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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.11.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-11-22
- Erscheinungsdatum
- 22.11.1938
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- Deutsch
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Von der Kunst Es gehört nicht viel Aufmerksamkeit dazu, um beim Be trachten eines Notenblattes zu erkennen, daß zwischen Noten und Noten ein großer Unterschied bestehen kann. Während die einen im wahrsten Sinne des Wortes aussehen wie -gestochen», schwimmen bei anderen Blättern die Noten vor den Augen, weil weder die Linien klar gezogen sind noch die Notenköpfe und sonstigen Zeichen sauber und einwandfrei dargestellt bzw. ge druckt sind. Es gibt vielerlei Möglichkeiten, um Noten zu vervielfäl tigen und zu drucken. Es gibt aber nur eine Möglichkeit, die Noten wie gestochen auf das Papier zu bringen, und zwar die durch den Notenstich und das Kunsthandwerk des Notenstechers. Auch der Notensatz, d. h. die Herstellung von Noten mittels Blei typen, wie sie für den Buchstabensatz üblich sind, reicht nicht an die Qualität des Notenstiches heran. Auch Noten, die mit der Hand geschrieben und dann aus kalligraphischem Wege verviel fältigt sind — leider sieht man heute sehr viele solche Noten blätter —, reichen in keiner Beziehung an den Notenstich heran; ebenso folgen mittels der Notenschreibmaschine reproduzierte und dann auf dem Wege des Zink- oder Offsetdruckes verviel fältigte Noten der Qualität der gestochenen Noten erst in weitem Abstand. Es muß deshalb Wunder nehmen, daß das Notenstecher gewerbe heute zu einem Sorgenkind des graphischen Gewerbes geworden ist. Gute Qualitätsarbeit kostet selbstverständlich mehr als eine Arbeit, bei der weniger Wert auf zweckmäßige Dar stellung und gutes Aussehen der Erzeugnisse gelegt wird. Die Preisunterschiede sind aber bei weitem nicht so groß als in der Regel angenommen wird. Trotzdem leidet, wie schon gesagt, das Notenstecherhandwerk heute Not, seine Arbeitsmöglichkeiten ver ringern sich immer mehr, sodaß heute nur noch insgesamt drei- hundertundzwanzig ausgebildete Notenstecher vorhanden sind und kaum noch ein Junge Lust verspürt, dieses ziemlich aussichtslose Gewerbe zu erlernen. Diese Entwicklung könnte allerdings da durch aufgehalten werden, daß sich die Musikalienverleger sowie auch die Notenverbraucher wieder dazu entschließen, auch im Notenblatt einen Ausdruck deutscher Qualitätsarbeit zu sehen und mehr als bisher gestochene Noten zu verlegen bzw. zu verlangen. Hauptsitz des Notenstecherhandwerks und auch der Betriebe, die den Notenstich Pflegen, ist Leipzig. Die Notensticherzeugnisfe der Firma Oskar Brandstetter, der Firma Breitkopf L Härtel, der Firma Geidel und der Firma C. G. Röder haben Welt ruf '). In diesen Betrieben befinden sich Notenstecher und Noten drucker, die vierzig und fünfzig Jahre am Werke sind und hier im Dienste des deutschen Musikschaffens um beste Qualitäts arbeit bemüht sind. Hier laufen die Notenmanuskripte der be rühmtesten Komponisten, der beliebtesten Tonsetzer ein und harren des Stiches und des Druckes durch geschickte Hände und eifrige Hirne. Begleiten wir einmal den Abteilungsleiter einer Noten stecherei durch die Arbeitssäle und beobachten wir das Ent stehen der Noten von der ersten Vorbereitungsarbeit bis zum fertigen Druck. In langer Reihe sitzen die Notenstecher gebeugt vor den an großen lichtspendenden Fenstern aufgestellten Ar beitstischen. Fast alles sind es alte, ergraute Arbeitskameraden, nur wenige unter ihnen sind in den dreißiger und vierziger Jahren. Zuerst wundert man sich über die zahlreichen und eigenartigen Werkzeuge, die vor jedem Platz eines Notenstechers ausgestellt sind und die er jederzeit griffbereit zur Hand hat. Mit b«m Notenstich beschäftigen sich in Deutschland ferner noch folgende Firmen: Berliner Merkantil- und Musikalien-Druckerei Hannes Helm, Berlin, Joses Eberle, Wien, Elsner'sch« Druckerei, Köln, Carl Lindner, Berlin, Reinholb Lübecks, Bisma-rk, Gebr. Liideking, Hamburg ZV, Mandruck München. Theodor Dietz, München, B. Schott'z Söhne, Mainz, Universitäts-Druckerei H. Stlirtz A.G., Würzburg, Univerfal-Edition A.G., Wien, und Waldheim-Eberle A.G., Wien. des Notenstechers