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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1932
- Strukturtyp
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- 1932-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1932
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- Deutsch
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Nr. 214 (N. 1LÜ). Leipzig. Dienstag den 13 September 1932. 98. Jahrgang. Redaktioneller TA 3ur Wirtschaftslage. Von Prof. vr. G. Menz. IDas Wirtschastsprogramm der Negierung — Das Zinsproblem — Die Lage im Buchgewerbe.! Im Augenblick der Niederschrift dieser Zeilen ist die ent scheidende Frage, die gegenwärtig allem andern vorgeht, noch völlig in der Schwebe. Die Frage, ob die Vermeidung neuer Wahlen zum Reichstag möglich wird oder nicht. Daß Neuwahlen die von allen so sehnsüchtig er wartete Ankurbelung der Konjunktur hinausschie ben, wenn nicht sogar siir absehbare Zeit aus- schlicßen würden, leuchtet nachgerade allen ein. Diese Einsicht ist aber leider noch keine Gewähr dafür, daß die Austragung des politischen Machtkampfes, der mit dem !Rücktritt Brünings, wie wir damals an dieser Stelle sofort her- i vorhoben, eröffnet worden ist, unterbleibt. Noch immer scheint es in Deutschland mehr darauf ankommen zu sollen, wer das Steuer führen darf, als darauf, daß es richtig und vor allem kräftig und stetig geführt wird. Die Wirtschaft, und das heißt doch schließlich das ganze wirtschaftende und arbeitende deutsche Volk hat das Nachsehen und muß letzten Endes die Zeche bezahlen. Jede deutsche Regierung, sic mag sein, welche sie wolle, findet heute vor, was die »Volkskonservative Stimme« kürzlich nur zu wahr so zusammenfaßtc: 8!4 Millionen Arbeitslose, dazu 1 bis IV- Millionen, die statistisch nickst erreichbar sind. Eine Andustrie, deren Beschäftigung bei den Prodnktionsglitcrn auf rund 3V Prozent, bei den Konsunitionsglltern, und das ist das Gefährliche an unserer Lage, aus rund 4l> Prozent zusammen- geschrumpft ist. Ein Etat, dessen Positionen für Personal- und Sachleistungen aus den Stand von 1913 zusanimcngestrichen find, obwohl der Lebcnshaltungsindcx den Stand von 1913 um etwa LS Prozent überschreitet und die Löhne und Gehälter zu LS Prozent als Steuern und Soziallcistungen an den Staat zurllckfließcn, sodasj praktisch das Lohnniveau lm Verhältnis zu 1913 bei den Beamten und Angestellten halbiert ist. Ebenso sieht es bei den Erwcrbs- losenunterstlltzungen aus, die aus das Existenzminimuni zusam- mengcstrichen sind und zu SV Prozent für Wohnungsmictcn ln Anspruch genommen werden. Wo also am Etat »och gespart wer den kann, ist ziemlich unerfindlich. Ein Geldumlauf von etwa 8 Milliarden, obwohl Handel und Industrie zur Zeit mit L Milliarde» auskonimcn könnten, da der Warenumschlag zur Zeit aus etwa 3V Prozent zusammcnge- I schrumpft ist, wie auch die Beschästigungszisfern der oben genann- I tcn Industrie beweisen. Eine in- und ausländische Verschuldung in Höhe von SV bis I 8V Milliarden Mark, effektiv verzinsbar zu dem enormen Zins- I sah von 7—1V Prozent, die zudem absolut fcstgefrore» Ist und I weder durch neue Ausland- noch durch Jnlandkredite beweglich I und für neue Aufgaben nutzbar gemacht werden kann. I Damit ist die Ausgabe, die der Führung des deutschen Volkes, «ie mag kommen, woher sie wolle, gestellt ist, sofern sie nur Iwirklich den Wiederaufbau und die Sicherung der Zukunft iDeutschlands als Ziel anerkennt, Umrissen. An Vorschlägen und »Plänen zur Lösung der schicksalsschweren Aufgabe fehlt es nicht. »Jede Partei, jede berufsständischc Interessenvertretung hat ihre leigenen Wünsche und Forderungen. Die HauptgemeinschaftdesDeutschenEinzel- Ihandelsals der »Spitzcnverband des seßhaften