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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.01.1926
- Strukturtyp
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- 1926-01-28
- Erscheinungsdatum
- 28.01.1926
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- Deutsch
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23, 28. Januar 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. schwinde, daß der Sicgcszug der Antiqua dort in der Tages- wie in der Buchprcsse ein adsoluter sei, und daß cs daher auch in Skandi navien ein ernstes Hindernis sür ein deutsches Buch bilde, wenn es in Fraktur gedruckt sei. Aus England war eine geharnischte Äuße rung iiber die deutschen Bücher in Fraktur, denen man das Urheber recht entziehen solle, angesiihrt worden. — Demgemäß bildete d i e Frage, welchen Einsluß der Frakturdruck aus den Absatz deutscher Bücher im Ausland habe, einen der Punkte der Tagesordnung bei einer im letzten Sommer im Deutschen Buchhäudlerhause ln Leipzig stattgehabten Aussprache über schwebende Kragen zwischen Vertretern des Akademischen Schutzvereins, des richterstattung zu diesem Gegenstände betraut worden. Wenn es sich dabei auch nur um einen kleinen Ausschnitt der von Vorurteilen und leider allgemeinster Unkenntnis verwirrten Schristsrage han delte, so wird gerade das doch auch für weitere Kreise am klärendsten wirken. Wir bringen daher jetzt diesen Bericht aus langjähriger' Berufserfahrung, um Blicke aus das deutsche Buch und seine Sen dung zu lenken. Als ein Volk inmitten Europas, das sich seiner besonderen Kulturausgabe in der Weltgeschichte bewußt ist, dürfen wir unsern geistigen Austausch mit anderen Völkern nicht erschweren. Wenn wirklich unsere deutsche Schrift dem Ausländer objektiv Schwierig keiten bereitete, so würden wir sie trotz aller geschichtlichen Über lieferung nicht halten können. Das habe ich schon vor lk> Jahren geschrieben, aber hinzugefügt: Niemand kann sich mehr als Ich — und zwar, wie ich am Schluß zeigen werde, um unseres natio- nalpolitischen Gewissens willen — freuen, daß wir hier nichts preiszugebcn brauchen, wenn wir auch anders dastchen als Türken, Griechen, Araber usw. mit ihren nationalen Schriften. Den Türken mag es z. B. nichts verschlagen, ob ihre Jugend weniger Geographie lernt. Unser Geistesleben und Verkehr aber, die die ganze Welt umspannen, erfordern auch die vollkommenste Ge staltung unserer Landkarten. Wir möchten wohl vom Standpunkt nationaler Geschlossenheit die Türken um die Selbstverständlich keit beneiden, mit der sie noch jüngst die Vergebung einer großen Lieferung von Schulatlanten und Globcn an die Bedingung der Beschriftung nur mit türkischer Schrift geknüpft haben und nicht davon abzubringcn gewesen sind. Aber wie ich vor Jahren gegen über der Forderung deutscher Schrift sür deutsche Landkarten ein gehend begründet habe, macht das Liniengewirr der Landkarte wenigstens sür die weit auscinanderznziehenden Namen der Län der, Provinzen, Gebirge unbedingt lateinische Großbuchstabcn- schrift nötig. Sie allein hebt sich durch ihren stilistischen Gegen satz aus dem Kartcnbild heraus, sie zwingt zugleich durch ihre Beschränkung auf nur zwei Formclcmcntc, auf Gerade und Kreis bogenteile, zu buchstabierendem Lesen. Was sonst ihr Mangel ist, daß sie von Natur nicht die für müheloses Lesen förderlichen ge schlossenen Wortbilder ergibt, das gerade macht sie für diesen be sonderen Zweck unentbehrlich. — Ebenso objektiv wollen wir die Frage des deutschen Bücherdruckes fürs Ausland nach allen Seiten betrachten. Im allgemeinen steht der heutige Auslandsabsatz deutscher Bücher noch erheblich hinter dem der Vorkriegszeit zurück, und das ist kein Wunder. Ein Wunder ist es nur, daß er nicht auch in seinem Verhältnis zum heutigen Gcsamtabsatz viel stärker, als es der Fall ist, zurückgegangen ist angesichts der immer noch vielfach herrschenden Feindseligkeit gegen-alles, was deutsch ist, die selbst den Satz von der Jnternationalität der Wissenschaft allein uns gegenüber noch nicht wieder anerkennen will. So muß für uns Männer der Praxis natürlich die Frage wichtig sein, ob wir durch deutschen Druck weniger Exemplare im Auslande absetzen, auch müssen wir als Verleger uns unfern Autoren gegenüber für die möglichste Verbreitung ihrer Forschungen auch im Auslande verantwortlich fühlen. Daher habe ich nach längerer Tätigkeit im Auslande in meinen Wander- jahrcn und nachdem ich ein Jahrzehnt meines Lebens hindurch mehr Antiqua als Fraktur zu lesen gehabt hatte, mir ernstlich die Frage vorgelegt, ob nicht der Frakturdruck in meinem Verlage für wissenschaftliche Werke aufgegeben werden müßte. Im vollen Bewußtsein der Verantwortung, .auch in nationaler