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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1921
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- 1921-06-02
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- 02.06.1921
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Redakttoneller Teil. ,V 126, 2, Jmtt 1921, Aus leicht erklärlichen Gründen zeigt sich im Volke ein gewisser Widerwille gegen jede weitgehende Umänderung im Schriftwesen, und an maßgebender Stelle trägt man dieser Mißstimmung Rech nung und erklärt zur Beruhigung, daß der Umgestaltung enge Schranken gezogen werden sollen; man mutz dabei an Re formen denken, wie sie vor 20 und 40 Jahren durchgeführt wurden. Zweck dieser Zeilen ist es, mit aller Entschiedenheit vor der Verwirklichung dieses Vorhabens zu warnen, hoffentlich nicht wiederum vergebens, wie vor 20 Jahren. Ich tue es aus wis senschaftlichen Gründen, unserer Schule zu Liebe und nach reif licher Überlegung. Sache der Lehrerschaft, der Elternräte, der Buchhändler und Verleger ist es, auch von ihrem Standpunkte aus Einspruch zu erheben. All die Abänderungen in unserer Schreibart haben bisher nicht den geringsten Nutzen gebracht. Zwei Vorteile hatte man in Aussicht gestellt: erstens eine tüchtige Schulung des Geistes, zweitens eine große Zeitersparung. — Die Lautschrift ist in der Tat vorzüglich geeignet, den Geist zu schulen, nicht aber die jetzt in unserer Schule gelehrte Schreibung, welche genau wie die frühere Schreibweise ans Willkür, Spitzfindigkeiten, Wider sprüchen, Scheingrllnden, auf Irreführung und Trugschlüssen aufgebaut ist. Als hauptsächlichsten Nutzen versprach man sich eine gewal tige Ersparung an Zeit, die man mit Recht von der Lautschrift erwartet. Die deutsche Sprache besteht aus 40 Sprachlauten, für welche die Lautschrift 40 Buchstaben erfordert. Diese kann das Schulkind in 40 Wochen seinem Gedächtnis mühelos ein- prägen. Es kann nun jedes Wort seiner Muttersprache lesen, langsam, weil die Übung fehlt, aber mit voller Sicherheit; es kann diese Wörter auch mit gleicher Sicherheit niederschreiben, wenn sie, Silbe für Silbe, ihm vorgesagt werden. Es gibt keinen Gelehrten, der im Lesen und Schreiben die gleiche Sicherheit ausweist, solange unsere amtliche Rechtschreibung maßgebend ist. Da die Lautschrift keine Regeln benötigt, wird im Unter richt viel Zeit gewonnen. Ganz anders unter den gegenwärtigen Schulverhältnissen, auch nach den genannten Reformen. Eine Fortsetzung derselben steht zurzeit in Aussicht; jede zweckdienliche Abänderung kann dabei ausgeschlossen bleiben. Wenn das ge schieht, haben wir in 40 Jahren und in 400 Jahren die ganz gleiche Rechtschreibung, und auch iir 4000 Jahren kann das erstrebte Endziel nicht erreicht werden, wenn die einzige Ände rung, welche der Lautschrift vorarbeitet, auf die versuchte, aber mißlungene Ausmerzung des C beschränkt bleibt. Die Reformen erstrebten auch ein zweites Ziel: Einheitlich keit im Schrifttum. Bis zum Jahre 1809 hatte man eine preußische, eine bayrische, eine badische usw. Rechtschreibung. Seit 1901 gibt es nur noch eine einheitliche deutsche Recht schreibung im ganzen Sprachgebiet. In den Schulen von Sachsen, Österreich, Hessen-Darmstadt müssen genau die gleichen Fehler gemacht werden, trotzdem darf diese Einheitlichkeit als Gewinn betrachtet werden. — Ob sich in den Aufsätzen der Schüler gegenwärtig größere Einheitlichkeit der Rechtschreibung vorfindet, als etwa vor 60 Jahren, bezweifle ich. Die öfters wiederkehrenden Redewendungen des Regelbuches: -man darf auch so schreiben, man schreibt ebensogut, man schreibt besser u. dgl. berechtigt zu diesem Zweifel. Wer durch die Straßen von München wandert, trifft immer wieder das verfemte C, wohl fünfmal häufiger als die amtlich richtigen Z und K: Cafö, Cacao, Chocolade, Arac, Cigarren, Circus usw. Bezüglich der Richtigkeit haben die Reformen vollständig versagt; die Einheitlichkeit ist in sehr beschränktem Maße ge wonnen worden. Stufenweise sollten die unrichtigen Schreibformen durch richtige ersetzt werden. Das ist bisher nicht geschehen. Die Wörter, die jetzt besser geschrieben werden, lassen sich an den Fingern der linken Hand herzählen; Verschlechterungen sind hin- gegen sehr zahlreich: 1., ob die Beseitigung des Hauptlautes h eine