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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.11.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1937-11-23
- Erscheinungsdatum
- 23.11.1937
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- Deutsch
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- Saxonica
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Börsenblatt für den Deutschen Vuchhandel Nk. 271 (R.135) Leipzig, Dienstag den 23. November 1937 104.Jahrgang Der gute Roman in der Zeitung Was Buchverlag und Die immerwährenden Bemühungen um die Hebung des Zei tungsromans, dieses Stiefkindes des deutschen Schrifttums, gip feln stets in dem Bestreben, den guten Roman in die Zeitung zu bringen. Vor allem sind es die Buchverlage, die sich lebhaft dafür einsetzen, daß die Zeitung Werke aus ihrer Buchproduktion zum Abdruck bringt. Von der Seite der Zeitung stehen diesem Bemühen von jeher Widerstände entgegen, und die Frage, ob auch der gute Roman sich bei der Leserschaft der Zeitung durch setzen kann, ist lebhaft umstritten. So ist es erfreulich, daß von der R e i ch s s ch r i f t t u m s ste l le im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda vor einigen Monaten eine Umfrage veranstaltet wurde, bei der man sich sowohl von Ver lagen wie von Zeitungen Auskunft darüber erbat, welche Erfah rungen mit dem guten Roman in der Zeitung gemacht worden sind. Die Antworten und z. T. ausführlichen Stellungnahmen von einunddreißig Buchverlagen und siebzehn Zeitungen sind ein Material, dessen Kenntnis in Zukunft bei der Beurteilung der Fragen des Zeitungsromans nicht zu entbehren ist. Aber bevor im einzelnen auf dieses Material eingegangen wird, muß der Ausgangspunkt festgehalten werden. Der gute oder wertvolle Roman — das ist ein Begriff, der dehnbar wie Gummi ist. Ihn finden wir nicht nur bei der Ankündigung jedes durchschnittlichen und kitschigen Zeitungsromans, ihn finden wir ebenso im Wortschatz der Romanvertriebe, und man erlebt es immer wieder, daß sich diese Stellen der Tatsache rühmen, gute und wertvolle Romane zu verbreiten, während es sich in Wahr heit um durchschnittliche und minderwertige Werke handelte. Nun gibt es natürlich Romane, über deren Wert man wirklich streiten kann, aber daß Romane, von denen der Autor ein halbes Dutzend und mehr im Jahr schreibt, nur Schluderarbeit sein können, daß Romane mit groben stilistischen und grammatischen Fehlern, mit einer Verniedlichung und Verzerrung des wirk lichen Lebens niemals gut und wertvoll sein können, darüber darf kein Zweifel sein. Und so sollte sich nicht nur jeder Verleger prüfen, ob er der Zeitung wirklich gute Romane zu bieten hat, sondern auch der Schriftleiter sollte sich fragen, ob. er tatsächlich mit gutem Gewissen und ohne Voreingenommenheit die Romane in seiner Zeitung als wertvoll bezeichnen kann. Schon diese Selbstprüfung wäre der Entwicklung des Zeitungs romans dienlich. Und noch etwas muß der Buchverleger beachten. Für ihn ist — ohne ganz eingehende Kenntnis des deutschen Zeitungs wesens — eine Zeitung wie die andere. Er unterscheidet sie wohl nach ihrer Größe, aber noch zu wenig nach ihrem Charakter. So erlebt man es dann, daß der Verleger feststellt, daß es sehr wohl möglich sein müsse, ausgesprochene Buchromane in der Zeitung zu veröffentlichen, denn einige Zeitungen täten das grundsätzlich und seit langem. Die Zeitungen, die er dann nennt, sind meist neben dem »Völkischen Beobachter« »Deutsche Allgemeine Zei tung«, »Berliner Börsen-Zcitung«, »Berliner Tageblatt«, «Köl nische Zeitung«, »Frankfurter Zeitung« und noch die eine oder andere. Dabei Übersicht er, daß diese noch nicht einmal zehn Zei tungen in ihrer Ausprägung einen verschwindend kleinen Teil der deutschen Presse umfassen und insofern Ausnahmen dar stellen, als sie einen kulturell besonders aufgeschlossenen Leser kreis besitzen. So ist es ihnen möglich, auch im Romanteil ohne Rücksicht auf die allgemeinen Vorstellungen