Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1934
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19340519
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193405192
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19340519
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
- Monat1934-05
- Tag1934-05-19
- Monat1934-05
- Jahr1934
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
x° 115, 19. Mai 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Wirtschaftsfragen des deutschen Musik verlages. Referat, anläßlich der Kundgebung des Deutschen Musikalien- Berleger-Bereins am 27. April 1934 in Leipzig erstattet von Di. Hellmuth von Hase- Leipzig. ' Herr Präsident, hochverehrter Meister!*) Meine Damen und Herren! Über das Thema meines heutigen Berichtes haben zunächst einige Meinungsverschiedenheiten bestanden. Erst sollte es lauten: »Soll und Haben des deutschen Musikverlags«. Das sah mir zu sehr nach Journalistik aus. Ich wollte als Thema stellen: »Wirt schaftliche Forderungen des deutschen Musikverlags«. Wir haben nun den höflicheren Mittelweg gefunden, und ich spreche daher ganz allgemein über Wirtschaftsfragen des deutschen Musik verlages. Tatsächlich wird es aber ein gedrängter Bericht über die Nöte, in denen sich unser engerer Berufsstand befindet und über die Vorschläge und Möglichkeiten für ihre Behebung. Betrachten wir zunächst den gegenwärtigen Stand unserer Einnahmequellen. Der Absatz an Musikalien im Inland ist um 50—70"/° zurückgegangen. Der seit Beginn der Arbeitsschlacht im Buchhandel merkbar gewordene leichte Aufschwung hat leider im Musikalienhandel noch nicht eingesetzt. Die Kaufkraft des für unseren Zweig in Frage kommenden Abnehmerkreises ist noch immer außerordentlich geschwächt. Die Haushaltpläne der staat lichen Institute, die für die Musikpflege in Betracht kommen, sind noch immer auf ein Minimum zusammengestrichen. Der Absatz au Musikliteratur für den Unterricht ist erheblich zurückgegan gen, da weiteste Bevölkerungskreise es sich vollständig abgewöhnt haben, ihre Kinder ein Instrument erlernen zu lassen. Eine Folge davon ist, daß die früher in den meisten deutschen Häusern übliche Hausmusik nur noch ganz selten anzutreffen ist. Kammer musik im Sinne der Klassik und Romantik ist so gut wie ausge- storben. Die aus der Jugendbewegung hervorgcgangene Eemein- schaftsmusik bildet nur einen schwachen Ersatz. Nicht geringer betroffen ist der Umsatz an ernster Konzertmusik. In den beiden letzten Kouzertwintern sind urheberrechtlich geschützte Werke von manchen Instituten überhaupt nicht, von anderen nur in spär lichem Umfange aufgeführt worden, und es ist einerlei, ob man sich dabei aus zu hohe Aufführungsgebühren oder auf die teueren Notenpreise berief. Ein häufig festzustcllender übelstand beruht darin, daß die Leiter von Kouzertinstituten einen Anreiz zur Wiedergabe eines zeitgenössischen Werkes nur darin erblicken, daß sie eine Uraufführung veranstalten können. Uraufführungen zu erzielen ist daher kein Kunststück. Es ist aber weiterhin zu be dauern, daß selbst erfolgreiche Werke sich nur eine oder zwei Spiel zeiten auf dem Programme der Konzertinstitute halten. Eine Wiederaufnahme wird regelmäßig mit dem Bemerken abgelehnt, daß das Werk ja erst vor drei oder fünf oder sieben Jahren am gleichen Orte aufgeführt worden sei. Glaubt man denn wirklich, daß der Hörerschaft ein Werk hinlänglich uahegebracht ist, wenn es ein einziges Mal erklingt und dann in die Versenkung gerät? Die Konzertleiter sollten sich mehr an ihre Erfolge erinnern und die erfolgreichen Werke in den nächsten Wintern wieder ihrem Publikum versetzen. Nur so schaffen sich die Konzertinstitute ein Repertoire wirklich zeitgenössischer Musik, mit dem ihre Hörer schaft vertraut ist. Die finanzielle Auswirkung einer solchen Pro grammpolitik wird nicht ausbleiben. Also fort mit dem Urauf- führungs- und Erstaufführuugsfimmel, der allen künstlerischen und wirtschaftlichen Erwägungen zuwider die Köpfe vieler Kon zertleiter beherrscht! Das in den letzten drei Jahrzehnten aufgekommene System des Verleihens urheberrechtlich geschützter Konzertwerke hat sich bewährt und manche Aufführung ermöglicht, für die der Ma terialankauf zu kostspielig gewesen wäre. Es entsprach zahlreichen von den Musikveranstaltern selbst geäußerten Wünschen, die auf den Dauerbesitz zahlreicher Werke gar keinen Wert legten. Es *> Anwesend war der Präsident der Reichsmusikkammer vr. Richard Strauß. 