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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1931
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- 1931-07-07
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1931
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154, 7. Juli isri. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. überhaupt noch zu verkaufen. Der Preismaßstab des Publikums hat sich merklich nach unten verschoben. Wenn die Produktion neuer 2.85-Ausgaöen weiter so fortschreitet, so glaube ich, daß der Sortimenter im kommenden Herbst von einem normalen Roman da nur noch 2 Exemplare bestellen wird, wo er im vorigen Jahre noch 10 Exemplare bestellte und daß er da nur 10 Exemplare wagen wird, wo er im vorigen Jahre noch mutig den Vertreter 30 bis 50 Exemplare notieren ließ. Das sind keine schönen Aussichten für den Verlag. Aber kommt er wenigstens bei den 2.85-Ausgaben auf seine Kosten? Ich habe mich von einem erfahrenen Verleger belehren lassen, daß bei einem Honorar von 10 Pfg. je Exemplar und einer Bogenzahl von 16 bis 18 eine Mindestauslage von 50 000 Exem plaren erforderlich ist und daß diese Exemplare im Laufe eines Jahres abgesetzt werden müssen, wenn die Produktion nicht zu einem Verlustgeschäft werden soll. Ich bin davon überzeugt, daß nur ganz wenige Titel diese Auflage erreichen bzw. überschrei ten und daß im übrigen von den 2.85-Ausgaben im Durchschnitt jährlich nur 10- bis 15 000 Exemplare absatzfähig sind. Noch vor zwei Jahren war ein Preis von RM. 2.85 für einen mo dernen Roman ein Sonderfall. Hierin lag für das Publikum ein besonderer Anreiz zum Kauf. Heute ist dieser Preis ein Normalpreis geworden und der besondere Anreiz fehlt. Selbst eine weitere Unterbietung des Preises bleibt heute schon ohne nennenswerten Erfolg. Was spricht also überhaupt noch für die Beibehaltung die ses unglücklichen Standardpreifes? Das Bedürfnis des in seiner Kaufkraft geschwächten Publikums nach billigen Büchern? Die ses Bedürfnis läßt sich auch auf andere Weise befriedigen. Wel cher Produzent aber wird wissentlich seine Ware mit Verlust verkaufen — und weiter produzieren, um weiter mit Verlust zu verlaufen? Auch das liegt letzten Endes nicht im Interesse des bücherkaufenden Publikums. Es bleibt zu fragen, wie Abhilfe geschaffen werden kann. Mein Vorschlag ist: Einigung der in Frage kommenden Verleger, die 2.85- Produktion einzustellen. Volksausgaben zu einem Ladenpreis von RM. 3.75, der bei 5 Kilo-Paket^Bezug einen auskömmlichen Brutto nutzen gestattet pnd außerdem kleinere Auslagen ermög licht. Neue Romane (auch von jungen Autoren, die eben in Ge fahr sind, von den 2.85-Ausgaben der arrivierten Autoren ganz an die Wand gedrückt zu werden) mit Preisen von RM. 2.50 bis RM. 5.— für das fest kartonierte und RM. 3.80 bis RM. 6.50 für das gebundene Exemplar. Meine kurzen Ausführungen können nur flüchtig die vielen Probleme berühren, die bei der Beschäftigung mit dem be handelten Thema austauchen. Sie wollen die Aufmerksamkeit des gesamten Buchhandels und seiner führenden Köpfe aus die große Gefahr lenken, die in der sturzwellenartig überhandnehmenden Produktion der 2.85-Bücher liegt. Es mögen sich alle vernünftigen Verleger und Sortimenter darüber einig werden, daß es so nicht weitergeht. Ihre Aktivität darf sich aber nicht auf die Abfassung von Resolutionen be schränken, sondern jeder muß an seiner Stelle dafür sorgen, daß sich der Buchhandel nicht selbst seine Lebensmöglichkeiten untergräbt. Die Internationale Buchkunst-Ausstellung in Paris. Von Ernst Coll in. II. (I s. Nr. 146.) Von den zwanzig Nationen, die sich an der Internationalen Buchkunst-Ausstellung beteiligt haben, sind hier bereits die Ab teilungen Deutschlands und Frankreichs einer eingehenden Wür digung unterzogen worden. Von den anderen achtzehn Abteilungen zu sprechen, heißt nun nicht etwa einen erschöpfenden Einblick in das buchkünstlerische Schaffen jedes dieser Länder zu geben, denn es sind nur einige wenige Länder, deren Schau in ihrem Umfang eine Beurteilung der nationalen buchkünstlerischen Bewegung zuläßt. Ganz allgemein gesprochen, stehen sich bei der Buchkunst fast jeden Landes zwei Gruppen gegenüber, nämlich die konservative und die moderne Richtung. Man merkt dies z. B. deutlich bei der Ab teilung Belgiens, in der sich ältere und neue Schule etwa die Wage halten. Bemerkenswert ist, daß sich hier auch noch eine an den Jugendstil erinnernde ältere Richtung hartnäckig behauptet. Als der stärkste unter den jungen belgischen Illustratoren muß