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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1928
- Strukturtyp
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- 1928-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1928
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- Deutsch
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X- 220. 20. September 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d Dtscbn. Buchbandel. krates die abgebrauchte Dialektik der Sophisten und Christus das tote Schriftgelehrtentum im jüdischen Volk überwunden habe. Erst wenn diese Arbeit geleistet sei, besteht nach seiner Meinung Aussicht, daß die Literatur jeder Gattung wieder auf leben würde. Die neuen Strömungen innerhalb der Jugend, insbesondere die Entwicklung eines neuen Körpergefühls warnte der Redner, nur im ablehnenden Sinne zu betrachten; sie schei nen ihm vielmehr einer positiven Würdigung wert und er riet, zu prüfen, wie weit in ihnen Anknüpfungspunkte für eine Wie dergeburt des Geistes gegeben seien. Reicher Beifall belohnte die formvollendeten Ausführungen, denen die Versammlung mit gespanntester Aufmerksamkeit gefolgt war. Als zweiter Redner sprach danach Herr vr. Ackva vom Kommissionshaus Deutscher Buch- und Zeitschriftenhändler in Leipzig über die Wirtschafts- und Kreditlage im deutschen Buch handel. Seine von eingehender Sachkenntnis getragenen Aus führungen zogen immer wieder die Verbindungsfäden zu den besonderen Verhältnissen des Buchhandels und den allgemeinen wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten und Erscheinungen. Er er läuterte insbesondere zunächst die buchhändlerische Überproduk tion, die nach seiner Ansicht teils eine gewollte, teils eine zwangs läufige ist. Im Anschlüsse daran erörterte er die Absatzstockung und im Zusammenhang damit die Frage der Rationalisierungs möglichkeiten im Buchhandel. Bei der Behandlung der ver schiedenen Möglichkeiten, die Absatzstockung zu mildern, kam der Redner auch aus Schleuderei, Unterbietungen und Scheinaus verkäufe zu sprechen. Im weiteren Verlauf erörterte er den Hauptteil seines Themas, die Kreditlage. Hier wies er auf die Gefährlichkeit einer Überspannung der Kreditnahme und des Kreditanspruchs hin und schilderte die Abhängigkeitsverhältnisse vom Kreditgeber, die sich aus falscher Kreditpolitik ergeben. Die Kreditlage im Buchhandel ist seiner Meinung nach nicht normal, denn beachtliche Teile des Verlags wie des Sortiments befänden sich wegen der ungünstigen Wirtschaftslage bereits in Abhängig keitsverhältnissen, die rationale Wirtschaftsmaßnahmen erschwer ten. Im Sortiment sei man unter dem Druck der Verhältnisse vielfach schon von der Vorratswirtschaft zur reinen Umsatzwirt schaft übergcgangen, was der Vortragende als nicht unbedenk lich bezeichnete. Nach seiner Meinung müßte vielmehr auch jetzt eine vernünftige Lagerpolitik weiter vornehmstes Ziel bleiben. Nach weiteren allgemeinen Erörterungen der Kreditprobleme unterstrich der Redner als besonders wichtig die Forderung, daß das Sortiment in der Gewährung von Krediten an das Publikum vorsichtiger und zurückhaltender werden müsse. Zum Schluß ging Or. Ackva noch ausführlicher auf die Frage der Gründung einer besonderen Buchhändlerbank ein. Er äußerte sich dazu sehr optimistisch und glaubte auch, nicht nur die Durch führbarkeit im allgemeinen, sondern eine entsprechende Renta bilität darlegen zu können. Er schloß mit der Aufforderung, gerade diesen Gedanken weiter zu verfolgen und nicht mehr aus der Diskussion verschwinden zu lassen. Auch seine Ausführun gen ernteten lebhaften Beifall seitens der Versammlung. Nach einer kurzen Frühstückspause erhielt als letzter Redner, da eine Aussprache nicht weiter gewünscht wurde, Herr vr. Keuth, der Vertreter des saarländischen Buchhandels, das Wort zu einem kurzen Bericht über die Verhältnisse im Saar land. Er führte nach allgemeinen Darlegungen die Einfuhr zahlen des Saargebiets als Beweis für erfreuliche Fortschritte an, zeigte aber auch die Schwierigkeiten in Gestalt der Einfuhr umsatzsteuer, des Zollprüfungsverfahrens usw. auf. Das Saar land hat 30°/o seines früheren Marktgebietes verloren und braucht infolgedessen auch weiterhin die Schonung und Unter stützung, die ihm in erfreulicher Weise seitens eines großen Teiles des deutschen Verlages bisher schon zuteil wird. Die Darlegungen wurden von der Versammlung mit besonderer Aufmerksamkeit entgegengenommen und das Bekenntnis des Redners zum Deutschtum und zu unentwegter Treue zum Vaterlande löste bei der Versammlung stürmische Beifallskundgebung aus. Mit Worten des Dankes an die Redner und der Befriedigung über den erfreulichen Verlauf der Veranstaltungen schloß Herr Röder danach die Versammlung und gab der Hoffnung Ausdruck, daß auch künftig alle Veranstaltungen der Art auf gleicher geistiger Höhe stehen und ein gleich erfreuliches Ergebnis zeitigen möchten. 