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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1929
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- 1929-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1929
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x° 244, 19. Oktober 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Vorsitzende gab einen Überblick über die Entwicklung von der auf schnelle Wirkung berechneten Hilfe der Abstimmungszeit bis zur gegenwärtigen organischen Büchereiarbeit, wie sie in Ver bindung mit den Beratungsstellen in allen Grenzgebieten jetzt durchgeführt wird. vr. Schröder, Leiter der Büchereibera tungsstelle für Ostpreußen, sprach über -das ostpreußische Büche reiwesen, seine soziologischen Voraussetzungen und seine Organi sationsformen, und berichtete, daß in 37 Kreisen Wander büchereien eingerichtet worden sind. Die Nachteile dieser Wandcrbüchereien seien aber so groß, daß man sie nach Möglich keit in Standbüchersien umwandeln wolle, soweit das mit Rück sicht auf die Mittellosigkeit vieler Gemeinden möglich sei. Die Allensteiner Stadtbücherei als Zentralbibliothek des Kreises hoffe man noch im Laufe dieses Jahres auf 10 000 Bände bringen zu können. Nach einer Besichtigung der Stadtbücherei folgte die Ver sammlung einer Einladung der Stadt Allenstein zu einem Mittagessen und besichtigte danach das Tannenberg-Denkmal und einen schön gelegenen Gefallenenfriedhof. Am nächsten Tage wurde eine genußreiche Fahrt über die masurischen Seen nach Lötzen unternommen, wo der Landrat die Teilnehmer begrüßte und ihnen die dortige Volksbücherei zeigte, über deren Wirkungskreis ein Vortrag ihres Leiters genauer unterrichtete. Vor einem erweiterten Kreis fand eine Sonderveranstaltung im Sitzungssaal des Provinziallandtages in Königsberg statt, wobei die Ausführungen des früheren Oberpräsidenten Exzellenz von Batocki und des Vizepräsidenten I)r. Steinhoff, der als Vertreter des Obcrpräsidenten und zugleich des Preußi schen Ministers des Innern die Tagung begrüßte, starken Bei fall fanden. Ferner wurden von Teilnehmern an der Tagung drei Vorträge gehalten. Otto K a y f e r - Hamburg, Heraus geber der »Grenzdeutschen Rundschau«, charakterisierte in seinem Vortrag »Nöte und Aufgaben der Grcnzlande« die Lage der ein zelnen deutschen Grenzgebiete und forderte ein starkes Grenz bewußtsein, das nicht Feindschaft gegen ein fremdes Nachbarvolk enthalte. Von grundlegender Bedeutung war das Referat von Bibliotheksrat Or. Schuster-Berlin über die freie Volksbil dung im Grenzland. Er zeigte, wie Ne besondere Lage eines Randgebietes, in dem sich das Kraftfeld eines Kulturkörpers unmittelbar mit dem eines fremden Volkskörpers berührt und überschneidet, der Volksbildung eines Grenzlandes das Gepräge gibt. Schulrat Or. Fuchs, von der Volkshochschule Jablonken, legte die seelischen Wandlungen, die sich seit dem Beginn des Krieges in der ostpreußischen Bevölkerung vollzogen haben, dar und streifte auch die durch Abwanderung und Rückwanderung so wie durch die besonderen wirtschaftlichen Verhältnisse bedeu tungsvollen Fragen der Siedlung und ihren Zusammenhang mit der Volksbildung. Im schönen Ostseebäd Rauschen wurden «die Beratungen im engeren Kreise weitergeführt und Or. Schuster behandelte in der Weiterentwicklung seiner in Königsberg ausgesprochenen Gedanken das Thema »Besondere Probleme der Grenzbüchcrei- arbeit gegenüber der binnenländischen Büchereiarbeit«, wobei er die Gesamtausgabe des Grenzbüchereidienstes als angewandte, vergleichende Volkskunde betrachtet wissen wollte, vr. Schrie- w e r, Leiter der Büchereiberatungsstelle für das schleswig-hol- steinsche Gebiet, zeigte die Organisationsformen, die unter Be rücksichtigung der besonderen Aufgaben des Grenzgebietes zum Erfolge führen. Nicht -unerwähnt bleibe an dieser Stelle, daß aus dem Kreise der Grenzbibliothekare die ausgezeichnete, kürzlich erschienene kleine Schrift »Buchkritik und Buchauswahl vom Standpunkt des Volksbibliothekars« hervorgegangen ist, die zwei auch für -den Buchhändler, Verleger wie Sortimenter, höchst lesenswerte Aufsätze der beiden genannten Vortragenden Franz Schrie- wer und Wilhelm Schuster enthält. Von den übrigen Themen sei noch die gemeinsame Büche- re >istatistik der Grenzgebiete erwähnt, -die, auf der vorigen Tagung beschlossen, jetzt au Hand der erstmalig eingeholten Er