450 hat auch einen langwierigen Prozeß überdauert, der auf Grund eines Boykotts gegen den Verband Deutscher Chor- und Orche sterleiter geführt werden mußte. Der damalige Geschäftsführer dieses Verbandes und spiritrw rsetor der Boykottbewegung er freut sich jetzt der südlichen Sonne Italiens. Es war kein schlechter Witz, daß er sich als erstes Objekt für diesen Boykott ein Chorwerk des heute hier anwesenden Meisters ausgesucht hatte. Hinsichtlich der absatzschädigenden Wirkung der mechanischen Musik aller Art konnte man vor einigen Jahren noch den Stand punkt vertreten, daß diese Wirkung zum großen Teile aufgehoben werde durch die neuen Impulse und die praktische Arbeitsbeschaf fung, die die mechanische Musik (Rundfunk, Tonfilm, Schall platten) in ihrer Blütezeit mit sich brachte. Heute sieht dies Bild leider erheblich trüber aus. Die Anschaffungsmittel des Rund funks sind ganz erheblich beschnitten worden. Die Tonfilmindu strie, die in der ersten Zeit zahlreiche Abschlüsse über geschützte Werke zur Verwendung in Ihren Filmen tätigte, ist dazu übcr- gegangen, sich für ihre Zwecke ganze Werke in eigener Regie kom ponieren zu lassen, so daß ein Rückgreisen auf das Repertoire des deutschen Musikverlags zur Ausnahme geworden ist. Im Schall plattenwesen ist eine offene Krisis ausgebrochen. Die Umsätze an Schallplatten und damit die entsprechenden Einnahmen aus Li zenzen sind unerhört zusammengeschrumpft. Man mag dies viel leicht vom kulturellen Standpunkte aus nicht unbedingt be dauern -— in unserem Wirtschaftsetat reißt dieser Rückgang jeden falls empfindliche Lücken. Es wäre daher an der Zeit, wirksame Maßnahmen gegen ein weiteres Abgleiten der Plattenpreise zu treffen, da sonst kulturell wertvolle Platten überhaupt nicht mehr hergestellt werden können. Auch eine weitere Herabsetzung der von der Plattenindustrie zur Zeit gezahlten Lizenzsätze ist un tragbar. Dankbar würden wir es begrüßen, wenn entsprechend dem Gesetz vom 4. Juli 1933, die Vermittlung von Aufführungs rechten betreffend, ein ähnliches Gesetz für die mechanischen Rechte geschaffen würde, nach welchem die Ammre (Anstalt für mecha? nisch-musikalische Rechte) die alleinige Konzession erhielte, mecha nische Rechte zu vermitteln. Wir befürworten auch dringend die Erhaltung der bisherigen Gesellschaftsform der Ammre und ihrer Eingliederung in die internationale Einheitsfront der Ge sellschaften für mechanische Rechte, da andernfalls der deutsche Einfluß im Auslande auf diesem Gebiete geschwächt würde und überdies für die deutsche Wirtschaft Devisenverluste zu befürchten wären. Es sei bei dieser Gelegenheit auf die Gepflogenheit der deutschen Sender hingewiesen, von den Rundfunksendungen Schallplattenaufnahmen anzufertigen — insbesondere bei der Verwendung bevorzugter Dirigenten, Solisten und Orchester — und diese Schallplatten dann über den ursprünglichen Archiv zweck hinaus zu neuen Sendungen zu verwenden. Es muß frei ausgesprochen werden, daß hier die Errungenschaft der Tech nik zu eurem Mißbrauch an der lebendigen Kunstpflege geführt hat, der so bald als möglich abgestellt werden sollte. Der ohne Vorwissen des Deutschen Musikalien-Vcrleger-Vereins zwischen der Ammre und der Reichsrundfunk-Gcsellschaft getätigte Vertrag sollte zum nächsten zulässigen Termin beseitigt werden. Konnten wir sonach feststellen, daß die mechanischen Musik arten als Einnahmequellen stark zurückgcgangen sind, so ist doch die absatzschädigende Wirkung ihrer Existenz gegenüber der leben digen Musik erhalten geblieben. Die Zahl der Rundfunkhörer ist dauernd im Wachsen, und das menschliche Ohr hat sich in bekla genswerter Weise daran gewöhnt, zwischen den Tönen lebendiger Musik und den Klängen des Lautsprechers keinen allzu deutlichen Unterschied mehr zu machen. Hiergegen hilft das einzige Mittel, weitesten Volkskreisen möglichst gute lebendige Musik möglichst viel zu möglichst erschwinglichen Preisen nahezubriugen. Mehr und mehr mußte sich der Musikverlag, ebenso wie der Komponist, daran gewöhnen, mit den Einnahmen aus Auffüh rungsrechten für seinen Wirtschaftsetat zu rechnen. Die Verein heitlichung des Aufführungsrechtswesens in Deutschland durch Schaffung der Stagma ist daher von allen Seiten aufs wärmste begrüßt worden. Nach den zerstörenden Wirkungen eines dreißig jährigen Krieges hat dieser Westfälische Friede zweifellos allen Beteiligten wohlgetan. Die dauernde Erhaltung des im Vertei-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder