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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1931
- Strukturtyp
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- 1931-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1931
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- Deutsch
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162, 16. Juli 1631. Redaktioneller Teil. Bör-scnblatt f. b. Dtschn Buchhandel. fen, der die Wirtschaftspolitik im In- und Auslande zwingen wird, mit Gegenmaßnahmen darauf zu reagieren. Den Aus gleich der Geldmärkte könnte eine tatkräftige Zusammenarbeit der internationalen Bankwelt leicht herbeisühren, selbst wenn die Vertrauenskrise nicht alsbald beendet wäre. Prof. Halm- Frankfurt a. M. fordert im übrigen als Mittel zur Reorgani sierung des Geldmarktes in erster Linie eine Diskonterhöhung auf 20—30A bei Beseitigung aller anderen Zwangseingriffe in das Wirtschaftsleben. Geld müsse für jedermann zu haben sein, wenn auch zu teuerstem Preis. Es kann nicht ausbleiben, daß auch im Buchgewerbe und im Buchhandel die Folgen dieser kritischen Zuspitzung immer mehr sichtbar werden. In den Kreisen der Papierhersteller rech net man damit, daß eine weitere internationale Produktionsein schränkung wohl in allernächster Zeit beschlossen werden wird, wo durch eine gewisse Entlastung aus dem Zejlulosemarkt eintretcn dürfte. In der Papierindustrie sind im letzten Monat die Preise der meisten Papicrsorten stabil geblieben, nur bei einzelnen Papier qualitäten erfolgten durch Schleuderverkäuse weitere Preis senkungen, ohne daß der Absatz eine Belebung erfuhr. Die Be schäftigung in den Buch- und Steindruckereien ist noch geringer geworden als im Vormonat. Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die Sommermonate regelmäßig einen stilleren Ge schäftsgang aufweisen, müssen die Absatzmöglichkeiten, wie es in den zuständigen Handelskammerberichten heißt, als völlig unbe friedigend bezeichnet werden.« Nutzbringende Preise lassen sich nicht erzielen; die getätigten Abschlüsse dienen im wesentlichen der Aufrcchterhaltung der Betriebe. Die Aussichten werden äußerst ungünstig beurteilt. Auch das Zeitungsgeschäst war stark rückläufig. Die Lage im Schriftgießereigewerbe ist unverändert. Bei den Chemigraphischen Anstalten ist gegen den Vormonat eine wesentliche Verschlechterung eingetreten, die hauptsächlich durch starken Preisdruck verursacht ist, so daß mit weiteren Be triebseinschränkungen gerechnet werden muß«. Die Wirtschafts lage im Buchhandel hat in den letzten Monaten sich entsprechend der allgemeinen Zuspitzung der Krise ebenfalls weiter verschlech tert. Die Absatzverhältnisse sind in den stilleren Sommermona ten ohnehin stets wenig befriedigend, verschlimmert wurde der Zustand unter dem Einfluß der wiederholten Gehaltskürzungen und der Arbeitslosigkeit. Der Abbau der Kulturetats hat eben falls den Buch- und Zeitschriftenumsatz merklich vermindert. Me Rückwirkung dieser Lage auf die Neuproduktion spiegelt sich in den ständig zurückgehenden Ziffern der erstmaligen Ankündi gungen von Neuigkeiten im Börsenblatt deutlich wider. War schon der Rückgang 1830 gegenüber 1929 ziemlich bedeutend, so ist die Produktionsschrumpfung in diesem Jahr noch weiter fort geschritten. Wir geben nachstehend die Zahlen für das erste Halbjahr: 1929 1930 1931 Januar 1169 1155 1073 Februar 1058 986 1010 März 1086 1176 991 April 1165 1027 956 Mai 1172 1121 970 Juni 940 832 973 6570 6297 5973 Der Rückgang gegen 1930 beträgt also etwas mehr als 5A, gegen 1929 aber fast 10A. Der Juni hat dieses Jahr zwar eine etwas lebhaftere Neuproduktion gebracht. Es ist aber sehr zwei felhaft, ob sich das fortsetzen wird. Auch die Ausfuhrziffern zeigen deutlich rückläufige Tendenz. Man kann die allgemeine Umsatzschrumpfung auf durchschnittlich ISA schätzen. Es wird also auch im Buchhandel größter Anstrengungen bedürfen, um durchzuhalten. Mit der übrigen Wirtschaft fordert er dabei in erster Linie Wirtschaftssreiheil. Dazu gehört vor allem auch die Befreiung von der Konkurrenz der öffentlichen Hand. Gehalts und Lohnabbau allein können