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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1934
- Strukturtyp
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- 1934-05-15
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1934
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seine Leistung und sein Streben über die Kraft des einzelnen hin ausgeht, mit den Standesgenossen zusammen das Gesetz, hinter dem die Macht steht, in Anspruch nehmen kann, um solchen Be strebungen zum Erfolg zu verhelfen, die im Interesse des Gesamt gewerbes liegen und dem Wohl der Volksgemeinschaft dienen. Deshalb aber komme ich um so lieber auf die Vorgeschichte der Beobachtungsstelle zu sprechen, weil hier deutlich gezeigt wurde, wie die ständische Gesetzgebung unserer Regierung zu er füllen ist: durch eigene Leistung des Gewerbes, die in der Kam mer ihre lebhafte und erfolgverbürgende Unterstützung findet. Kein einziger in der Kammer hat den Ehrgeiz, durch eine Reihe von Verordnungen und Vorschriften zum äeus ex irmetnim für den Buchhandel zu werden. Es soll aber auch keiner erwarten, daß sich die Kammer plötzlich in einen solchen verwandelt. Es soll vielmehr so sein — und dafür zu wirken, möchte ich Sie bei dieser Gelegenheit bitten —, daß sich das Gewerbe im Hinblick auf seine Aufgabe: die Kulturvermittlung, zusammenfindet zu gemeinsamer Arbeit an Fragen, zu deren Lösung die Kraft des einzelnen nicht ausreicht. Der einzelne soll nach seinem Vermögen und Können unbeschränkt arbeiten. Es gibt aber eine Grenze des eigenen Ver mögens, jenseits welcher gemeinsames Vorgehen notwendig wird und das Einzelgehen Schädigung der Berufsidee bedeutet. Gerade im Buchhandel ist der Konkurrenzkampf oft so hart, daß diese Grenze übersehen wurde. Heute müssen wir sie wieder sehen und achten lernen und uns selber mit eigener fachmännischer Führung die Beschränkung und die Eingrenzung der persönlichen Initiative auferlegen, damit der gegenseitige Wettstreit oder rück sichtsloses Streben nach einem guten Geschäft nicht Formen an nimmt, die die Achtung des außenstehenden Kunden vor dem Buch und dadurch vor den Kulturgütern ganz allgemein verringert. Hier ist eine Grenze, die nicht übersehen werden darf und die sich das Gewerbe selbst nach seiner eigenen Erfahrung setzen soll. Auf den Reisebuchhandel angewendet: es ist jedem freigestellt, den eigenen Unternehmungsgeist ungehemmt walten zu lassen, solange das Buch nicht als Kulturgut über der Bemühung um das Geschäft und über der Bemühung, die Konkurrenz auszuschalten, vergessen wird. V o r der Ausstattung, die ein Buch annimmt und den Mitteln, mit denen es verbreitet wird,/muß die Achtung vor dem geistigen Wert des Buches stehen. Immer muß Aus stattung und Vertrieb als Dienstleistung am Inhalt des Buches auch vom Laien erkannt werden können und empfunden werden. Immer muß also der Inhalt als das Vornehmste geachtet werden. Es geht also nicht an, daß eine schöne Ausstattung für einen elenden Text geschaffen wird, !nur um jedenfalls ein Geschäft zu machen. Es geht nicht an, daß zu einem vorhandenen Bildmaterial irgendein Text in Auftrag gegeben wird, und es geht erst recht nicht an, eine den Laien blendende, in Wahrheit aber billige Aus stattung zu verwenden, um einen hohen Preis äußerlich zu recht- fertigen. Und ebenso geht es im Vertrieb nicht au, daß Gott und der Kanzler vor den Kunden angerufen werden, um ein Kochbuch loszuwerden, oder daß Empfehlungen von Persönlichkeiten er schlichen werden, die dem Volke heilig sind, nur um eine gewinn reiche Bagatelle an den Mann zu bringen. Ich spreche hier in Ex tremen, um deutlich sein zu können. Aber es gibt selbst für diese Extreme traurige Beispiele; und der Gedanke, das Buch,zur ge schäftlichen Ausbeute einer Konjunktur zu benutzen, hat eine Fülle unerfreulicher Erscheinungen hervorgerufen, gegen die der gute Reisebuchhandel nunmehr mit allen Kräften Vorgehen wird. Aber nicht nur in der Bekämpfung dieser Ausnahmen sieht die Beobachtungsstelle des Reisebuchhandels ihre Aufgabe, sondern allgemein gesprochen darin, dafür zu sorgen, daß der Unerfahrene und Buchunkundige, an den der Reisebuchhandel gerade vornehm lich herangeht, für den hohen Preis, in dem die Werke dieses Ge werbes der Natur des Geschäftes entsprechend stehen müssen, auch ein hochwertiges Buch in die Hand bekommt. Es ist Aufgabe der Beobachtungsstelle zu verhindern, daß verlegerische Arbeit, reise buchhändlerisches Bemühen und schließlich das Geld der Leute mit kleinem Einkommen auf minderwertige