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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.10.1928
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- 1928-10-25
- Erscheinungsdatum
- 25.10.1928
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X- 250, 25, Oktober 1828, Redaktioneller Teil, Bosnischer Buchhandel. Bericht aus Sarajevo, Von vr, Friedrich Wall! sch. Während der vierzig Jahre (1878—1918), in denen Bos nien und die Herzegowina der österreichisch-ungarischen Mo narchie angegliedert waren, nahmen diese Länder in kultureller und wirtschaftlicher Beziehung eine außerordentliche Entwick lung, Aber das altorientalische Volkstum wurde dadurch nicht zerstört. Daraus ergab sich jene reizvolle Gegensätzlichkeit, wie sie sonst an keinem Punkte unseres Erdteils zu finden ist. In Sarajevo geht abendländische, durchaus moderne, großstädtisch anmutende Art völlig unvermittelt in das eigenartige orien talische Wesen der muselmanischen Stadtviertel über; und ein ähnliches, ganz seltsames Nebeneinander von Ost und West, Einst und Jetzt ist überall im Lande zu erkennen. War auch das Deutsche im alten Österreich-Ungarn nicht »Staatssprache-, so bildete es doch die Amts- und Umgangssprache in allen den einzelnen Teilen des Reiches gemeinsamen Angelegenheiten, Auf diese Art entstand in Sarajevo, in der Hauptstadt der »Reichs lande-, geradezu eine deutsche Sprachinsel, Nirgends sonst auf dem Balkan schlug das Deutschtum so tiefe Wurzeln wie hier, ^ Diese Tatsache wirkt in Dingen des Buchhandels bis heute fort. Der Absatz des herrischen Buches ist begreiflicher weise zurückgegangen, aber er ist hier immer noch verhältnis mäßig lebhafter als irgendwo sonst im Südosten, Me wirt schaftlichen Kräfte, die im Boden des Landes schlummern, führen eben jetzt zu einer starken Anteilnahme deutscher Fachkreise an der Entwicklung Bosniens, Das deutsche Element hat hier den Tiefpunkt seiner Einflußnahme überschritten, die wechselseitigen Beziehungen wirtschaftlicher und kultureller Art zwischen Bos nien und uns bewegen sich in aussteigender Linie, Erfreulicher weise beginnen nun auch deutsche Touristen, dieses völkerkund lich und landschaftlich überaus lohnende Gebiet zu »entdecken-. Die Zahl der Buchhandlungen in Sarajevo ist verblüffend groß — kein Zweifel, es gibt hier zu viel Buchhandlungen, Gewiß erzeugt das Angebot nicht selten erst die Nachfrage; dieser volks wirtschaftliche Erfahrungssatz kann aber leider nicht für den Sarajevocr Buchhandel gelten. Denn eine Weiterentwicklung der Stadt in irgendeiner Hinsicht ist für die nächste Zeit nicht zu erwarten, Sarajevo befindet sich viel eher in einem Rück bildungsprozeß, Die ehemalige Hauptstadt eines mit den Mit teln einer Großmacht geförderten Grenzlandes ist zu einer unter vielen anderen Provinzstädten des jugoslawischen Mittelstaates geworden. Für den deutschen Buchhandel sind die wichtigsten Sortimenter I. Studniöia L Co,, B, Buchwald L Co,, D, L A, Kajon, Leon Finzi, Andere Buchhandelsfirmen sind Klltan, Osmo, Milanovic, KaSikovio, Napred, Napredak, Papo, A, Altarac usw, Die meisten befassen sich auch mit dem Ver kauf von Papier- und Schreibwaren. I, Studniöka ist mit einer Produktion von bisher ungefähr sechzig Werken der größte Ver leger der Stadt; er hat, meist in kroatischer (serbischer) Sprache, geschichtliche Literatur und Lehrbücher (besonders für den Zeichenunterricht), aber keine Belletristik herausgebracht, Leon Finzi ist auch Schulbücherverleger, Der Rückgang im Geschäft mit dem serbokroatischen Bu ch ist eine auffallende Erscheinung. Es handelt sich hier aber um eine örtliche Angelegenheit, die eben mit der wirtschaftlichen Rückbildung der Stadt zusammenhängt. Größere Bedeutung kommt dem Schulbüchergeschäft zu. An höheren Lehr anstalten besitzt Sarajevo zwei Gymnasien, eine technische Mittel schule mit einer Abteilung für die in Bosnien besonders wichtige Holzindustrie, ferner eine Försterschule und eine Scheriatsrichter- schule, ungefähr gleichbedeutend mit einer moslimisch-juridischen Fakultät, Leider wird der Verkauf von Schulbüchern hier, wie ja überhaupt in Jugoslawien, dem Sortimenter dadurch sehr erschwert, daß jeder approbierte Lehrer nach persönlichem Ermessen die llnterrichtsbehelfe für seine Schüler vorschreiben kann. Auf diese Art bleibt der Buchhändler nicht