Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.11.1928

.V 270, 20. November 1928. Redaktioneller Teil. sind nur italienische, spanische und französische Bücher ausgezählt, während eine interessante Gruppe deutscher Schreibvorlagen be arbeitet ist in Leberecht, Franz. Die sächsischen Tchrcibmeister im 17. und 18. Jahrhundert. Leipzig und Berlin 1025. quer-8" Mit 14 Tafeln, und für die Kenntnis der englischen Kalligraphie ist wichtig kl a s s e x, KV i 11 i 3 m. Ide orißin 3n<1 proßi-688 ok lettei-8 . . . celedratsd Lngli8li penmen, ^vitti tkc titl68 and cki3i'3ct6i-8 ok tlis dooÜ8 tke^ Ü3V6 publi8k6d. London 1763. 8° klit 1 lakel und 5 LI. Tabellen. Ganz hervorragende Schreibkünstler hat auch Spanien hervorge bracht. Uber sie und ihre Werke unterrichten sehr gut liico ^ Linoba 8, Manuel. viccionario de c3Ußr3ko8 por Üukino Llaneo. Kladrid 1903. 8° Öotarelo ^ klori, Lmilio. viccionario bioZrükieo ^ didlio- gräkieo de c3li8i3ko8 68p3nol68. kladrid 1913, 1916. 8" 2 kde. mit je 101 l'akeln. Wenn auch nicht dem Ornamcntstich zugehörig, doch eng mit ihm verknüpft sind die Darstellungen der Tracht als Stilisierung der menschlichen Gestalt durch die Form der Kleidung, mögen sie sich nun auf Blättern oder in Büchern befinden, die über die Mode ihrer Zeit berichten oder Entwürfe neuer Kleiderschöpfungen bringen. Die reichste Sammlung solcher Bücher und Bilder ist in der ehemals Frei- herrlich von Lipperheideschen Kostümbibliothek vereinigt, von ihrem Gründer, dem Verleger der Modenwclt, im Jahre 1900 dem preußi schen Staate geschenkt und dann später in dem Gebäude der Staat lichen Kunstbibliothck zu Berlin ausgestellt. Der Katalog der Freiherrlich von Lippe r Heide schen Kostümbiblio thek. Berlin 1896—1901, 1901—05. 4° 2 Bände mit Textbildern enthält nicht nur bibliographisch getreue Titelausnahmen, sondern auch Inhaltsangaben, kritische Bemerkungen und Bildbcigaben in reichem Maße. Er ist ziemlich die einzige Quelle für die Kenntnis dieser Literatur. Nur für die Anfänge der Trachtenbücher sei ver wiesen auf D ö g e, Heinri ch. Die Trachtenbüchcr des 16. Jahrhunderts. 8" In: Beiträge zur Bücherkunde und Philologie, August Wil- manns gewidmet. Leipzig 1903, und für französische Unisormbilder aus s0l3 886 i-, o.j Oo8tum68 milit3ir68. Eatalogue d68 princi- 4 knidiZen laksln. Der Katalog der Lipperheideschen Bibliothek verzeichnet nicht allein die Bücher, die sich auf die Tracht im gewöhnlichen Leben und bei festlichen Gelegenheiten beziehen, sondern berücksichtigt auch das Beiwerk der Kleidung, wie Waffen, Stöcke, Schirme usw., ferner die Betätigungen des Menschen beim Spiel, Tanz, Fechten, Reiten u. a. Die soeben erwähnte, umfangreiche Literatur über Krönungen, Einzüge, Hochzeiten und andere Freudenfeste sowie Trauerfcierlichkeiten ist in dem Katalog der Kunstbibliothck zu Berlin ebenfalls gut ver treten. Diese Festberichte — auch Einzelblätter gehören zu ihnen — schließen sich, sofern in ihnen die Tracht der Mitwirkenden be schrieben oder abgebildet wird, den Kostümwerken, sofern die bei solchen festlichen Gelegenheiten üblichen Ausbauten behandelt werden, den Architekturwerken an. Ein Verzeichnis von 353 Büchern über Festlichkeiten in den europäischen Ländern und in Mexiko gibt u. a. V i n e t, L ln 6 8 t. Liblio^rapliie motbodicius et I3i80nnee de8 b63ux-3rt8. ?3ii8 1874—77. 8° Lief. 1, 2 smedr nickt er- 8ekienenj. Einzelblättcr mit Darstellungen von Trachten und Festlichkeiten, die in dem Lipperheideschen Katalog nicht ausgenommen sind, findet man zeitlich geordnet in großer Reichhaltigkeit in Drugulin, W. Historischer Bilderatlas. Verzeichniß einer Sammlung von Einzelblättern zur Eultur- und Staatengeschichte vom 15. bis in das 19. Jahrhundert. Leipzig 1863, 67. 8° 2 Bde. 1. Vorstudien. 