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01-Sonderausgabe Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.04.1940
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Titel
- 01-Sonderausgabe
- Band
- 1940-04-20
- Erscheinungsdatum
- 20.04.1940
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-1940042001
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-19400420010
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- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-1940042001
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1940
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Reich im Namen der norddeutschen Buchhändler, die Frankfurter Messe nicht mehr zu besuchen, der zur Gründung einer „Buchhan- delögesellschaft in Deutschland", der ersten StandeSorganisation, führte. Wenn auch dieser erste Versuch des Zusammenschlusses der deutschen Buchhändler noch zu verfrüht war und daher nicht den er wünschten Erfolg hatte, so hat doch die neue Idee die Zeit überlebt. Ihre Erfüllung batte vor allem die vollkommene Wandlung der alten Buchhandelsmesse vom Tauschhandel zum Rechnungsgeschäft, zur Jahresabrechnung, zur Voraussetzung. Diese Umwandlung des Buchhandelsbetriebes vollzieht sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahr hunderts. Dabei ging inan zum modernen Konditionsverkehr über, d. h. zu der bedingten Lieferung des Verlegers an das Sortiment statt des bisherigen festen Verkaufs. Die Erkenntnis, daß Zeitgewinn Geldgewinn bedeutet, verlangte immer mehr nach Vereinfachung der Geschäfte und bewirkte eine börsenmäßige Zentralisierung der ge meinsamen Abrechnung. Seit 1792 fand diese sogenannte „Buch händlerbörse" auf Betreiben des Leipziger Kommissionärs Paul Gott helf Kummer in dem Richterschen Kaffeehaus auf der Katharinen straße statt. 1797 veranlaßte Karl Christian Horvath aus Potsdam ihre Verlegung aus räumlichen Gründen in den theologischen Hörsaal der Universität, das einstige Sommerrefektorium der Dominikaner mönche. Die letzten Vorstufen zum „Börsenverein der Deutschen Buchhändler" waren erreicht. Am Sonnabend vor Kantate, am IO. April 1825 wurde er gegründet. Friedrich Campe aus Nürnberg war der Verfasser der neuen Börsenordnung. Der Verein, der, wie sein Name sagt, der Erhaltung und dem weiteren Ausbau der „Börse" dienen sollte, ging bald über diese Aufgabe weit hinaus. Sein Arbeitsgebiet erstreckte sich auf alle Fragen des Buchgewerbes, die Herstellung, Absatz und rechtlichen Schutz betreffen. Daß die deutschen Buchhändler den Sitz ihrer nach dem Prinzip der Selbst verwaltung geschaffenen einzigartigen Spitzenorganisation, die bald ganz Deutschland umspannt und zahlreiche Mitglieder im Auslande besitzt, nach Leipzig legten, war nur die Anerkennung eines schon lange bestehenden Zustandes. AuS demselben Grunde wurde auch die Ver waltungsstelle der Organisation des reichsdeutschen Buchhandels im ständischen Aufbau des deutschen Volkes, die Gruppe Buchhandel in der Reichsschristtumskammer, nach Leipzig gelegt. 1856 erhielt die „Buchhändlerbörse" ein eigenes Haus auf der Ritterstrasie. Dasselbe wurde 1888 durch daö neugebaute viel geräumigere „Deutsche Buch händlerhaus" in der Hospitalstraße ersetzt, daö jetzt der neue Mittel punkt des Buchhändlerviertels wird an Stelle der Universität, deren Nähe bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts vom Buchhandel be vorzugt wurde. Schon bevor der Börsenverein sein eigenes Haus be saß, wurde im Jahre 1854 das eigene Fachorgan, das „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel" in das Leben gerufen. In Leipzig erscheint auch das 1859 gegründete „Areßbuch für den deutschen Buchhandel", in dem alle deutschen und mit dem deutschen Buchhan del verkehrenden ausländischen Firmen zu finden sind. Auch dieses ist bis zum heutigen Tage ein eindrucksvolles Zeugnis für das Anwach sen der Bedeutung von Leipzig als Bücherstadt. Leipzigs neue ausgezeichneten buchhändlerischen Einrichtungen der Organisation und des zentralisierten Verkehrs hatten zur Folge, daß sich der Buchhandel schließlich von der Messe ohne Beeinträchtigung des Leipziger Platzes abgelöst bat. Als 186O der Meßkatalog voll- ständig eingeht, hatte er schon jahrzehntelang ein wenig beachtetes Dasein geführt. