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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.11.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-11-24
- Erscheinungsdatum
- 24.11.1934
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- Deutsch
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274, 24. November 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d, Dtschn Buchhandel. Die Leihbücherei der Zukunft Von Rudolf Birnbach Unser Mitarbeiter R. Birnbach wirft in seinem Aufsatz einige Fragen auf, deren Lösung für die Zukunft der Leihbücherei von Bedeutung sein wird. Wir stellen sie daher gern zur Diskussion. D. Schriftl. Man sollte meinen, das; die Neuordnung im Leihbüchereiweseu einen Zustand geschaffen habe, der dem Buchverleiher Garantien für eine stetige und ruhige Weiterentwicklung seiner Leihbücherei zu geben imstande ist. In einem gewissen Umfange ist diese Annahme auch berechtigt, denn die Allgemeinverbinölichkeit der amtlichen Be stimmungen, die sich auf die berufliche Eignung des Buchverleihers, auf die Leihgebühren, auf die Verwaltung der Bestände und auf die Art der Geschäftsführung erstrecken, sind wirksamen Schutzmaß nahmen gleichzuachten, die endlich zu einer Befriedung und damit Er starkung des gesamten Leihbüchereigewerbes geführt haben. Diese Ergebnisse einer gründlichen Neuordnung schließen aber keineswegs die Möglichkeit einer nur zeitlichen Bedingtheit aus. Es wäre falsch, zu schlußfolgern, daß die deutschen Leihbüchereien nun für alle Zeiten nach unverrückbaren Richtlinien und kampflos sich aus sich selbst heraus weiterentwickeln könnten. Wir dürfen uns keinen Täuschungen darüber hingeben, baß das Leihbüchereigewerbe von heute keinen ausgereiften Berufsstand öarstellt, sondern daß es immer noch im Werden ist, daß die Zukunft auch die deutschen Leih büchereien immer wieder vor neue Probleme stellen wird, die irgend wie gelöst werden müssen, soll der Prozeß des organischen Wachsens nicht von dem der Erstarrung abgelöst werden. Der Handkatalog. Werfe» wir vergleichsweise einen Blick auf die Leihbibliothek, wie sie noch vor zwanzig, ja noch vor zehn Jahren beschaffen war. Die Bestände waren magaziniert, die Bücher selbst in freudlos einförmige Einbände gebunden, der Schlüssel zu allen Bücherschätzeu war der Handkatalog, nach dessen Titel- und Sachverzeichnissen der Leser mit mehr oder weniger Mühe und Geschick sich das vvrlegeu ließ, was seinen Wünschen am besten zu entsprechen schien. Und heute? In säst der gleichen Weise, wie der Bücherfreund und Bücher- käufer in der Buchhandlung sich an den gefüllten Regalen das Buch heraussucht, das er käuflich erwerben will, hier das Buch auf seinen Inhalt hin flüchtig durchblättert, dort einen schönen Einband und eine gefällige Drucktype bewundert, hat in der Leihbücherei von heute der Leser die Möglichkeit, sich an den Regalen — die in den meisten neueren Leihbüchereien in farbenbunten Reihen die Be stände in Verlegereinbänden zeigen — selbst das herausznsuchen, was er lesen, nicht aber kaufen will. Diese gründliche Umstellung in der Leihbücherei legt uns heute schon die Frage nahe, die sich aus dem Anwachsen der Bestände und der Notwendigkeit ergibt, ebenso das neueste wie das ältere gediegene Schriftgut in Griffbereitschaft und in übersichtlicher Form für den Leser bereitzuhalten: Was ist zu tun, wenn wir für die Neuein stellungen keinen Platz mehr haben? Übermäßig gute Gewinne waren in der Leihbücherei von damals ebensowenig zu erzielen, wie es heute der Fall ist. Man kann das Raumproblem also in den weitaus ineisten Fällen nicht dadurch lösen, daß man die Geschäftsräume so erweitert, daß die immer umfangreicher werdenden Bestände immer wieder in leicht zugänglicher und übersichtlicher Weise untergebracht werden können. Wie wichtig für die Leihbücherei von heute aber diese Übersichtlichkeit in der Anordnung der Bücherbestände ist, weiß jeder Buchverleiher aus der Praxis: Bücher, die schwer zugänglich für den Leser sind, werden auch kaum ansgeliehcn, denn der Handkatalog und mit ihm das Auswähleu nach dem Titel- und Sachverzeichnis ist heute schon säst zur Seltenheit geworden. Statistik der Gangbarkeit. Vor diese Kardinalsrage gestellt, muß der Buchverleiher nach den gleichen kaufmännischen Grundsätzen handeln, wie sie für andere Handelszweige gelten. Kann ich die Raumsrage nicht so lösen, daß ich meine Grundbestände immer weiter vermehren kann, dann bin 1026 