deutschen Ein zelhandels, der auf privatwirtschaftlicher Grundlage geführt wird, d. h. weder im Eigentum öffentlich-rechtlicher Stellen steht noch von solchen Vergünstigungen erhält«, hat vor kurzem, und zwar nach der Wahl des jetzigen Reichstags, der Öffentlichkeit ein umfassendes wirtschaftspolitisches Programm vorgelegt. Es ist ausgestellt auf Grund der Geschäftslage Anfang August 1932 und enthält — in Präziser und knapper Form zusammengefaßt, wie das Berliner Tageblatt es ausdrückt — die Gedankengänge, die von vr. Tiburtius schon seit längerer Zeit vertreten werden. Die Hauptgemeinschaft tritt danach für eine geregelte Ausübung des Kaufmannsbcrufes ein, d. h. für eine Freiheit, die durch die Normen der guten Standessitte und der volkswirtschaftlichen Zweckmäßigkeit begrenzt ist. Diese Regelung sei durch Stärkung des ehrlichen Wettbewerbes und durch Verhinderung unlauteren und mit der Auffassung des ordentlichen Kaufmanns nicht zu ver einbarenden Wettbewerbes durchzuführen. Hierzu gehören eine umfassende berufliche und fachliche Vorbildung zum Einzelhan delsberus, vor allem aber die Förderung der betrieblichen Selbst hilfe. Buchführung und Bilanzbewertung durch sachkundige Wirtschaftsprüfer sollen als Grundlage für einen gesunden Per- sonallredit dienen. Zu einer Verbesserung der Kreditversorgung des Einzelhandels gehört ferner in erster Linie eine Verständi gung mit den Banken über die Voraussetzungen eines erleichterten Personalkredits. Kreditgenossenschaften und Sparkassen seien durch die zentralen Bankinstitute in ihrem Streben nach Sicher heit und Liquidität zu unterstützen. Der Kreditwcg der Einkaufs genossenschaften des Einzelhandels, namentlich der Verkehr mit der Reichsbank, sei abzukürzen und zu verbilligen. Wegen des großen deutschen Kapitalhungers müsse dem Kapital der Aufent halt in Deutschland möglichst erleichtert werden durch geringe Be steuerung des Kapitalertrages und Vermeidung gewaltsamer Ein griffe in die Zinsbildung. Die Realbesteuerung sei nicht in erster Linie auf den Ertrag, sondern auf andere Merkmale (Umsatz, Lohnsumme, Kapital) auszubauen. Die Gewerbesteuer sei als un gerechte Doppelfteuer grundsätzlich abzulehnen. Für den öffent lichen Haushalt werden der Abbau der Staatsaufgaben, Reform der Verfassung und Verwaltung, Aufhebung der Subventionen in jeder Form, weitgehende Verringerung der wirtschaftlichen Be tätigung der öffentlichen Hand und schließlich eine Reform der Finanzverwaltung der Gemeinden verlangt. Die gegenwärtige steuerliche Belastung, die durch das Übermaß staatlicher Aufgaben bedingt sei, hindere die Rettung der Wirtschaft aus der Krise. Man strebt eine Verminderung der Zahl und Größe der Parla mente, Beseitigung entbehrlicher Mittelinstanzen, Erweiterung der unteren Verwaltungsbezirke usw. an, vor allem aber Verein fachungen bei der Erwerbslosenfürsorge durch Aufhebung der be stehenden Dreiteilung. Für die Gemeinden wird die Herstellung einer Musterhaushaltsordnung im Zusammenhang mit einer durchgreifenden Neuregelung des kommunalen Haushaltswesens und die Schaffung der Möglichkeit reichsrechtlicher Eingriffe in die Finanzgebarung der Kommunen als erforderlich hingestellt. Der Einzelhandel setzt sich ferner für Aufrechterhaltung der »Realsteuer-Sperre« auch in den kommenden Rechnungsjahren und für Herstellung einer festen Relation zwischen Einkommens und Real-Besteuerung ein. Die steuerlichen Bevorzugungen der Genossenschaften (Konsumvereine) seien aufzuheben. Abschlie ßend wird bei den Forderungen zur Steuergesetzgebung, die u. a. noch eine S«nkung der Einkommensteuer für die kleineren und mittleren Einkommensstufen, für die Umsatzsteuer beschleu- 669
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