des Zeitungsromans Werke zu bringen, die literarische Bedeutung haben. Aber von diesen wenigen Zeitungen auf die gesamte deutsche Presse zu schließen wäre grundverkehrt, und der Verleger, der auf Grund eines Abdrucks bei einer dieser Zeitungen auf einen Absatz des Zeitung dazu sagen Romans auch anderswo rechnet, wird bald eines anderen be lehrt. Niemals ließe sich, um bei den Berliner Zeitungen zu bleiben, der Romanteil des »Berliner Tageblatt« oder der »Deut schen Allgemeinen Zeitung« in die l»Berliner Morgenpost« oder die »Berliner Volkszeitung« verpflanzen, obwohl diese letzteren Zeitungen die größere Auflage haben, was nach der üblichen Auffassung die Voraussetzung für die Aufnahme wertvoller Romane bedeutet. Wenn wir aus den Stimmen von Zeitungen und Verlagen in wenigen Strichen ein Gesamtbild geben wollen, so kön nen wir aus ihnen das Bekenntnis zum guten Roman in der Zeitung lesen. Der Schriftleiter weist auf die Möglichkeiten hin, die bestehen und die beengt sind durch Rücksichten auf Werbung und Absatz. Es muß hier cingeschobcn werden, daß durchweg Zeitungen befragt wurden, die in ihrem bisherigen Romanteil schon das Streben nach einer gewissen kulturpolitischen Linie er kennen ließen. Aber auch hier erwähnt man öfter die Rücksichten auf den vermeintlichen oder tatsächlichen Publikumsgeschmack. Der Verlag hat im allgemeinen keine guten Erfahrungen ge macht, was die Menge des Absatzes betrifft, während der Erfolg beim Leser in einzelnen Fällen unbestreitbar war. Als Buch- autorcn, die auch beim Abdruck in der Zeitung mit mehreren Werken erfolgreich waren, findet man Gustav Schröer, Waldemar Augustiny, Hermann Eris Busse und als wohl meist gedruckten Heinz Steguweit mit »Der Jüngling im Feuerofen« und »Herz bruder und Lumpenhund« — freilich erscheinen sie im Vergleich zu den ausgesprochenen Zeitungsromanautoren noch verhältnis mäßig selten. Der Buchverlag, der seinen Absatz durch den Zeitungsab druck beleben will, muß sich zunächst fragen, welche Bücher für die Zeitung überhaupt möglich sind. Einheitlich ist darauf die Antwort von Buchverlag und Zeitung etwa wie folgt: »Als be stimmend für den Erfolg beim Zeitungsleser hat sich fast stets erwiesen, inwieweit ein Roman genügend spannende und ereig nisreiche Handlung besitzt, um den Leser bis zum Schluß zu fes seln und ob er die Aufteilung in ziemlich kleine Fortsetzungen verträgt«. Und das wird ergänzt durch den Hinweis, daß in den guten Büchern oft statt einer äußeren eine innere Spannung vorhanden ist, die jedoch in der einzelnen Fortsetzung sich nicht entfalten kann. Das drückt sich auch dadurch aus, daß teilweise gute Romane, die man für die Zeitung gewinnen wollte, ent sprechend gekürzt werden mußten. In einem Fall war die Kür zung so gelungen, daß sie für die Buchausgabe übernommen wurde, während man in einem anderen sogar eine Beeinträch tigung des logischen Aufbaus in Kauf nahm. Der Verleger tut also gut, den Kreis der Romane, die er für das Angebot an Zei tungen aussucht, möglichst eng zu ziehen und auf Spannung und eine stark fortschreitende Handlung zu achten. Und auch wenn er solche Kost wertvoller Art anzubieten hat, darf er nicht damit rechnen, daß die Zeitung regelmäßig ihre Romane vom Buch verlag beziehen kann, denn darüber sind sich die Zeitungen, wenn sie nicht einen ausgesuchten Leserkreis haben, einig, daß dem guten Roman in mindestens gleicher Anzahl ausgesprochen leichte Unterhaltungsromane — die freilich durchaus nicht süßlicher Kitsch zu sein brauchen — zur Seite stehen müssen. Wenn der Verlag bei seinen Angeboten an Zeitungen noch darauf achtet, daß er Romane in den Gegenden anbietet, deren Landschaft, deren Leben, deren Auffassungen den im Roman behandelten ähnlich sind, so steigert das die Wahrscheinlichkeit einer Berück sichtigung erheblich, und völlige Mißerfolge werden so gut wie ausgeschlossen. Nr. 271 Dienstag, den 28. November 1SS7 933
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