ich gezwungen, einen mehr oder weniger großen Teil von ihnen als Ladenhüter anzusehen, deren Beseitigung unbedingte Notwendigkeit wird, um für Neueinstellungen Platz zu machen. Oder aber ich muß das Magazin-System der alten Leihbibliotheken mit der heute üb lichen Anordnung der gangbaren bzw. verlangten Bücher kombinieren. Unerläßlich für die Lösung dieser Frage erscheint mir die Statistik über die Gangbarkeit jedes einzelnen Buches aus den Leihbücherei- Beständen durch die Führung der Buch- oder Buchkontrollkarte, die zu jedem Zeitpunkt und über jedes Buch Aufschluß gibt, wieviele Male cs ausgeliehen wurde und ob sich also seine Anschaffungskosten bezahlt gemacht haben oder nicht. Eine gründliche Prüfung dieser Buchkarten, die jährlich einmal stattzufinden hätte, ermöglicht eine scharfe Trennung zwischen gangbaren Büchern und solchen, die als Ballast anzusehen sind, die entweder in Hinterräumen unter größt möglicher Ausnutzung des Platzes magaziniert oder aber ausgesondert werden müssen. sZur Verwendung der Buchkarte vgl. die Ausfüh rungen in meiner Schrift »Die neuzeitliche Leihbücherei« Weimar 1933.) Wird die Aussonderung nicht gangbarer Bücher beschlossen, so finden sich manche Wege, diese Bestände durch den billigen Ver kauf an kleine Leihbüchereien, an den Antiquariatsbuchhandel usw. abzustoßen. Neben dem Platzgewinn ergibt sich auch ein Zustrom neuer Betriebsmittel, wenngleich diese für solche Gelegenheitsverkäuse nur immer gering sein werden. Entschließt man sich aber, die weniger gangbaren Werke zu magazinieren und tatsächlich nur das auszu- sonöern oder abzustoßen, was nach der Buchkarte sich im eigenen Un ternehmen als völlig ungangbar erwiesen hat, dann muß man bei dieser Kombination für die Kundschaft einen besonderen Katalog der älteren Bestände bereithalten, die der Leserschaft dann eben nur über dieses Titelverzeichnis zugänglich wären. Eine solche Lösung des Raumproblems ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit fiir die Groß stadt-Leihbücherei, wo jeder Quadratmeter Nutzungsraum hohe Mieten kostet. Man wird einwendeu können, daß durch die Vornahme rein statistischer Erhebungen über die Gangbarkeit der Bestände die Ge fahr bestehe, Bücher auszusondern, die später doch einmal verlangt werden könnten und d>e an sich — mögen sie auch schon vor lange» Jahren erschienen sein — dem zeitlos-wertvollen Schrifttum zuzu sprechen sind. Eine solche Wahrscheinlichkeit ist zwar gegeben, wlr müssen uns andererseits aber auch immer vor Augen halten, daß die Leihbücherei als kaufmännisches Unternehmen bei aller idealisti schen Einstellung des Buchverleihers auch wirtschaftliche Erträgnisse zum Ziele haben muß. Gerade in der Großstadt hat sich zwischen der privatwirtschaftlichen Leihbücherei und den behördlichen und städti schen Bibliotheken ein solches Verhältnis ergeben, daß neuere und neueste Literatur in der Leihbücherei gesucht wird, während das ältere und zum Teil wohl auch ganz selten verlangte Schrifttum in den öffentlichen Bibliotheken zu finden sein wird, für die die Raum- und Platzfrage bei weitem nicht so ausschlaggebend ist wie für die Leih bücherei. Ich kann mir denken, daß sich in kleineren Städten und Orten sogar zwischen öffentlichen Bibliotheken und Leihbüchereien Vereinbarungen treffen ließen, durch die es möglich gemacht wäre, ältere Bücherbestände durch Eingliederung in eine Volksbücherei er neut nutzbar zu machen. Bei der Generalmusterung der Bestände auf abzustoßende oder zurückzustellende Bücher sind allerdings sorgfältige Überlegungen über den tatsächlichen Wert oder Unwert eines Buches anzustellen. Man sollte sich da einem gewissen Optimismus hingeben und vor allen Dingen die wirklich wertvollen, wenn auch älteren Werke be halten, auch wenn das Interesse der Leserschaft dafür bisher nur gering gewesen ist. Man vergesse nicht, daß durch die Ausscheidung schlechter Literatur aus den Leihbüchereien im Verein mit der kultur politischen Erziehungsarbeit, wie sie amtlicherseits betrieben wird, wenigstens bei der Heranwachsenden Jugend das Verlangen geweckt wird, das zeitlos-gute deutsche Schrifttum kennenzulernen. Die deutsche Leihbücherei hat die Aufgabe, dafür gerüstet zu sein und würde selbst nichts sehnlicher wünschen, als daß endlich einmal im Lesepublikum die Sucht nach Neuigkeiten von einer Besinnung auf das vorhandene gute ältere Schrifttum abgelöst werden würde.
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