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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1935
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- 1935-10-05
- Erscheinungsdatum
- 05.10.1935
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- Deutsch
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232, 5. Oktober 1935. Redaktioneller Teil Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Junge Bauerndichtung Zum Erntedanktag am 6. Oktober vr. tl. I.. — Im Zuge der durchgreifenden Erneuerung des deutschen Lebens hat sich auch innerhalb der deutschen Bauern- dichtung ein entscheidender Wandel vollzogen. Das Problem der Bauerndichtung an sich ist in den letzten Jahren häufig er örtert worden; wir haben uns gewehrt gegen eine literarische Ver- oberflächlichung des uns allen heiligen Blut und Boden-Gedan kens; wir haben unsere Dichter beschworen, von diesem Gedanken möglichst wenig zu reden, ihn statt dessen um so überzeugender zu gestalten; wir haben aber auch abgelehnt, es die ganze Bauern dichtung, der wir so viele unvergängliche Werke verdanken, ent gelten zu lassen, wenn uns eine Reihe von literarischen Freibeutern den von ihnen erzeugten Schund als echte Ware aufzuschwätzen versuchte. Heute beginnt innerhalb dieses wichtigen Schrifttumsgebietes Ordnung zu werden, und zwar bedingt durch die schöpferische Tat junger Dichter, die das Wollen des Nationalsozialismus erlebnis mäßig in sich tragen, die darum nie der Gefahr erliegen werden, uns Literatur zu geben, wo wir Leben und Sinnbild fordern. Im Schaffen dieser Dichter ist zunächst bezeichnend eine Ab kehr von der überkommenen Form des Bauernromanes, wobei wir hier nicht nur die äußere Romanform an sich meinen, son dern mehr noch die innere Form des stofflichen Standpunktes, die uns den Bauern allzuoft von der Stadt her sehen ließ, was im Reden, Handeln und Erleben der Gestalten solcher Bücher mit unter zu groben Verfälschungen führte. Der Literatur-Bauer der artiger Machwerke ruft heute höchstens noch ein Lächeln hervor, auch der Städter glaubt ihm nicht mehr; er hat inzwischen ein- fehen gelernt, daß der deutsche Bauer in Wirklichkeit ganz anders aussieht, als jene dörflichen Unterhaltungsromane dritten und vierten Ranges es ihn glauben machen wollten. Die junge Bauerndichtung, die sich, wie angcdeutet, vom Roman abgcwcndet hat, greift zu den Gcmcinschaftsformen des Gedichts, des Chors, des chorischen Spiels, des Hörspiels usw. Sie steht in unmittelbarer Verbindung mit dem Gemcinschaftserleben an sich; sie hat den Sinn der bäuerlichen Lebensform und ihrer unermeßlichen Bedeutung für den Aufbau des gesamten Volks lebens in einer ganz neuen Weise begriffen. Der Bauer ist für sie nicht mehr »Gegenstand» der Dichtung, sondern Quelle und Ur grund, er steht für sie nicht als literarisches Objekt neben dem Leben, sondern sie gestalten ihn als das tragende Glied der Volks gemeinschaft in der Schönheit, Schwere und Größe seines Tuns, in der wiedergewonnenen Heiligkeit der deutschen Erde, in der vom ganzen Volke gefühlten Dankbarkeit für den in mühevoller Arbeit dieser Erde abgerungenen Segen. »Segen der Bauernschaft» nennt Hans Jürgen Nierentz ein chorisches Erntespiel, das ausklingt in einem dankbar erhobe nen Anruf an den »Atem der Erde»; »Atem der Erde geht über Gottes beackerte Welt, Atem der Erde weht und verweht über Furchen und Feld, Atem der Erde haucht uns an ans singendem Mund, der uns singt von der Erde und ihrem demütigen Grund; Erde Gottes. Atem der Erde, lebendig in jedem Gebet, das über Felder der reisenden Ernte geht. Erde Gottes.» Ernteleben als eine der größten sinnbildlichen Handlungen im