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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1932
- Strukturtyp
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- 1932-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1932
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- Deutsch
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214, 13. September 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn Buchhandel. Nach Herrn Valais stehen Verlag und Buchhandel in Frank reich heute im Zeichen eines heftigen Kampfes, zwei Gruppen streiten um die Kontrolle des Absatzmarktes, ans der einen Seite Hachette, auf der andern Seite Larousse-Plon-Colin mit der von ihnen beherrschten »klawon äu vivrs krantzaw«. Beide Gruppen aber küm mern sich nur um ihre materiellen Interessen und haben für die neue Kultur, für die neuen Ideen usw. nicht nur kein Verständnis, sondern sie unterdrücken sie und ersticken jene wenigen Verlage, die das Neue wollen. Beide Gruppen sind der heute katastrophal gewor denen Lage des französischen Verlages und Buchhandels nicht ge wachsen, nur eine rationelle Erschließung neuer Absatzgebiete und eine Organisatipn der geistigen Produktion überhaupt können noch retten. Die Gruppe Larousse wird mit ihren veralteten Autoren keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Hachette steht tech nisch zwar auf der Höhe, aber er bietet nichts Neues, sondern nur die standardisierte Massenware. Außerdem strebt Hachette nach dem Monopol der Verbreitung des Buches und der Zeitschrift und ist da mit etwa ebenso gefährlich wie der russische Staatsverlag. So steht heute die wirkliche, ernsthafte und neue Kultur Frankreichs zwischen dem Neokapitalismus, der sie industrialisieren will, und einem klein bürgerlichen Individualismus, der unfähig ist, dieser Kultur die nötige rationelle Organisation zu schaffen und ihre Freiheit zu ver bürgen. — Man kann darauf gespannt sein, was von den Plänen verwirklicht wird und wie sich die Dinge weiter entwickeln werden. * Im allgemeinen ist die Lage auf dem französischen Büchermarkt durch immer umfangreicher werdende »solckes«, also NamschVer käufe, und durch eine wilde Überschwemmung mit billigen Krimi nalromanen gekennzeichnet, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Was die Namschverkäufe angeht, so wäre da viel Eigenartiges zu be richten, und auf jeden Fall scheint man es oft sehr eilig zu haben. So kann man z. B. in einer guten Pariser Buchhandlung in bester Lage, die den preisgekrönten Roman eines sehr geschätzten Autors im Laden selbst zu dem normalen Preis von 15 Franken verkauft, das gleiche Buch draußen als »soläs« zu 75 Centimes erstehen... Noch merkwürdiger ist vielleicht folgendes: Ich kaufte für 25 Cen times ein Buch »Vs8 äix Premier skupitr68«. Darin hat der Ver leger die ersten Kapitel von zehn ihm eingesandten Romanen ver öffentlicht und die Käufer aufgefordert, zn entscheiden, welches Ka pitel am meisten verspreche und welcher der zehn Romane veröffent licht werden soll. Hierzu dürfte es aber nicht gekommen sein. Das merkwürdigste aber ist, daß diesem zu 25 Centimes angebotenen Buch eine die Preisfrage betreffende Antwortpostkarte eingeheftet ist, die mit einer Briefmarke von 40 Centimes frankiert ist! Man hat sich also nicht einmal Zeit und Mühe genommen, das Buch aufzu schlagen und sich der Briefmarke zu versichern. * Das Syndikat der Buchhändler der Gegend von Paris hat seinen Mitgliedern ein im Laden anzubringendes Plakat zugestellt, dessen Hauptpunkte hier wiedergegeben seien: Es liegt in Ihrem Interesse, die Bücher beim Buchhändler zu kaufen! Der Verleger gibt heraus, der Buchhändler verkauft. Der Buchhändler erleichtert Ihnen die Wahl, er kann Sie beraten und Ihnen bei Ihren Nachforschungen helfen. Der Buchhändler erspart Ihnen viele Zeit. Oft kann Ihnen der Buchhändler ein beim Verleger nicht mehr vorhandenes Werk beschaffen. Beim Buchhändler können Sie die Kataloge der Verlage Einsehen. Beim Buchhändler werden Sie immer fachmännisch be dient werden. Sie zahlen bei ihm die gleichen Preise wie beim Ver leger. Der Buchhändler ist der unentbehrliche Mitarbeiter der Auto ren und Verleger für die Verbreitung des Buches. Unterstützen Sie den Buchhändler, indem Sie nur bei ihm kaufen. — Dies Plakat spricht eigentlich genügend für sich. Es richtet sich gegen die Waren häuser, die Auchbuchhändlcr aller Art, die Kioske und anscheinend, vielleicht vor allem, gegen den Verleger, der direkt an das Publi kum verkauft. Und so wird z. B. in einem »Der Buchhandel dem Buchhändler« betitelten Artikel in einem Fachblatt u. a. darauf hin gewiesen, daß der Buchhändler selbst sich für die »Tage des Buches« nicht sonderlich begeistern könne, da diese Veranstaltung in der Hauptsache den Verlegern zugute komme. * Die größte wirtschaftliche Tageszeitung in Frankreich »ka äour- n6s inäu^riells« hat vor einiger Zeit eine Reihe von Artikeln über die französische Buchindustrie veröffentlicht, die von Vertretern der verschiedenen