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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1931
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- 1931-07-07
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- 07.07.1931
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154, 7. Juli 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Umfchlagergüsse eines reklamesüchtigen Enthusiasmus oft durch Häufung von Adjektiven und Superlativen aus, geeignet, die Er wartungen des Käufers betreffs des Inhaltes des gewöhnlich als -Meisterwerk« gepriesenen Buches auf das Höchste zu span nen. Demgegenüber verstieg sich der Bostoner Buchhändler zu der Forderung, die Verleger sollten dem Buchhandel gegenüber die Wahrheitstreue der »dlurd«-Angaben garantieren und sich eventuell zur Rückerstattung des Preises bereit erklären. Der Anregung wurde auch aus der Versammlung Zustimmung zu teil, wogegen der anwesende Verleger Gustav Holt von der Mc Graw-Hill Publishing Co. entgegnete, solche Garantie leistung sei aus praktischen Gründen unmöglich, und schließlich sei das Risiko eines Buchkäusers nicht größer als das des Be suchers eines Theaters oder sonstigen Bergnügungslokales bei Erlegung des Eintrittspreises. Buchhändler A. B. Carhart, Brooklyn, schlug mit dem Hin weis aus die Änderung des Geschmackes des bücherkaufenden Publikums ein ernsteres Thema an. Wenn das Publikum heute früher viel verlangte Stapelartikel und sog. Standardwerke ver nachlässige, z. B. Kochbücher sich kaum noch verkaufen, da die mo derne Frau keine Vorliebe für die Küche hat, so sollte der Buch handel sich anderen bisher weniger beachteten Zweigen der Lite ratur zuwenden. Er wies darauf hin, daß der geschäftliche Ver kehr mit Männern leichter sei als mit Frauen, da elftere bar zahlen, gewöhnlich wissen, was sie kaufen wollen, das Gekaufte selten wieder zurückbringen und zudem mit Vorliebe Fachlite ratur kaufen. In seinem eigenen Geschäft habe er neuerdings einen ansehnlichen Absatz in Bücher rein kommerziellen In haltes aufgebaut, Werke über Bankwesen, Grundstückshandel, Verkaufswissenschaft usw., und so solle jeder Buchhändler solche Literatur zur Deckung etwaigen Geschäftsausfalles auf Lager führen. Von dem Mitgliede John G. Kidd wurden die in den amerikanischen höheren Schulen üblichen, die Schüler zum gram matikalischen und sonstigen Analysieren des Textes der Klas siker nötigenden Lehrmethoden abfällig beurteilt, da die Kinder dadurch den Klassikern entfremdet würden. Statt dessen sollten in gewissen Stunden Bücher nach Wahl der Schüler nicht zum Studium, sondern nur, um das Interesse für die Literatur zu erwecken, vom Lehrer vorgelesen werden. In Verbindung damit wurden Leihbibliotheken für Kinder dem Buchhandel als Mittel empfohlen, um die Leselust der Jugend zu erwecken, selbst wenn die Einrichtung an sich nicht unmittelbar Gewinn bringe. Die als Gast anwesende Dichterin und Novellistin Margarethe Wid- demer behauptete, das amerikanische Lesepublikum ermangele der Ideale, und nicht wenige Autoren seien der Meinung, um ein Buch interessant zu machen, müsse sein Inhalt möglichst »Pikant« sein. Demgegenüber heißt es in dem Jahresbericht des Vorstandes, daß die dem Buchhandel von seiten der behördlichen Zensur erwachsenden Schwierigkeiten durch Veröffentlichung von Büchern fragwürdigen Inhaltes von seiten gewisser Ver leger noch vermehrt werden, da der durch solche Literatur bei vielen Lesern erzeugte Widerwille den Verkauf einwandfreier Bücher schwer beeinträchtige. Die Versammlungsbsschlüsse gingen dahin, daß die Heraus gabe von billigen Nachdrucken teurer Werke erst nach Ablauf von ein bis drei Jahren nach Erscheinen der ursprünglichen Originalausgabe erfolgen solle, je nachdem der Inhalt schön geistiger oder anderer Art sei; daß die Verleger an das Sorti- ment bedingt liefern und auch bereit sein sollen, im Falle eines vorher besonders gepriesenen Buches den Verlust zu tra gen, sofern dasselbe nicht erwartungsgemäß geht; daß die Ver leger von der Ausgabe von Büchern »profanen und lasciven Inhaltes« absehen sollen, sowie daß zur Belebung des Ge schäfts von der Vereinigung ein Werbefeldzug in Szene gesetzt werde. Die neuen Vorstandsmitglieder sind: George W. Ja cobs, Philadelphia, Präsident; Paul Elder, San Francisco, 