es nicht schaffen. Das ist letzten Endes ein zweischneidiges Schwert. Unbestreitbar ist eine Kür zung dieser Anforderungen notwendig. Auf die Dauer Hilst aber nur ein Abbau der wirtschaftlichen Betätigung der öffentlichen Hand. Sie muß sich von den zu Unrecht okkupierten Betäti gungsgebieten zurückziehen und sie wieder der freien Wirtschaft überlassen. Im Mißverhältnis zwischen freier und kollektiver Wirtschaft liegt die größere Gefahr. Zum Lohn- und Gehalts abbau muß der Abbau der Aufgabenbereiche, der das Gewicht der Bürokratie wirklich mindert, hinzukommen. In diesem Sinne sei hier mit dem Aufruf geschlossen, den der Hansabund dieser Tage veröffentlichte. Er ist zwar vor den letzten Ereig- nisjen abgefaßt und trägt ihnen infolgedessen noch nicht im Wortlaut Rechnung. Die Grundgedanken behalten aber ihren Wert. Er lautet: Wirtschastssrciheit gegen Wirtschastsnotl Wir stehen in Tagen unsagbarer politischer und wirtschaft licher Spannungen. Mit furchtbarer Eindringlichkeit wurde dem deutschen Volke, wurde der Welt zum Bewußtsein gebracht, daß die Vergewaltigung der wirtschaftlichen Lebensgrundlagen der gegenwärtigen Rechts- und Gesellschaftsordnung durch politische Eingriffe Deutschland, Europa, die Welt an den Rand des Chaos, geführt hat. Die Botschaft des amerikanischen Präsidenten Hoover kann den Weg zur Rettung öffnen. Sie ist getragen von der Erkennt nis, daß die von der Politik erzwungenen Verlagerungen wirt schaftlicher Kräfte ausgeschaltct und zurückgcschaltct werden müs sen, damit dis Gesamtheit der Nationen in ihrer wirtschaftlichen Arbeit der Steigerung der kulturellen und sozialen Wohlfahrt der Völker zu dienen vermag. Sie ist getragen von der Erkennt nis, daß die Tätigung politischer Eingriffe in die Wirtschaft schlechthin Not, Elend, Verwirrung, ja Untergang nach sich zieht. In unserem Kampf für Wirtschaftsfreiheit gegen Wirt schaftsnot haben wir seit langem den nationalen und sozialen Grundcharakter alles Wirkens freier Marktwirtschaft immer und immer wieder betont. Ausschaltung der Reparationen und inter alliierten Kriegsschuldenzahlungen — das war und ist uns ebenso Voraussetzung weltwirtschaftlicher Gesundung, wie wir in der Ausschaltung der kollektivistischen Störungszellen in unserem deutschen Wirtschaftskörper die Voraussetzung für seine Gesun dung, für die Überwindung der sozialen Notstände sehen. Wir stehen an einem entscheidenden Wende punkt deutscher Geschichte, weltwirtschaft licher Entwicklung! Aus der unmittelbaren Gefahr, im Chaos zu versinken, hat uns im letzten Augenblick die Erkenntnis Amerikas, selbst dabei in seinen Lebensgrundlagen aufs schwerste erschüttert zu werden, gerettet. Jetzt heißt es, nach außen darum kämpfen, daß aus der Atempause sich ein Dauerzustand freier weltwirtschaftlicher Zu sammenarbeit, unbelastet von der zerstörenden Wirkung politisch bedingter Kräfteverlagerung entwickelt. Jetzt heißt es nach innen unter der Devise: Wirtschaftsfreiheit gegen Wirtschaftsnot dafür kämpfen, daß das deutsche Haus in Ordnung gebracht wird. Die Entlastung von den Reparationen darf nicht dazu ver leiten, den Kampf aller gegen alle um die Verteilung der 114 Milliarden Reichsmark zu entfachen, die Konzentration aller Kräfte von den beiden großen Aufgaben abzulenken: Ordnung des Verhältnisses zwischen Staat und Wirtschaft. — Wiederherstellung der Entfaltungsmöglichkeiten freier Marktwirtschaft. Unabhängig von den Reparationen bleibt es erforderlich, durch stärkste Ausgabendrosselung den öffentlichen Bedarf um 3 Milliarden Reichsmark zu senken. Unabhängig von den Repa rationen bleibt es erforderlich, den deutschen Geldmarkt von dem unerträglichen Druck von mehr als 2 Milliarden Reichsmark schwebender Schulden der öffentlichen Hand zu befreien. Es gilt, durch Ausschaltung der Fehler des letzten Jahr zehnts deutscher Wirtschaftsgesetzgebung für die deutsche Wirt schaft einen Standort zu gewinnen, von dem aus sie binncn- und weltwirtschaftlich ein Höchstmaß an Leistung im Dienste deutscher kultureller und sozialer Entwicklung zu erringen ver mag! 675
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