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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1928
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- 1928-09-15
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- 15.09.1928
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216, 15. September 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d Dtschn. Buchhandel. aus öem Liederkranze des unsterblichen Meisters dem Tiefsten meiner Seele«. — Kaum ein Jahrzehnt nach dem Erscheinen dieses schönen Buches zeichnete des »Tondichters Franz Schubert« Leben Neinh Edmund Hahn in seinen »Bildern aus der Dichter- und Künstlerivelt« (Leipzig, Hnr. Matthes 1870). Ohne besonders in das mensch liche Wesen des Liederfürsten einzudringen, teilt Hahn in seinem Werke dessen rein äußerliche Lebensumstände in einer auffallend an spruchslosen Art mit. Man erfährt auch von des Italieners Salieri Widerstand gegen den begabten Zögling im Konvikt, man liest über die Entstehungsgeschichte des lieblichen Morgenständchens »Horch, horch die Lerch«, über des Komponisten Reisen nach Oberösterreich und Salzburg und sein rastloses Schaffen und zuletzt von der andauernden Melancholie Schuberts und seiner langen Krankheit. — In dem Ro man »Kllnstlerleben« von Ferdinand Hitler (Köln, Du Mont-Schau berg 1880), in dem das tragische Geschick des musikalischen Titanen Ludwig van Beethoven zu Herzen gehend geschildert wird, hat der Verfasser auch dem Beethoven-Enthusiasten Franz Schubert ein Denk mal gesetzt. Dieses vortreffliche Buch berichtet vom Reifen tiefer Künstlerseelen in Freuden und Leiden, im Hoffen und Entsagen, und gewährt dem Leser Erhebung und Erbauung. Wenig Gutes läßt sich von den musikalischen Novellen »Im Schatten des Lorbeers« von Johanna Baltz (Paderborn 1892) und »Seelenkämpfe« von Anna Huber-Cador (Charlottenburg 1907) sagen. — Als reife Arbeiten sind anzusprechen die biographischen Erzählungen »Ein Liederfürst« von F. Neidhardt (Wien, Pichlers Witwe L Sohn 1897; 2. Ausl. 1906). — »Drei große Tondichter: Karl Maria v. Weber, Franz Schubert, Felix Mendelssohn-Bartholdy« von Gustav Hocker (Glogau, C. Flemming 1903), sowie »Die großen deutschen Tondichter in Bildern« von A. R. Scheumann (Leipzig, F. Hofmeister 1908), in denen auch Franz Schubert uns nahegebracht wird. Es sind Scelen- bllcher, Zeitgemälde, die edelstes Menschen- und Künstlertum enthüllen. 1911 trat der österreichische Dichter Rudolf Hans Bartsch zum ersten Male mit seinem damals noch in falscher Beleuchtung geschauten Schubert-Roman »Schwammerl« (Leipzig, Staackmann) auf den Plan. Bartsch hat es verstanden, eine gefühl- und schaffensfrohe Zeit Wiens dichterisch ganz neu zu gestalten: Franz Schuberts letzte Lebens und Schaffensjahre und die ganze Tragik vergeblicher Sehnsucht nach Frauenliebe im »Dreimäderlhaus« auf der Karntnerbastei, wo der Glascrmeister Tschöll mit seinen Töchtern, Hederl, Heiderl und Hanncrl wohnte, werden uns anschaulich und treu vor Augen ge führt. Dieser Roman gehört darum auch zu den bekanntesten und am meisten gelesenen Büchern über Schubert, ja zu den erfolg reichsten Bucherscheinungen der letzten Jahre überhaupt. Ein Werk, das dem »Schwammerl« ebenbürtig zur Seite gestellt werden kann, ist »Grillparzers Liebesroman. Die Schwestern Fröhlich« von Joseph August Lux (Berlin, R. Bong 1912). Zwar wird Schubert in der Gegenüberstellung mit Grillparzer, der in ihm den Leidgefährten in tragischer Liebe erkennt, hier nur als Episodenfigur