gebnisse von vr. Kock-Schneidemühl und vr. Weber-Berlin be- 1120 sprachen wurde. Die Arbeit an den gemeinsamen Bücher listen für Ne Grenzgebiete wurde auch auf Nr diesjährigen Tagung weitergeführt. Nachdem auf den früheren Tagungen Ergänzungslisten für evangelische und katholische Leserkreise, wie sie sich aus dem praktischen Bedürfnis der Grenzgebiete er geben hatten, geschaffen waren, wurde jetzt eine entsprechende sozialistische Ergänzungsliste aufgestellt. Eine Liste der Hei mat li te r a tu r, die die charakteristischen und wertvollen Bücher der verschiedenen Grenzgebiete für die gesamte deutsche Büchereiarbeit zusammenstellen soll, wurde weiterhin beschlossen. Ferner wurden in «den beiden letzten Tagen -in eingehender Weise -die »Wege der Zusammenarbeit -grenz- und ausland- deutscher Büchereistellen im Nordosten« erörtert. Nachdem Direk tor Schöffen das Thema umgrenzt hatte und Professor Maas, Leiter -der Abteilung für Auslandbüchereien beim Ver ein für das Deutschtum im Ausland, -die Notwendigkeit einer planmäßigen Betreuung der auslanddeutschen Büchereien dar getan hatte, entspann sich eine lebhafte Diskussion über die zweckmäßigste Lösung dieser Aufgabe. Bei dieser Gelegenheit war es auch dem Berichterstatter möglich, auf die große -Bedeu tung des -Sortiments in den Grenzgebieten und im nordöstlichen Ausland hinzuwcisen und seine Not, die zum Teil noch dazu -durch behördlichen Buchhandel erschwert wird, zu schildern. In seiner Zusammenfassung der Diskussion bestätigte Direktor Schef fen die Notwendigkeit eines Zusammenar-be-itens zwischen Büchereidi-enst und Buchhandel und sagte zu, die von der Ver sammlung beschlossenen Richtlinien über die künftige Zusammen arbeit in grenz- und -ausland-deutschen Büchereifragen den maß geblichen Stellen vorzulegen. Erwähnt sei ferner, daß während der Tagung in Rauschen die Buchhandlung Gräfeund Unzer, Königsberg, eine um fassende Ausstellung ostpreußischer Heimatl-iteratur in einem Nebcnraum -des Sitzungssaales veranstaltet hatte, die viel Be achtung fand. Von der Tagung mußte man den Eindruck mitnehmen, daß auf ihr nicht nur ernste fachliche Arbeit -geleistet worden ist, son dern daß der im Verein Grenzbücherei-dienst zusammengeschlos sene Kreis von Bibliothekaren und Förderern der Bildungs- Pflege in den Grenzgebieten im Bewußtsein großer Verantwor tung sehr entschlossen, sehr zielbewußt einer bedeutsamen Ge meinschaftsaufgabe dient und über alle Verschiedenheit in der Weltanschauung und politische Zugehörigkeit hinweg das Eini gende voranstellt und die Lösung der entscheidenden Grenz fragen in nationalem, deutschem Sinne anftrebt. Sicherlich ein Beispiel eines Zusammenschlusses, wie er im heutigen Deutsch land in geistigen Bezirken wenigstens nur -sehr selten zu beob achten ist. vr. v.' Löwis of Menar. Habent sua kata libelli. Von Werner Bergengruen. Ich halte mich nicht für einen Bücherliebhaber, sonder» für einen rechten Biicherverliebtcn; dennoch spüre ich Neigung, dem Buch einen Ruhmestitel streitig zn machen, den man ihm seit undenklichen Zeiten zuzubilligen oder vielmehr aufzudrängen gewohnt ist. Die Meinung nämlich ist gängig, cs stünden Bücher zum Schicksal in einem ganz be sonderen Verhältnis, — wobei es übrigens offenbleibt, was man in diesem Zusammenhänge unter einem Buch versteht, ob die Schöpfung eines Autors oder aber das einzelne, diese Schöpfung sichtbar ver körpernde Buchexemplar. Diese Meinung stützt sich auf das Zitat »dabsnt sua kata lidslli«, zu deutsch: »Büchlein haben ihre''Schick sale« oder, wie Goethe es ausdrückt: »Auch Bücher haben ihr Er lebtes« sSprüche in Prosa, Ethisches II, Nr. 153). Dies scheint einwandfrei. In der Tat ist nicht einzusehen, warum Bücher nicht ihre Schicksale haben sollten, wie sie jeder andere Be standteil der Schöpfung hat, er sei nun belebt oder unbelebt, sichtbar oder unsichtbar. Ebenso wenig aber ist einzusehen, welcher Umstand nun gerade die Bücher des Hinausgehobenwerdens aus der Reihe aller übrigen schicksalhabenden Gegenstände würdig erscheinen läßt. Sicherlich, so will uns bedünken, haben manche andere Dinge wie Bilder, Schmuckstücke, Waffen, Tabaksdosen, Trinkgefäße, Möbel, Häuser und Schiffe mindestens ebenso ihre Schicksale wie die Bücher. Wozu also diese merkwürdig beflissen anmutcnde Feststellung: ^ »Uadsut sua kata lidslli«?
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