener Zeit auf medizinischem und naturwissenschaft lichem Gebiet, so fanden doch auch die Geisteswissenschaften ihre Pflege. Autoren wie Hermann Usener, Franz Bücheler und Carl Justi sind noch heute der Stolz des Verlages. Überhaupt war das Verlagsunternehmen alles andere als einseitig, was so wohl in den Zeitverhältnissen wie in der Stellung der Firma zu den Bonner akademischen Kreisen begründet sein mag. Russells Gesamt-Vcrlags-Katalog des deutschen Buchhandels 1881 nennt 281 Veröffentlichungen der Firma Max Cohen L Sohn. Davon gehören 62 den Naturwissenschaften, 46 der klassischen Philologie, 35 der Medizin, 21 der Geschichte und 13 der Jurisprudenz an. Der Rest verteilt sich auf Schulbücher, Rheinliteratur und die verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen. Als am 10. November 1865 Max Cohen starb, wurde Friedrich Cohen alleiniger Inhaber der Firma. Seit dem 1. Ja nuar 1891 zeichnete er für sie mit seinem Namen Friedrich Cohen, den sie noch heute führt. Inzwischen hatte sich das Ladenlokal in der Stcrnstraße längst als zu klein erwiesen. Nachdem das Geschäft vorüber gehend in einem Hause am Markt sein Unterkommen gefunden hatte, war Friedrich Cohen 1875 in der Lage, sich am Kaiser platz ein eigenes Haus bauen zu lassen, das im Erdgeschoß und 1158 den Kellerräumen Geschäftszweckcn diente, in den beiden oberen Stockwerken der großen Familie — Friedrich Cohen hatte 5 Söhne und 7 Töchter — behagliche Unterkunft bot. Ein im Erd geschoß ausgebauter Lichthof beherbergte die permanente Kunst ausstellung, und im Keller war ein besonderer Schacht hergerich tet, in welchen! die Kupferplattc der Kellerschen Sixtinischen Madonna sorgsam aufbewahrt wurde. Dieser Kupferstich, dem die besondere Liebe Friedrich Cohens galt, war zu jener Zeit der größte Erfolg des Verlages. Es gab kaum ein Bürgerhaus in Deutschland, in welches er nicht Einlaß fand. Das Leben in der Buchhandlung am Kaiserplatz hat Julius R. Haarhaus, der Mitte der achtziger Jahre als Lehrling in die Firma eintrat, in seinen Erinnerungen »Ahnen und Enkel« (Bücher der Rose) in anspre chender und gemütvoller Weise dargestellt. Seinen Lehrchef schildert Haarhaus als einen sehr beweglichen, immer tätigen Herrn, als einsichtigen Geschäftsmann und verständnisvollen Buchhändler. »Er war ein Menschenkenner wie wenige, wußte beim Gespräch mit Leuten des verschiedensten Bildungsgrades immer den rechten Ton zu treffen . . . Am wohlsten war ihm freilich, wenn er mit Leuten zu tun hatte, deren reifes Urteil in künstlerischen und literarischen Dingen mit dem seinen überein stimmte . . .« Mit soviel Liebe das Haus am Kaiserplatz hergerichtet war, die veränderten Verhältnisse zwangen zu einem neuen Umzugs als die Hauptverkehrsader der Stadt nicht mehr den Kaiserplatz berührte, sondern sich vom Bahnhof über den Münsterplatz zum Markt hinzog. Als die »Lese- und Erholungsgescllschaft« ihr bisheriges Heim gegenüber der Universität aufgab und am Rheinufer einen Neubau errichtete, kaufte Friedrich Cohen die »alte Lese« Am Hof 30 und vereinigte dort zu Beginn des Som mersemesters 1898 das Hauptgeschäft mit der schon früher ge gründeten Filiale Am Hof 22. Hier befindet sich noch heute der Sitz der Firma. Dasselbe Rundschreiben, das den Umzug ankün digte, meldete gleichzeitig, daß Friedrich Cohen seinem Sohne Fritz Prokura erteilte. Fritz Cohen war am 6. Juli 1872 in Bonn geboren. Nach bestandenem Abiturientenexamen trat er im Jahre 1890 als Lehrling in das väterliche Geschäft ein. Nach mehrjähriger Ge hilfenzeit in Bonn ging er im Jahre 1896 als Gehilfe, um seinen Gesichtskreis zu erweitern, in die Nicolaische Buchhandlung nach Berlin. Schon nach Jahresfrist wurde er vom Vater zurück gerufen, da diesen der aufblühende Verlag ganz in Anspruch nahm und er den Sohn für die Leitung des Sortiments nötig hatte. Als bald darauf auch der dritte Sohn Heinrich von mehreren Gehilfenjahren in München, Leipzig und London zurückkehrte, übernahm Heinrich die Knnstabteilung. 1903 über trug Friedrich Cohen die gesamte Firma seinen Söhnen Fritz und Heinrich, brachte es jedoch nicht über sich, ganz aus dem Be triebe, mit dem er in mehr als 50 Jahren verwachsen war und der durch ihn zu achtunggebietender Bedeutung gelangt war, auszuscheiden. Bis kurz vor seinem Tode widmete er sich der geliebten Bcrlagsarbeit. Ein Höhepunkt in Friedrich Cohens Leben war das goldene Buchhändlerjübilä-um, das am 7. Dezember 1901 unter stärkster Anteilnahme der Bonner Gelchrtenwelt, der Bonner Bürger schaft und der Berufsgenosseu gefeiert wurde. Menfalls mit rheinischer Fröhlichkeit wurde im Juli 1906 das Fest des 70. Ge burtstags auf einem eigens dazu gemieteten Rheindampfcr be gangen. Am 30. Mai 1912 schied Friedrich Cohen aus einein rcichgesegncten Leben. Inzwischen hatten alle Abteilungen der Firma einen außer ordentlichen Aufschwung genommen, so daß die beiden Brüder das Erbe getrennt weiterzuführen beschlossen. Heinrich Cohen übernahm in eigenen Räumen unter eigener Firma die Kunst handlung, Fritz Cohen unter der alten Firma den gesamten Buchhandel, Verlag, Sortiment und Antiquariat. — Bereits im Frühjahr 1915 fiel Heinrich Cohen in der Champagne. Fritz Cohen, trotz aller Tradition, in der er ausgewachsen war und der er sich allezeit dankbar verbunden fühlte, war ein durch und durch moderner Mensch und auch ein moderner Buch händler. So steht die Firma Friedrich Cohen, was innere Or ganisation anbelangt, heute in der Reihe der bestgeleiteten buch-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder