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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1932
- Strukturtyp
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- 1932-11-01
- Erscheinungsdatum
- 01.11.1932
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- Deutsch
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4928 X- 255, I. November 1932. Fertige Bücher. «örs-nilatt s. d.Dischn.Buchhandil. Oll ciem neuen I^oinan Oion k^euclttwsitZers Itat cjie „Vossisdue ^eitunZ" 8en ersten unci letzten ^.ksc^nitt > „k^oin uncj ^erusslern" als Vora68rucIr §e6rscltt. Oer V^i8er6aII clieses -^68ruclrs war einer 8er stärlrsten, 8eo clas Llatt rnit Romanen errielt Itat. k^euclitwan^er selbst 6elrsm von Oesern eine Aanre f^eilie von 2u- sclrrikten, Io6eo8e uncl Irritisc^e. ^lit ciiesen ^usckrikten setzte er sic6 in clern naclistelrencl wieclerAe§el)enen ^rtilrel in 8er „Vossisclien ^eitunZ" auseinancler. Oa dieser ^uksatr a6er kür alle Oeser des k^oinans unci cliejeniZen, 8ie iliin 8err V^eZ bereiten wollen, interessant ist, krinZen wir ilin hiermit rur Kenntnis cles Lortiinents. Oer ?rop^Isen-VerIa§, Verlin 68 ^Vas ist ^Vakrlreit? -Xnmerl<un§en I^ion ^euc^tvvsn§er8 m seinem neuen §ro6en k^omsn vLk KioiscttL Es ist seltsam, welch unheimliches Interesse den Doktor Josef Den Matthias, genannt Flavius Iosephus, durch die Jahrtausende begleitet. Erl wurde, solange er lebte, be wundert und gehaßt, und Bewunderung und Haß schreien um sein Werk bis heute. Noch das letzte Jahrzehnt hat vier neue Bücher über Iosephus gebracht, gelehrte und gescheite Bücher, die aber mit dem Manne rechten, als lebte er noch, die ihn so wüst anpöbeln, als wäre er ein Schriftsteller von heute, Emil Ludwig oder Remarque oder ich. Mit Ausbietung un gewöhnlichen Scharfsinns wird chm nachgewiesen, wo er geirrt hat, oder wo er sich eine Schlamperei hak durchgehen lassen; mit Erbitterung wird ihm vorgchalten, wie er, um seine eigene, zweideutig« Rolle zu verschleiern, die Ereignisse vernebelt habe. Er wird beschimpft, als sei er in einem aktuellen Wahlkampf der gegnerische Kandidat. Woher dieses brennende Interesse für den Mann, der seit 1890 Jahren vermodert, und von dem man wenig weiß, eigentlich nur solch« Ding«, die er selber ausfagt? Wer sich mit den Büchern des Iosephus befaßt, wird den Grund bald heraushaben. Es geht durch die Darstellung dieses Schrift stellers, weit über seinen großen Stoff hinaus, ein Jrratio- nales, etwas, was man gemeinhin, flach und trotzdem richtig, dämonisch nennt. Er hat etwas selbstverständlich Egozent risches, eine schamlose, offene und vertrauliche Art zu er zählen, er rückt einem nach wenigen Kapiteln gradezu körper lich auf den Leib. Diese geheimnisvolle, aufregende Bikalität haben alle seine Leser verspürt, zu allen Zeiten. Die ganzen tausend Jahre hindurch, die das Oströmische Reich bestand, blieb Iosephus der meistgelesene Autor. In England zählen seine Micher bis in unsere Zeit zu den meistgelesenen, Schiller läßt einen seiner Räuber sagen: „Den Iosephus mußt du lesen, Bruder." Und Sinclair Lewis sagt mir, daß in dem nicht eben literarischen Westen Amerikas noch in seiner Jugendzeit in jedem Haus zwei Bücher zu finden waren: die Bibel und der Iosephus. Ich erinnere mich, wie ungeheuer die Lektüre des Iosephus auf mich wirkte, als ich in frül>er Jugend in der Bibliothek meines Vaters die Werke dieses Mannes fand, in einem alten, mächtigen Folianten, herrlich gedruckt, mit vielen Kupferstichen. (Diese Ausgabe war es übrigens, in der Schiller den Iosephus kennenlerntc.) Die farbige Art, wie der Mann den Krieg schildert, das Abenteuerliche seiner Erzählung muß jeden jungen Menschen anziehon. Mich frappierte am meisten, wie Iosephus immer von sich selber als von einem Dritten erzählt, kalt und dennoch beteiligt, wie er, kindlich und raffiniert zugleich, die Merkwürdigkeiten und die Verdienste dieses Dritten ins Licht rückt. Das Ich, das Er und das Es verschmolzen geheimnisvoll ineinander und machten den Bericht doppelt aufregend, viel aufregen der als irgendeines der Geschichtsbücher, die wir in der Schule zu lesen bekamen. Erst sehr viel später erkannte ich, daß die Geschichts schreibung des Iosephus wirklich nichts mit dem zu tun hat, was wir Geschichte nennen. Für den Doktor Josef Ben Matthias ist seine ganze Geschichtsschreibung trotz aller be tonten Wissenschaftlichkeit nichts anderes als ein Mittel, sich mit sich selber und mit der Geschichte auseinanderzusctzen. Alles in allem ist die große Erzählung des Flavius Iosephus über den Jüdischen Krieg kein Geschichtswerk: sic ist vielmehr der erste große historische Roman der Welt geschichte. Hat man das erst erkannt, dann lächelt man Uber die er bitterten Angriffe, die die Philister zweier Jahrtausende gegen die Lügenhaftigkeit des Iosephus gerichtet haben. Was ist Wahrheit? Es ist die Epoche des Iosephus, in der ein Mann, vor der Unterschrift unter ein Todesurteil, diese große Frage gestellt hat. Auch Doktor Josef Den Matthias muß diese Frage gestellt haben, immer wieder. Er hat !m Jüdischen Krieg als Feldherr auf feiten der Juden gekämpft und auf seiiten der Römer. Er hat gesehen, daß es für die Römer
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