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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.10.1929
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- 1929-10-01
- Erscheinungsdatum
- 01.10.1929
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Bald wandte er sich auch dem Vcrlagsgeschäft zu, hier wieder das Praktische zuerst ergreifend. Er nahm Schulbücher in Ver lag, mit denen er einen guten Erfolg hatte. Mit Schriften für die Auswanderer erzielte er ebenfalls guten Absatz. Gelegentlich nahm er auch schöne Literatur in Verlag. Ein Sondergebiet schuf er sich durch den Verlag von Bremensien. Bedeutende Zeitereig nisse wußte er durch Herausgabe lithographischer Blätter schnell auszunutzen. Auch die politischen Zeitströmungen machte sich Kühtmann nutzbar, was ihm aber nicht gut bekommen sollte, denn er geriet wegen Herausgabe eines »Album Original-Poe sien« von Georg Weerth, damals politischer Flüchtling in der Schweiz, u. a. mit den bremischen und insbesondere den preußi schen Behörden in Konflikt, wurde vor das Gericht gestellt und zu 8 Wochen Gefängnis verurteilt. Diese schlechte Erfahrung hielt ihn zunächst von der weiteren Veröffentlichung politischer Schriften ab. Als aber die März-Revolution volle Pressefreiheit brachte, nahm er auch diesen Verlagszweig wieder auf. Solange die demokratische Bürgerschaft am Ruder war, hatte er offenbar mit den politischen Verlagsartikeln Erfolg. 1852 aber, als der Senat wieder zur Macht gelangte, hätte er durch die Veröffent lichung einer Schrift, die heftige Angriffe gegen den Senat ent hielt, fast seine Konzession verloren. Er kam aber diesmal mit dem bloßen Schrecken davon, doch hielt er sich nun von dem Verlag politischer Schriften fern. In den folgenden Jahren be gann für den Buchhandel eine bessere Zeit, der Handel in Bre men entfaltete sich und die Einwohnerzahl der Stadt wuchs. 1853 wurden die Räume an der Schlachtpforte zu eng und Kühtmann zog in größere in der Martinistraße 22. Mit berech tigtem Stolz zeigte er feinen Kunden und Geschäftsfreunden die Vergrößerung seines Unternehmens an, das jetzt auf gesichertem Boden stand. Er verlegte neben Schulbüchern, Sprachlehren und Schriften, die den praktischen Bedürfnissen dienten, Reise beschreibungen des bremischen Afvikaforschers Gerhard Rohlfs, gab Übersetzungen von Werken Andersens, Emersons sowie Dich tungen heimischer Schriftsteller heraus und ließ seit 1867 eine Mi niaturbibliothek klassischer Schriftsteller des In- und Auslandes erscheinen, in der u. a. Tegnsr, Björnson, Beranger, Longfellow, Scott, Schleiermacher vertreten waren. Dadurch stieg das An sehen und der Zuspruch der Buchhandlung immer mehr. 1859 genügten auch die Räume in der Martinistraße nicht mehr und so zog er noch weiter in die Stadt und ließ sich am 11. L. Frauen kirchhof nieder. In diesem Jahre gewann Kühtmann auch end lich die obrigkeitliche Genehmigung zum Verlagsgeschäft. Die neue Konzession, die ihm der Senat am 29. Juli 1859 für den Sortiments- und Verlagsbuchhandel sowie für den Kunsthandel erteilte, verpflichtete ihn nicht mehr, sein Geschäft als »C. Schüne- manns Buchhandlung« zu führen. Kühtmann war darüber sehr erfreut und nannte nun von 1860 an sein Sortiment »I. Küht- manns Buchhandlung«, den Verlag hatte er seit 1847 schon unter der Firma »Kühtmann L Co.« geführt, um Verwechslungen mit dem Verlag von Schünemann zu vermeiden. 10 Jahre stand Kühtmann noch seiner Firma vor, seit 1867 unterstützt durch den Prokuristen Henricus Jacob Fischer. Am 30. Juni 1869 starb Kühtmann und die Firma ging an die Witwe über, die 1870 Fischer zum Teilhaber machte. Als 1881 Kühtmanns Sohn Gerhard seine Ausbildung im Buchhandel beendet hatte, schied Fischer wieder aus, übernahm aber den Verlag Kühtmann L Co. in eigenen Besitz. Das Sortiment behielt Frau Kühtmann, die ihrem Sohn Prokura erteilte und ihm die Führung des Geschäftes übertrug. Gerhard Kühtmann zog es aber nach Dresden, und er veranlaßte deshalb seine Mutter, das väterliche Geschäft am 26. März 1885 zu verkaufen. Er gründete selbst in Dresden einen neuen Verlag, die heute noch bestehende Firma Gerhard Kühtmann. Die Buchhandlung am U. L. Frauenkirchhof hatte Gustav Winter' gekauft, der sie zunächst unter Hinzufügung seines Namens und seit 1895 als »Gustav Winters Buchhandlung« weiterführte. Durch den öfteren Besitzwechsel seit dem Tode Kühtmanns war die Firma heruntergekommen und so war es nun für Winter kein