1. Vizepräsident; W. C. Jaquin, Peoria, Jll., 2. Vizepräsident; George G. Biddle, Bloomington, Jll., 3. Vizepräsident; Eugene L. Herr, Lancaster, Pa., Sekretär, und Stanley G. Remington, Baltimore, Schatzmeister. Daß die Versammlung in Phila delphia stattfand, war angemessen unter Berücksichtigung der Tatsachen, daß daselbst im Jahre 1743 von Christoph Sauer die erste deutsche Bibel in Amerika gedruckt worden ist (die Firma besteht heute noch unter dem Namen der Christophe! Sower Co.), daß dort 1685 von William Bradford der erste »Alma- nach« gedruckt wurde, dort 1698 von William Pastorius das erste Schulbuch, 1783 daselbst die erste Tageszeitung in Amerika erschien, ferner 1795 die erste amerikanische Shakespeare-Aus gabe. Eine Form von Berlegerverkaufstätigkeit, die im letzten Frühjahr viel Aufsehen erregt und als eine angeblich den Buchhandel schwer schädigende Neuerung zehn alte und kon servative Firmen zu energischem Proteste veranlaßt hatte, ist diesmal fast unerwähnt geblieben. Allerdings aus gutem Grunde, da von den drei Firmen, die seinerzeit fast gleichzeitig mit der neuen Idee (Serien von Büchern schöngeistigen In haltes zu dem niedrigen Einheitspreis von nur 1 Dollar) aus dem Markte erschienen waren, auch zur Erzielung von Massen absatz deren Vertrieb hauptsächlich vom Publikum stark frequen tierten Warenhäusern und Drogerien überwiesen hatten, inzwi schen zwei das Rennen aufgegeben haben, während die dritte sich noch nicht schlüssig geworden ist. Die letztere ist die Firma Doubleday, Page L Co., welche anfänglich vorausgesagt hatte, mit Hilfe der neuen Methode werde es ihr möglich sein, von jeder solchen billigen Neuerscheinung mindestens 10V 006 Exem plare unterzubringen. Jetzt hört man, daß es immerhin ge glückt sei, seit Herausgabe der Dollarbuchserie insgesamt andert halb Millionen Exemplare und von jedem dazugehörigen Buche durchschnittlich 17 ovo Exemplare abzusetzen. Das entspreche zwar nicht den anfänglichen Hoffnungen, doch sei es ein teil weiser Erfolg, der sie ermutige, vorläufig mit dem Experiment fortzufahren, mit künftiger Beschränkung der Dollarbuchserie aus Romane, Wildwest-Geschichten und Biographien. Die beiden an deren New Jorker Firmen sind solche neueren Datums, Simon L Schuster und Farrar L Rinehart, die sich nach Erklärung von Teilhabern inzwischen haben überzeugen müssen, daß das Lese- Publikum nicht in dem erwarteten Maße Romane nur des bil ligen Preises wegen zu kaufen gewillt ist, daß vielmehr billige Ausgaben früher erschienener Originalwerke bevorzugt werden. Augenscheinlich ist bei diesen beiden Firmen der gemachte Ver such noch weniger befriedigend ausgefallen. 2.88 MK.«D8mmerung? Von Walter Schatz! i. Der Buchhandel ist in den letzten zwei bis drei Jahren von den Konjunkturschwankungen der Wirtschaft nicht allzusehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Die augenblickliche Krise jedoch spürt er zweifellos im stärksten Ausmaße. Die Sortimenter ver zeichnen im ersten Halbjahr 1931 Umsatzrückgänge von 15 bis 30 Prozent. Daß es auch den Verlegern nicht gut geht, ist kein Geheimnis. Es hat aber keinen Sinn, den Grund für die unerfreuliche Lage allein in den allgemeinen wirtschaftlichen Zuständen zu suchen und die Augen davor zu verschließen, daß im Buchhandel selbst Dinge Vorgehen, die die Krise noch erheb lich verschlechtern. Die 2.85-Produktion beginnt jetzt solche Ausmaße anzu nehmen, daß ihre unheilvollen Auswirkungen für Verlag und Sortiment gar nicht zu übersehen sind. Ich will versuchen, die Situation so knapp wie möglich aufzuzeichnen. Für das Sorti ment ergibt sich folgendes: Ein auskömmlicher Rabatt ist unter Berücksichtigung der üblichen Rabattstaffeln erst bei einem Bezug von 100 und mehr Exemplaren zu erreichen. Da es jedoch unmöglich ist, von den jetzt schon etwa 80 bis 100 verschiedenen Titeln solche Mengen zu bestellen (nur wenige große Firmen sind dazu in der Lage), so bleibt Einzelbezug in Postpaketen die einzige Möglichkeit. Dabei finkt der Rabatt unter Berücksichtigung der Portospesen je Exemplar unter 30A. Es leuchtet ein, daß eine solch knappe Gewinnspanne ungenügend ist. Die Ausgleichsmöglichkeiten durch Romane mit 5.— bis 8— Mk. Ladenpreis werden immer geringer, denn es wird von Tag zu Tag schwerer, solche Romane «42
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