1038 Nachdem die Damen im Laufe des Tages eine Rundfahrt durch die schönsten Teile des Siebengebirges im Auto unternom men hatten, versammelten sich am Abend alle Teilnehmer der Tagung im Düsseldorfer Hof zu einem Festmahl, bei welcher Ge legenheit Herr Röder folgende Ansprache hielt: Hochverehrte Damen und Herren! Im Namen des Vorstandes des Börsenvereins begrüße ich Sie nach getaner Arbeit an diesen festlichen Tafeln aus das herzlichste. Insonderheit begrüße ich unsere Ehrengäste, an ihrer Spitze unser liebes, hochverehrtes Ehrenmitglied, Herrn Robert Voigtländer. Ich begrüße ferner den Vertreter der Kreisverwaltung des Siegkreises, Herrn vr. Masion, den Ver treter der Industrie- und Handelskammer Bonn, Herrn vr. Crome, die Vertreter der Pressa, Herrn Generaldirektor vr. Esch und Herrn vr. Tiedmann. Wilhelm Raabe läßt den Rektor Eckerbusch im Horackcr den alten Seneca zitieren, mit folgendem Spruch: »Deshalb fehlen wir, weil wir über des Lebens Einzelheiten uns alle den Kopf zerbrechen, um das Ganze sich aber niemand kümmert«. Auch wir deutschen Buchhändler waren und sind oft allzu leicht geneigt, die besonderen Belange einer einzelnen Sparte als das Wichtigste anzusehen und uns darüber den Kopf zu zer brechen, dabei aber die Bedeutung des Ganzen aus dem Auge zu verlieren. Da ist es die Aufgabe des Börsenvereins, sich um das Ganze zu kümmern und immer wieder auszugleichen zwi schen Einzelintcressen, und das Wohl und die Bedeutung des Gesamtbuchhandels in den Vordergrund zu stellen. Wir Buch händler lassen uns gern Kulturträger nennen, ja wir tun es selbst sogar recht häufig und wenn wir dabei an die Ausübung unseres schönen Berufes im Sinne eines Perthes denken, ist dieser Anspruch auch nicht unberechtigt. Kein Geringerer als Wilhelm Wundt hat einmal ausgesprochen: »Der deutsche Buch handel hat für die Literatur und Wissenschaft mehr getan als alle Akademien der Welt zusammcngenommcn«. Wahrlich ein großes Wort, auf das wir deutsche Buchhändler stolz sein dürfen, aber: Adel verpflichtet. Wollen wir uns mit Recht so stolzen Ruhmes freuen, dürfen wir unseren Beruf auch nur im Perthesschen Sinne ausüben. Lassen Sie uns auch in dieser Stunde unserem Berufe das Gelöbnis der Treue erneuern, in dem sie Ihre Gläser erheben und mit mir einstimmen in den Ruf: »Der deutsche Buchhandel, er lebe hoch«. Der Montag führte die deutschen Buchhändler zur Besich tigung der Pressa nach Köln und am Dienstag beschloß eine Dampferfahrt von Königswinter nach Koblenz die Herbstver sammlung 1928. Die jungbuchhändlerische Arbeitswoche in Brixlegg Von Philipp Harüen-Rauch, Freiburg i. B. Im Rahmen der jungbuchhändlerischen Bewegung fand Anfang August ö. I. in Brixlegg (Tirol) eine Arbeitswoche statt, an der 35 Jungbuchhändler aus allen Gauen Deutschlands und Österreichs teil- nahmen. Die bunte Mischung aller deutschsprachigen Stämme gab der Gemeinschaft ein überaus lebhaftes Bild. Die Altersklassen der Teilnehmer erstreckten sich von 18 bis 3S Jahren. Der Unterschied in den Lebens- und Berufsjahren erwies sich für die Zusammenarbeit befruchtend. Der Junge und noch Werdende ließ erkennen, welche Anschauungen und Kräfte in der jüngsten Generation unseres Standes wie unserer Zeit Heranreisen und nach Auswirkung suchen, während der Altere und Gewordene mit seiner Erkenntnis und Erfahrung mehr zu den praktischen Ergebnissen der Arbeitswoche beizutragen ver mochte. Der äußere Rahmen der Gemeinschaft war ein sehr weiter und lockerer, alle Anklänge an die moderne Jugendbewegung waren gefallen. So kam es, daß alle Teilnehmer sich unbeengt betätigen konnten. Bei dieser Zusammenkunft ist die erfreuliche Tatsache fest zustellen, daß der katholische Jungbuchhandel aus den süddeutschen und österreichischen Ländern zum ersten Male gemeinsam mit den Angehörigen anderer Bekenntnisse und Anschauungen in Tätigkeit trat. Manch schiefes Bild in der Vorstellung des Einzelnen fand dadurch seine Korrektur und ist einer besseren Erkenntnis gewichen. Allgemein menschlich haben wir Reichsdeutschen unfern Freunden aus den öster reichischen Ländern viel zu danken. Durch ihre gemütvolle Art gaben
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