Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1936
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19361117
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193611175
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19361117
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1936
- Monat1936-11
- Tag1936-11-17
- Monat1936-11
- Jahr1936
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel diese aristokratische, exklusive Einengung Pflanzt sich zum Teil noch bis in unsere Gegenwart fort. Wir wollen nicht mehr die Buch kunst einer sich souverän dünkenden Gcsellschastsschicht, sondern die unserer Volksgemeinschaft, das schöne Buch will nicht einer be stimmten Klasse zugute kommen, es will sich das ganze Volk er obern und von einem Volksgeschmack, einem Volksstil getragen sein. Dies soll heißen, daß nicht vier, sondern vierzig und viel mehr Verlage sich auf die buchkünstlerischen Forderungen einstellen müßten. Es ist ja auch offensichtlich, daß das buchkünstlerische Pro gramm schon an den Produktionsstätten noch einer unendlichen Erweiterung fähig ist. Es kann keineswegs gesagt werden, daß jenes Feingefühl allgemein herrschend geworden ist, daß Titel, Schmuck und Einband aus dem Geiste des Inhalts des Literatur werkes geschaffen werden müßten, wenn das Ergebnis stilistisch gut und vor allem einheitlich wirken soll. Die Erkenntnis, daß nicht jedem Inhalt jeder Jllustrationsstil und jede illustrative Technik entspricht, ist auch noch keineswegs Allgemeingut geworden. Hier wird noch mancher Buchkünstler an sich zu erziehen haben, ebenso aber wie er auch aufzurufcn ist, seinem Geschmacksziel bei seinem Auftraggeber und bei den aussührenden Instanzen mit größter Energie zur Durchsetzung zu verhelfen. Es ist ja auch in der Aus stellung zu beobachten, wie wohltätig sich die Gesundung der deut schen literarischen Produktion auf das Schaffen der Buchkunst aus gewirkt hat, wie sehr das Gesicht des Buches schon von daher an Gediegenheit gewonnen hat. Und wenn der Buchkünstler einerseits in Schriftfragen, in der Angelegenheit der Fraktur, im notwendi gen Gefühl für die Harmonie zwischen Schrift und Inhalt sein Ge wissen von deutschem Standpunkte aus zu stählen hat, so wollen andererseits von seinen erzieherischen Kräften her Typographie und Druck noch sehr seiner Aufmerksamkeit unterstellt sein. Ist doch der heutige Buchkünstler auch nicht denkbar ohne ein volles Maß an handwerklichem Können und handwerklicher Tüchtigkeit. Die Anerkennung der handwerklichen Grundlage ist die Voraussetzung seines buchkünstlerischen Schaffens überhaupt. Wenn wir nun übergehen zur Betrachtung der Ausstellung selbst, so werden schon aus den vier Abteilungen, in die sie geglie dert ist, die Spezialbegabungen der Buchkünstler deutlich. Die Gruppe Buchkunst ist zwar eine Untergruppe der Fachschaft Gcbrauchsgraphik, aber sie grenzt sich zunächst sehr genau gegen die Gebrauchsgraphik ab. Nur im Bereich des Buchumschlags berühren sich die Bereiche enger. Er ist zugleich die Domäne illustrativ ge richteter Kräfte. Die Buchkunst selbst gliedert sich am besten in Schrift und Bucharchitektur mit der Betonung des Typographischen und in Buchgraphiker. Dem entspricht auch die Einteilung der Aus stellung in: Schriftgestaltung — Buchtitel — Satz gestaltung — Illustration — Verlagsband — Umschlag — Handein band. Die Gebiete lassen sich nicht genau trennen, die Übergänge sind fließend, immerhin besagt die Einteilung, daß ein jeder über eine fundamentale Grundbegabung verfügt, von der aus er auch auf benachbarte Bereiche übergreift. Universale Könner, die in allen Sätteln gerecht sind, sind nicht in der Mehrheit. Es ist aber auch den besten und genialsten Anlagen sehr häufig vom Schicksal nicht die Entwicklung gegönnt; leicht und bequem mag sich der entfalten, der sich unbeschränkt betätigen kann. Es hat daher seine Schwierigkeit, den 140 Buchkünstler-Per sönlichkeiten dieser Ausstellung, ohne daß die weiteren Talente in ihnen zu kurz kommen, gerecht zu werden; ihre Fülle versagt sich einer Aufzählung, für die der vortreffliche Katalog *> zur Hand genommen werden mutz. Schrsibmeister, Schriftzeichner, Typographen hängen vielfäl tig zusammen. Was man mit einer unbändigen heiligen Leiden schaft für die Schrift erreichen kann, das lehrt das hochragende Vorbild von Rudolf Koch. Die Schriftschöpfungen des Offenbacher Altmeisters gehören zum höchsten Kulturbesitz unserer Zeit, es sind adlige volkhafte Leistungen. Mit ihnen geben von der älteren Gene ration F. H. Ehmcke, E. R. Weiß, Walter Tiemann, Georg Belwe, Ehr. H. Kleukens den Reichtum ihres Schaffens in der Schriftkunst kund. Sehr bekannt sind aber auch schon von der nächsten Generation Friedrich Heinrichsen, Hans Bohn, *> Deutsche Buchkunst-Ausstellung 1S3S. Veranstaltet vom Deut schen Buchgewerbeverein. 