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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.03.1938
- Strukturtyp
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- 1938-03-28
- Erscheinungsdatum
- 28.03.1938
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- Deutsch
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LvGSprobvn: ^Ür8tvnI»Ö1«I» I»t»ntii> Iiilulia II»>I Ho88oIi«I: Nach einer Schilderung der anarchischen Zustände in Ita lien, die die Infantin Eulalia bei ihrem Besuche i§r> vor. fand, zeichnet sic auf Grund ihres Besuches isro sehr lebendig die Aufbauarbeit Mussolinis in allen Beziehungen von Volk und Staat. Daran anschließend berichtet sie von ihrem Besuche bei Mussolini: »Meine drei offiziellen Besuche wurden an einem Tag erledigt. Morgens kniete ich vor dem heiligen Vater, nachmittags wurde ich im Palazzo Venezia empfangen und abends von dem italienischen Künigspaar. Ich gestehe, daß mir der zweite Besuch am meisten Eindruck gemacht hat. Benito Mussolini muß schon von den ersten Worten an jedem imponieren und gleichzeitig Sympathie erwecken. Er ist nicht groß von Gestalt, eher voll als mager, hat energische Hände mit dicken Fingern und eine eigene Art zu reden. Er spricht etwas rauh ohne Umschweife und Phrasen, aber nicht im befehlenden Ton und ohne einen mit seinem stechen den Blick zu durchbohren, wie ich eigentlich erwartet hatte. Ich hatte mir ihn eben so vorgestellt, wie ich ihn aus Zeit schriften kannte, in Rcdnerposc, gestikulierend und etwas theatralisch. Gerade das Gegenteil war der Fall. Er sprach sehr gewinnend, angenehm und rücksichtsvoll. Natürlich merkt man ihm an, daß er von seiner Bedeutung mit Recht überzeugt ist. In sehr gewandter weise erkundigte er sich zunächst nach meinem Besitz Gallier« (die von ihr ererbte Grafschaft) und verbreitete sich dann über Spanien, um mir sein Interesse an meinem Vaterland zu bekunden. »Das spanische Volk ist seiner Grüße müde geworden. Völker gehen nämlich genau so wie die einzelnen Menschen zurück, wenn der Kampfgeist erlischt, wenn aber eine der- artig glänzende Überlieferung vorhanden ist wie in Rom und auch in Spanien, so findet man Stoff genug, um wie der aufzubauen, wir erschaffen kein neues Italien, setzen nur das alte wieder in Gang. Es ist aber nicht etwa ein Rückblick aus tote Vergangenheit; wir wollen gerade unsere Zukunft fest in die Hand nehmen.« »Faschismus«, fuhr er fort und rieb seine Hände, »ist nicht gleichbedeutend mit Diktatur. Die Diktatur eines Mannes ist lediglich eine zeitgemäße Form der Regierung, wir streben aber eine dauernde Einrichtung an. Faschismus ist die ge- meinsame Arbeit für das Wohl von allen. Damit soll ein Wohlstand der Nation erreicht werden. Und Nation sind wir alle und ist niemand bestimmtes, weder der König, noch ich, noch das Volk. Sie wächst und ihre Macht besteht in der Kraft aller.« Mussolini empfing mich in seinem riesigen Arbeit«, zimmer, einem der schönsten Säle des Palazzo Venezia. Bekanntlich muß man ihn in seiner ganzen Länge durch, schreiten, bis man an den Schreibtisch gelangt. Da liegen Bücher darauf und Stöße von Papier. Dieser Tisch ist das Zentrum Italiens; man fühlt cs sofort. Man hat auch den Eindruck, daß dieser Mann sich um jede Einzelheit kümmert und alles selbst anordnet. Er verblüfft schon allein durch seine Tatkraft. Ich verließ dieses historische Zimmer in dem Bewußtsein, mit einem großen Staatsmann zusammen- getroffen zu sein, dem sein Land über alles geht.