Bücher verschwendet werden. Es wird nicht die Aufgabe der Beobachtungsstelle sein, an dem Inhalt der im Reisebuchhandel befindlichen Werke Aussetzungen zu machen, dazu sind andere Stellen berufen, aber 434 sie wird darauf sehen, daß der Wert des Buches, der in seinem Inhalt liegt, nicht überteuert wird, daß nicht durch unnatürlich aufgeblähte Ausstattung ein Preis konstruiert wird, den der Leser des Buches nach dem Ankauf als ungerechtfertigt empfinden muß. Zur Verdeutlichung/dessen, was hier gemeint ist, genügt ein Blick auf die Geschichte des Reisebuchhandels. Der Anfang des Reise buchhandels war der Vertrieb großer Konversationslexika, die mit sparsamer, aber guter Ausstattung einen Inhalt umfassen, der jedem Laien, selbst wenn er das Buch vor dem Erscheinen des Neisevertreters nicht hatte kaufen wollen, einen Reichtum ver mittelt, aus dem er sein ganzes Leben Nutzen und geistige Werte ziehen kann. Der Vertrieb der sogenannten Prachtwerke hat sich erst später entwickelt, und e r ist über die Grenzen hinausgegan- gcn, die nach dem Empfinden eines ordentlichen und standesbe wußten Buchhändlers nicht überschritten werden durften. Setzen wir es uns also in der Vereinigung am Reisebuchhandel inter essierter Verleger und in dem Verein der Reise- und Versandbuch handlungen zum Ziel, Bücher in den Reisebuchhandel zu bringen, welche in der Ausstattung vorbildlich und schön find und dadurch eine dauernde Freude für den Besitzer des Buches vermitteln, die aber in ihrem Kostenaufwand noch lange nicht an den Wert heran reichen, den das Buch durch seinen Inhalt darstellt. Auch die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Buchvertreter hat den festen Willen, den Vertreter zu größerer Achtung vor dem Buch zu er ziehen, das er an den Laien verkauft. Auch diese Erziehung wird unter einer solchen Produktion leichter vor sich gehen, als wenn der Markt weiter mit unerfreulicher Konjunkturware überschüttet wird. Die Mittel, dieses Ziel zu erreichen, sind durch die Anord nungen des Präsidenten der Reichsschrifttumskammer an die Hand gegeben. Es wird nun unsere Aufgabe sein, diese Mittel so anzu wenden, daß der beabsichtigte Erfolg in vollem Umfange erreicht wird. Die Zusammensetzung der Beobachtungsstelle bietet Gewähr dafür, daß die Beurteilung eine sachgemäße und gerechte sein wird und ich glaube, daß dadurch, daß das Gewerbe selbst an dieser Beobachtungsstelle so sehr lebhaft interessiert ist, und dadurch, daß die Ideen, die zu ihrer Einrichtung führten, zugleich in dem Gewerbe lebendig waren, die Auswüchse, gegen die die Beobach tungsstelle energisch einschreiten würde, von selbst zum Fortfall kommen, sodaß die Arbeit dieser Stelle eine ausschließlich posi tive, fördernde und in wenigen Fällen nur eine maßregelnde zu sein braucht. Um diesen Weg zu sichern und um die Arbeit in der Beobachtungsstelle in diesem Sinne zu unterstützen, möchte ich Sie noch einmal bitten, als Leiter Ihrer Verbände auf Ihre Mitglieder im gleichen Sinne einzuwirken, denn ich weiß, daß der Geist und die Persönlichkeit des einzelnen Buchhändlers und Ver legers in unserem Gewerbe ganz besonders ausschlaggebend ist, und ich hoffe sicher, daß die Entschlossenheit des einzelnen hier an der Beobachtungsstelle und an der gesamten Kulturkammergesetz gebung in Zukunft so Mitarbeiten wird, daß nicht nur das Gesetz, sondern auch seine Durchführung eine einzige große und gemein same Dienstleistung am deutschen Buche wird. Aufgabe und Würde des Zeilschrifttums. Von AdolfKriener. Es ist nicht weiter verwunderlich nnd kann als ganz natür licher Vorgang angesehen werden, daß die deutsche Revolution von 1933 auf fast allen Gebieten des Politischen und wirtschaftlichen wie auch des kulturellen Lebens von Erscheinungen begleitet wurde und noch wird, die mit dem nationalsozialistischen Umbruch nur leichte Tuchfühlung haben, im übrigen aber weder revolutionären Charakter noch wertvolles Ideengut in sich tragen und daher im Grunde nichts anderes bedeuten als gefahr- und belanglose Äuße rungen einer an geschichtlichen Ereignissen reichen Zeit. Im allge meinen pflegen derartige Erscheinungen, die im Gefolge eines jeden großen, geschichtlich bedeutenden Geschehens auftreten und diesem nachziehen wie die Marketender einem Heer, über kurz oder lang von selbst auf ein erträgliches und harmloses Maß zurückzugehen oder gar zu verschwinden; auch das nach einem warmen Regen plötzlich aus der Erde schießende Unkraut bleibt kraftlos und ver-
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