Vor jedem Arbeitsplatz liegt ein glattgeschliffener Solnhofener Kalkstein, wie er für den Druck von Lithographien gebraucht wird. Darauf liegt eine Bleiplatte, in die die Notenstecher behende und zielsicher mit sogenannten Stempeln Notenzeichen, Pausen, Vor- und Taktzeichen einschlagen. Vorher hat sich der Stecher mit dem Zirkel die Linien und Notenwerte auf der Platte abgesteckt. Neben ihm liegt das Manuskript, das keines wegs vorbildlich geschrieben ist. Ohne jede weitere Vorlage, ohne Satzregeln und Vorschriften muß der Stecher von rechts nach links das spiegelverkehrte Notenbild in die Platte eingra ben. Dabei gleicht keine Platte der anderen, sondern ihr Bild muß mit einer schwer erworbenen Handfertigkeit und mit einem vollendeten Gefühl für Raumausnutzung und Proportionen her gestellt werden. Schon die vorbereitende Zirkelarbeit am Anfang, die den Zweck hat, den Satzspiegel herzustellen, die Linien abzu stecken, die einzelnen Notenwerte zu punktieren, mit der Zeichen spitze die Texte anzuzeichnen und mit dem Rastral die Noten linien cinzugraben, gibt einen Einblick in die schwierige Arbeit, die hier zu leisten ist. Jedes Pünktchen, jeder Haken, jedes Zeichen muß genau in Übereinstimmung stehen mit dem Text, der darunter steht und muß Zeile für Zeile so auslaufen, wie wir das nachher von dem fertigen Notenblatt gewohnt sind. Nach der Einteilungsarbeit beginnt das schwierigste, die Stempel- und Stichelarbeit, das Schlagen und das Stechen der Noten. Der Notenstecher hat sich vorher eine große Zahl von leichten Hilfslinien gezogen, um dann mit den Stahlstempeln, die an ihrer Spitze jedes Mal ein entsprechendes Notenbild stichelartig aufweisen, die einzelnen Zeichen einschlagen zu kön nen. Da selbstverständlich die Kosten einer Platte abhängig sind von der Schnelligkeit ihrer Herstellung, muß er dabei möglichst rationell Verfahren. Zuerst schlägt er die Texte und Nebenschrif ten und dann die immer wiederkehrenden Notenzeichen ein. Er sticht dann weiter mit dem Stichel freihändig die Notenhälse, Balken und Bogen heraus. Jede Viertelnote, jedes Wort, jeder Strich, jedes Häkchen ist berechnet und in den Formen und Pro portionen wohl aufeinander abgestimmt. Mühsam muß der Stecher zum Beispiel Buchstaben an Buchstaben aneinander reihen, nachdem er vorher die Wortfolge genau bis an den Rand ausgerechnet hat. Man vergleiche auch die Schrift bei ge stochenen Noten mit der bei geschriebenen. Der Unterschied ist so augenfällig, daß es nicht mehr notwendig ist, noch näher dar auf einzugehen und darzustellen, was Qualitätsarbeit bedeutet. Nach stundenlanger Arbeit ist die Platte fertig. Mit einem Dreikantschaber entfernt der Stecher noch den Grat, der sich beim Stich aufgeworfen hat. Die Wichsbürste verleiht dem Stück seinen speckigen Glanz, und die Platte kann fertig an die Ab- zugspresse gehen. Hier wird sie mit einer grünen Farbe (um die Augen der Korrektoren zu schonen) eingewalzt und ein Ab druck genommen. Der grüne Abzug wandert zum Hauskorrektor, der noch einmal Manuskript und Platte sorgfältig vergleicht. Alle Fehler, die der Notenstecher gemacht oder übersehen haben kann, bessert er nach dem korrigierten Abzug aus, dann wandert die Platte zum Umdruck. Hier wird die Platte, bei der dann auch noch die Korrekturen beseitigt find, die etwa der Autor oder Komponist eingezeichnet hat, zum Umdruck gegeben, d. h. in einer eigens dazu bereitgestellten Presse wird auf ein weiches, gestrichenes Papier mit einer besonderen Farbe ein Abzug ge macht. Dieser wandert dann in die Reproduktionsabteilung und wird auf eine Zinkplatte übertragen und geätzt. Das heißt, das Notenbild, das sich auf der vorher gestrichenen Platte gezeigt hat, erscheint auch auf der Zinkplatte und wird hier auf chemi schem Wege druckfähig gemacht. Nun wandert diese Zinlplatte entweder in die Zinkdruckmaschine und druckt hier direkt vom Zink oder aber das Notenbild muß vorher noch einmal ge kontert werden, um dann in der Offsetmaschine gedruckt werden zu können. Was geschieht nun mit den gestochenen Platten, wenn die Druckauflage hergestellt ist? In der Regel werden sie aufbe wahrt, um für weitere Auflagen zur Verfügung zu stehen. Die »<»« Nr. 271 Dienstag, den 22. November ISS«
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