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts hatten drei tat kräftige Leipziger Verleger, Hinrichs, HeinsiuS und Kavser periodisch erscheinende Bücherverzeichnisse, die sich sehr ähnlich waren, heraus gegeben. Aus diesen wurde schließlich die offizielle Bibliographie des deutschen Buchhandels, als der Börsenverein diese Aufgabe selbst übernahm. Die umwälzenden großen Erfindungen auf allen Gebieten deö Buchgewerbes, die im 19. Jahrhundert eine neue Epoche für Buch druck und Buchhandel einleiteten, wurden von Leipzig mit Wagemut und weitschauendem Blick schnell übernommen und zunutze gemacht. Karl Christoph Traugott Tauchnitz führte als erster in Deutschland 1816 die Stereotypie ein und Friedrich Arnold Brockhaus stellte I826nlS erster in Leipzig die von Friedrich König erfundene Schnell presse in seinen! Betrieb auf. Die Schnellpresse war zweifellos die folgenreichste Erfindung im Buchgewerbe seit Gutenberg und ermög lichte erst die heutigen Riesenauflagcn in kürzester Zeit. Ohne diese Erfindung wäre die ungeheure Entwicklung unseres modernen Zei- tungswesens gar nicht denkbar, an dein auch Leipzig großen Anteil gehabt hat. Zu den ersten Vertretern deö neuen technischen Zeitalters gehört auch Benedikt Gotthelf Teubner, als Drucker und Verleger in gleicher Weise bekannt. Verschiedene Welthäuser des Leipziger Buch gewerbeö sind wie die eben genannten noch mit dein ausgehenden 18. Jahrhundert verknüpft und reichen mit ihrem Werk durch Gene rationen weit in das 19. Jahrhundert, oft sogar bis in unsere Tage hinein. Um nur einige wenige Beispiele zu nennen: noch heute ist die großartigste Unternehmung von Friedrich Arnold Brockhaus, der 18O5 die Firma gründete, sein Konversationslerikon, als „der Brock haus" ein Begriff in der Welt, ebenso wie „der Metter", der von dem Gründer des schon über hundert Jahre bestehenden Bibliogra phischen Instituts, Karl Josef Meyer, ins Leben gerufen wurde. Auch Meyer wurde dabei, wie verschiedene Verleger des 19. Jahr hunderts, von dein Gedanken bestimmt, Bildung und Wissen volks tümlich für die breitesten Schichten zu machen und die literarischen und künstlerischen Schätze in alle Kreise zu tragen. Von denselben Ideen ließ sich bei seinen Verlagsunternehmungen auch Johann Ja kob Weber leiten, der Gründer der seit siebcnundneunzig Jahren er scheinenden, bis zum heutigen Tage vorbildlich gebliebenen „Leipziger Illuftrirten Zeitung". Diese hat auch durch die Wiedererweckung des Holzschnittes die graphischen Künste richtunggebend beeinflußt. Das Bild trat seinen Siegeszug von Leipzig aus in den Zeitschriften und bald auch in den Tageszeitungen an. Es sei nur die von Ernst Keil 1855 in Leipzig gegründete „Gartenlaube" genannt. Auch Anton Philipp Reclam hatte sich zur Aufgabe gemacht, bestes Schrifttum für alle zu billigsten Preisen zu schaffen. In seiner „Universalbiblio thek", die 1867 mit Goethes Faust I. Teil in Erscheinung trat, hat er diese Idee verwirklicht. Dabei kam ihm die Aufhebung der Schutz rechte der über dreißig Jahre toten Dichter und Schriftsteller durch ein norddeutsches Vundesgesetz wesentlich zu Hilfe. So entstand zum ersten Male eine umfassende Sammlung der Literatur aller Zeiten und Völker, die schon über 75OO Nummern zählt. Die Reclam-Hefte sind in vielen Millionen von Exemplaren über die ganze Welt ver breitet und haben kostbares Kulturgut zum Gemeingut Aller gemacht. Reclams Reihengedanke hat wiederholt Schule gemacht, besonders vorbildlich in der „Insel-Bücherei". In diesem Zusammenhang ist auch der „Baedeker" zu nennen, der weltbekannte und berühmte Reiseführer für jedermann, und die Tauchnitz-Edition der 1841 ge gründeten bekannten Collection ol brritigh autllor8. Das allgenieine Verlangen nach guten und billigen Notendrücken wird von dem Verlag Breitkopf Lc Härtel, der mit dem Ruhm von Leipzig als Musikstadt seit dem Wirken von I. G. I. Breitkopf fest verknüpft ist, erfüllt. Wie dieser Verlag sich für die großen deutschen Meister der Tonkunst mit Erfolg eingesetzt hat, so trug Karl Fried rich PeterS, der 1814 den vierzehn Jahre vorher gegründeten Ver lag „Vuresu cle IVIusique Hoffmeister und Kühnel" erwarb und unter seinem Namen weiterführte, mit Kräften dazu bei, daß Leipzig im Musikalienverlag die Führung behielt. Die 1825 gegründete Firma Friedrich Kistner hat sich zu einem der angesehensten Musik- Verlage entwickelt. Auch ein ausgedehnter Zeitschriftenverlag und ein tatkräftiger Sortiments- und Antiquariatsbuchhandel halfen neben dem Kommissionsbuchhandel mit, den Ruhm der Buchftadt zu ver größern. Es ist verständlich, daß in dem buchhändlerischen Verkehrsmittel punkt, der ein Sammel- und Stapelplatz aller literarischen Erzeug nisse geworden war, auch zahlreiche auswärtige Verleger ihre Bücher und Zeitschriften drucken und binden ließen. So ist Leipzig die wich- tigfte und leistungsfähigste buchgewerbliche Werkstatt Deutschlands geworden. Rund die Hälfte aller im Buchgewerbe überhaupt Be- Nr. 92 Sonnabend, den 20. April 1k!0 13
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