geführt; aber cs will uns scheinen, als sei der Titel dieses herrlichen Werkes viel zu sehr begrenzt, da es viel mehr gibt als eine bloße Liebesge schichte. Es ist ein Zeit- und Kulturbild ersten Ranges. Das lustige Wien der zwanziger Jahre steht in voller Lebendigkeit vor uns, das der Welt ihre hervorragendsten Musiker schenkte. Entstellte Liebesgeschichten und lauter Nebensächlichkeiten von Beethoven und Schubert werden auf den 609 Seiten des Schubert-Romans »Die Stadt der Lieder« von Martin Brussot (Leipzig, Tenienverlag 1913) erzählt. Gern verweilen wir dagegen bei der Lektüre des von bei nahe dramatischer Wirksamkeit sich zeigenden Romans »Johann Christof« von Romain Rolland (Frankfurt a. M., Rütten L Loening 1914), der auch Franz Schuberts »Lindenbaum« behandelt. Später hat noch einmal Thomas Mann in seinem »Zauberberg« (1924) dieses unvergleichlich schöne Schubert-Lied mit verquickt. Nach seinem wohlgclnngenen Grillparzer-Roman, in dem auch Schubert und sein Freundeskreis auftritt, schenkte uns Joseph August Lux im Jahre 1918 einen eigenen Schubert-Roman »Franz Schuberts Lebenslied« (Leipzig, Grethlein L Co. 1915), der in vollster Klarheit das zart tragisch angehauchte Seeleubild des Tonkünstlers spiegelt. Es ist ein Roman von Freundschaft (Schubertianer!), Arbeit und ringendem Künstlertum, der uns den echt wienerischen Schubert auf der Höhe seines Könnens zeigt und bas Geschick dieses großen Menschen mit allen erfüllten und unerfüllten Sehnsuchtswiinschen schildert. Wäh rend der Zeit des Weltkriegs, die zur Aufrichtung des deutschen Gemüts namentlich auch guter Literatur bedurfte, erschienen in rascher Folge auch einige Schubert-Romane, die in erfreulicher Weise mit zum Teil glänzender Sprachkunst auf deutsche Art und deutsches Wesen zurückführten. Zu diesen Werken rechnen wir Friedrich Huchs musikalischen Roman »Enzio« (Straßburg u. Leipzig, I. Singer 1916), die »Schubertiaden« von Matthilde Weil (Wien, P. Philipp 1917), den Roman »Irene« von Ernst Ludwig Schellenberg (Berlin-Lichter felde, H. Bermühler 1918), in dem der Verfasser warm für Schubert eintritt und alle diesem von sensationslüsternen Biographen ange dichteten Charakterhäßlichkeitcn widerlegt. Erheiternd wirkt der Wiener Roman »Nanni Gschaftlhuber« von Anna Hilaria von Eckhel (Breslau, Korn 1919). Der Komponist tritt in diesem Buche zwar nicht als Hauptheld auf, sondern wird nur nebenher geschildert; wer aber so recht von Herzen lachen will und zugleich innere Er hebung sucht, der greife nach dem Werk, das ihn in das alte, für den liederreichen Musiker und seine frohen künstlerischen Weggenossen begeisterte Wien einführt. Um ein Schubert-Lied herum bewegt sich die Novelle »Vorüber« von E. Castello (St. Pölten, I. G. Sydy 1920) . Hier handelt es sich um eine St. Pöltener Schubertiade, von der eine kleine Auflage in ein kostbares Gewand gekleidet als bibliophiler Druck erschien. — Nur eine Episodenrolle spielt Franz Schubert auch in dem Kongreßroman »Der Liebe und des Ruhmes Kränze« von Marie Eugenie Delle Grazie (Wien, Wiener literar. Anstalt 1920). Schon mehrere Jahre zuvor trat diese Dichterin mit ihrer Novelle »Schubert-Lied« (Neue Freie Presse, Dezember 1909) hervor, in der sie aus öem Liebesverhältnis zwischen Therese Grob und Schubert nachwies, daß kein Leib unerträglicher sei als getäuschte Liebe. — Anmutsvoll ist die Skizze »Abend in Zseliz« im Novellenband »Schloßtheater« von Vicki Baum (Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt 1921) , in der manches Artige über Franz Schuberts Tanzmusik ge sagt wird. — Humorvoll sind die Biedermeiergeschichten der Hella Hofmann (Wien u. Leipzig, Barth 1921). Die darin enthaltene Novelle »Blonde Komtesse« berichtet über ein amüsantes Erlebnis Schuberts bei den Esterhazys auf Schloß Zseliz. In den bei Schuster L Löffler in Berlin herausgekommenen »Profilen und Phantasien« von Hans Teßmer erfahren wir Einzelheiten über die Uraufführung der komischen Oper »Die Zwillingsbrllder« am Wiener Kärntner tortheater. Es wird uns ferner die nach der Opernaufführung er folgte Zusammenkunft der Schubert-Freunde Hüttenbrenner, Moritz von Schwind, Schober, Spann, Eduard von Bauernfelö und Vogl im Lenkays-Gasthaus und in Schobers Wohnung geschildert, wo die »Schubertianer« bis in den Hellen Tag hinein singen und musizieren. — Eine Komposition des Meisters, nämlich den ersten Satz des O- Dur-Quartetts, behandelt auch die »6-Dur-Kammernovelle« von Karl Gjellerup (Leipzig, Quelle L Meyer 1922). — Zur gleichen Zeit brachte Rudolf Kraus eine niedliche Schubert-Skizze in seinen bei C. H. Beck erschienenen »Schicksalstagen deutscher Dichter«, während aus den bereits 1855 veröffentlichten »Musikalischen Märchen« von Elise Polko der Leipziger Verlag I. A. Barth eine Auswahl in einem Bande veranstaltete. Es sind Erzählungen aus dem Leben unserer größten Tonkünstler, die in ihrer anheimelnden Art alle Leser fesseln. — Mit besonderer Freude wird das Jungmädchenbuch »Das Haus am Park« von Adele Elkan (Stuttgart, K. Thienemann 1926) ge lesen werden, in dem neben Goethe, Mozart, Beethoven und anderen Prominenten der Zeit um 1800 auch Franz Schubert auftaucht. Anspruchsvolle Stille und die Fröhlichkeit längst verklungener Tage schweben über diesem köstlichen Werke, in dem alles durchleuchtet ist mit einer warmen Liebe, daß die darin enthaltenen reichen Ge danken noch lange nachklingcn müssen. — Im Jahre 1927 erschienen »Jean Casson: Schloß Esterhazy« (Wien, I. Herz <L Cie.), ein Ro man über Beethoven, Schubert und Diabelli und »Emil Hadina: Götterliebling« (Leipzig, Staackmann), nach dem die Dichter Hauff und Wilhelm Müller »ihr Glas auf den Wundermann des Liedes Franz Schubert« erheben. — Wir greifen nun zu den neu geschrie benen Schubert-Romanen des Gedächtnisjahres! Obenan steht da »Schuberts Lebcnsroman« von Ottokar Janetschek (Wien, Amalthea- Verlag). Dieses Buch möchten wir als ein liebcspendendes Gedenk- nnd Geschenkwerk bezeichnen, das als ein würdiges Mal für »Deutsch lands Nachtigall« Geltung behalten wird. Es schildert nicht den Franz Schubert des Dreimäderlhauses, nicht den Biedermeiersänger der kunstliebenden und lebensfrohen Kaiserstadt leichthin, sondern den Helden Franz Schubert im Kampfe mit seinem Schicksal und den Kleinheiten des Alltags: er steht greifbar vor uns, um in unserem Herzensschrein für immer zu verweilen. — Wer hinter das Ge heimnis der wahren Liebe des unvergleichlichen Liedersängers kom men will, der greife nach dem noch in vorgerückter Stunde des Schubertjahres herausgekommenen schönen Buch »Franz Schuberts letzte Liebe« von Viktor Trautzl (Reutlingen, Enßlin <L Laiblin). Noch einmal versetzt es uns in jene Zeit zu Steyr und Wien, wo der Liedgewaltige, der trotz seines tragischen Geschicks Göttliches durch seine Kunst der Welt geschenkt hat, im Kreise treuer Freunde glücklich war und seine letzte große Liebe fand, die ihn bis ins Innerste erschütterte. 1025
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