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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1932
- Strukturtyp
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- 1932-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1932
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- Deutsch
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X- 214, 13. September 1932. Redaktioneller Teil. gänge. Die Zinslast in ihrer Gesamtheit gehört zu den am wenigsten beweglichen Elementen der Wirtschaft überhaupt. Je mehr Produktion, Ilmsahmengen und Preise im Ablaus der Dc- flationskrisis sinken, desto drückender muß die Belastung werden, die die Wirtschaft durch die Zinsen zu tragen hat. Die Unbeweg lichkeit der Zinslast ergibt sich bei den Laugkrcditen aus der lang fristigen Festlegung von Schuldsumme und Zinssatz. Diese Un beweglichkeit ist so lange kein Problem, wie die Schwankungen von Produktion und Preisen sich in verhältnismäßig engen Gren zen halten (etwa in den drei letzten Konjuukturzyklen der Vor kriegszeit). Die verhältnismäßige Steigerung der Zinssumme für Langkredite ist bei normalen Konjunkturschwankungen nur eines der Zeichen für das Ansteigen der fixen Kosten im Kon junkturrückgang. Diese Wirkung wurde dabei in der Vorkriegs zeit noch zu einem Teil dadurch ausgeglichen, daß sich die Zius- belastung durch die Kurzkredite mit dem Rückgang der Zinssätze für diese Kredite und dem Kreditumfang ermäßigt hat. Die ge waltige Vertrauensstörung der Gegenwart hat auch hier die Lage ungewöhnlich verschärft. Alles zusammen macht die Forderung nach Zinsentlastung so dringlich und läßt sie so berechtigt er scheinen. Sie wird deshalb, wie gesagt, auch international in Angriff genommen werden müssen, da alle Welt darunter leidet. Besser wäre aber noch, der längst erwartete und heiß ersehnte Konjunkturumschwung erübrigte mit Preisausbesserung und llm- satzerweiterung gewaltsame Eingriffe, ermöglichte vielmehr nach englischem Vorbild allerwärts Konversionen und vor allem bil ligere Neukredite aus Kapitalneubildung. Die Lage im Buchhandel ist in den letzten Wochen Gegenstand lebhaftester Erörterungen in den Spalten des Bör senblatts wie in zahlreichen Berussversammlungen gewesen. Es erübrigt sich daher wohl, dem noch etwas hinzusügen zu wollen. Die Hoffnungen auf das Gelingen der Ankurbelung der Wirt schaft im allgemeinen gründen sich nicht zum wenigsten mit aus die Überlegung, daß die Vorräte der Wirtschaft allenthalben langsam aufgczehrt sein dürften und deshalb einer Wiederaus füllung bedürfen. Auch dafür hat das Institut für Konjunktur forschung Zahlen beizubringen versucht. Die Vorräte, die am Ende der Inflation auf ein Minimum zusammengefchrumpft waren, mußten in den Jahren 1924 bis 1928 mit großem Kapital aufwand wieder ausgcfüllt werden. Insgesamt wurden hierfür nach Ansicht des Instituts in den Jahren 1924. bis 1928 rund 12,k> Milliarden RM investiert. Seit 1929 sind die Vorräte zurückgegangen. Während die Senkung des Wertes der Lager im Jahre 1929 (um rund 1 Milliarde RM) in der Hauptsache ledig lich Preisveränderungen widerspiegeltc, beruht der gewaltige Rückgang im Jahre >930 (um rund 4 Milliarden RM) zweifellos zu einem erheblichen Teil auf einem mengenmäßigen Abbau der Lager. Das gleiche gilt wohl für die Verminderung des Lager wertes um etwa 5 Milliarden RM im Jahre 1931. Versucht man — so gut dies mit den vorhandenen Unterlagen möglich ist — die Preisbewegung auszuschalten, so ergibt sich, daß die Lagermengen von Anfang 1930 bis Anfang 1932 um etwa 8 bis 10 v. H. gesunken sein dürsten. Auch im Buchhandel kann das zutreffen. Der Begriff der Lagerausfüllung ist aber hier doch wohl ein etwas anderer, und die Hoffnungen, die man von dieser Seite hinsichtlich des Aufschwungs hegen darf, sind problematisch. Aus der besonderen Gestalt dieser Zusammenhänge im Buchhan del ergeben sich mit die besonderen Kreditprobleme, die ihn be schäftigen. Die Produktionstätigkeit des Verlags scheint im übri gen in den letzten Wochen etwas lebhafter geworden zu sein. Die Zahl der erstmalig im Börsenblatt augekündigten Neuigkeiten war im August 1932 kaum viel geringer als im August 1931. Allerdings war im vorigen Jahr die Produktionsdrosselung gerade in diesen Sommermonaten ganz besonders scharf. Gegen die früheren Jahre ist deshalb der Abstand doch sehr beträcht lich. Trotzdem scheint es so, als ob das Maß des Schrumpfungs fortschritts doch etwas abgebremst worden ist und nicht weiter zu genommen hat. Es bleibt abzuwarten, wie sich dis nächsten Monate weiter entwickeln und welche Ergebnisse sie auswciscn werden. Nimmt die Neuproduktion in Hoffnung auf eine allge meine Besserung der Wirtschaftslage zu, so werden doppelte An strengungen gemacht werden müssen, sie auch an die letzten Bcr- 872 brauche! heranzubringen. Angesichts der Schwächung des Be triebskapitals des Sortiments wird das vielleicht weitere Über legungen notwendig machen. Die bevorstehende Koburger Ta gung könnte dazu bereits Gelegenheit geben. Es braucht sich da bei aber nicht immer nur um Finanzierungsfragcn zu handeln. Die Zusammenfassung der Kräfte in der eigentlichen Vertricbs- arbeit, die deren Leistung zu steigern und die Rentabilität der Gesamttätigkeit zu verbessern vermag, sollte jedensalls als wich tigere Aufgabe nicht vergessen werden. Nach Lage der Dinge ist damit zu rechnen, daß für absehbare Zeit die Wiedcraufsüllung der öffentlichen Kulturetats viel zu wünschen übrig lassen wird. Von dieser Seite wird also die unentbehrliche Umsatzsteigerung nur langsam und in beschränktem Umfang zu erreichen sein. Um so mehr wird der Buchhandel die größten Anstrengungen machen und alle Kräfte daraus ausrichten müssen, im freien Markt Er satz zu finden. Man täuscht sich wohl nicht, daß hier auch in der Tat noch Eroberungen zu machen sind, trotz aller Nöte und Ein schränkungen. Steigerung der Leistungsfähigkeit aller Mit arbeiter durch bestmögliche Ausbildung ist dafür das eine Er fordernis und wohl die wichtigste Voraussetzung. Aber auch Steigerung der Zusammenarbeit aller Berussangehörigen im Sinne wohlverstandener Rationalisierung dürfte dazu gehören. Im Buchgewerbe sonst geht man denselben Weg. Daß auf der Hauptversammlung des Deutschen Buchdruckervereins in Bad Pyrmont am 4. und 5. September der Vortrag von Karl Ru precht, der zu kollegialer Zusammenarbeit mahnte, mit starkem Beifall ausgenommen wurde, darf in diesem Sinne gedeutet wer den. Außerdem sei auf die Vorgänge in der Papierindustrie hin gewiesen, wo man angesichts der schweren Notlage des Gewerbes aus freiwilligem Entschluß in gemeinsamer Selbsthilfe einer immer engeren Zusammenfassung zustrebt. Aus Frankreich. In Paris wurde eine Gesellschaft gegründet, die nichts Geringeres beabsichtigt, als die kulturelle Welt zu organisieren, und die die Beachtung des Fachmannes der Buchindustrie deshalb verdient, weil sie in der Hauptsache mit dem Verlag, dem Buch und der Druckschrift überhaupt arbeiten will. Spiritus reetor dieses neuen Unternehmens dürfte Herr Georges Valois sein, von den bekannten »Lckitions Valois«, einem weit links gerichteten Pa riser Verlag. Das neue Unternehmen hat auch schon seine eigene Wochenschrift, die »Oüantiers eoopsratiks«, was man wohl am besten mit »Genossenschaftliche Werft« übersetzen wird. Man will also bauen, und dies auf kooperativer Grundlage. Dem recht weit ge steckten Ziel entsprechend ist das Programm ziemlich weitschweifig und verworren. Man hat ein »Schema der kooperativen Produktion und Auswirkung« ausgearbeitet. Zentrum gewissermaßen ist ein ge nossenschaftlicher Verband fiir das Studium der kulturellen, sozialen usw. Probleme. Diese Zentralstelle steht beherrschend und leitend in Verbindung mit den Organisationen der Schriftsteller, der Ver leger, der Buchhändler, der geistig Schaffenden überhaupt, mit jenen der Buchindustrie usw. Was die geistige Produktion angeht, so soll sie von einem »kooperativen Haus des Buches, der Schallplatte, des Films, des Rundfunks und aller anderen Mittel zur Verbreitung der Kultur« zusammengefasjt und in rationeller Weise weiterge leitet werden, das Buch z. B. an die Grossisten, an die Kommissio näre, an die Buchhändler (für die eine den Buchabsatz erleichternde kooperative Bank geschaffen werden soll), an die Propagandagesell schaften und an ähnliche andre Stellen mehr. Man will Gruppen von Konsumenten bestimmter Bücher schaffen und damit die Herausgabe bestimmter Werke von vornherein sicherstellen. Man will eine Pro paganda schaffen, die sich von vornherein an die wirklich als Kun den in Betracht kommenden Kreise wendet, im Gegensatz zu der meist im Nebel arbeitenden heutigen Propaganda, die nutzlos ungeheure Mittel verschlingt. Man will noch sehr viel mehr. Nun wird man sagen, das; hier offene Türen eingerannt wer den — es gibt ja schon eine »Saison clu I^ivrs« in Paris, und was die Nationalisierung der Verteilung von Buch und Zeitschrift an geht, so dürften etwa die UessaZeries und I^ibrairis Hae^elte eine kaum übertroffene Gipfelleistung darstelleu. Aber man lehnt beide Unternehmen ab, und der schon genannte Herr Georges Valois be gründet dies in einem »Die neue Kultur vor den Mächten des Ver lages« betitelten Artikel in der zweiten Nummer der »Okantiers eooporatiks«, dessen Hauptpunkte hier wiedergegeben seien, wobei wir allerdings dem Autor alle Verantwortlichkeit überlassen.
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