unstreitig Frans Masereel gelten. Dieser Künstler, bekannt durch seinen geradezu unheimlichen Arbeitsfleiß, hat den Typ des illustrierten Buches ohne Text geschaffen. In seinen Holzschnittbüchern erzählt er uns Geschichten von menschlichem Leid, das er in eine symbolisch bildhafte Form zu kleiden weiß. An künstlerischer Sprache ist ihm Jozef Cantröe verwandt, bei dessen Holzschnittbildern wir auch eine interessante Verbindung von Schrift und Bild feststellen. Durch seine bunten Illustrationen witziger Art fällt Jules Marie Canneel auf, -er -ann merkwürdigerweise im Holzschnitt sich in den seltsam geschwungenen Linien ähnlich denen des einstigen Jugend stils gefällt. Außer den kleinen Drucken von Pierre Vor ms lassen noch andere Bücher erkennen, welche Pflege das typographisch ge staltete Buch in Belgien genießt. Auch in Dänemark überwiegt im Illustrativen die Kunst der älteren Generation, aber wir treffen auch hier junge Künstler, die den Anschluß an die neue Buchkunst gefunden haben. In ihren Bildern ist viel Witz und Schwung, und namentlich im Kinderbuch leisten sie Ausgezeichnetes. Ernst Hansen, Lund ström, Staehr, Nielsen und Axel Nygaard sind die Namen der jungen dänischen Illustratoren, die uns auffielen. Leider sieht man nur wenige Beispiele der hochentwickelten dänischen Einbandkunst. Neben den Arbeiten des bekannten Binders Anker Kyster ragen die von Petersen und Petersen hervor, bei denen gegen ständliche Anspielung auf den Buchinhalt verzierungstechnisch aus gezeichnet gelöst ist. Die kleine Ausstellung Finnlands zeigt uns, daß sich die Buchkünstler gern damit beschäftigen, den uralten Sagenkreis ihres Volkes zu illustrieren. Einen guten Eindruck machten auch einige Buchtitel mit landschaftlichen Motiven sowie die wenigen ausge stellten Einbände. Mit hochentwickeltem buchkünstlerischen Schaffen machte uns die Vitrine der Bücher Großbritanniens bekannt. Der Geist von William Morris ist bei der Buchkunst dieses Landes noch immer lebendig. Und so findet man zahlreiche Illustrationen, deren Stil sprache dem Geist früherer Jahrhunderte entspricht. Man braucht nicht erst darüber zu reden, daß die Jllustrationstechnik hervorragend ist und daß man in diesem Lande eine durchaus dem englischen Charakter entsprechende, bis ins feinste abgewogene und abgemessene typographische Gestaltung von Titel und Buchseiten pflegt. Bei der Einbandkunst Großbritanniens bietet sich uns kein so einheitliches Bild. Man sucht offenbar Anschluß an den modernen Pariser Ein bandstil, liebt es, Bilder aus Lederauflage auf dem Einband wieder zugeben; wo man rein ornamental bleibt, ist man über den hier üblichen naturalistischen Blatt- und Blütenstil noch immer nicht herausgekommen, dem bei aller Vorzüglichkeit der Handvergoldung eine wegweisende künstlerische Bedeutung kaum zukommt. Ähnlich wie Großbritannien bietet uns auch die irländische Buchkunst, von der man übrigens nur sehr wenige Proben sah, das Bild einer im Technischen guten, in künstlerischer Beziehung rück wärts gerichteten Arbeit. Daß man in Italien, wo der Buchdruck auf eine große Tra dition zurückblickt, es auch heute noch versteht, die Antiqualetter zu edlen Satzbildern zu vereinigen, bestätigt uns die italienische Aus stellung aufs neue. Man weiß, daß in Italien die bildende Kunst ihre höchste Blüte erlebte, man weiß, daß aber auch von hier die hypermoderne Richtung des Futurismus ihren Ausgang nahm. Und so spiegeln sich auch bei der Buchkunst von heute das Befangensetn in der künstlerischen Tradition und der Wille, mit dieser zu brechen, wider. Während sich z. B. auf Buchumschlägen ein frischer neuer Geist betätigt, zeigt man Riesenillustrationen zu Dante, die als Leistungen der Reproduktionstechnik zwar erstaunlich sind, aber in ihrer allegorischen Überladenheit als künstlerische Leistungen nicht befriedigen können. Auch die italienischen Handeinbände mit ihrer naturalistischen Figurenfülle sind bei aller Anerkennung der Technik recht anspruchslos im Künstlerischen. Jugoslawiens kleine Ausstellung bewies, daß man sich hier ernsthaft bemüht, das Buch mit typographischem Feingefühl zu drucken. Man entfaltet viel Geschmack im Zusammenhang von Bild und Schrift. Und eine Reihe interessanter Buntpapiere gab der an sprechenden jugoslawischen Schau einen Sondercharakter. Auffallend war es dann, wie die moderne Buchkunst bei der Ab teilung Lettlands vorzuherrschen schien. Man fühlt hier deut lich das Bemühen, mit einer aus dem Zeitgefühl geborenen Buch- 643
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