82 S. 20 Pf. Max Körner, Johannes Boehland, Herbert P o st geworden. Arno Drescher überrascht als Schristkünstler mit den graziösen Gestaltungen feiner -»Arabella« und »Helion«. Ein starkes Können, das sich vielleicht vor dem Preziösen bewahren mag, offenbart der junge Rudolf Spemann. Paul Koch, mit dem Kreis der Werk statt vom Haus Fürsteneck, bemüht sich nachdrücklich um die Re form des Musiknotendruckes. Sehr wesentliche Schristeindrücke er hält man von Hans Kücklich und Otto Laubschat. Aufmerk samkeit erheischen auch im Nachwuchs neu hervortretends Kräfte wie: Werner Brand, Alfred Riedel, Paul Steding, Hans Wagner, Paul Stadlinger. Zwischen dem reinen geschmackvollen Schrifttitel und dem ausschließlichen illustrativen Titel gibt es zahllose Übergänge, im letzteren tummeln sich natürlich die Illustratoren und von da schließt sich in natürlicher Weise der illustrative Gebrauchsgraphikcr im Umschlag an. Ähnliches trifft auf den Verlagseinband, den Ge brauchsband, zu. Vom streng beschrifteten Einband, dessen Typ am häufigsten im Insel-Band verkörpert ist, vertieft und verzweigt sich der Verlagsband ins Illustrativ-dekorative hinein bis zur ausgesprochenen Schausensterwirkung. Jeder Typ hat auf seinem Felde und nach seinem Ziele seine Berechtigung. Es ist auch nicht der Ort hier, allzu subtil die Trennung ästhetischer Gattungen vor zunehmen. Das kann die Ausstellung auch lehren, es ist aber nicht ihr eigentlicher Sinn. Es möchte auch nicht der Eindruck erweckt werden, als sollte diese oder jene künstlerische Persönlichkeit mit einer bestimmt betonten Benennung in das Prokrustesbett einer Spezialität eingeengt werden. Unter dem Gesichtspunkt dieser Er läuterung, die ausdrücklich besagen will, daß der Schassensbezirk zumeist weit darüber hinausgreift, seien für die ausgestellten Titel und Verlagseinbände Max Thal mann, Ilse Schüle, Hein rich Hußmann, Georg Baus, Wolfgang Bender, Hans Peters, Egon Pruggmeyer, Oswald Weise, Willi Hei nold, Fritz Stein, Tobias Schwab, Marga Hofmann, Paul Hartmann, Paul Sinkwitz, Georg Goedecker ge nannt, viel mehr noch meldet der Katalog. Auf konstruktivistisch ge bändigten, mit Photoelementen besetzten Pfaden sehen wir Werner Bitterlich, Max Burchartz, Paul Pfund, W. Kunze. Viele darunter zeichnen sich auch als Meister der Buchwerbung im künstlerischen Umschlag aus. Spielen so graphische, illustrative Bezüge aus dem Inneren des Buches in seine dekorative Form und Fülle hinauf, so ist über haupt der Illustration an sich im Gesamtbau der Ausstellung ein breites Feld eingeräumt. Illustration ist unabtrennbar von der Typographie und von der Buchseite, denn auch das Format spielt hier eine Rolle. Ist sie losgelöst vom Buche, wie häufig hier, so spie gelt sie zwar den graphischen Stil des Buchkünstlers und gewiß auch immer die für den Spezialfall gewählte Technik, aber es findet sich damit auch die Problematik des illustrierten Buches erweckt, das sich eben im Zusammenhang mit der Schrift darstellen muß. Über die Charaktere der Jllustrationskunst an sich wird man frei lich immer unterrichtet, man freut sich, sowohl über die mannig faltige Kraft, die sich in ihr ausspricht, als auch darüber, daß expres sionistische buchfremde Maßlosigkeiten nun ausgemerzt sind, wobei im breiten, flächenhasten, silhouettierenden Geschmack noch genü gend Möglichkeiten vorhanden sind. Es ist das Dilemma des Jllu- strationsstils, daß einem eine impressionistische malerisch-zeichne rische Darstellung immer noch gefallen kann, auch wenn ein stren gerer Buchstil sich für eine kräftige Kontur, für die der Type an gemessene Linearität, für starke Holzschnittwirkung entschieden hat. So könnte man sich denken, daß einem die malerischen Verlagsein bände von Hans Meid erfreulicher und buchentsprcchender er scheinen als seine luministischen Buchzeichnungen, obwohl das natürlich vielen als Ketzerei ins Ohr klingt. Diesen wird es wohl auch Frevel sein, wenn man der illustrativen Ironie bei Gul kt ransson, die sich an Personen und Gegenständen mit spöt tischem Selbstbehagen ergeht, kühl gegenübersteht. Es sind übrigens alle graphischen Techniken vertreten, es sind sehr ansprechende Ra dierungen und Lithographien vorhanden, z. B. von Max Hau schi l d, Oskar Hinkeldey, doch ist der Holzschnitt überwiegend als Stich und Schnitt, flächig und malerisch, wie er eben in jedem Sinne variiert werden kann, wenn er nicht von einem ausgespro chenen Stilwillen regiert wird. So scheinen endlich Bruno
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder