Oie Oeriiner Oör-§en2eikun§ über cias neue ^emoir-eni^er/t tarlvonVcuDotff Soldat im alten Werteitli Erinnerungen aus meinem Leben, in Leinen 8.50 Schon au« rein stofflichen Gründen kommt den eben erschienenen Lebenserinnerungen des Felö- marschallleutnants Freiherrn von Baröolff außerordentliche Bedeutung zu. Hier rettet ein an sehr wichtigen Stellen der alten Monarchie wirksam gewesener Heerführer Kenntnisse und Er kenntnisse vor der Vergessenheit, die ohne ihn verloren wären. Baröolff halte wie wenige Ge legenheit, den gesamten Aufbau der Monarchie aus eigener Anschauung und Wirksamkeit kennen zulernen. Truppengeneralstabsdienst in Wien und Serajewo, nächster Mitarbeiter Conrads von Höhendorf; dann aber vor allem: Vorstand der Militärkanzlei Franz Ferdinands, im Krieg hohe Kommandos im Osten und in Italien: welche Fülle von Erlebnissen und Erfahrungen birgt schon dieser äußere berufliche Rahmen! Einzigartiges Material enthält vor allem der Abschnitt über die Zusammenarbeit mit dem Thron folger. Das so wichtige Profil des Mannes tritt in erschütternder Treue hervor. Was vorher- geht, ist ein wichtiger Beitrag zur Kenntnis der alten Armee und des alten Österreichs über haupt. Auch die letzte Zeit ist aus allernächster Nähe miterlebt und gesehen. Zu diesen rein stofflichen Werten gesellen sich nun Vorzüge der Darstellung. Hier werden die tiefsten Tugenden des Deutsch-Österreichers offenbar: mit urgesunder, durch und durch männ licher Frische ist eine Zurückhaltung, ein Takt, eine Selbstbescheidung verbunden, wie sie das alkpreußische Wesen eines Molkke oder Wilhelm I. kannte. Es handelt sich um jene Bescheiden heit, die dem Deutsch-Österreicher seine tief in den besten deutschen Überlieferungen wurzelnde Seele eine Weile länger gerettet hat, als das im übrigen Europa der Gründerzeiten möglich war — jene echte Bescheidenheit die mehr sein als scheinen will. m Nr. 283 Montag, den 5. Dezember 1SS8