Beziehung, habe ich dann nicht nur die Geschichte der 114 Schristsrage gründlich studiert, sondern auch praktische Lese versuche in aller Herren Ländern angcstcllt, für die ich, um etwaige Vorurteile auszujchalten, Texte in der Sprache der bctrcssendcn Länder in Bruchschrist <Fraktur) — und zwar in Schwabacher Schrift, wie auch hinterdrein in Fraktur im heutigen engeren Sinne, d. h. in unsrer gewöhnlichen guten deutschen Druckschrift — hatte Herstellen lassen. Diese Texte sind in allen Kulturländern solchen Versuchspersonen verschiedensten Standes und Alters, die kein Deutsch konnten, vorgelcgt worden, und es ist nirgends auch nur ein einziger Mensch gesunden worden, der die deutsche Schrift nicht glatt hätte lesen können. In Nordamerika haben drei verschiedene Professoren, darunter zwei anglo-amerikanische, die Versuche angcstcllt, alle mit dem gleichen Ergebnis. Einer von ihnen berichtete mir, jedesmal, wenn er gefragt habe: Können Sic deutsche Schrift lesen?, habe er die Antwort Nein bekommen. Ebenso regelmäßig aber hätten die Leute, denen er die Texte aus ihrer Sprache in Frakturdruck vorgelcgt hätte, sie glatt gelesen. Seit dem Jahre 1906 hat dann mein Verlag versuchsweise und dann mehrsach gerade solche wissenschastliche Werke, die in früheren Auslagen in Lateinschrift gedruckt waren, in deutscher Schrift, meist in »Offenbarster Schwabacher«, neu aufgelegt. (Ich betrachte letztere im Gegensatz zu den zukunftslosen Bastard schristen als eine Kompromißschrist, welche die sür die Lesbarkeit entscheidende Brechung der deutschen Schrift und ihre sonstige Anpassung an die Eigenart der deutschen Sprache wahrt, aber in ihrer strengeren Form und in der kahleren Gestaltung ihrer Groß buchstaben der nüchternen Sachlichkeit wissenschaftlicher Forschung Rechnung trägt, sodaß wir sie z. B. in einer Festschrift sür Jakob Wackernagel 1923 sür die deutschen Beiträge neben der Antiqua der sremdsprachlichen verwenden konnten und sich beide Schriften stilistisch sehr gut zu einem Buchganzcn zusammenschlosscn. Hat doch ein Lateinschriftler, Professor vr. O. Brenner in Würzburg, über diese Type geurteilt: »Zum Glück ist der Gegensatz zwischen Lateinschrift und Deutschschrist gerade durch die besten Verteidiger der letzteren fast schon aus der Welt geschasst. Die Osfcnbacher Rcsormschrist mit Zugrundelegung der Schwabacher knüpft an sofort verständliche Grundformen an . . . und ist von Leuten, die an Antiqua gewöhnt sind, ebensogut zu lesen wie diese-. Ich halte persönlich allerdings bezüglich der sür leichteste Lesbarkeit so wich- 'tigen Bildhaftigkeit unsere gewöhnliche deutsche Schrift, die echte Fraktur, sür unerreicht und bin auch nach allen Leseversuchen, die gleichmäßig mit beiden Schriften im Ausland mit gleichem Ersolg angcstcllt sind, völlig sicher, daß sie von jedem Ausländer ebenso leicht gelesen werden kann.) 1906 also haben wir als ersten Versuch einen Band unseres »Kritisch-exegetischen Kommentars über das Neue Testament, begründet von H. A. W. Meyer-, der in 17 Bän den damals schon in 120 Auflagen im In- und Auslande ver breitet und bis dahin in Antiquaschrift gedruckt worden war, unter ausdrücklicher Begründung des Wechsels im Vorwort in deutscher Schrift (Offenbacher Schwabacher) gedruckt. Obwohl wir die Re zensenten des Auslandes ausdrücklich aus diesen Wechsel in der Ausstattung hingewiejen und um Stellungnahme dazu gebeten hatten, haben wir nicht eine einzige Besprechung mit irgendwelcher Beanstandung dieser Ausstattung bekommen, vielmehr ist sie von einer ganzen Reihe von Rezensenten in den verschiedensten an erkennenden Ausdrücken als besonders erfreulich (pleasaut usw.) bezeichnet worden"). Auch in den langen Jahren seither haben "> Den genauen Wortlaut dieser ausländischen Anerkennungen habe ich in einem Artikel unseres Fachblattes veröffentlicht, der im Sonderdruck aus Wunsch jedermann gern von mir «gesandt wird. Ängst liches Befragen hätte einen so durchschlagenden Ersolg sicherlich nicht gehabt, drum sei hier unsere Rachschrist zum Voyworte jenes Bandes, die dieses Echo hervorgerufen hat, mitgeteilt: ! »Mit dieser Auslage führen wir für den Meyerschen Kommentar eine wesentlich verbesserte Druckausstattung eins. Die augensältigste Änderung ist der Übergang von der Antiqua zur Fraktur. Gewählt ist jedoch nicht die alte verschnörkelte, sonder,?? eine neue, schön und leserlich geschnittene Frakturschrist lsog. Ossembachcr Schwabacher), die eine Veredelung der römischen Grundsormen) in einem einheitlichen, strengen Stil darftellt, wie er einem Wissenschaft ltchcn Werke angemessen ist. Da diese neue Cchrtst wie alte alten Fr, ckturschristen schmal ge-
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