« Intuntin üalsli» Iinll Ic»I»-x I>: Im Hause des Malers Lenbach in München verbrachte ich sehr interessante Stunden. Er galt als einer der besten porträtisten seiner Zeit und war durch seine Bilder von Bismarck, Moltke, Kaiser Wilhelm I., Leo XIII. berühmt geworden. Er war mit einer Nichte Moltkes verheiratet und versammelte einen großen Kreis bedeutender Menschen verschiedener Berufe und Interessen um sich. Es kamen nicht nur die bekannten Künstler der Stadt und anderer Orte und Länder, sondern auch Mitglieder des bayrischen Königs. Hauses und allerlei Bewunderer und Freunde zu seinen Ge- sellschaftcn. Lenbach war in der Nähe Münchens auf dem Lande geboren, stammte aus sehr bescheidenen Verhältnissen und war nur durch sein hervorragendes Talent zu Ansehen und würden gekommen. Er sollte eigentlich Türen und wände anstrcichen, fand aber den weg zu den höchsten Höhen der Kunst. was mir an ihm besonders gefiel, war, daß er auf seine Herkunft sehr stolz war und Freunde und Kameraden aus früheren Zeiten noch sehr schätzte und förderte, als er schon berühmt und an den strengsten Höfen gesucht war. In der Künstlerwelt von München gab cs an sich schon keine Unterschiede von Rang und Klaffen, das war dort erfreulicherweise eine Selbstverständlichkeit. Talent und Persönlichkeit ging über Stellung und Titel. Im Hause Lenbach lernte ich auch die Familie des Bäckers Anton Seidl kennen, sehr bescheidene Leute, deren Sühne hervor, ragende Architekten geworden sind. Lenbach half ihnen zu Beginn ihrer Laufbahn und freute sich, daß sic rasch zu Ansehen und würden gelangten. Sie haben das National, museum, die St. Anna-Kirche und noch viele Bauten er richtet, auf die München mit Recht sehr stolz ist. Ich kam mit Lenbach oft zusammen, da ich ja meine Schwester paz alle Jahre in Nymphenburg aufsuchte. Er war schon alt und sehr bewundert, als er mich malen wollte. Es sollte eines seiner letzten Porträts werden. Ich ahnte nicht, was für eine schwierige Aufgabe mir als Modell zu- fiel, als ich ihm zu sitzen versprach. Ich mußte mich immer- fort umziehen und viel Geduld haben. Außerdem malte er meine Haare dunkel, beinahe schwarz. »Ich bin doch blond«, rief ich ganz harmlos. »Eine spanische Infantin kann unmöglich blond sein. Sie muß dunkel sein und deshalb male ich Ihr Haar dunkel«, brummte er schlecht gelaunt vor sich hin und fuhr unbc. kümmert in seiner Arbeit fort. »Ich habe auch blaue, sehr hellblaue Augen«, erklärte ich später, »auf Ihrem Bild sind sic braun.» »Eine Tochter Isabellas II. muß braune Augen haben«, bemerkte er trocken und kategorisch. »Aber meine Mutter hat hellblaue«, ließ ich nicht locker. »Das tut gar nichts zur Sache, die spanischen und neapoli. tanischen Bourbons sollen eben dunkle Augen haben.« Trotzdem wurde das Bild sehr schön. Es kam noch im gleichen Jahr in die Ausstellung, wurde von den Kritikern sehr lobend beurteilt und von den Verehrern Lenbachs be. sonders bewundert. Mich hat es trotzdem nie ganz über- zeugt. Ich finde eine Müdigkeit darin, die mir nie eigen war, etwas Krankhaftes, nicht zu Beschreibendes, was ich nicht fühlte. Aber Lenbach sah mich eben so. »Niemand sicht sich selbst«, erklärte er mir. »Bismarck glaubte einen stahlhartcn, schneidenden Ausdruck zu haben, hatte aber einen spöttischen. Leo XIII. hielt sich für sanft, wer nicht richtig sehen konnte, fand ihn auch freundlich und gütig. Er war aber rauh, kalt und trocken, und so habe ich ihn gemalt. Und Sie sind genau so, wie ich Sic dargestcllt habe.« Ich nahm das stillschweigend hin und dachte, daß Lenbach vielleicht doch recht hatte. Kennt man sich selbst wirklich so wenig? 17 1t
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