Sparten geschrieben waren. Nach Herrn Gabriel Beauchesne, dem neuen Vorsitzenden des »Oerels äs la Inbrairis«, ist der französische Verleger mehr und mehr gezwungen, sich auf ihm vertraute Gebiete zn spezialisieren, teils um richtig auswählen zn können, teils um seine Kundschaft nicht durch ans dem Nahmen fal lende Neuerscheinungen abzuschrecken. Dieser Notwendigkeit der Spe zialisierung entspreche auch die Struktur des Syndikates der Ver leger, das zwölf Gruppen ausweist. Die Zahl derjenigen Firmen, die in Frankreich gelegentlich Bücher hcrausbringen, beläuft sich auf rund 1500; die Zahl der Firmen, die regelmäßig verlegen, auf etwa 200. — Uber die Eigenarten des französischen Buches usw. äußerte sich Herr Andrs Gillon, der zweite Vorsitzende des »Ständigen Komitees für Ausstellungen und Messen im Ausland«. Er schätzt die vom französischen Verlag für die Buchproduktion verbrauchte Menge Papier für das Jahr 1930 auf rund 400 000 t, was ungefähr 160 Millionen Bände im Werte von 700 Millionen Franken bedeutet. — Uber den literarischen Verlag und dessen Entwicklung machte Herr Maurice Bourdel vom Verlag Plon Angaben. Nach -ihm ist das übliche französische Buch vor allem deshalb relativ billig, weil der französische Verlag erst dann das Prinzip des Ncubeschaf- fungspreises befolgte, als es nicht mehr anders ging. Auch wurde der Widerstand gegen eine Preiserhöhung dadurch erleichtert, daß man größere Auflagen druckte und damit die Gestehungskosten senkte, und schließlich durch die Verwendung von schlechterem Papier. — vr. I. B. Bailliöre, der frühere Vorsitzende des »Oerels äs la vi- brairis« und Inhaber eines großen medizinischen Verlages, sprach über das wissenschaftliche und technische Buch. Im Ausland kann das wissenschaftliche französische Buch sehr wohl be stehen, und ist es manchmal auch weniger reich ausgestattet, so ist es dafür auch bedeutend billiger. Die Eigenart dieses Buches ist seine Klarheit, sein guter Stil. Die besten Absatzgebiete sind, von Belgien, der französischen Schweiz und Kanada abgesehen, Rumänien, Grie chenland, Ägypten, Polen, Spanien und Südamerika. »In allen diesen Staaten stößt unsre intellektuelle Expansion und damit unser Buchabsatz auf dcu friedlichen Wettbewerb Deutschlands, das ein nicht zu unterschätzendes Ansehen genießt. Seit einigen Jahren ist ferner bei gewissen Ländern eine Art von wissenschaftlichem Natio nalismus festzustellen, das heißt, die Spanier oder die Italiener etwa gehen mehr und mehr dazu über, die ihrer akademischen Jugend nötigen Werke in ihrer eigenen Sprache herauszugeben.« Uber das Schulbuch äußerte sich Herr Leclerc. Die Zahl der französischen Schulbuchverleger beläuft sich auf rund fünfundzwanzig, die der wirklich neuen Schulbücher im Jahr auf etwa hundert. Die Auflagen dieser Werke sind natürlich meist weit größer als diejenigen andrer Bücher; eine bekannte Grammatik, z. B. hat in den rund sechzig Jahren ihres Gebrauches eine Auflage von mehr als sieben undzwanzig Millionen Stück erreicht. Die Kontrolle der neuen Schul bücher durch den Staat wird in sehr liberaler Weise ausgcübt. Im übrigen herrscht das Prinzip des freien Wettbewerbs, die Schulbücher werden von jenen gewählt, die sie auch gebrauchen. — Uber das Buch als Träger der französischen Expansion machte Herr A. Buisson, der Leiter der »!^3l8on äu vivrs« in Paris, ausführliche Angaben. Er schätzt die Zahl der nichtfranzösischen Buchhandlungen, die auch fran zösische Werke führen, auf etwa 2000. Rußland hat als Absatzgebiet seit dem Krieg stark nachgelassen, doch erwirbt die Buchankaussstelle der Sowjetunion alle neuen französischen Werke wirtschaftlicher, tech nischer und wissenschaftlicher Natur, was einen stattlichen Betrag ausmacht. Was die angelsächsischen und germanischen Länder angeht, so ist bei ihnen der Absatz des französischen Buches aus die kultivier testen und damit auch begütertsten Schichten beschränkt. Tort könnte man also mit einer Senkung des Preises für das französische Buch kaum neue Kunden gewinnen. Die Versuche der »klawou äu vivrs«, auch im Ausland die in Frankreich gültigen Preise durchzusetzen, waren vergebens, da der beim französischen Buchhändler übliche Ge winn für den nichtfranzösischen nicht ausreicht. Augenblicklich ist der Absatz nach dem Ausland durch die wirtschaftliche Krise beeinträchtigt, die auch die Begleichung der Außenstände erschwert. vr. Ue-Paris. Für die buchhiindlerische Fachbibliothek. Alle für diese Rubrik bestimmten Einsendungen sind an die Schrift, leitung des Börsenblattes, Leipzig C 1, Gerichtsweg 26, Postschlteß. fach 274/75 zu richten. Vorhergehende Liste s. 1932, Nr. 208. Bücher, Zeitschriften, Kataloge usw. William IVlorrw. — lk. v. koclrwitr: l^pograpkis unä Oedraueda- krapkilc in äsr vü88eläorksr Xun8t3k3äsmis. — k. tt. vekmann: vis äsut8eke 2sit8ekrikt unä ikre kulturelle ksäsutung. Der ^uk8tisx. Verl3F8N3ebriedtsn ä68 v3U8S8 kä. Kots L 0. koek, (Fortsetzung s. S. 675.) 673
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