Gerhard Bohlmann ^Gallenstein ringt um das Aeich I» in» LI1/./o Gabriele Reuter Als ich vor Jahren die ersten zwei Romane von Gerhard Bvhlmann in der New Jork Times anzeigte, begann ich mit den Worten: »Deutschland hat einen großen Dichter, aber es kennt ihn noch nicht!" Dieses Wort möchte ich dreimal unterstreichen und hoffen, daß dieses sein drittes Werk, ein gewaltiges Lpos in wundervoller Prosa, endlich die Anerkennung findet, die ihm gebührt. Waldemar Bonsels Bohlmann trat spät, als gereister Mann, an die Öffentlichkeit und eroberte rasch die Zinnen hoher Forderung. Lr meißelt, wo die meisten schnitzen. Seine Kunst, das Bild und den Gedanken zu einer Linheit zu verschmelzen, ist ungewöhnlich. Wallensteins vielumstrittene Gestalt stellt er auf vortreffliche Art mitten in den Widerstreit zwischen der bestehenden Staatsform und dem Talwillen des großen Individuums. Ich sehe in dieser Gestaltung jene paradigmatische Kraft, die den Helden aus den Besonderheiten der Zeitbedingungen mitten in die Wesenhastigkeil der deutschen Kämpfe von einst und heute stellt. Alfons v. Lzibulka Wieder erweist sich an diesem Roman, daß nicht die Historiker, sondern nur die Dichter das innere Bild der Vergangenheit zu sehen vermögen. Mit dieser dichterischen Schau ist Ger hard Bohlmann ein Wallensteinbild gelungen, das in einem höheren Sinne vielleicht doch wahrer ist als alle, nur an leblose Akten sich klammernde Forschung, die darüber bas Leben vergißt. Nr. 68 Mittwoch, den 16. März 1988 1417