2. Chronik in Flugblättern. Die Qrnamcntstichc im eigentlichen Sinne des Wortes reichen einige Vorlagenwerke im Empirestil, aber die dann folgende Zeit der rückwärts gewandten Kunstbetrachtung, der Stilunsicherheit und schließlich der Aufwärmung der alten Stilarten in der Kunst haben verhindert, eigenwillige Künstler zu Worte kommen zu lassen und haben den Qrnamentstich zu Grabe getragen. Es setzt dann dem Wesen der Zeit entsprechend die bibliographische Literatur über das bis dahin Geschaffene ein, und wir können mit Stolz fcststcllcn, daß der deutsche Anteil an dieser Kenntnisse und Geduld voraussctzcndcn Arbeit ein starker ist. Dagegen hat die Veröffentlichung von archi tektonischen Werken, von Borlagcbüchcru für weibliche Handarbeiten, von Schreibvorlagen und von Trachtenwcrken im 19. Jahrhundert keine wesentliche Unterbrechung erlitten. Neue Musenkinder der Zunft. Von Kurt L o e l e. Wenn man die Erscheinungen des Büchermarktes, deren geistige Urheberschaft aus Berufsgenosseu zurückzusühren ist, verfolgt, so muß man immer fürchten, sich des öfteren mit Dilettanten ausein anderzusetzen. Um so größer ist die Freude, wenn, wie im Rach stehenden, durchweg Werke gewürdigt werden können, deren ernst Haft literarische Bedeutung feststeht, und die deshalb auch die beson dere Beachtung des Sortimentsbuchhandels verdienen. Franz Arno Kalklösch gehört dem Vcrlagsbnchhandel seit nahezu 25 Jahren au und ist zur Zeit Leiter des Verlages von Oskar Meister in Werdau. Unter dem Pseudonym Arno Franz hat er in diesem Verlag den Bauernroman Sohr, der Knecht (8°, 220 S. Ladenpreis in Ganzleinen geb. NM 4.50) und die in einem Bande vereinigte Nomantrilogie Mata Hari (8°, 432 S., Ladenpreis in Ganzleinen NM 6.—) veröffentlicht. Im Mittel Punkt der Handlung des ersten Buches steht der ehemalige Gutsbesitzer- Sohr, der, ein tüchtiger Landwirt, als Opfer seiner Hilfsbereit schaft für andere mittellos von Haus und Hof getrieben wird. Seine Ehrlichkeit und Tüchtigkeit lassen ihn schließlich die erneute Selb ständigkeit als Landwirt gewinnen. Wie Arno Franz erzählt und und alles Geschehen mit unverminderter Spannung verfolgen läßt, das ist im besten Sinne volkstümliche Erzählungs k u n st. Noch stärker fesselt unsere Aufmerksamkeit die Nomantrilogie »Mata Hart«, weil der Anlaß ihrer Entstehung einen wesentlich politi schen Beigeschmack hat. Wie allgemein bekannt, ist das Schicksal der als Spionin erschossenen Krankenschwester Edith Eavell von unseren früheren Kriegsgegnern zum Gegenstand eines Tendenz films gemacht worden. Daß man auf der anderen Seite mit Epio- ninncn nicht anders verfahren ist, zeigt dieses Buch, das den An spruch erhebt, ein historisch getreues Lebensbild der Tänzerin Mata Hart zu fein, die am 15. Oktober 1917 von den Franzosen in Vin- cennes bei Paris als Spionin erschossen worden ist. Das Buch, interessant und spannend, wird auch verwöhnte Leser befriedigen. Schon einmal war Gelegenheit, aus Paul Hennings, den Leiter der Büsch-Buchhandlung in Hamburg, als den Interpreten plattdeutschen Humors hinzuweisen. Sein neuestes Werk heißt: Mit Verlöw, sä de Bur . . . En prallen Sack null Burn- snack, opsammclt vun Paul Hennings, Biller vnn Adolf Erhorn (511.-8°, 44 S., Hamburg 1928, »In Verlag 1>i Köhler L Krüger«, Ladenpreis kart. NM —.90). Es ist dies eine köstliche Sammlung von Redensarten aus dem Bauernleben, oft derb, immer aber tref fend und kernig, wie z. B.: »Dor hebbt wi Gotts Wurd swatt op witt, sä de Bur, do kccm de Paster opp'n Schimmel an'. »All tein, sä de Kegeljung, da leg he mank de Kegeln'. Ein Buch, das zweifellos in diesem Jahre eine nicht unbe deutende Nolle als Weihnachtsbuch spielen und auch sonst seinen Platz auf dem Markte behalten wird, ist Tiere sehen dich an, von Paul Ei pp er, mit 32 Bildnisstudien nach Originalaus nahmen von Hedda Walther (Gr.-8°, 164 S., Berlin 1928, Verlag von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen), Ladenpreis in Ganzleinen geb. NM 8.50). Der Verfasser, Vorstandsmitglied des Verlags von S. Fischer in Berlin, zeigt sich als Tierliebhaber und Tier kenner in einer Reihe von fast alle Ticrgattungen, insbesondere die Insassen der zoologischen Gärten, Aquarien, Tierparks und Menage rien berührenden Darstellungen. Ein warmherziger Freund der ge samten Tierwelt spricht zu uns, der mancherlei Erfahrungen und Beobachtungen gemacht hat, die dem flüchtigen Besucher der Tier schauen fremd sind. Auch der Zoologe wird manches Neue in dem Buche finden, besonders in den Darstellungen über die Menschen affen, die Orangs und Gorillas. Von großem Reiz und in ihrer Art wohl einzig dastehend sind die 32 Bildbeigaben nach Origi nalaufnahmen von Hedda Walther, in denen — wohl erstmalig — die große Ausdrucksfähigkeit des Tiergesichts monographisch gezeigt wird. 1271