Verbesserung ist, oder das Gegenteil (bei Tor, Ton, Tau usw.), will ich unentschieden lassen; 2., bis 1900 galt »Epheu» als richtig trotz der sechs darin befindlichen Verstöße gegen die lautrichtige Schreibung. Seit 1901 muß man -Efeu- schreiben,: 762 da sind zwei Fehler weniger, wir haben also eine Verbesserung; 3., früher schrieb man Aichamt, fünf Fehler in der ersten Silbe, jetzt schreibt man Eichamt, das sind sechs Fehler, also eine Ver schlechterung; 4., vor der Reform schrieb man zumeist iren; die Einschiebung eines Tehuungs-e ist gegen die Aussprache, eine Verschlechterung; 5., die neue Schreibweise wie bak-ken, dik-ken ist noch weniger gut als backen, dicken; 6., die Verdoppe lung des n in Gräfinnen usw. ist sicherlich unberechtigt, ebenso des s in Atlasse u. dgl.; 7., für das harte, stimmlose S gab es Wohl 20 Schreibformen, aber keine einzige sichere Kennzeich nung des Weichen S. Statt eine solche zu bieten, schuf die Ortho graphiekommisston zwei weitere unrichtige Bezeichnungen für das harte S, z. B. in Preußen: Solche Ände rungen führen nicht zur Lautschrift. Jeder Verbesserung stehen mindestens 25 Verschlechterungen gegenüber. Wer sich die Mühe nimmt, nachzuprüfen, wird finden, daß die Rechnung stimmt. Die Wetterführung einer derartigen Reform ist kaum ratsam. Die Reformversuche haben großen Schaden angerichtet. In meinen Augen besteht der größte darin, daß sie eine gewaltige Voreingenommenheit gegen die Laut schrift hervorgerufen und ihrer Einführung die größten Schwierigkeiten bereitet haben. Schüler und Lehrer hatten die nutzlose Mühe des Umlernens, statt der bisherigen falschen Schreibung mutzten sie neue unrichtige Schreibungen dem Gedächtnisse einprägen. Ein weiterer Scha den besteht darin, daß die Neuordnung in all unfern Schriftwerken, Sammelwerken, Wörterbüchern usw. eine große Unordnung mit sich brachte und sie zum Teil entwer tete. Eine volle Entwertung trat im Jahre 1880 und 1901 bei den Schulbüchern ein. Nach Zeitungsberichten erlitten die Ver leger und Buchhändler Verluste, die in die Millionen gingen; noch mehr Grund zu kla gen hatten solche Eltern, von denen meh rere Kinder die Schule besuchten. Jetzt unserm verarmten Volke die gleichen Opfer zuzumuten, noch dazu ohne irgendeinen Vorteil zu bieten, kann keine Behörde ver antworten. Der Vorschlag der Minderheit ist unbedingt zu verwerfen. Aber das Gutachten der Mehrheit?! Die Einführung der Lautschrift ist eine Tat von weltgeschichtlicher Bedeutung, von unermeßlichem Nutzen. Doch kann von einer sofortigen Einführung keine Rede sein. Zuvor müssen die erforderlichen Vorarbeiten angefangen und vollendet werden. Man mutz sich darüber klar werden, daß diese wirkliche Neuordnung einen Zeitraum von kaum weniger als drei Menschenaltern beansprucht. Es ist hier nicht der Platz, auseinanderzusetzen, wie der alte Bau allmählich abgetragen, wie der Neubau, Stockwerk nach Stockwerk, aufgeführt werden kann. Vom in- und ausländischen Papiermarkt. Von S. Hei n. Der Kampf um die Zeitungspapicrprcise Es ist bei dieser Frage zunächst zu berücksichtigen, das; die Rege lung des Preises nicht nur für Zeitungspapier in Betracht kommt, das zum Druck für Tageszeitungen verwandt wird, sondern auch die Bücher- und Zeitschriftenverleger haben ein ganz erhebliches Inter esse an der Senkung der Druckpapierpreise. Ningt doch ein Teil der Fachpresse ebenso um seine Existenz wie viele kleinere Zeitungen. Man kann cs deshalb nur zu gut verstehen, wenn jüngst an den Wirtschasts- politischen Ausschuß des Reichstages eine Anfrage gerichtet wurde, in der es heißt: Auf einer kürzlich stattgefundenen Konferenz der Fach presse Deutschlands erklärte ein Vertreter der Neichsrcgierung, daß die Bedeutung der Fachpresse heute von sämtlichen Behörden richtig ge würdigt werde, und daß die Fachpresse daher auf weiteste Unterstützung der Neichsrcgierung rechnen dürfe. Durch die Verhältnisse auf dem Papicrmarkte, insbesondere durch die neuerdings vom Verband Deutscher Druckpapierfabrikantcn beabsichtigte bedeutende Preiser höhung wird der Bestand der Fachpresse gefährdet, und die Interessen des Gewerbe stand cs werden schwer geschädigt. Ist die Reichs-- regierung bereit, Maßnahmen zu treffen, um diese Mißstände zu be--
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