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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1929
- Strukturtyp
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- 1929-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1929
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- Deutsch
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X- 244, 19. Oktober 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn.Buchhandel. Nun haben wir es auch noch nie erlebt, daß eine altlateinische Sentenz eine offenbare Torheit oder aber einen offenbaren Gemein platz zur Maxime zu erheben suchte. Wir dürfen schließen, daß ein solcher Vorgang auch hier nur scheinbar stattfinde, und dieser Schluß bestätigt sich uns sofort, sobald wir uns die Mühe machen, den Vers von den schicksalhabeudcn Büchern einmal uachznschlagen. Er steht in einem nicht sonderlich aktuellen Lehrgedicht des Terentianus Maurus, der sich zu Zeit der heidnischen Römerkaiser im nördlichen Afrika allerhand Gedanken über Dinge der Sprache und des Schrifttums machte. Der Vers lautet: »pro captu Isctoris iisbsut sua kata lidslli«, zu deutsch: »Wie der Leser sie ausfaßt, so haben ihr Schicksal die Büchlein.« Das heißt also: »Das Schicksal eines Buches hängt von dem Fas sungsvermögen des Lesers ab.« Hier kann nicht einmal dem legenda rischen Quartaner Karlchen Mießnick die Möglichkeit eines Mißver ständnisses zugestanden werden. Aus diesem Verse nun hat sich irgend jemand — der Untäter wird sich kaum mehr feststellen lassen, auch fiele ihm die Rcchtswohltnt der Verjährung in reichstem Maße zu — willkürlich ein Stückchen herausgcklaubt und hat die Trivialität des solchergestalt entstandenen Torso einer allzu gläubigen Nachwelt für Jahrhunderte zu ehrfurchtsvoller Wiederholung auferlegt, — einen so ausgezeichneten Lateiner wie den Geheimen Rat v. Goethe mitein geschlossen. Es ist also der gleiche Vorgang, wie wenn wir durch Weg lassung dreier Wörtchen aus dem bekannten Faustverse zu der tief sinnigen koloristisch-philosophischen Erkenntnis gelangten: »Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün.« Wollen wir uns, meine Freunde, nicht dazu entschließen, diesem philologischen Erzspitzbuben, diesem respektlosen Hallodri, diesem Werse zerzupfenden und ihres Sinnes entkleidenden kleinen Schwind ler endlich einmal sein posthum getriebenes Pfuscherhandwerk zu legen? Wollen wir nicht den Vorsatz fassen, nie wieder von der Spezialschicksalhastigkett der Bücher zu orakeln? Daß Bücher ihre Schicksale haben, das ist, fanden ivir, eine Selbstverständlichkeit und ein Gemeinplatz. Daß aber das Schicksal eines Buches keineswegs vom Autor oder doch nicht von ihm allein, sondern vom Fassungsver mögen des Lesers bestimmt wird, das ist eine nachdenkliche Fest stellung, deren Gültigkeit sich nicht im geringsten auf Nordafrika und die Zeit der römischen Imperatoren beschränkt. Der VerluZ Ullstein rsim IVslt-KsIrlaius-Kongress. 1929. VIII, 264 8. mit 1 korkigem Portes it unä /süirsioüsn Vskeln, Karten uuck ^bbilckungsn. 4° Krvck. Dieses stattliche, in den drei Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch abgesaßte Buch hat der Verlag Ullstein den Mitgliedern der International -l.clvertising Association und des Kontinentalen Reklameverbandes gelegentlich des Welt-Neklame-Kongresses gewid met, um ihnen, wie es im Vorwort heißt, »über die Tage des Kon gresses hinaus einen Eindruck von dem Stand der deutschen Presse und des deutschen Verlagswesens zu vermitteln und von der Stellung, die der Verlag Ullstein innerhalb der deutschen Wirtschaft und des deutschen Kulturlebens einnimmt.« Das erste Drittel des Bandes füllen daher allgemein unterrichtende Aufsätze wie »Deutschland und die Weltwirtschaft«, »Berlin als Wirtschastszentrum«, »Berlin als geistiges Zentrum«, »Die deutsche Presse« (von Professor Georg Bern hard) u. a., die die wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen vor Augen führen sollen, unter denen der Verlag arbeitet. Der zweite, umfangreichere Teil ist den verschiedenen Zweigen des Verlags Ull stein gewidmet. Gemäß dem schon häufig betonten Grundsatz, daß cs in einem Unternehmen, das selbst der Publizität dient, nichts zu ver bergen gibt, enthalten die einzelnen Aussätze, die z. Tl. von Vorstands mitgliedern der Gesellschaft stammen, eine Fülle interessanter An gaben. Wir werden eingeführt in die Anzeigen-Organisation, in den Rcdaktionsbetrieb, den Bilderdienst, den Vertrieb, den kaufmännischen Betrieb und in den technischen Betrieb; über die Geschichte des Ver lags schreibt vr. Max Osborn, über den »Geist des Hauses« — eine Plauderei, in der die Sätze enthalten sind: Der Mensch, der sich hin setzt, denkt wohl, er mache seine Acht-Stunden-Arbeit und könne dann befriedigt nach Hause gehen; aber er merkt plötzlich, daß er nicht mehr sitzt. Der Stuhl ist unter ihm weggezogen. Er hat das Haus nicht verstanden: cs ist ein Haus zum Denken, nicht zum Sitzen — der kürz lich verstorbene »Sling«, Verfasser des Buches Richter und Gerichtete. Das schön gedruckte und gebundene Buch mit seinen zahlreichen Abbildungen wird von den Empfängern sicher dankbar entgcgen- genommen worden sein. I-oiäillgsr, dsorg: /Xldrecstt Dürer unä tlie „D^pnerotomucliia Dvlipstill". (Litrungsbsricüte der La^riSolisn ^üsdemis cksr Wisssnscliaktsu, plrilosopliisck-iristorisclis Hdt., lalir- gang 1929, Kokt 3). Nünoüou 1929, Vortag clor La^risctrou ^üackomio ilor IVissousctiaktoii. 35 8. 8" Die Hypnerotomachia Poliphili ist dem Büchersammlcr wohlbe kannt nicht nur des Textes halber, sondern vor allem wegen der Holzschnitte. Georg Leidinger macht in dem vorliegenden Sitzungsbe richt ans einen Fund anfmerksam, den er in der Bayrischen Staats bibliothek gemacht hat: ein Exemplar der Hypnerotomachie aus Albrecht Dürers Bibliothek. Daß Georg Leidinger uns auf diese interessante Tatsache hiuweist, ist dankbar zu begrüßen, daß er aber aus seinem Wissen heraus uns bei dieser Gelegenheit in außerordent lich geschickter Form in die Fragen und Probleme einführt, die mit diesem merkwürdigen und wertvollen Buche zusammenhängen, ist von mehr als vorübergehender Bedeutung. Es ist reizvoll, diese kleine Schrift zu lesen, zumal, wenn man die Hypnerotomachie näher kennt. A l b e r t S ch r a in m. Kleine Mitteilungen Ausverkauf. — Die Buddenbrook - Buchhandlung G. m. b. H. in Lübeck, Mengstr. 4, veranstaltet ab 1. Oktober 1929 einen Räumungsausverkauf ihrer Bestände wegen Aufgabe des Ladens. Wir weisen wiederholt darauf hin, daß Nachbezüge gesetzlich unzulässig sind. Jubiläum. — Am 20. Oktober 1929 feiert die Firma Hugo Friedrich's Wwe., Buch- und Papierhandlung, Buchdruckerei und Buchbinderei in St. I o a ch i in s t h a l ihr SOjähriges Geschästs- jubiläum. Die Papierhandlung wurde schon im Jahre 1878 von Hugo Friedrich gegründet und im darausfolgenden Jahre durch die Buchhandlung und Buchdruckerei erweitert. Aus kleinen bescheidenen Verhältnissen entwickelte sich das Geschäft durch Ausdauer und Fleiß zu dem heutigen Umfange, wie dies eben die örtlichen Verhältnisse zu ließen. Nach dem Tode des Gründers, im Jahre 1912, übernahm dessen Witwe die Geschäftsführung. Sie gründete im selben Jahre im Kurviertel ein Filialgeschäft und führte beide bis zu ihrem Tode im Jahre 1925. Hierauf ging die Buchdruckerei und Buchbinderei an den Sohn Hugo Friedrich, die Buch- und Papierhandlung an die Tochter Theresia verw. Möckel, und das Geschäft im Kurviertel an die Tochter Marie Friedrich über, die die Geschäfte im Geiste des Gründers weiterfllhren. — Gleichzeitig feiert die Buchhandlungsgehilfin Fräu lein Lotte Rauscher ihr 20jähriges Dienstjubiläum bei der Firma, die in ihr eine fleißige und treue Mitarbeiterin besitzt. Zum Jubiläum der Buchhandlung Ncff schrieb das Stuttgarter Neue Tagblatt: Aus Anlaß des 100jährigen Bestehens der Buchhand lung Paul Neff wurden Herrn Walter Guttmann, seit fast zwei Jahr zehnten Alleintnhaber, reiche Ehrungen zuteil. Aus Württemberg, aus dem Reich, selbst aus dem Auslaude trafen zahlreiche Glückwunsch schreiben ein. Es wurde hierbei deutlich, welche wachsende Bedeutung diese Buchhandlung durch ihre großzügige Entwicklung und ihre volks bildenden Bestrebungen für das geistige Leben unserer Heimat ge nießt. Unter den Gratulanten sind an erster Stelle der Staatspräsi dent, die verschiedenen Ministerien, der Oberbürgermeister, die Han delskammer, die Landes-, Stadt- und Hofbibliothek, die Technische Hochschule und der Verein zur Förderung der Volksbildung zu nen nen, ferner zahlreiche Berufsverbände, denen sich eine große Zahl führender Persönlichkeiten des Geistes- und Wirtschaftslebens an schloß. Der Gesamtvorstanü des Börsenvereins widmete Herrn Guttmann sowie Herrn Pfcnningstorsf, dem Besitzer des Verlages Paul Nesf je eine prachtvoll ausgeführtc Ehrenurkunde, die der Vor stand des Württembergtschen Bnchhändlervcreins überbrachte. Be kannte Dichter kleideten ihre Glückwünsche teils in Poesieform, teils in kleine Originalarbeiten (der von Herbert Eulenberg folgt weiter unten. Schriftltg.). Der schönen Harmonie, welche den Inhaber und seine Mitarbeiter eint, soll in einem gemeinsamen Ausfluge Ausdruck verliehen werden. — In den Schaufenstern der Buchhandlung Neff ist außer der Produktion des Verlags das Original der Erösfnnngs- anzeige in der »Stuttgarter Stadt-Post«, welche vor 100 Jahren er schien, ausgestellt, sowie die bei Neff im Jahre 1841 erstmals erschie nene deutsche Nationalhymne. Auch ist das »Stuttgarter Hutzelmänn lein« mit den köstlichen Heimatbildern von Karl Stirner, deren Her- 1121
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