selten bis zum letzten Augenblick im unklaren, welche Schulbücher ver langt sein werden. Der Zwischengewinn des Sortiments beim Verkauf einheimischer Verlagswerke ist infolge des geringen Rabatts ein sehr bescheidener. Bei einem Rabatt von 25 und oft bloß 2V Prozent betragen die Portospesen 10 Prozent, sodaß dem Buchhändler nicht mehr als 10—15 Prozent zur Deckung seiner Geschäftsunkosten und als Gewinn bleiben. Dazu kommen nun noch die schwierigen Verhältnisse in der Frage des Prozen tuellen Zuschlags (s, Artikel Dalmatinischer Buchhandel, Nr, 202 und 218), den der Sortimenter aufzurechnen befugt ist. Ein Sortimenter rechnet den Zuschlag auf, der andere wieder sucht sich bei seinen Kunden durch Verzicht auf den Zuschlag beliebt zu machen und dergleichen mehr, Sarajevo ist nach wie vor Beamtenstadt, Und deshalb macht es sich gerade hier besonders unangenehm fühlbar, daß die Gehälter und Pensionen im allgemeinen niedrig bemessen sind, Bücher, genauer gesagt, Broschüren werden in der Preis lage von 1,50 bis 2 Mark gesucht; das teuerste gangbare Buch ist Wohl das mit einem Ordinärpreis von 6 Mark, Das deutsche Buch steht daher im Rufe, teuer zu sein, dennoch geht es weit besser als alle anderen fremdsprachigen Bücher, Er freulicherweise haben auch die einheimischen Kunden großes Interesse für deutsche Werke, Das hängt wohl unter anderem damit zusammen, daß hier die deutsche Sprache nach dem Um sturz nicht aus den Schulen verbannt worden, sondern nach wie vor obligater Lehrgegenstand geblieben ist. Man verlangt in deutscher Sprache vorwiegend wissenschaftliche Literatur (Technik und anderes); der Absatz deutscher Belletristik ist nicht groß. Aber die der erwähnten Buchhandlung Studnidka angegliederte deutsche Leihbücherei, die einzige ihrer Art, erfreut sich lebhaften Zuspruchs, Es gibt in Sara jevo drei serbokroatische Leihbüchereien, deren eine in Form eines Vereins an ihre Mitglieder Bücher verleiht; ähnlich orga nisiert ist hier eine Leihbibliothek für französische Werke, Es ist ganz merkwürdig, daß das Interesse am französischen Buch erheblich abgenommen hat; man kauft nicht viel anderes als Sprachlehrbücher, Englische Werke werden selten verlangt, das Italienische hat sehr an Beliebtheit verloren. Die Buchhandlungen befassen sich ziemlich viel mit dem Verkauf von Zeitschriften, Der Bezug erfolgt meist direkt vom Verlag, die Verrechnung wird mit der Firma Medjunarodni Prometni Novinski i Oglasni Savod, Internationales Zei- tungs-, Ankündigungs- und Verkehrsbureau A,-G, in Agram durchgeführt, Deutsche Fachzeitschriften werden in Sarajevo ziemlich viel gelesen. Wirklich gut gehen die deutschen Maga zine, Und ich darf mir wohl auf Grund meiner Beobach tungen in vielen Ländern der Erde bei dieser Gelegenheit die Äußerung meiner persönlichen Ansicht erlauben, daß die deut schen Magazine als wohlfeile, sympathisch anmutende Träger des deutschen Wortes in der Welt draußen geradezu eine Mission erfüllen. Sie verdrängen dort nicht etwa das deutsche Buch; im Gegenteil, sie schmeicheln sich in ihrer unaufdringlichen Art in das Interesse der Menschen ein, die ihre Kenntnis des Deutschen sonst brachliegen lassen würden, und bilden auf diese Art Wegbereiter für das deutsche Buch und für das Deutschtum im allgemeinen. Der Verkauf von Tages zeitungen obliegt den Tabaktrafiken und der Kolportage, Sara jevo besitzt zwei gute Tageszeitungen, »Jugoslavenski List- und »Vekernja Posta-, das amtliche »Narodno Jedinstvo- und die frühere »Pravda-, jetzt Muslimanske, Organizacije, das Blatt der muselmanischen Organisation Jugoslawiens, In Sarajevo befindet sich eine Buchhandelssektion der Trgovaöka Odruzenje (-- Handelskorporation), die berufen wäre, manche wichtige Arbeit im Interesse der Gesamtheit zu leisten. So ist beispielsweise der Verkauf von Büchern in der Praxis nicht dem Buchhandel allein Vorbehalten, obgleich dieser die Lasten der Konzessionspslicht trägt. Die Trafiken (Tabak läden) führen nämlich auch Bücher und Schreibwaren und ge nießen überdies noch das Vorrecht, abends länger offenhalten zu können als die Buchhandlungen, Die öarSija, das malerische, durch und durch orientalische Basarviertel von Sarajevo, beherbergt nebst den Läden der Kupferschmiede, Opankenmacher, Fesbügler usw, auch Buch- 1183
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