Volksleben überhaupt gestaltete Ferdinand Oppenbcrg in seinem Spiel »Wir binden die Garben». Herbert Böhme, Wolfram Brockmeier und andere aus der jungen Garde gesellen sich den Ge nannten zu, um das Lied des neuen Bauerntums zu singen. Er innert muß in diesem Zusammenhang auch werden an Eberhard Wolfgang Möllers schöne Bauernkantate in dem preisgekrön ten Werk »Be ru f u n g d e r Z c i t». In der Lyrik der jungen Dichter steht der Arbeiter immer unmittelbar neben dem Bauern; die unglückselige Trennung dieser beiden Arbeitswelten ist dadurch auch in der Kunst aufgehoben; ihre glückvolle Einheit hat Nierentz schon in seiner »Sym- P h o n i e d e r A r b e i t» gedeutet; wir begegnen ihr auch wieder bei Ferdinand Oppcnberg, dessen erster Versband den bezeich nenden Titel trägt; »Sirenen ton und Sichelklang». Hier steht ein Gedicht »Scheunenbrand« neben einem »Gruben brand», oder ein anderes; »Der Bauernhof« neben: »Großstadt haus». Aber nicht nur im Stofferlebnis, auch in der reinen Emp findung zeigt sich diese neu gewonnene Einheit des Lebens, wie z. B. in dem neuen Gedichtband Wolfram Brockmeiers »Einkehr und Wandlung« zum Ausdruck kommt. Der Dichter geht vom Erleben des einzelnen aus, aber immer mündet er selbstver ständlich ein in das Gemeinschaftserleben, was in diesem Band besonders schön eine Reihe von Bauerngedichtcn zeigen, z. B. das »Jungbauernlied-, dessen erste Slrophe hier wiedergegeben sei; »Wir sind die junge Bauernschaft, Des Volkes Mark, des Landes Kraft, Wir dienen stumm, am Pflug die Kaust. Ob Sonne dörrt, ob Sturm uns zaust: Wir sind des Bodens Hüter. Die Hand, die sät, Die Kaust, die mäht, Sind unsre Adelsgüter!« Auch Johannes Linke mit der reichen Fülle seiner »Baum»- Dichtung muß hier genannt werden, denn auch hier geht es um nichts anderes als um die neu gefühlte Lebenseinheit, um den »Mütterlichen Gesang vom Wurzeln und Wachsen«. Nur wenige Namen konnten hier angeführt werden; sie mögen stehen für die junge Dichtung insgesamt, die von der Un zulänglichkeit eines großen Teils älterer Bauern- Lite ratur mit so schöner Selbstverständlichkeit weggefunden hat zur Schaffung einer neuen Bauern-D i ch t u n g, aus dem Geist der von der nationalsozialistischen Bewegung geschaffenen Lebensein heit und Lebensordnung unseres Volkes, die an den großen Fest tagen des deutschen Arbeiters und des deutschen Bauern jeweils ihren erhabenen, dein ganzen Volke, der ganzen Welt sichtbaren Ausdruck finden. Der Auftrag an den Dichter Göh Otto Stoffregen Präsidialrat der Reichskulturkammer Die Tagespresse und das Börsenblatt haben in den letzten Tagen ausführlich von der Auslösung des Reichsverbands der deutschen Schriftsteller (RdS) berichtet und mitgeteilt, daß der frühere RdS jetzt unmittelbar der Reichsschrifttumskammer unter stellt werde. Eine Unmenge von unzutreffenden Vermutungen und Gerüchten wurde an dü p Auslösung geknüpft, die nunmehr in der großen Kundgebung des RdS in Berlin am 26. September in er frischender Weise Aufklärung fanden. Wichtiger noch als die Klar stellung der rein organisatorischen Fragen waren bei dieser Kund- 830 gebung die Ausführungen verschiedener Persönlichkeiten der Reichskulturkammer und der Reichsschrifttumskammer über die Stellung des Dichters in seinem Volk und über seinen Auftrag vom Volk her. Den Abend, der von etwa tausend Berliner Schriftstellern besucht war, eröffnete der Geschäftsführer der Reichsschrifttums kammer Prof. vr. Suchenwirth, der das Wort an den Ge schäftsführer der Reichskulturkammer Pg. Moraller gab. Die ser rollte in seiner Ansprache ein Bild der letzten fünfzehn Jahre
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