leichtes, sie wieder zu Ansehen zu bringen. Doch Winter war vermögend, hatte eine langjährige Erfahrung 1054 im Beruf und auch gründliche Platzkenntnis, die er sich in ^jäh riger Tätigkeit in Bremen, zuletzt als Teilhaber Ed. Hampes, seines einstigen Lehrherrn, erworben hatte. Selbst Liebhaber und Kenner der schönen Literatur, gab er dem Geschäft bald ein persönliches Gepräge. Seine große Belesenheit und sein sicheres Urteil machten ihn zum Berater seiner Kunden, sodaß sich sein Laden und der von ihm ins Leben gerufene Zeitschriften- und Bücherlesezirkel bald des wachsenden Zuspruchs der gebildeten Lesewelt erfreuen konnte. Winter hatte das erreicht, was Schüne- mann vergebens versucht hatte und Kühtmann nie ganz durch setzen konnte: Die Firma stand im Dienste nur des guten Buches. Der Erfolg blieb nicht aus, die Jahresumsätze stiegen auf das Mehrfache und Winter konnte nun auch das Berlagsgcschäft auf nehmen. Neben Gelegenheitsschriften gab er hauptsächlich neu- sprachliche und technische Lehrbücher heraus. Nach 22jähriger erfolgreicher Tätigkeit entschloß sich Winter, nur noch den Ver lag zu führen, das Sortiment dagegen abzugeben. Franz Quelle, der mehrere Jahre bei Winter tätig gewesen war und seit dieser Zeit in freundschaftlichen Beziehungen zu ihm stand, übernahm gern das blühende Sortiment. Er ist vom 15. August 1907 bis 1914 Besitzer gewesen. Sein rastloser Fleiß, seine persönlichen liebenswürdigen Eigenschaften, gediegene Be rufskenntnisse auf allen Gebieten und id-ie bei der Leitung einer Filiale von Weitbrecht L Marissal gesammelten reichen Erfah rungen brachten neuen Schwung und neuen Unternehmungsgeist in das Geschäft. Er verlegte es nach der Bischofsnadel 12 und führte es dort unter dem Namen »Gustav Winters Buchhand lung, Franz Quelle«. Neben der allgemeinen Pflegte er auch wieder mehr die wissenschaftliche Literatur, ferner erfuhr der Schulbuchhandel infolge der Vermehrung höherer Schulen größere Ausdehnung. Die Geschäftsräume wurden daher wiederum zu eng, sodaß 1912 in das weiträumige Heim Am Wall 161 umgezogen wurde, in dem sich die Firma auch jetzt noch befindet. Die regen Beziehungen Quelles zu Schulen und Behörden ließen in ihm den Wunsch aufkommen, eine Lehr mittelanstalt zu errichten. Um der weiteren Ausdehnung des Aufgabenkreises gerecht zu werden, gewann Quelle in seinem Schwager, Herrn Arthur Geist, einen Teilhaber. Dieser trat am 1. April 1913 in die Firma ein, hob am 21. Juli d. I. die Bre mer Lehrmittelanstalt Franz Quelle aus der Taufe und begann auch mit dem Versand nach dem Auslande. Da brach der Weltkrieg aus und brachte alles ins Stocken. Die Firma, bei der noch vieles im Werden war, wurde in ihren Grundfesten erschüttert. Franz Quelle rückte ins Feld und kehrte nicht wieder heim, er fiel am 21. November 1914 als Offiziers stellvertreter im Osten. Die verwaiste Buchhandlung ging am 1. Mai 1915 ganz in den Besitz von Herrn Arthur Gei st über, der sie unter der Firma Gustav Winter's Buchhandlung, Franz Quelle Nachf. weilerführt. Der Krieg machte manche Umstellung im Betrieb nötig. Die junge Lehrmittelabteilung mußte zeitweise ganz stillgelegt werden, da den Schulen die Mittel zu Anschaffungen fehlten, der Absatz wissenschaftlicher Werke ließ sehr nach, der Verkauf nach dem Auslande ging sehr erheblich zurück, wuvde außerdem durch strenge Zensur-Vor schriften stark behindert. Deshalb wurde der Vertrieb schöner Literatur wieder stärker bevorzugt und durch die Versorgung von Heer und Marine mit Lesestoff ein gewisser Ausgleich er reicht. Noch schwieriger gestalteten sich die Geschäfte während der Inflation. Um sich von den ständig wachsenden Unkosten zu ent lasten, schloß sich Herr Geist mit den übrigen Bremer Buchhänd lern im Frühjahr 1919 zusammen und gründete die »Hanseatische Buch- und Zeitschriftengesellschaft m. b. H.«, der die Bremer Buchhandlungen den Verkauf und Vertrieb der Zeitschriften über trugen. Im selben Jahre gliederte Herr Arthur Geist seinen Lesezirkel der »Bremer Lesezirkel G. m. b. H.« an. Durch diese Maßnahmen wurden Kräfte frei, die für die eigentlichen Aufgaben des Betriebes verwandt werden konnten. Gleich nach dem Kriege hatte die Firma eine Antiquariats-Abteilung eingerichtet, die bald an Bedeutung gewann, sodaß sie über die vorhandenen Räume hinauswuchs und vom Hauptgeschäft abgelöst werden mußte. Gemeinsam mit der Firma Franz Leuwer und Herrn
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