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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1932
- Sprache
- Deutsch
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S684 X- 214, 13. September 1S32. Fertige Bücher. B«rtE°N >. d.Dtlch» vuchhandkl. Oer?roLe6 Konica Oeseleaux Loman von Uenr/ Lordeaux. 280 Leiten. In Oanaleinen Lkd 6.50, kartoniert LLd 5.—. Oilde-Verlag, Köln 1932 IK1 «LliLä'r 19Z2 I^ini^e Oe^Lnlieri m 6em neuen ^roOen I^oman von Uni^ 6or6eaux Wokl jeder Mensch spurt augefügtes Leid NM Ärgsten, wenn es Kinder berührt, Klan braucht nicht selbst Butter oder Vater au sein und füklr doch, wie einem in Kinder- krankenkäusern, an Kindergräbern, in der Ldäke der betteln den Adulter, die ibr Kind auf den Irenen an sich preKt, stärker als bei allgemeiner Llot ans Uera gegriffen wird. Wer kennt den beklemmenden unnennbaren Druck nicht, der einen das Lrgriffensein fast körperlich füklen lallt? An den Ivlord eines wekrlosen, kleinen Oescköpfes, dessen Lebensmöglichkeiten noch unentfaltet sind, au denken, sich damit au beschäftigen und ibn immer wieder in Oedanken au berübren, ist uns nakeau unerträglich. Ls bedarf böchster Künstlerschalt, um uns einen solchen Lull, der dieses düstere Oescheben als Kernstück entkält, im Kunstwerk nakeau- bringen. Ls gibt einixe grolle Künstler, die es können. Ls sei nn die Werke der Kälke Kollwita gemaknt und an die erschütternde Novelle von Ueimann 8tekr »Oie Oroll- mutter«. Und beide Künstler stellen noch nicht den eigent- lichen Xlord dar, sondern den Ood der Kinder durch Um stünde und Ivlenschen, denen die Absicht fernliegt, das Leben der Kinder au vernichten. Oer franaösische Oichler Uenr^ Lordeaux Kat es in einem seiner letzten Werke, in »Valombre«, das 1929 in franzö sischer Lprache erschien, unternommen, einen Kindesmord in den Ldittelpunkr der Uandlung au stellen. Ls ist be stimmt nicht aufallig, dal) ein gläubiger Oichter sich an den 8lotf keranwagte, denn nur er konnte eine solche Zchreckens- tak in eine Uandlung einordnen, die nicht schweren koff- nungslosen Pessimismus eraeugt, sondern reine Oemut und tiefes Oottvertrauen. Lordeaux bat nicht nur den koman eines geröteten Kindes geschrieben, sondern den koman grober menschlicher 8ükne. Oie verschlungene Uandlung selbst wollen wir bier nicht wiedergeben. 8ie wird in der Lorm gegeben, dal) ein aller Lechtsanwalt aus Orenoble die Oesduchte eines »Lalles« eraäklt, der niemals rum gerichtlichen Austrag gekommen jsr und doch einer Leibe von L-Ienscken das gsnae Lxben aerstört Kat. Lerskört? nein, ibr Leben mit besonders Karten Lchlägen geformt und gemeillelr Kat. Oas Werk spiegelt in rukigem Llusse einer Lraäklung L-Ienschenleben, kdenschen- leid und -not und Opfergesinnung wieder. Oal) das gerade in dieser Uandlung geschickt, ist von untergeordneter Be deutung. Uur mul) allerdings augegeben werden, dal) gerade dieses Ichema Lrreger einer ungewöknlichen Zpannung wird, ja, es ist ein Kriminalroman, mit Verbrechen, Oericht und Verkandlungen, mit Verteidigungsreden und Intrigen, aber Lordeaux Kat das tote Kind nicht rum Lensalionsobjekr gemacht, wie es die landläukgen Lireraten tun würden, nein, es bleibt gana im Lchatten verborgen. Ls wirkt nur wie ein furchterregender Lngel Oottes aufdre! Lrauen, die unschuldig an seinem "Lode sind, aber die schwere 8ukne für einen erbärmlichen Lchwäckling aufsich nekmen und seine verderbte 8eele mit ikrer eigenen Unschuld reinauwaschen versuchen. Oer erste ckeil des Werkes mag einigen Lesern au düster erscheinen, aber sie werden es nicht bereuen, ikn dennoch gelesen au kaben, denn der aweite ckeil ist in ein verklärtes Licht getaucht. Uur wenn man dem Orauen, der Uot unserer Welt fest ins Auge blickt, kann man die unaussprechliche Lnt- aückung spüren, wenn man durch die Überwindung seines Ich, durch Aufopferung in die Uäks Oottes kommt. Lkwas von dieser Lntaückung vermittelt uns Uenr/ Lordeaux im Zweiten Oeil seines Werkes. 8tatt weiterer Worte wollen wir noch einige der Leitmotive des Werkes in Litaten leise anschlagen i »Priester und Arate können olt in gleicher Lage sein, wenn sie den Lauf der Dinge mit anseken und nicht ein- greifen dürfen. Wie olt würde schon ein einziges Wort genügen, vieles abau wenden! Arate und Priester wissen um Oekeimnisse, über die sie nicht Uerr sind, die sie nieman dem entküllen dürfen. Was sage ich, enrküllen! Llicht ein mal anspielen dürfen sie darauf. LIit Lchrecken müssen sie bei mancher Ueirat auschauen, okne sie verkindern au können, bei mancher gerichtlichen Untersuchung, okne sie in Laknen au lenken, die ikr aukämen. 8ie kommen sich selbst wie Leugen vor, denen man die Lunge mit raffinierter Orau- samkeit festgenagelt Kat, und die durch ikr Ldiweigen au Xlilschuldigen werden.« »Was bedeuten unsere kleinlichen Leidenschaften neben einer solchen Olut, wie in der Liebe der Ldonioa Oesoleaux! Wie wakr ist doch die Wakrkeik des Wortes Leidenschalr von Leiden!« »Ls gibt etwas Lddimmeres, als von dem Llanne, den man liebt, verlassen au werden. Oas ist, mit einem LIenschen, den man nicht liebt, sondern verachtet, Zusammen au leben.« »Wie ist ein LIenschenkera doch seltsam ausammengesetat! Alles kann darin beisammen woknen: keinkeit und Unreinkeit. Alles widerspricht sich und doch lebt man weiter. Ldur die Llutterschalt allein bringt uns ein wenig näker au Oott kinan, weil kein Ligennuta teil daran Kat.« Klr.
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