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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1929
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- 1929-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1929
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- Deutsch
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5«, 7. März 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. S. Dtschn.Buchhandel. die Filiale der Bologneser Verlags- und Buchhandelsfirma Casa Edilrice L. Capclli, ferner Nicola Zanichelli vorm. Schimpfs und die Firma Trani. Eine der verschiedenen kleineren Buch handlungen, die sich eifrig für das deutsche Buch einsetzen, ist M. Schalaudek giä M. Dohrn. Manches Mal trifft man auf dem Markt oder sonst irgendwo in der Stadt fliegende Buch händler an, bei denen man ganz interessante ältere italienische Literatur in dem Wust des Wertlosen finden kann. Werke deutscher Verleger werden vom Triester Buchhandel fast ausnahmslos fest oder bar, nicht L cond. bezogen. Mit Leipziger Kommissionären wird verhältnismäßig wenig gearbei tet. Nicht allzu selten zeigt sich das Bestreben des Kunden, direkt vom Verleger zu beziehen, sei es vom deutschen oder vom italie nischen. Gerade der viel umstrittene zwanzigprozentige Auf schlag auf das importierte Buch hat sich in den Versuchen des Kunden, das Sortiment zu umgehen, unerfreulich ausgewirkt. Der Aufschlag auf den Goldmark- und den Auslandpreis über haupt hat den naheliegenden Zweck, dem Buchhändler für Porto- und Zollspesen Ersatz zu bieten. Aber ich habe Sortimenter an- getroffcn, die den Aufschlag wegen seiner Höhe als unbrauchbar bezeichnet haben, und andere wieder, die von seiner Existenz überhaupt nichts wissen wollen. Wenn der Sortimenter die Reichsmark statt mit etwa 41- Lire mit 5 Lire anrechnet, so ist das in der Regel das Höchstmaß dessen, was der Käufer billigerweisc hinnimmt. Eine stärkere Belastung aber schreckt von der Erwerbung des gewünschten Buches ab. Der Sorti mentsbuchhändler hat es also nicht leicht, zwischen den Forde rungen, die sein Syndikat an ihn stellt, und den Forderungen der Alltagspraxis hindurchzusteuern. Dazu kommt noch, daß die Zollmanipulationen beim Bücherimport zuweilen harte Anforderungen an seine Geduld stellen. Die fachmännischen Kenntnisse der Beamten lassen hin und wieder zu wünschen übrig, so daß manchmal der (nach Kilogrammgewicht zu bestimmende) Zoll irrtümlich auch für die Pappbände angerechnet wird, die wie Broschüren zollfrei sein müßten. Da entwickeln sich hin und wieder lästige Meinungsverschiedenheiten über die Frage, ob cs sich um einen zollpflichtigen Einband handelt. Ganz anders als die Buchhandlungen in Triest sehen die in Venedig aus. Dort die ernste und ein bißchen mürrische, schwer um ihr wirtschaftliches Fortkommen ringende Stadt der Arbeit, hier die Fremdenstadt, die auch im Alltäglichen noch etwas von dem Glanz der alten Dogenresidenz zeigen muß, — die verschiedenen Charaktere der beiden räumlich einander so nahen Städte spiegeln sich auch im Äußeren und im Wesen der Buchhandlungen. Ohne durch die Reihenfolge, durch Erwähnung oder Weglassen ein Werturteil abgeben zu wollen, nenne ich im folgenden die namhaften Sortimenter von Venedig. Es sind dies in erster Linie Bestetti L Tumminelli, Ongania, Zanco, Serafin, Cassini, Sormani (»Serenissima«, Libreria Scientisica), ferner Velatta, Tarantola, Toniolo und Alton. Eine und die andere Firma befaßt sich fast ausschließlich mit Kunstlitcratur, wie die beiden erstgenannten; Antiquariate sind Cassini und die kleine Handlung Acton; manche Buchhandlung verschleißt auch venezianische Lederwaren, so die Firma Serafin. Venedig selbst besitzt keine nennenswerten Verlagsanstalten, nur Filialen einiger italienischer Verleger. Auch hier kann man hie und da auf ein eigenartiges »Antiquariat« eines fliegenden Händlers stoßen, dessen ganze Geschäftseinrichtung in einem kunterbunt mit Büchern bedeckten Tisch besteht. Kunst und historischer Prunk sind nicht nur an sich grund legende Wesenszüge Venedigs, sie bilden auch das wirtschaftliche Rückgrat des vom Fremdenverkehr abhängigen Lebens der Vene zianer, obwohl die Stadt durch ihren Großhafcn und durch die Industrien bei Mestre in letzter Zeit die Charakteristika eines modernen Arbcitszentrums erhält. Kunstliteratur, nicht nur Führer und kunstwissenschaftliche Arbeiten, sondern auch Pracht ausgaben von Reproduktionen, nimmt also eine bevorzugte