Ludwig Tügel: Der Brook Erzählung. Gebunden RM. 2,80 In einigen ganz einfachen Menschen läßt Ludwig Tügel Gestalt werden, was aus dem Erlebnis des Weltkrieges hinüberführt in eine neue Zukunft. Wir vermeinen noch keine so volksliedhaft-schlichte und auf einen einzigen Akkord gestellte Variation dieses Themas gehört zu haben. Zu den Letzten ihres Volkes gehören diese Leute vom Brook sicherlich, wenn man den Menschen nach der Weite seines Wirkungskreises und seiner Wirkungsmöglichkeiten bemißt. Aber gerade in der Schlichtheit ihres Wesens leuchtet am klarsten, was in der deutschen Seele vorging seit dem verlorenen Krieg. Es ist nichts anderes als der Weg Lüttkücks von dem freiwilligen Eintritt beim Militär über das Kriegsende zu jener inneren Umkehr, die nicht mehr nach rückwärts das Gesicht richtet, sondern in die Zukunft. Lüttkücks Erlebnisse auf diesem Weg sind schwer genug. Nie hätte er ihn gefunden, wäre nicht das Lied um ihn gewesen vom „Deutschland in hohen Ehren". Aber es war auch um ihn der Geist des Brooks, wie er in Frau Dortje lebt und wie er in deren Mann nach manchem Irrweg wieder lebendig wird. Hermann Stahl: Die Wurzel unter dem Gras Erzählung. Gebunden RM. 2,80 „Die Heimat verlasse» zu wollen - mag uns der Anlaß auch sinnlos erscheinen - ist eine tiefe Er schütterung für den, der einer Heimat gehört. Es ist ein Ruck, der die Wurzel trifft. Spuren laufen durch das Gras vor dem Haus. Der Wind wird sie verwehen, das Gras wird sich aufrichten, man wird es mähen können ohne Beschwer." Mit diesen Sätzen aus seiner Erzählung hat Hermann Stahl eigentlich alles gesagt, was sich hinter ihrem Geschehen verbirgt. Und doch: welch Reichtum an Handlung und Stimmung, an Empfindung und Gewalt des Ausdrucks strömt aus diesem Buch. Wie der Hauch eines verderblichen Windes kommt der Abwanderungsgedanke über das Dorf der kleinen Westerwaldbauern. Vor allem in Christian wächst der Drang, in der Fremde das Glück zu suchen. Aber ihn trifft die Rache der Heimat. Die Erde selbst, so möchte man glauben, mußte ihren Sohn erst im Tode zurückhalten. Tief im Innern sind die Gesetze des Lebens für alle gleich, für die Wurzel unter dem Gras wie für die Seelenwnrzel des Menschen. Diese letzte Lebensmystik hat der Dichter ergreifend lebendig werden lassen in einer erregenden Sprache, in seiner tastende» Schau der tiefste» mütterlichen Bezirke des Lebens. T 609 Börsenblatt f. d. Deutschen Buchhandel. 105. Jahrgang. Nr. 206 Montag, den 6. September 1933 4341