Stellung im Sortimcntsgeschäft ein. Das deutsche Buch hat hier nicht denselben Vorrang wie im nahen Triest. Auch die deutschen Besucher kaufen in Venedig höchst selten deutsche Werke. Und wie so oft in einem solchen Falle bleibt die Frage ungeklärt, ob sie Bücher in deutscher Sprache nicht kaufen, weil sie diese Bücher hier nicht finden, oder aber ob der Buchhandel deutsche Werke nicht führt, weil sie nicht verlangt werden. Von fremdsprachiger Literatur steht hier die englische unbedingt an erster Stelle. Es folgt — nach der Menge des Absatzes ge ordnet — die französische und dann erst in weitem Abstand die deutsche Literatur. Überall in der Welt, wo das deutsche und das englische Buch als an sich gleichstarke »Gegner» aufeinandertreffen, zieht das deutsche den kürzeren. Denn der Engländer fördert im Ausland seine Literatur, der Deutsche nicht. Diese Feststellung LUM grauo sslis hat nichts mit Politik, nationalem Empfinden oder dergleichen zu tun, sie ist auch keineswegs als Kritik gemeint. Es handelt sich nur um die Erwähnung einer bekannten Tatsache, die im Wesen der beiden Völker tief be gründet ist. Der Engländer, der ja in allen fünf Erdteilen zu Hause ist und ohne andere, als englische Worte zu hören, rund um die Welt reisen kann, hält es für überflüssig, sremde Sprachen zu lernen. Der Deutsche ist in bezug auf Sprachenstudium der Antipode des Briten. Er paßt sich immer nach Möglichkeit dem Lande an, in dem er sich eben befindet. Und deshalb — um auf Venedig zurückzukommen — erachtet es der Engländer als selbstverständlich, daß er hier in jeder beliebigen Buchhandlung englische Bücher verlangen kann. Der Deutsche versteigt sich gar nicht zu dem Gedanken, nach einem deutschen Buch zu fragen. Sicht er in einer Auslage ein Reclambändchen, so betrachtet er es mit Erregung und Rührung. Immerhin ist der Deutsche ein eifrigerer Büchcrkäufer als der Engländer. Und daß die Sortimenter in Venedig über den schlechten Geschäftsgang dercketzten Jahre klagen, hängt, von all gemeinen wirtschaftlichen Ursachen abgesehen, doch auch damit zusammen, daß jetzt mehr Engländer und weniger Deutsche als früher die Lagunenstadt besuchen. Wer besonderes Interesse für schöne Bucheinbände hat, wird in Venedig manches finden, was ihn anregen, ja geradezu in Entzücken versetzen kann. Die vene zianische Lederwarenerzeugung, die auf einer hohen Stufe alt überlieferter Kunstfertigkeit steht, befaßt sich unter anderm mit der Herstellung prunkvoller und dabei zumeist geschmackvoller Einbände. Beim Einkauf ist allerdings Vorsicht geboten. Denn manche dieser schönen Hüllen für Bücher sind hier teurer als an ihrem Erzeugungsort, der nicht an der Lagune liegt, sondern am Main in Deutschlanb. . . . Wieder ganz anders beschaffen ist der Buchhandel in Genua. Dieser mächtige norditalienische Hafen, der erste des Königreichs, hat vor kurzem, was den Warenverkehr betrifft, dem Hafen Marseille den Rang als größten Hafen des Mittelmeers abgelaufen. Die gewaltigen Industrien von Genua könnten der deutschen wissenschaftlichen Literatur die Schaffung eines recht nennenswerten Absatz gebietes ermöglichen. Ein Buchhändler dieser Stadt äußerte kürzlich zu mir, Deutschland sollte die Ausfuhr wissenschaftlicher Werke durch Staatssubvention fördern; dies wäre eine sehr starke Propaganda für die^deutsche Indu strie! Ganz merklich ist aber auch hier leider das ja schon seit Jahren in Italien festgestellte Vordringen der englischen und französischen medizinischen Literatur auf Kosten der deutschen. Im allgenieinen spricht man in Altitalien — zum Unterschied von Triest — mehr französisch als deutsch. Aber es steht außer Zweifel, daß der Italiener gern deutsch liest, wissen schaftliche und auch belletristische Werke. Selbst in den altitalic- nischen Gebieten kann man noch seine Unterschiede in der Ver breitung des Deutschen und des Französischen fcststellcn. In der Lombardei gibt es mehr Deutschsprechende und Deutschlesende als in Ligurien (Genua) und Toscana. Das deutsche Reise- Publikum tritt leider als Werber für das deutsche Buch in Genua kaum mehr in den Vordergrund als in Venedig. Der Buch händler bezieht gern direkt aus Leipzig. Die deutschen Ver kaufsbedingungen werden als durchaus ziifriedenstellend an erkannt. Der deutsche Buchhandelsreisendc, früher ein regel mäßiger Besucher des Genueser Sortiments, ist ein sehr seltener Gast geworden. 2S9
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